Kleiner Gruß aus den Bergen

Egal, ob wir vier oder vierzehn Tage in die Berge fahren, die Logistik ist immer dieselbe. Man schleppt immer Essen für mehrere Tage und eventuelle Gäste mit und Monsieur schleppt immer Werkzeug von A nach B und später wieder zurück. Dieses Mal kommen auch kleine, noch aufzubauende Küchenmöbel mit. Gewaschene Bettwäsche und Kleidung werden hochgefahren, ebenso die Bücher, die ich eigentlich lesen will, es dann aber nicht tue, weil ich stattdessen Unkraut jäte, Holz stapele, Möbel aufbaue, koche und mit den Nachbarn plaudere.

Immerhin wurde der mitgebrachte Laptop genutzt, um das Tennis-Finale der French Open zu sehen. Fünf Stunden lang prügelten Jannik Sinner und Carlos Alcaraz auf die kleinen gelben Bälle ein. Wahnsinn! Übrigens war dieses Mal ganz Frankreich aus dem Häuschen wegen Lois Boisson, dieser jungen Französin, die aus dem Nichts aufgetaucht ist und sich bis ins Halbfinale durchgekämpft hat. Haben Sie sie gesehen?

Und jetzt gibt es noch ein paar Bilder vom Juni. Es ist wunderschön im Juni in den Bergen. Alles ist grün und wächst. Kräuter, Gräser und Blumen sprießen überall.

Leinen-Blüten

Natürlich wächst es auch wieder auf der gekiesten Zufahrt. Aus Sicht der Natur ist es ein absolut sinnloses Unterfangen, inmitten von Wiesen ein Stück Land haben zu wollen, auf dem jetzt bitte möglichst nichts mehr wachsen soll. Während ich hier gerade Gräser herausreiße, weht der Wind schon wieder Grassamen von der Wiese nebenan, wo mir die Gräser bis zur Hüfte reichen, über den Kies. Eine Never-ending-Story.

Wilde Möhre (an der arbeite ich mich ab!)

Heute haben wir einen Ausflug in ein benachbartes Dorf gemacht, in dem ich bislang nur einmal mit Patrick, meinem ersten Mann, war. Das ist fast zwanzig Jahre her. Sie sehen, man kommt nicht so richtig herum, wenn man ein eigenes Berghaus hat, bei dem es immer etwas zu tun gibt. Ich hatte vergessen, dass die Straße dorthin so lang, so eng und so kurvig ist.

Am Wegesrand: Gedenken an Jean Vercelli, 20 Jahre alt, von den Deutschen im Juli 1944 erschossen
Blick auf die Serpentinenstraße

Glücklicherweise kam uns niemand entgegen. In der Auberge, die leider keine Internetseite hat, gibt es nur ein Menü, das in den Grundzügen immer gleich ist. Aber es ist perfekt: Als Entrée gibt es selbst gemachte, mit Kürbis gefüllte Ravioli in einer Walnusssauce, danach Lammkeule und Zucchinigratin, grünen Salat und eine Auswahl von regionalem Käse. Zum Dessert gibt es selbst gemachte Apfeltarte oder Crème Caramel, Kaffee und wer mag, bekommt noch selbst gemachten Génépi zum Verdauen. Die Portionen sind üppig und danach rollt man zu einem kleinen Verdauungsspaziergang durch das winzige, absolut ruhige Dorf. Die Straße endet hier, es gibt also keinen Durchgangsverkehr.

Das Schild zeigt es richtig an: Der Wanderweg ist in der Tat der Wiesenpfad da rechts unten
Links Wanderweg nach Châteauneuf, geradeaus ist der Weg verboten, weil irgendwo Gelände abzurutschen droht
Blick auf Châteauneuf d’Entraunes

Dann fahren wir müde wieder nach Hause, machen eine lange Sieste. Später kommt eine Nachbarin vorbei und wir besprechen die Sommeraktivitäten des Dorfes (wir werden, wenn dieses Jahr alles gut geht, wieder einen Lotto-Nachmittag organisieren). Und heute Abend sind wir immer noch so satt von mittags, ich musste ausnahmsweise nichts mehr kochen! Hurrah!

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13 Responses to Kleiner Gruß aus den Bergen

  1. Marion sagt:

    Einfach herrlich. Leben wie Gott in Frankreich…

    • dreher sagt:

      Haha, ich wünschte, jemand hätte heute ein Foto von mir gemacht, wie ich unseren Gulli saubergemacht habe – mit dem Arm bis zum Ellbogen im Schlick … ganz Göttin in Frankreich ;-)

      • Marion sagt:

        😮😁 Dein Pragmatismus ist schon bewundernswert. Ich könnte das, glaube ich, nicht, und bin echt froh, dass mein Cousin oder irgendein Handwerker vor Ort ist für solche Arbeiten. Vielleicht bin ich aber auch zu verwöhnt in dieser Hinsicht. Jedenfalls fällt mir alles Körperliche eher schwer. Und wenn’s eklig wird, hört’s ganz auf… Nach dem Rattenschaden im Keller bin ich eher bereit, meine persönlichen Sachen wegzuwerfen (Ratschlag des Kammerjägers), als mich nochmal dran zu trauen und zu prüfen, was zu retten ist (so schlimm sieht’s nämlich nicht aus)… Mal sehn…🙄

        • dreher sagt:

          Das Hof- und Landleben wirft einen gnadenlos ins Leben sag ich nur 😁 Gulli säubern habe ich ja damals für die Gemeinde schon gemacht. Und auf dem Hof habe ich so allerhand an “Ekligem” gesehen und gemacht, einschließlich Schweinedarm säubern 🤢🥴.
          Ratten haben die Angewohnheit auf alles zu pissen, zumindest, wenn sie fressen, der Geruch ist so eklig, dass ich nichts von dem, was Ratten angefressen haben, behalten würde.
          Das habe ich in der Coopérative gelernt, da hatten wir eine Rattenplage in unserem Getreidespeicher. Wir konnten all die angefressenen Säcke mit Getreide nicht (billiger) weiterverkaufen, weil die Hühner und Hasen es nicht mehr wollten 😔🤷

  2. Gundula Mehlfeld sagt:

    Wunderschön habt ihr es da – gut, daß es kein “Gullibild” von dir gibt! Du hättest aber ein unter/neben den Rosen beifügen können! LG Gundula

  3. sunni sagt:

    Die Fotos sind trotz allem ein Traum. Im täglichen Allerlei vergißt man das an jedem Ort schnell. Ich schaue sie mir bestimmt noch viele Mal an, das hilft ein Stück weiter. Grüßen Sie die Berge und Täler und auch die Wilde Möhre :-))! Herzlich, Sunni

  4. Pingback: 25-06-12 Das tragische Schicksal zweier Teekannen – iberty.de

  5. Croco sagt:

    Es ist schön da, wo ihr lebt.

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