Kleine Anleitung zum Artischockenessen

Wie isst man denn überhaupt Artischocken?, wurde ich kürzlich hier gefragt. Heute zeige ich es Ihnen – am Beispiel der rohen Artischocken. Die Technik bleibt aber immer gleich  :D

Artischocken roh1

Ich bin erst in Frankreich zur Artischockenliebhaberin geworden. Ich kann mich nicht erinnern, in Deutschland je frische Artischocken auf dem Markt gesehen zu haben. Wenn wir ehrlich sein wollen, wusste ich vermutlich nichtmal wie sie aussahen, ich kannte bis dahin nämlich nur in Öl eingelegte Artischockenböden auf der Pizza. Aber selbst wenn, hätte ich sie bestimmt nicht gekauft. Wie man sie zubereitet und isst, wusste ich nämlich auch nicht.

Die allerersten “ganzen” Artischocken, die ich in Frankreich vorgesetzt bekam, waren große, und sie waren unattraktiv bräunlich weichgekocht, und während ich noch versuchte, dem Tischnachbarn zur rechten abzuschauen, wie er sie aß, hatte meine Nachbarin zur linken die ihre schon zack, zack verputzt. Tatsächlich zieht man ein Blatt nach dem anderen ab, tunkt es kurz in Vinaigrette und lutscht dann mit den Zähnen das weichgekochte untere Ende des Blattes raus. Aha. Die Tischnachbarin machte das im Akkord. Ich blickte auf den unappetitlichen Blätterhaufenrest auf ihrem Teller, sie leckte sich genießerisch die Finger ab, und ich war befremdet. Das ist es jetzt? Ich fand das Essen der Artischocken mühsam, wenig ergiebig und so richtig hat mich das damals nicht begeistert.

Monsieur aber isst Artischocken roh. Dazu kauft man die kleinen grünen oder violetten Artischocken aus Italien, sie werden auf dem Markt in kleinen Sträußchen zu vier oder fünf Stück angeboten. Ich mache demnächst mal Fotos, damit Sie eine Vorstellung haben.

Artischocken roh2

Artischocken 3

Artischocken4

Man isst sie ganz genauso, nur sind die Blätter hart, man muss sie richtig abbrechen, und das untere Ende muss ordentlich mit den Zähnen rausgezogen werden; es wird aber zarter je weiter man nach innen vordringt.

Artischocken6Gegen Ende schneidet man den Artischockenboden in feine Scheiben, tunkt diese ebenso in die Vinaigrette und dann wurschtelt man das pieksig-harte und faserige Heu aus dem Inneren, und tunkt das letzte Stückchen zarte Artischocke ein, und meist bleibt nur ein kleines, wiederum pieksendes, ungenießbares Hütchen übrig.

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Ich bin allerdings immer noch langsamer als die anderen, in diesem Fall als Monsieur, und es kam noch erschwerend hinzu, dass ich die Fotos machte. Das erklärt das Ungleichgewicht auf den zwei Tellern.

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Der Teller ist am Ende auch hier voller als am Anfang. Und die Zähne sind etwas stumpf. Ich kann bizarrerweise gar nichts zum Geschmack sagen, aber er hat absolut nichts mit den in Öl eingelegten Artischockenböden zu tun. Das ist sicher. Auf jeden Fall mag sie jetzt richtig gern, auch weil ich nicht viel für den Entrée vorbereiten muss: Artischocken abgeschnitten, Vinaigrette zusammengerührt und fertig. Und gesund ist es auch noch.

Artischocken

Artischocken

Man kann Artischocken auch selbst in Öl einlegen oder, mein Lieblingsrezept von Elisabeth Raether, das jetzt leider hinter einer Paywall steckt, mit einer Paste aus Olivenöl, Parmesan, Pinienkernen, Petersilie und Knoblauch gefüllt, essen (gekocht allerdings). Absolut köstlich, wenn auch die Hände beim Essen etwas fettig werden. Aber heute lecke ich meine Finger auch ohne Hemmungen genießerisch ab, man kann aber natürlich auch Servietten reichen.

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3 Responses to Kleine Anleitung zum Artischockenessen

  1. mhs sagt:

    MMMjamm! Mein Neid ist dir gewiss.
    Hier im Rheinland bekommt man eher die großen globe, die kleinen sind eher selten und werden auch nur einzeln verkauft. Daher war mir die rohess-Variante bisher unbekannt.
    Den großen dreht man den Stiel ab und man kann die unteren Blätter abschneiden (manchmal wird empfohlen, die untern 3 Reihen Blätter zu kürzen (ich mach das mit der Küchenschere), da sie nur hart seien). Wasser im autocuiseur (Sicomat, WMF o. ä.) zum kochen bringen und so viele Artischocken aufrecht stehend hineintun wie reinpassen, salzen und dann den Deckel drauf. Es heißt ab 10 Minuten Kochzeit sind sie gar, es kommt halt auf Größe und Frische an. Der Rest ist wie bei den kleinen: Blätter abzupfen, durch die Vinaigrette (oder aioli! oder mayonnaise au citron) ziehen und genießen.

  2. Mumbai sagt:

    auch ich hatte lange keine Artischocken-Erfahrung. Doch bestellte ich sie mal mutig
    in einem wirklich guten Restaurant und ich war vom Geschmack begeistert. Sie waren
    mit Olivenoel und Zitrone betraeufelt und gegrillt. Man darf/soll natuerlich nur das
    junge Innenleben dieser Koestlichkeit verwenden. Ebenso atraktiv finde ich sie auch
    einzeln in einer huebschen kleinen Vase….haelt ewig.