Es ist schon so viel passiert in diesem bereits so unerfreulichen Jahr und wir haben immer noch Januar. Verrückt. Privat auch nicht gerade fröhlich. Die Eltern werden alt und pflegebedürftig. Wahrscheinlich kennen Sie das, wir sind alle in der gleichen Generation, oder vielleicht haben Sie das auch schon erlebt, und wissen, wie sich das anfühlt. Man wird erst wirklich empathisch, wenn man selbst betroffen ist. Das wird hier kein Thema sein, nur indirekt, denn gerade wenn ich nicht schreibe, bin ich im ganz realen Leben unterwegs.
Unterwegs auch im wörtlichen Sinne. Zum ersten Mal fahre ich direkt vom Bergdorf zum Flughafen, mit dem einzigen Bus, der hier morgens um 7.25 Uhr im nächstgrößeren Dorf abfährt und in gut zwei Stunden Nizza erreicht. Wenigstens muss ich mich klimatisch nicht so umstellen, von den 17 Grad, die es an der Küste gerade hat, sind hier nicht einmal 7 spürbar. “Gefühlte 4 Grad” sagt die Wetter-App. Der Wind heult ums Haus, der Himmel sieht fahl und nach Schnee aus.
Es soll hier aber nicht zu trübe werden, ich schicke Ihnen ein paar Bilder von einem schönen Sonntag: Eine Freundin hatte mich in die Oper nach Nizza eingeladen, ich war in all den Jahren noch nie dort gewesen, es ist fast unbegreiflich, aber Monsieur ist alles andere als mélomane, im Gegenteil, er ist völlig unmusikalisch und klassische Musikveranstaltungen sind für ihn keine Freude.
Als wir in Nizza ankamen war es nass und grau.
Gleichzeitig fand entlang der Promenade ein Marathon statt, was uns die Anfahrt und das Parken etwas erschwerte, da die Innenstadt und die Promenade des Anglais weiträumig abgesperrt waren. Nizza hat aus dem Attentat vom 14. Juli 2016 gelernt und die Promenade in den letzten Jahren stark abgesichert, zusätzlich werden bei solchen Veranstaltungen aber auch Absperrgitter aufgestellt, aber natürlich reicht ein Gitter mit einem Durchfahrtsverbot-Schild nicht aus, überall stehen nun mehrere Reihen Absperrgitter, auch die LäuferInnen werden so geschützt, und an allen eventuellen Zufahrten und jeder Querstraße zur Promenade stehen zusätzlich Busse oder LKW quer.
Und eigentlich waren viel mehr Menschen unterwegs.
Ich habe es versäumt, die Oper von außen aufzunehmen. Nur den Künstlereingang habe ich dokumentiert.
Innen ist sie wunderbar altmodisch. Ich war ganz entzückt!
Es war eine Kindervorstellung, aber es waren auch Erwachsene ohne Kinder da, um “Bilder einer Ausstellung” von Modest Mussorgski zu hören, das habe ich in der Schule im Musikunterricht durchgenommen, ich war selbst erstaunt, wie viel ich davon noch im Gedächtnis hatte.
Das nächste Mal werden wir uns eine der kleinen Logen suchen. Ich habe von der verstorbenen Schwiegermutter ein Opernglas geerbt, das wird dann zum Einsatz kommen. Ganz schick.
Mir fiel auch die Version von Emerson, Lake und Palmer wieder ein. Ich erinnere mich sogar an das Cover der Langspielplatte, die ich einmal besessen habe. Aber ach, die Herren Emerson und Lake sind bereits verstorben, wie ich Wikipedia entnehme. So gehts …
Als wir wieder aus der Oper kamen, war der Himmel blau und wir spazierten noch ein wenig am Strand und an der Promenade entlang.
Das ist ein alter Blog, oder sagen wir mal, der Blog an sich ist irgendwie veraltet, so ein Boomer-Ding, nicht wahr, aber dieser hier war, als er vor 14 Jahren nach der Brigitte-Zeit neu gegründet wurde, als reiner Textblog gedacht, und ganz am Anfang gab es noch nicht mal Fotos, und später dann nur ganz kleine. Jetzt gibt es zwar große Fotos, aber es ist sehr kompliziert, selbst gemachte Videos hier einzubauen. Sonst hätte ich Ihnen natürlich auch Meeresrauschen mitgegeben, aber das geht – zumindest spielerisch einfach – nur in den anderen, teilweise fragwürdigen, Medien, in denen die jüngeren Generationen herumturnen.
Ich gebe Ihnen stattdessen noch Musik, das immerhin lässt sich problemlos machen. Lucky Man, erinnert mich an Klassenpartys in den späten Siebzigern, nachmittags in verdunkelten Klassenräumen …
Sie kennen die Überschrift: Zwölf Bilder vom Zwölften gibt es heute. Viele machen mit. Gesammelt wird das alles freundlicherweise von Caro vom Blog “Draußen nur Kännchen”.
Der Tag beginnt mit Wäschewaschen.
Erst dann gibts Kaffee.
Ich lese Zeitung im Handy. Überall geht es um Optimismus und Freude. Ich liege im Trend.
Der beinahe schon traditionelle Blick aus dem Fenster. Schön heute!
Später stehe ich für ein Baguette beim Bäcker Schlange.
Mittagessen oder Was vom Feste übrig blieb. Langustenschwänze. Erstmals und ein bisschen mit dem Mut der Verzweiflung gemacht. Leider etwas zu trocken geworden.
Nachmittags Spaziergang im Naturpark La Croix des Gardes. Blick aufs Meer.
Und: Die ersten Mimosen blühen!
Danach gehe ich schwimmen. Als ich rauskomme ist es schon dunkel.
Ich fahre direkt weiter zum Waschsalon: Die Wäsche von heute morgen wird im Waschsalon getrocknet.
Abendessen. Gemüse-Reis-Pfanne.
Fast Vollmond.
Ich werde früh zu Bett gehen, das Spazierengehen und Schwimmen haben mich müde gemacht. Bonne nuit! À bientôt!
Die Freude kann einem vergehen, bei allem, was so los ist, ich sage nur Trump und Musk und Weidel – und wir sind erst am Tag 10 des neuen Jahres!
Marineland, der seit Jahren umstrittene Meeres-Themenpark in Antibes, der größte in Europa, in dem Orcas, Delphine, Seehunde und Seelöwen für jährlich zigtausende Besucher Spektakel aufführten, wurde geschlossen. Das ist vielleicht ein Grund zur Freude, dass man hier keine großen und sehr großen Tiere mehr in kleinen Becken gefangenhält und Pirouetten drehen lässt, aber was nun mit den Tieren geschehen soll, ist leider noch unklar. Es gibt wohl nur noch zwei in Gefangenschaft geborene Orcas – die draußen nicht überleben würden. Ein Verkauf nach Japan in einen ähnlichen Veranstaltungspark (in Japan hat man wohl noch eine andere Auffassung, was Tierhaltung angeht) wurde aufgrund des komplizierten und für die Tiere vermutlich traumatisierenden Transports wieder abgesagt. Die anderen derzeit etwa 4000 Tiere des Parks sind ebenso alle in Gefangenschaft geboren, auch sie haben draußen keine Überlebenschance. Was tun? Wo sollen sie hin? Wer kümmert sich? Wer ernährt sie? Wer wird es nach Abwicklung des Parks finanzieren? Man fürchtet, dass viele Tiere, die nicht an Zoos oder andere Parks “weitervermittelt” werden können (das eingesperrte Tierleben ginge also andernorts weiter), eingeschläfert werden sollen.
Jean-Marie Le Pen ist gestorben, das war für viele junge Menschen ein Grund zur Freude, sie haben auf den Plätzen großer Städte in Frankreich gefeiert, dass “der alte dreckige Rassist tot ist” (le sale raciste est mort), es wurde getanzt, gesungen, Champagnerkorken knallten und Feuerwerk wurde gezündet. Nicht alle haben für diese ausgelassene Freude Verständnis, ich selbst bin auch keine Anhängerin von großmäuligen Holocaustleugnern, aber befremdet haben mich diese Feiern auch.
Vor zehn Jahren fanden die Anschläge auf Charlie Hebdo und den Supermarkt Hyper-Cacher statt. Alle Medien berichten in dieser Woche darüber und es stellt sich die Frage, ob wir zehn Jahre später alle noch “Charlie” sind. Die satirische Wochenzeitung Charlie Hebdo (journal satirique, laique et jouyeux) gibt es immer noch, aber die Redakteure und Zeichner leben heute unter Polizeischutz und halten ihre Redaktionssitzungen an einem streng geheimen und mehrfach gesicherten Ort ab. Eine Karikatur eines der neuen Zeichner von Charlie Hebdo (“Juin”), die einen Redakteur zeigt, der seine “Freiheit” des Schreibens in einer Art Hochsicherheitsgefängnis ausübt, habe ich nur durch einen Screenshot einer Sendung gefunden: Charlie, un espace de liberté. Charlie, ein Raum der Freiheit.
Es gab schon vor Jahren kontroverse Meinungen zum Thema “Meinungsfreiheit” und das, was die Satire “darf” auch unter meinen LeserInnen, ich möchte gar nicht erneut in diese Diskussion einsteigen, und verlinke heute nur die Zeichnung von einem meiner Lieblingszeichner Joans Sfar
In der bereits erwähnten Sendung zu Charlie Hebdo in dieser Woche kam auch die Schwester des ermordeten Lehrers Samuel Paty zu Wort, sie bekam das letzte Wort der Sendung und sagte (frei übersetzt und gekürzt), der Terrorismus dürfe nicht das letzte Wort haben … die Schulen bräuchten die Unterstützung der Gesellschaft und müssten mit “Freude” weitermachen – Freude sei keine Schwäche, sondern eine Kraft und ein Mittel des Widerstands, und mit dieser Freude müsse man in den Schulen Projekte ermöglichen, mit denen die Werte der Republik vermittelt werden.
“On fini avec la joie” – wir enden mit der Freude, so Caroline Roux am Ende ihrer Sendung, von der ich nicht sicher bin, dass Sie sie über den Link abrufen können.
Wir bleiben im Thema, hüpfen aber in die alltägliche Freude, weil heute mein kleines “Freude”-Armbändchen ankam, das mich jeden Tag an meinen Jahresvorsatz erinnert.
Außerdem kam noch ein Nach-Weihnachts-Päckchen mit einem Buch und einer nach Orange duftenden Creme, die mir beinahe mehr Lust macht, sie zu essen, als sie im Gesicht zu verteilen. Große Freude! Herzlichen Dank!
Und: ich habe ein Freude-Glas angefangen! Jeden Tag habe ich es noch nicht geschafft, aber fast, etwas aufzuschreiben, was mir Freude bereitet hat, und den Zettel in das Glas zu stecken. Denn, seien wir realistisch, jeden Tag einen fröhlichen Text zu schreiben, schaffe ich nicht, und ich poste auch nicht jeden Tag ein fröhliches Foto auf einer Social-Media-Plattform, deren zukünftige Entwicklung ich ohnehin kritisch sehe.
Last, but not least, es war auch Dreikönigstag in dieser Woche, und ich habe die kleine Fève in meinem Stück der Galette des Rois gefunden, der in diesem Fall eine im Süden übliche Brioche mit kandierten Früchten war. Königin für einen Tag. Wenn das nichts ist.
Die lange Reihe üppiger Tage in Deutschland und in Frankreich, mit und in der Familie und mit viel Essen, in Frankreich potenziert sich das, wie Sie wissen, zu noch mehr Familie und noch mehr Essen, was auch bedeutet, dass ich wieder Berge von Lebensmitteln eingekauft habe und stundenlang in der Küche stand; der Druck, ein festliches Essen zu kochen, wenn auch nicht DAS große Weihnachtsessen, ist immer noch groß genug; endete dann gestern Abend, zumindest vorläufig (das Thema Essen ist nie zu Ende, aber das wissen Sie ja), mit dem Abschiedsessen für den angeheirateten Enkel, der heute zu einem sechsmonatigen Auslands-Studien-Aufenthalt nach Vietnam aufbricht.
So schön es ist, französisches Familienleben von innen zu kennen und daran teilzuhaben, so schön es ist, dass ich mich in diesen Situationen nicht mehr so exotisch und fremd fühle und, dass ich, wir wollen es nicht übertreiben, aber nach knapp fünfzehn Jahren fühlt es sich doch hin und wieder so an, dass ich vielleicht doch akzeptiert bin, so anstrengend ist es auch. Zumindest für mich. Mein hochsensibles Wesen verträgt die vielen und unterschiedlichen sozialen Kontakte in hoher Dosierung kaum, ich kann nicht abschalten, schlafe schlecht und bekomme Rückenschmerzen, die auch durch das Schwimmen nicht besser werden, sondern mir nur zusätzlichen Muskelkater bescheren. Und auch das stundenlange Sitzen am Tisch mit all den Schlemmereien, so köstlich alles ist, es ist anstrengend, auch wenn ich es in der Zwischenzeit schaffe, mir keine Leberkrise mehr anzufressen, was aber auch damit zu tun haben kann, dass ich die ersten Festtage in Deutschland verbracht habe, und mich erst am 27. in den französischen reveillon-Rhythmus eingefunden habe.
So tauche ich heute endlich wieder auf, atme tief durch und rufe: Freude!
Mehr und viel Freude will ich haben in diesem Jahr!
2024 war so ein schweres Jahr. Privat voller Sorgen und Tristesse und die Weltlage so ein Alptraum. Aber mit meinem Wort des Jahres “Heiterkeit” bin ich im letzten Jahr gut gefahren, Heiterkeit hat mich davor bewahrt, in Schwermut, Depression und lähmende Angst zu verfallen. Im Zweifelsfall Heiterkeit, dachte ich. Im Zweifel die heitere Seite sehen! Die Heiterkeit war wie ein sanftes Bollwerk gegen die drohende Finsternis aus Mordor.
Damit das Jahr 2025 deutlich lebendiger, leichter und heller wird, lade ich die Freude ein. “Freude” als Wort des Jahres erschien mir lange unverschämt, frech, groß und unmöglich. Ich bin doch kein Mensch, der FREUDE leben kann. Und das in dieser Zeit! Ich bitte Sie! Aber gerade in dieser Zeit, denke ich, braucht es gelebte Freude. Ich brauche Freude. Das heißt jetzt nicht, dass ich hier jeden Tag Karneval feiere, es geht auch nicht um etwas Überbordendes, keine immerwährende Euphorie, aber ich möchte in diesem Jahr mehr Freude spüren. Ich will mehr lachen, singen, freudig sein und eine sehr reale Freude in den Alltag integrieren. Sagen wir, ich will Freude spüren, wenn ich Karotten schäle, und dankbar sein, dass ich Karotten habe!
Ich habe mir selbst einen Abreißkalender geschenkt, der 365 Tage realistische Achtsamkeit verspricht, damit 2025 “halbwegs” gut wird. Und ich will mir bewusst jeden Tag etwas suchen, das mich freut oder mir Freude bereitet, mich zum Lachen bringt oder mich amüsiert. Am heutigen eher grau-kalten Tag ist es der knallrote Lippenstift. Im Zweifel Freude!
Ich habe unter anderem hier zur Freude nachgelesen und diese Passage aus “dem Buch”Eine neue Welt” von Eckart Tolle gefunden
„Wenn du statt Vergangenheit und Zukunft den gegenwärtigen Augenblick in den Mittelpunkt deines Lebens stellst, nimmt deine Fähigkeit, Freude zu haben an dem, was du tust – und damit deine Lebensqualität – drastisch zu. Freude ist der dynamische Aspekt des Seins. Sobald sich die schöpferische Kraft des Universums ihrer selbst bewusst wird, manifestiert sie sich als Freude. Du brauchst nicht abzuwarten, dass etwas »Sinnvolles« in deinem Leben geschieht, um endlich Freude an dem haben zu können, was du tust. In der Freude ist mehr Sinn, als du je brauchst. Das Warten darauf, dass »das Leben endlich anfängt«, ist ein allgemeines Syndrom und eine der häufigsten, durch Unbewusstheit hervorgerufenen Wahnvorstellungen. Erweiterung und positive Veränderungen auf der äußeren Ebene erlebst du viel eher, wenn du schon jetzt Freude empfindest bei dem, was du tust, statt auf irgendeine Veränderung zu warten, durch die du dich an deinem Tun erfreuen kannst. Bitte nicht deinen Verstand um Erlaubnis, dich freuen zu dürfen an dem, was du tust. In diesem Fall wirst du bloß jede Menge Gründe hören, warum es dir keine Freude machen wird. »Nicht jetzt«, wird der Verstand sagen. »Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin? Die Zeit reicht nicht. Vielleicht kannst du morgen anfangen, dich zu freuen …« Dieses Morgen kommt aber nie, es sei denn, du fängst jetzt an, dich an dem zu erfreuen, was du tust.“
Und bei Dota, die Mascha Kaleko singt, spürt man sie doll, die Freude!
Ein frohes, helles und leichtes neues Jahr wünsche ich Ihnen und uns allen! Danke für Ihre Wünsche, die mich in Form von Briefpost und Mails, auf Facebook, Instagram und in den Kommentaren erreichten! Ich kann Ihnen nicht allen und nicht in allen Medien antworten, aber ich habe alles gesehen und gelesen und mich über jeden einzelnen Gruß sehr gefreut! Danke für Ihre Treue!
Sie sehen mich ein bisschen angespannt – der gemütliche vierte Advent, der mir allenthalben gewünscht wurde, will sich nicht einstellen – so ist es, wenn man sich zu spontanen Nachmittags-Ausflügen hinreißen lässt (gestern) und alles auf den nächsten Tag schiebt (heute) und sich vorher die Rezepte nicht mehr richtig durchgelesen hat, die Zubereitung der Foie Gras-Terrine geht nämlich bedauerlicherweise über zwei Tage, das war mir komplett entfallen, morgen fliege ich aber schon in aller Herrgottsfrühe nach Deutschland. Werde ich Langschläferin, die frühmorgens kaum zu etwas in der Lage ist, mitten in der Nacht aufstehen, um noch einmal Fett zu erhitzen und es über die Foie Gras laufen zu lassen? Warum macht sie auch Foie Gras fragen Sie sich vielleicht und schütteln den Kopf, naja, weil … Frankreich eben, sage ich und zucke mit den Schultern.
Gestern also waren wir beim kleinen Weihnachtsmarkt, der im Innenhof vom Carlton stattfindet, rund um eine winzige Eisbahn kann man in warme Fleecedecken gehüllt heiße Schokolade trinken oder kühlen Champagner, den Kids beim Schlittschuhlaufen zuschauen, den Gospelsingern lauschen und die schöne Deko bestaunen.
Sie bekommen heute also Licht und Glamour aus Cannes, mit dem Tageslicht geht es ja nun wieder schrittchenweise aufwärts, ich wünsche mir, dass es mit der Liebe auch wieder etwas mehr wird in diesen düsteren und traurigen Tagen. Und Herzenswärme wünsche ich uns, und dass die Menschen, die frieren, Wärme finden; in der Ukraine haben sie derzeit nur zwei Stunden Strom am Tag, ich weiß gar nicht, wie sie es dort schaffen, weiterhin so tapfer zu sein.
Und falls Sie in letzter Minute noch ein Geschenk suchen, möchte ich Ihnen die zweite Auflage des Glücksbuchs über die Côte d’Azur ans Herz legen, in dem die Autorin dieses Mal auch vertreten ist. Was für ein Glück! Ein nettes Buch, das ich bei Gelegenheit gerne noch näher vorstellen werde! Ein Ausflugstipp darin passt zur Jahreszeit: im kleinen (und steilen) Bergdorf Luceram werden zur Advents- und Weihnachtszeit über 450 Krippen ausgestellt! Das Dorf ist quasi ein begehbares Krippenmuseum!
Hier ein Blick auf unsere Krippe, mit den Santons, den Krippefiguren, die ich von der Schwiegermutter übernommen habe.
Frohe Weihnachten, gewünscht denen, die es feiern. Licht, Wärme und Liebe wünsche ich uns allen!
Ich glaubte, noch nie im Dezember bei 12von12 mitgemacht zu haben, aber siehe da, vor vier Jahren habe ich es in der Tat schon einmal geschafft! Damals gab es noch Pepita, schnüff, und ja, sie fehlt immer noch.
Manches ist trotzdem gleich geblieben, das Frühstück mit dem “anderen Adventskalender” etwa, der mir in all den Jahren von lieben Freundinnen treu zugeschickt wird. Diesmal lese den heutigen Text am Wohnzimmertisch, auf dem noch die Karten der nächtlichen Patiencen liegen (Monsieur). Und im Kaffee ist jetzt Hafermilch. Aus keinerlei veganen Gründen, ich habe sie nur neulich in einem deutschen Café erstmals im Kaffee getrunken und für so lecker befunden, dass ich umgestiegen bin, und zwar, nach Testung von zig Sorten, auf eine sogenannte Barista-Variante, die man schön aufschäumen kann.
Dann erneute Weihnachtsbäckerei, es ist bereits die fünfte Fuhre Basler Läckerli, die ich mache – nachdem ich bereits drei für den Weihnachtsmarkt in den Bergen produziert habe, die dort komplett weggegangen sind! Hurrah! Die Anregung und das Rezept stammen ursprünglich von meiner Freundin Claudia, da ich aber nur ein Backblech besitze und keine so große Menge machen kann, habe ich die (inhaltlich gleiche) Variante mit Mengenangaben für ein Blech hier gefunden. Heute früh bereite ich den Teig zu, der dann bis heute Abend ruhen darf.
Monsieur holt Brot beim Bäcker und hat zu einem überteuerten Preis eine kleine Laugenbrezel erstanden, die dort erstmals im Angebot war. Wir essen sie später als Vorspeise.
Dann bereite ich schon das Mittagessen vor. Es gibt Brandade de Mouru, nach meinem eigenen Rezept, das ich aus diversen anderen Rezepten, wo mir das Ergebnis nicht schmeckte, selbst erarbeitet habe. Man macht Kartoffelstampf und zwar genau so, wie man es will (hier wird in der Regel Olivenöl verwendet, ich: Milch/Sahne und Butter) und die Morue, das ist in Salz haltbar gemachter Kabeljau, heißt auch Stockfisch, und ist in unserem Fall schon entsalzen, wird in Wasserdampf gegart.
Ein paar kleingeschnittene Echalottes (Schalotten) und zwei zerdrückte Knoblauchzehen werden mit etwas Öl glasig gebraten, dazu kommt viel Petersilie (die ich in diesem Fall nicht hatte), und am Ende wird alles mit der nun gar gekochten Morue, die man in kleine Stücke teilt, vermischt. Diese Masse wird mit dem Kartoffelstampf vermischt, sodass es mengenmäßig etwa 1:1 ausgeht, salzen und pfeffern (Achtung, die Morue ist unter Umständen schon sehr salzig!) und in eine gefettete Auflaufform geben, mit etwas Weckmehl bestreuen und mit ein bisschen Olivenöl beträufeln, dann kurz zum Überbacken in den Backofen. Es sieht auf dem Teller ein bisschen nach “Brampf” aus, aber ich finde, es ist ein leckeres, einfaches und wärmendes Winteressen.
Den Salat habe ich im Eifer des Gefechts vergessen, Monsieur isst noch etwas Käse, ich eine Eiercreme (Fertigdessert).
Sieste.
Nach der Sieste fahre ich Monsieur zum Bridge und mich ins Schwimmbad. Im Vorgarten blühen wie verrückt die Narzissen. Im Hintergrund die bitteren Orangen, die wohl dieses Jahr wieder im richtigen Rhythmus reif werden wollen (die letzten beiden Jahre waren sie im Januar noch kleine grüne Bällchen).
Nach dem Schwimmen bin ich müde und hänge zuhause lange auf dem Sofa herum und lese im Internet, bevor ich mich aufraffen kann, die ersten Weihnachtsgeschenke zu verpacken. Das Paket in die Ukraine muss rechtzeitg los. Die Kinder bekommen wärmende Funktionsunterwäsche, sie haben nur drei Stunden Strom am Tag, und auch wenn die Familie mit einem Stromgenerator arbeitet, ist es kalt in der Wohnung. Draußen ist es sowieso kalt. Kürzlich wurde ein Appartment in einem Wohnhaus in ihrer Stadt, die doch eigentlich so westlich liegt und sicher scheint, durch eine Drohne zerstört. Ein Mann kam dabei ums Leben. Seine Tochter spielt Klavier in der zerstörten Wohnung (Facebook-Link).
Monsieur kommt vom Bridge nach Hause und wir essen als Vorspeise etwas von der veganen Pastete, die ich auf dem Weihnachtsmarkt in den Bergen gekauft habe, dann die Reste von mittags mit etwas Salat und Käse.
Ich wollte anschließend die Basler Läckerli backen, aber der Teig ist noch zu feucht, finde ich. Ich lasse ihn noch zwei Stunden ruhen, auch wenn ich später noch müder sein werde. Das 12. Foto wird nachgereicht.
Und hier kommt kurz vor Zwölf am Zwölften das 12. Bild: Die Basler Läckerli, hmmmm!
Vielen Dank fürs Anschauen und Lesen! Die anderen 12 von 12er finden Sie wie immer hier.
Da bin ich wieder. Der Laptop kam vom Repair-Café quasi unrepariert zurück, weil er durchaus funktioniere, wie man mir sagt – man habe nur die drei Tasten, die ich abgepfriemelt hatte und selbst nicht wieder wieder draufkriegte, ordentlich wieder eingefügt, so dass die Tastatur nicht mehr aussieht, wie ein zahnloses Mütterchen. Funktionieren – naja, ich habe mir etwas mehr versprochen, ehrlich gesagt, ich muss jetzt auf die Tasten hauen, wie früher auf die Tasten einer Schreibmaschine, manche klemmen trotzdem, es riecht auch weiterhin nach Milchkaffee, haha. Aber na gut, ja, er funktioniert irgendwie. Wir werden uns schon aneinander gewöhnen.
In der Zwischenzeit ist das französische Parlament einem Misstrauensantrag zum Opfer gefallen, und in Syrien hat man Baschar al Assad davongejagt, verrückt. Es gäbe so viel nachzutragen, ob ich das schaffe? Ich stelle Ihnen schonmal die Bilder vom ersten Advent hier rein, bevor wir gleich zum Nachtrag über den alljährlichen Weihnachtsmarkt in den Bergen am zweiten Advent kommen. Dazwischen drängelt sich morgen noch die Aktion 12 von 12, und ich bin gewillt, mitzumachen.
Erster Advent am Strand. Ich finde die Tannenbaumdeko in unmittelbarere Nähe zu Palmen und Meer immer noch und wieder erstaunlich. Es war nicht ganz so leer, wie die Bilder vermuten lassen, ich klickte schnell zwischen den SpaziergängerInnen hindurch. Wir liefen mit den Füßen in den Wellen am Strand entlang, es wurde an mehreren Orten Volleyball gespielt, sich gesonnt, geangelt, Kinder spielten im Sand und Hunde rannten Möwen hinterher.
Zwei Tage später war zumindest ich schon wieder im Bergdorf, um mitzuhelfen, das Dorf weiterhin in ein Winterwonderland zu verwandeln. Naja, so ähnlich. Sie erinnern sich noch an die Duschvorhänge mit den lebensgroßen Schneemännern letztes Jahr? Die bekamen dieses Jahr Konkurrenz von Lebkuchenmännern. Hier schonmal ein Vorgeschmack:
Da wollte ich Ihnen einen launigen Tex t s chreiben ,überden B eauj olai s n o uv eau,derwiej edesJ ah r angekommen i st , über Sim one V ei l und dasssich dasgesetz zum straff r e ie n Schw angers cha ft sunterbre chung zum 50.M al j ährt undim Ferns eh en v i eleDokume nt ati o nen dazugezeigtwerden, und i ch wo l l tei h nen vom Fil m Monsieur Anz navour vo rsch wärme n, d en wir h eutegeseh en h aben und deruns se hr ber ü hr tund gefal l en ha t.
Aber dann h ab e i chmir ei ne g ro ßeTasseh eißen K affeem i tH afermi l ch übe rdieTastatutg ek ipptund Sieseh en, waspassiertist.DieTasten k lebe n, o bw o h l i chna tür l i ch ve rsucht h abe ,si ezulösen um darunte rallestrock en zulegen .ZweiTasten, di esich an gebl i ch durch Clipsleich tlösen lassen ,ah eb ich sokaputtgema cht , n i cht siwicht i ge ,aber all esandere k l ebt je tzt.
Irg end wan istim m erdasersteM al ,ab erderLaptopistwoh lh in ,esg ib tim Be k annte nkreis je ma nden ,derin eine m Repai rcaféttigist,den werdeich Sam stag in einer Woche seh en ,abe rb isdah in wirdesetwasm üh sam .
H i eralson urderTrailerdesFilm s,den ichn ich t,malsobe sond ersan sprech end fin de,derFilm h ing egen isteseh rb erüh rend .
So, ich tippe jetzt auf dem Smartphone, auf dem Laptop ließ sich nicht mal mehr das Video einbetten.
Aber hier ist es auch kompliziert, aus anderen Gründen. Ich versuche noch, das Lied einzufügen, mit dem ihm endlich der Durchbruch gelang: Je me voyais déjà…
Wir sind schon wieder in den Bergen (Handwerker kommen, andere nicht, das alte Lied) – und hier ist es jetzt kalt geworden, wir sind am Tag des großen Schneesturms angekommen, tags zuvor habe ich es tatsächlich geschafft, eine Stunde lang am Strand in Cannes spazierenzugehen und ein bisschen in die Sonne zu blinzeln, und abends, als die Sonne weg war, war ich im Hallenbad schwimmen. Wie immer, wenn ich wochenlang nicht schwimmen war, sind die ersten Minuten mühsam, aber wir waren zeitweise nur zu zweit in meiner Bahn, das machte es recht komfortabel und irgendwann sah ich nicht mehr auf die Uhr an der Wand, wo, so schien es mir, die Minuten nur quälend langsam vergingen, und plötzlich waren die vierzig Minuten um.
Vom Strand also quasi direkt in den Schneesturm – es erinnert mich immer an meinen ersten Winter vor jetzt genau 19 Jahren in den Bergen, möglicherweise wiederhole ich mich, das mögen Sie mir verzeihen, es finden sich ja aber immer auch neue LeserInnen hier, die die Geschichten vielleicht noch nicht kennen. Am 3. November 2005, ich erinnere mich so genau, weil es der Geburtstag meines Großvaters ist, am 3. November also, saßen wir auf dem Hof zum Mittagessen noch auf der Veranda, die Sonne schien mir warm auf den Rücken, ich hatte nur ein T-Shirt an, keine Jacke, es waren vielleicht 18 Grad, vielleicht auch 20, auf jeden Fall war ich so glücklich, dem sonst so graunassen und ungemütlichen November Deutschlands entflohen zu sein und in Südfrankreich in den Bergen in der Sonne zu sitzen. Ich dachte, “das ist der Winter in Südfrankreich!” Und: “So ist es hier!” Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es kalt werden könnte. Und eine Woche später hatten wir Schnee und eine Eiseskälte, ich zog mehrere Schichten Kleidung übereinander, bestellte mir Skiunterwäsche, die ich in den folgenden Monaten nicht mehr auszog, und ich fror, wie noch nie vorher in meinem Leben. Ich schlief ja auf einem ungeheizten und nicht isolierten Dachboden einer Scheune, es zog eisiger Wind durch die Ritzen des Holzes, unter mir lag damals noch die fromagerie, die natürlich nicht geheizt war. Ich schlief mit Mütze und Socken und zwei Bettflaschen und morgens konnte ich mich kaum aufraffen, aus dem Bett aufzustehen, und durch die Kälte und den Schnee zum Hof zu laufen – nur die Tatsache, dass dort in der Regel schon ein Feuer im kleinen Ofen brannte und das Häuschen wärmte, und ich mich mit dem Rücken zum Ofen auf die alte Holzbank setzen konnte und mit beiden Händen die Schüssel mit warmem Milchkaffee umfasste an der ich mir die Finger wärmte, bevor ich ihn schlürfend trank, machte das Aufstehen erträglich.
Es ist immer so. Eben noch war es warm und sonnig, wir haben Pilze gesucht und gefunden, ich wusste kaum noch, was ich mit ihnen machen sollte, so viele gab es, und so habe ich nicht nur Pilze in Öl eingelegt, sondern erstmals auch welche in der warmen Herbstsonne getrocknet. Und schwupps, von eben auf jetzt kündigt die Wettervorhersage so etwas Absurdes wie “morgen 12 Grad weniger” an, und tatsächlich haben wir von nun an nur noch einstellige Temperaturen und nachts hat es erstmals gefroren. Und heute morgen: fünzehn Grad im Schlafzimmer und knapp sechzehn Grad in der Küche – alles versetzt mich immer wieder in den Winter 2005, mal sehen, ob wir auch so viel Schnee bekommen werden.
Ob wir in Cannes im Kino gewesen wären, wurde ich gerade von einer Dorfnachbarin gefragt, aber nein, in Cannes habe ich zügig mehrere Maschinen Wäsche gewaschen und weil ich so viel Platz zum Aufhängen gar nicht habe, in den Waschsalon zum Trocknen geschleppt, husch husch aufgeräumt und dann hatten wir Familienbesuch und haben mehrere Tage in Folge Essen zubereitet und viel zusammengesessen und ebenso viel und lange gegessen.
Danach warteten die Quitten, die ich hier vom Nachbarbaum ernten durfte, dringlich darauf, in Gelee und Quittenbrot umgewandelt zu werden – und trotz guter Vorsätze habe ich schon wieder nicht dokumentiert, wie ich es letztes Jahr gemacht habe, suchte mir also ein Rezept, das mich irgendwie ansprach – und verbrachte meinen kompletten Samstag mit Rühren, erst das Gelee, dann das Quittenbrot, von dem Monsieur gleichmal die Hälfte für seinen Bridgeclub abzweigte. Ich bekam immerhin zwei Rückmeldungen von gestandenen Damen, die in ihrem Leben schon viel Quittenbrot gemacht und gegessen haben, sie fanden meines sei wirklich sehr fein geworden. Da bin ich dann doch auch ein bisschen stolz. Nageln Sie mich darauf fest, dass ich das Rezept demnächst hier teile, damit zumindest ich es nächstes Jahr finde!
Zur politischen Lage kein Kommentar. Ich sah im französischen Fernsehen einen Serie “Dans l’ombre” über eine fiktive Wahl 2025; das Szenario stammt von unserem ehemaligen Premierminister Edouard Philippe, alles ist natürlich Fiktion, nicht wahr, aber vermutlich weiß er, von was er schreibt. Ich vibrierte vor Nervosität beim Anschauen, so spannend ist es und so desillusionierend, im Hinblick auf das, was Politik heute ist. Ebenso desillusionierend, wenn nicht noch mehr, die italienische Serie 1992/1993/1994 auf arte. Hier wird auch in Großbuchstaben beteuert, dass alles reine Fiktion sei, Ähnlichkeiten mit Ereignissen und lebenden Personen rein zufällig und nicht beabsichtigt. Die ersten zehn Episoden habe ich mir bereits angesehen, man folgt einer Handvoll Personen, Polizisten und Ermittlungsrichtern, mehr oder weniger hochrangigen Politikern, Werbefuzzis, Journalisten und einer ambitionierten jungen Frau, die ins Schauspielgeschäft will und dafür einiges in Kauf nimmt; es geht um den Skandal der verseuchten Blutkonserven, mit denen unzählige Menschen mit Aids und Hepatitis angesteckt wurden, um die Verstrickungen der Politik mit reichen Industrieellen und der Mafia, dem “eine Hand wäscht die andere”-System, es ist die Zeit des Aufstiegs von Berlusconi, und wir erleben die Ermordnung des Mafiarichters Giovanni Falcone. Sehr sehr schwarz alles.
Sehr bunt hingegen, und damit ein abrupter Themenwechsel, schon seit einiger Zeit die Abteilung Adventskalender im großen Supermarkt in Cannes. Man wird vom Angebot an Adventskalendern geradezu erschlagen. Als ich vor fünfzehn Jahren für die Enkelkinder Adventskalender, damals noch aus Deutschland, importierte, gab es diese Tradition hier noch nicht. Ich musste noch erklären, was es ist und warum man das macht (als ich seinerzeit hier im Dorf die Fenster mancher Häuser für einen “großen” Adventskalender schmücken wollte, musste ich auch lange erklären, warum und wieso man mitten im Winter die Fensterläden wieder öffnen sollte – und schmücken soll man da auch noch? Das Prinzip war völlig unbekannt! Hier ein langer Text aus einer anderen Zeit (2009) und Sie wissen es, den Adventsmarkt gibt es immer noch!)
Als ich mit Monsieur zusammenkam, so um 2010 herum, konnte ich die Enkelkinder sogar noch mit einem kleinen Retro-Kalender, in dem es hinter den Türchen nur Bildchen anzusehen gab, entzücken, Schokoladekalender fanden sie natürlich noch großartiger. Etwas mehr als zehn Jahre später gibt es in Frankreich eine Adventskalenderlawine, es ist unfassbar, und zwar nicht nur von den klassischen Schokoladeherstellern, nein, es gibt jetzt welche mit Kosmetikprodukten, mit Tee, Kaffee, mit Spielsachen, Schmuck und Trallala, das kennen Sie in Deutschland natürlich auch, aber in Frankreich ist das absolut neu! Auf Instagram bin ich sogar auf einen Adventskalender mit 24 Salami-Sorten gestoßen: Les saucissons de l’avent. Die Kalender werden immer größer und immer teurer, sogar die klassischen Schokolade-Adventskalender, die ich jetzt nach Lyon auf den Weg gebracht habe. Und nein, es war keine Dubai-Schokolade.
Das Internet schwächelt, ich schaffe es nicht, Bilder hochzuladen. Das muss ich ein andermal machen. Jetzt gehts zurück in die Küche – wir haben Gäste heute Abend. Es wird ein Perlhuhn (wieder mit Thymianbutter unter der Hühnerhaut) geben, dazu Süßkartoffelpüree. Heute mittag habe ich übrigens die finnische Fischuppe gemacht, die gerade im Internet herumgeht, super easy und schnell, lecker ist sie auch, ungewöhnlich für hier, wo man mir gerade erneut einen riesigen Muskatkürbis schenkte, und brachte mir das Lob “originell” ein. Die finnische Mäusedoktorfamilie war übrigens wieder mit dem Zug unterweg, aber ich kanns gerade nicht verlinken … herrjeh, das Internet in den Bergen ist eingefroren, so scheint es.
Seit fünf Tagen regnet es fast ununterbrochen. So sieht es hier aus. Man sieht nichts. Heute war im Nachbardorf La fête de la noix, das Walnussfest, ehrlich gesagt hat es mich bei dem miesen Wetter nicht so richtig hingezogen, aber dann war ich doch froh, da gewesen zu sein, alle haben sich gefreut, uns zu sehen, es waren so wenige BesucherInnen gekommen, dass wirklich jede(r) Einzelne gezählt hat. Ich kenne das von unserem Weihnachtsmarkt, wenn wegen des schlechten Wetters niemand von außerhalb kommt.
Auf dem Bücherflohmarkt haben wir zwei Bücher gekauft (Simenon, Brétécher), bei einem anderen Stand kauften wir eine Kräuterteemischung (Verveine-Minze), dann einen riesigen länglichen Kürbis, der ein bisschen aussieht wie eine zu große Zucchini, und das, meine Damen und Herren, ist der einzige Kürbis, den ich wirklich mag, er (sie) heißt Courge Longue de Nice, wörtlich “Lange(r) von Nizza”, ein Muskatkürbis mit wenigen Kernen und festem Fruchtfleisch und wirklich tollem Geschmack, auf deutsch heißt er “Langer von Neapel”, na gut, Nizza gehörte bis vor nicht allzu langer Zeit zum Großherzogtum Savoyen und war quasi italienisch. Ich kann ihn den mitlesenden Gartenbesitzern nur empfehlen! Wenn er in diesem Klima hier gedeiht, dann gedeiht er auch gut in Deutschland, darauf können Sie sich verlassen!
Und beim jungen Sohn des örtlichen Käserproduzenten, der den Hof vor kurzem von seinem Vater übernommen hat, kaufen wir Käse und Joghurt. Walnüsse kaufen wir nicht, denn wir haben gerade selbst einen Sack Nüsse geschenkt bekommen, die ich leider aus Versehen auf dem Kaminofen gekocht habe (ich wollte sie nur trocknen), aber die müssen ja auch gegessen werden!
Danach haben wir uns in der kleinen Auberge aufgewärmt und das Festmenü gegessen,
und da die Auberge mit ca. 80 Leuten gerechnet hatte, aber bei dem Wetter nicht einmal 40 Gäste kamen, gab es üppige Portionen: Zuerst eine mit Speck, Nüssen und Roquefort gefüllte Quiche als Vorspeise (gute Mischung, wird nachgebacken), Schweinefilet mit Nusssauce, Zucchinigratin und Süßkartoffelpüree (gut und sättigend) und zum Nachtisch Nusshonigkuchen auf Vanillesahne mit einer Kugel Ahorn-Walnusseis. Sehr lecker! Die Auberge, in der wir im großen alten Saal mit viel altmodischer Dekoration saßen, ist ein wenig in der Zeit stehen geblieben,
das Schönste ist die kleine, versteckte Terrasse, auf der man im Sommer richtig schön sitzen kann.
Schon auf dem Hinweg hatte Monsieur auf einer großen Lichtung Pilze gesehen, also hielten wir auf dem Rückweg an und fanden im Nu unsere Klassiker die Sanguins und die Petits gris. Es wuchsen noch vielerlei andere Pilze, von denen Monsieur meinte, es seien ausgezeichnete Speisepilze, aber er wusste nichtmal ihren Namen, ich bestand darauf, dass wir sie in diesem Fall stehen ließen.
Von der Stelle, wo das Auto stand, kann man normalerweise unser Dorf sehen, aber heute war es nur Nebel.
Weil es so schön passt, teile ich diesen Film über die Reise zweier junger Frauen, die in einem alten R4 Kastenwagen vom Mont Blanc bis nach Menton fahren, das war ein Tipp von Marion, merci, sie fahren zwar nicht explizit durch unser Tal, aber nebenan sieht es so ähnlich aus. Ich mochte vor allem den Beitrag über die junge Frau, die versucht, die heimische Wollproduktion wieder zu beleben. Das versuchen hier in der Gegend auch ein paar junge Frauen, sie nennen sich lainerebelle und haben auch eine schöne Instagramseite @lainerebelle. Dort sieht man manchmal eine junge Frau, Adeline, die die Schäferei ihres Vaters übernommen hat (in einem Weiler des Dorfes, wo ich mein erstes Jahr in den Bergen verbracht habe); sie hat besondere Schafe Mourérous mit einer besonderen Wolle.
Eine besondere Wolle haben auch die Pommerschen Schafe auf der Insel Rügen, mit denen Marco und sein Team in Deutschland unter dem Label nordwolle hochwertige Kleidung zu fairen Bedingungen herstellen. Vielleicht kennen Sie Marco auch von Instagram @nordwolle, wo er sich gerne über die Verwaltung aufregt, die ihm immer wieder Steine in den Weg legt.
Ich nehme Sie heute mit auf den Weg ins Oberdorf, es ist ein bisschen mehr als ein Weg, es ist eine offizielle Bergstraße, die dem Departement gehört und deshalb auch vom Straßenbauamt unterhalten wird. Umgangssprachlich nennt man sie hier une piste, was so viel heißt wie unbefestigter Weg.
Heute morgen, letzter verlockender Sonnenschein vor einer Woche Regen (während ich schreibe, regnet es bereits), haben wir uns spontan entschlossen, “weiter oben” Pilze zu suchen. Hinter dem Tunnel und dann links hoch, da gäbe es sogar Pfifferlinge, riet man uns, fügte aber hinzu, dass es wohl nicht der richtige Zeitpunkt sei, es habe zu viel geregnet, die Pilze seien alt und matschig, bis es neue gäbe, dauere es noch drei Tage. Drei Tage Sonnenschein wohlgemerkt, nicht wieder Regen. Aber gut, wir sind trotzdem hochgefahren. Pilze haben wir wirklich nur eine Handvoll gefunden, ich habe sie trotzdem zubereitet und sie waren lecker.
Aber ich habe ein paar schöne Fotos von der Strecke gemacht – neulich, als ich die Serpentinenstraße vom Dorf hinunter gezeigt habe, fand eine Leserin das schon abenteuerlich, jetzt zeige ich die wirklich abenteuerliche Strecke, zumindest einen Teil davon. Vor allem vor, im und hinter dem Tunnel ist es so eng, dass nur ein Auto durchpasst, und wenn einem da jemand entgegenkommt, muss man ein ganzes Stück rückwärts fahren, bis man an eine etwas breitere Stelle kommt, wo man dann aneinander vorbeifahren kann, aber nicht ohne anzuhalten, das Fenster runterzulassen und sich zu erkundigen, ob noch andere Autos kommen, denn dann wartet man besser noch ein bisschen, bevor man den Tunnel und die Strecke danach in Angriff nimmt. Heute ist uns auf dem Rückweg nach unten nur ein Kleinbus begegnet, aber glücklicherweise direkt an einer dieser Ausweichstellen, so dass niemand mit dem Auto jonglieren musste. Wir haben auf den Mountainbiker mit Hund hingewiesen, der noch irgendwo oben unterwegs war und vielleicht bergab überraschend auftauchen könnte. Man weiß ja nie.
Als ich diese Strecke zum allerersten Mal alleine fahren musste, damals noch mit einem Pickup der Gemeinde, um das Kirchlein oben für eine Hochzeit vorzubereiten, d.h. die alten Holzbänke abzuwischen, die Kirche zu fegen, die Spinnweben aus der Sakristei und vom Altar zu entfernen und auch das Unkraut um das Kirchlein zu jäten und ein paar Frühlingsblumen zu pflanzen, denn ich habe damals als entretien espace vert gearbeitet, wie sich manche vielleicht erinnern, als “Dorfhausmeisterin”, und habe die Wege gemäht und den Dorfplatz gefegt und bin zur Mülldeponie gefahren und noch vieles mehr – also als ich das erste Mal alleine mit diesem großen Auto da hochgefahren bin, habe ich vorher bei einem Nachbarn vorbeigeschaut und gesagt, wenn ich um 18 Uhr nicht zurück bin, dann sucht mich bitte da oben.
Geschichten von abgestürzten Autos und Menschen gibt es einige – gut, einer war vielleicht betrunken und vielleicht auch des Lebens überdrüssig, und ein Schäfer, der einem verirrten Schaf nachlief, war auch darunter.
Gerne erzählt wird auch die Geschichte vom Briefträger, der damals noch täglich zu Fuß ins Oberdorf kam, um Post und Zeitungen zu bringen. Eines Tages nahm ihn meine verstorbene Schwiegermutter, eine ehemalige Rallyefahrerin, auf dem Rückweg nach unten mit dem Auto mit. Er habe Blut und Wasser geschwitzt (und das, obwohl er nicht auf der abschüssigen Seite saß!), so dynamisch sei sie nach unten gefahren und habe währenddessen auch noch mit ihm geplaudert.
Nun, ich fuhr langsam, es passierte nichts, und der Nachbar, der mir vorsichtshalber etwas früher gefolgt war, fand mich in der Sonne sitzend bei einem älteren Ehepaar, das mich eingeladen hatte, ihr einfaches Mittagessen mit ihnen zu teilen. Seitdem bin ich die Strecke bestimmt einige hundert Mal mit allen möglichen Autos gefahren, nur nicht bei (zu viel) Regen, denn ein Teil der Strecke führt durch sehr weiches Schiefergestein, das bei Regen zu einer Art grobem Schlamm wird. Dann sollte man nicht oder nur mit einem schweren Geländewagen fahren. Im Winter ist die Straße auch gesperrt.
Ich verlinke gerne noch einmal den Artikel von Jens Jessen, der in seinem diesjährigen Sommerurlaub einen Col auf einer ähnlichen Schotterpiste überquert hat. Ich habe mir im Internet ein Video von der Strecke angesehen, finde es jetzt nicht so dramatisch, aber erstens habe ich jetzt Pistenerfahrung, und zweitens gibt es wohl keine Straßenbegrenzung auf dem Col, das kann einen schon beeindrucken, wenn man so eine Straße zum ersten Mal fährt. Ich hoffe, der Artikel ist jetzt nicht mehr hinter einer Paywall.
Nur ein kleines Lebenszeichen – ich war ein paar Tage in Deutschland und bekam von der Bürgermeisterin des Bergdorfes eine Unwetterwarnung für die Berge aufs Handy geschickt – Alarmstufe Rot immerhin, was mich veranlasste, kurz in die französischen Nachrichten zu klicken – ich weiß nicht, ob Sie es gesehen haben, aber ganze Teile Frankreichs stehen unter Wasser – wieder einmal, möchte ich sagen, denn diese Bilder sehen wir jedes Jahr – nur nicht immer von der gleichen Gegend. Jahrhunderthochwasser gibt es jetzt alle paar Jahre – vielleicht hat es doch etwas mit dem Klima zu tun? Frankreich tut sich schwer mit der Ökologie – Beispiel Cannes: Da hat man jahrelang einen großen, leeren, geteerten Platz in der Innenstadt zu einem “typisch provenzalischen Platz” umgestaltet, so hieß es jedenfalls – und jetzt ist er wieder komplett mit Steinplatten versiegelt. Bäume? Ja, es gibt ein paar, aber die meisten stehen in diesen großen (hässlichen) Blumentöpfen, die hier gerade in Mode sind. Ich verstehe nicht, wie man das so gestalten konnte. Nun gut – zurück zur Schlechtwetterwarnung, es hat tatsächlich wieder viel geregnet, es ist Herbst auch im Süden, im Hinterland rutschen dann gerne mal ganze Hänge ab und Felsen und Geröll verschütten Straßen. Der Fluss Var, gespeist von vielen kleinen nun anschwellenden Gebirgsbächen und allerlei spontanen Wasserfällen (beim letzten starken Gewitter fuhren wir durch die Schluchtenlandschaft Gorges des Daluis und aus allen Bergwänden sprudelte und fiel Wasser, sonst nicht vorhandene kleine und große Wasserfälle, so habe ich das noch nie gesehen, weil man bei diesem Wetter normalerweise zu Hause bleibt) der Fluss Var also füllt nun sein breites und sonst leeres Flussbett und rauscht in grauer Wucht bis zum Meer. Ich hatte auf dem Rückflug einen Fensterplatz und konnte das Phänomen des schmutziggrauen Flusswassers im Meer von oben betrachten. Sehr beeindruckend!
Jedes Mal frage ich mich, warum sich dieses Wasser nicht vermischt, eine Antwort habe ich in diesem Artikel gefunden. Kurz gesagt hat es mit der unterschiedlichen Dichte von Süß- und Salzwasser zu tun.
Wenn Süß- und Salzwasser in einer Flussmündung aufeinandertreffen, vermischen sie sich nicht immer sehr gut. Da das in die Flussmündung fließende Süßwasser weniger salzig und weniger dicht ist als Wasser aus dem Ozean, schwimmt es oft auf dem schwereren Meerwasser.
Das Flusswasser trägt nicht nur Sedimente mit sich, sondern auch viel Unrat, alles, was der hier und da über die Ufer tretende Fluss auf seinem Weg mit sich reißt, Baumstämme, Baustellenabsperrungen, Mülltonnen, Zeltunterkünfte, nah am Ufer abgestellte Fahrräder. Immerhin scheint es diesmal keine Toten gegeben zu haben. Für ein paar Tage gibt es ein Badeverbot für das verschmutzte Meer, aber das will man vielleicht sowieso nicht.
Also bin ich heute trotz des wieder einmal warmen und sonnigen Côte d’Azur Wetters (25 Grad!) ins Hallenbad gegangen. Ich war schon lange nicht mehr schwimmen, die ersten fünf Minuten kamen mir unendlich lang vor, dann war es ok, aber herrjeh, ich habe heute unglaublichen Muskelkater, ächz.
Wenn die Sonne weg ist, wird es deutlich kühl(er); und es beginnt hier die Suppenzeit. Ich liebe vor allem Gemüsesuppen, die heißen hier natürlich viel schöner, potage etwa ist die klassische pürierte Gemüsesuppe, eine Mouliné de légumes ist ein bisschen weniger püriert, man findet noch Gemüsestückchen darin, oder sie wird zur Velouté de légumes, zu einer “samtigen” Gemüsesuppe, wenn sie schön fein püriert ist und man außerdem Sahne oder Créme fraiche hineingerührt hat oder auch eine Bechamelsauce als Basis verwendet;
Hier übrigens eine meiner Lieblingszeichnungen von Herrn Skizzenblog – es erinnert mich an meine ersten nicht gelungenen Béchamelsaucen, die in der Tat dicke Bechermehlsoßen wurden.
Das geht eigentlich mit allen Gemüsesorten, auch mit Kürbis, ja, aber ich verstehe diesen Kürbishype um mich herum nicht, er ist wirklich meine letzte Wahl, ich schiebe ihn vor mir her, um nicht rollen zu sagen, so lange ich kann. Im Moment koche ich noch grüne Suppen: Gestern gab es Zucchinisuppe, heute habe ich einen halben Brokkoli dazu gegeben. Als nächstes gibt es Lauchsuppe. Kartoffeln werden hier übrigens in der Regel nicht zu den Gemüsesuppen gegeben (es sei denn man macht eine Art deftigen und unpürierten Eintopf), ich musste mir das richtig abgewöhnen. Und Kartoffelsuppe, das denken Sie sich vielleicht, geht hier gar nicht, auch nicht mit den besten Kartoffeln und mit noch so viel Sahne darin. Hingegen wird hier geriebener Käse über die Suppe gestreut, manchmal mache ich dazu auch Knoblauchcroutons, manchmal gebratenen Speck.
Auf einem deutschen Markt habe ich nicht nur Grün- sondern sogar Schwarzkohl entdeckt. Hat mich beeindruckt, weiß aber nichtmal, wie man ihn zubereitet. Noch zu Studienzeiten gab es in der Mensa (in Göttingen, also schon recht nördlich, das mag es erklären) Grünkohl mit Pinkel. Das war zumindest damals nicht ganz nach meinem Geschmack.
Und es gab so viele Sorten toller Äpfel!
Und: Ich habe “Bannmeilen” von Anne Weber begonnen (war ein Geschenk der Buchhändlerfreundin!), es ist keine amüsante Lektüre, ich bin nicht sicher, ob ich es schaffe, sie durch ihre Streifzüge durch das ganze 93er Département gleich neben Paris, la Seine-Saint-Denis, das Banlieue mit dem schlechten Ruf, zu begleiten. Ich staune nicht ganz so wie die Erzählfigur, die deutsche Pariserin, die das alles zum ersten Mal sieht – das Krimischreiben hat mich immerhin schon mit den dunklen Seiten des französischen Lebens und den schlecht beleumundeten Stadtteilen in Kontakt gebracht.
Ich habe ein bisschen spät daran gedacht, dass heute 12 von 12 ist und es auch zwischendurch immer wieder vergessen. Sie wissen schon: 12 Bilder von unserem Tag, dem 12. des Monats, werden heute gemacht und dann bei Caro Kännchen eingestellt, die sich dankenswerterweise zuverlässig um diese Aktion kümmert. Caro hat heute außerdem Geburtstag! Glückwunsch nach Hamburg!
Wir haben heute im Bergdorf die Zelte abgebrochen und sind zurück nach Cannes gefahren. Das bedeutet aufräumen, Kühlschrank leeren, Koffer packen und dabei allerhand logistischen Kleinkram bedenken : was kann dableiben? Was brauche ich unten? Foto von kurz vor der Abfahrt.
Es geht bergab.
Unterwegs nehme ich etwas von dem aromatischen wild wachsenden Bergthymian mit, den ich unten einpflanzen will. So feinen Thymian gibts in keiner Gärtnerei.
Blick von dort ins Tal.
Heute war in Guillaumes die foire agricole – ein landwirtschaftlicher Markt, der im Oktober auch immer Tiere und landwirtschaftliche Geräte zeigt; die jungen Landwirte und Erzeuger der Region bieten auch ein Mittagessen an, klar, dass wir dort essen, bevor wir weiterfahren. Ich war schon lange nicht mehr auf einem der Märkte und noch länger nicht auf dem Oktobermarkt. Früher kannte ich dort alle Leute – heute sind es nur noch eine Handvoll. Ich könnte einen ganzen Blogeintrag über diese alternative Stimmung und die junge Generation, die da nachkommt, und meine Erinnerungen an früher schreiben – ich fürchte, ich schaffe es nicht. Ich unterhielt mich mit ein paar Leuten, wir aßen mit Freunden und ich vergaß wieder einmal zu fotografieren. Ich habe nur halbherzig und so nebenbei fotografiert und eigentlich wenig aussagekräftiges – aber da ich sonst nicht auf 12 Fotos komme, gibt es sie trotzdem.
Gegen 14 Uhr fahren wir dann wirklich los und werden gleichmal von einer kleinen Schafherde ausgebremst, die jetzt von der Sommerweide wieder nach unten “transhumiert” – wir zockeln zwei Kilometer hinter den Schafen her, bis sie auf einen kleinen Pfad seitlich der Straße abbiegen.
Es ist noch üppig grün, es hat auch die letzten Tage wieder viel geregnet, aber die Sumacbüsche an den Hängen und entlang der Straße werden doch orange und rot. Aus dem fahrenden Auto geknipst.
Um 17 Uhr sind wir angekommen, ich mache eine kurze nicht dokumentierte Sieste, packe dann die Taschen und Koffer aus und verräume alles. Später mache ich ein Thymianhähnchen, mit dem feinen Thymian aus den Bergen. Wie immer, wenn ich etwas so nonchalant mache, wird es köstlich – wenn ich versuche, es für Gäste besonders gut hinzukriegen, wird es oft nicht halb so gut.
Nachtrag: Ich sehe in den Eingeweiden des Bloglebens, dass jemand das Thymian-Hähnchen-Rezept suchte, ich gebe es Ihnen am Ende des Beitrags!
Ich scrolle durchs Internet – und siehe da: Oktoberfest, jetzt auch in Monaco.
Ich hatte mich auf irgendeinen Film im Replay gefreut, aber Monsieur wollte lieber eine Doku mit anschließender Diskussion über Marokkos König Mohammed VI sehen. Nun gut.
So viel von hier. Lieben Dank fürs Anschauen. Die anderen 12 von 12er wie immer hier.
Und hier zum Thymian Hähnchen:
Ich habe weiche Butter zusammen mit den abgerebelten Thymianblättchen unter die Haut des (in diesem Fall halben) Hähnchens geschoben und den Rest der Thymianbutter dann auf die Haut desselben gestrichen. Unter das halbe Hähnchen habe ich eine halbe Bio Zitrone gegeben (wenn man ein ganzes Hähnchen hat, kann man die halbe Zitrone hineinstecken ) und dann noch etwas Thymian großzügig über das Hähnchen rebeln. Das Hähnchen in eine (mit Olivenöl) gefettete Auflaufform geben, eine in Teile geschnittenen Zwiebel, zwei zerdrückte Knoblauchzehen und halbierte kleine Kartoffeln (so viel man essen will) drumherum drapieren. Grobes Salz und Pfeffer über alles. Dann in den auf 210 Grad vorgeheizten Backofen; halbe Stunde Bratzeit pro 500 Gramm, bei mir waren es 40 Minuten (700 Gramm). Nach der Hälfte der Zeit das Hähnchen mit dem ausgetretenen Bratfett übergießen. Das ist alles Gutes Gelingen und Bon appetit.
Ich weiß nicht mehr, wo ich das Originalrezept gelesen habe, es kommt dem von Lea Linster recht nahe.
Falls Sie es kürzlich noch nicht gelesen haben, Herr Buddenbohm hat sich sehr detailreich zum Oktoberfest geäußert, das jetzt wohl zur hanseatischen Tradition wird. In meinen Kommentaren lese ich, dass Oktoberfeste jetzt gefühlt überall in Deutschland stattfinden. Auf Instagram folge ich ein paar Fahrradjungs, wie ich sie nenne, die aus unterschiedlichen Gründen mit dem Fahrrad um die Welt reisen. Ich könnte altersmäßig ihre Mutter sein, aber ich bin echt angefixt von den großartigen Landschaftsfotos und Geschichten, die sie teilen. Einer von ihnen ist Fabian alias @permacycle; er sucht weltweit Permakulturfarmen auf und schleppt zum Zweck des Saatguttauschs anderthalb Kilo Saatgut mit sich herum, weil er möchte, dass es weltweit mehr Vielfalt bei Obst und Gemüse gibt, als das, was einem standardmäßig im Supermarkt angeboten wird. Tolle Sache. Etwas, was all die Jungs gemeinsam haben, ist die Lust auf Bier, immer wieder werden erstaunliche Bierfunde in Minisupermärkten der abgelegensten Gebirgsregionen Zentralasiens in den Stories gezeigt. Neulich war Fabian in Kasachstan. In Almaty, der größten Stadt des Landes, gibt es, man glaubt es kaum, ein Paulaner Brauhaus, ein riesiges, nagelneues Brauhaus im bayrischen Stil, Kellner und Kellnerinnen in Tracht (er Lederhose und rotkariertes Hemd, sie Dirndl), und es gibt dort nicht nur Paulaner Bier zu trinken, sondern auch Laugenbrezeln und Weißwurst zu essen! Unfassbar! Und in einem Filmschwenk in der Story auf Instagram habe ich Hinweisschilder entdeckt, die zu den “Stuberl” und zum “Biergarten” führen! Ich habe mir dann heute mal die Internetseite von Paulaner angesehen, und es wird noch viel verrückter, denn Brauhäuser im Bayrischen Stil gibt es fast überall auf der Welt, unzählige allein in China, aber auch in Taiwan, Indonesien und in Singapur, und eben auch in Almaty (Kasachstan) und in Baku (Aserbaidjan). Alle Paulaner Brauhäuser auf der ganzen Welt können Sie hier entdecken. Der internationale Werbespruch lautet übrigens: Celebrate the Prost.
Und siehe da, es gibt Oktoberfeste in solchen Brauhäusern, etwa in Südamerika, aber auch in Spanien, Griechenland und ich staune sehr, sogar in Cuneo, das ist eine kleine italienische Stadt im Piemont gleich nebenan. Da wird neben der Piemontkirsche auch dem Bier und der Weißwurst gefrönt. Wer hätte das gedacht!
Wenn man mir in Frankreich etwas Nettes über Deutschland sagen will, dann kommt in der Regel ein anerkennendes “La fete de la bière est super!”Fete de la bière, Bierfest, so heißt das Oktoberfest in Frankreich. Alle waren schon einmal dort. Auch eine recht vornehme Dame, neben der ich kürzlich bei einem Essen zu sitzen kam, fand das Bierfest formidable! Ich selbst war wie gesagt noch nie da, und werde da wohl auch nicht mehr hinkommen, Bier kann ich ja eh keines mehr trinken, und nüchtern ist das Ganze vermutlich nicht zu ertragen.
Ich glaube aber auch, dass man diese Art des Feierns von “außen” nicht wirklich verstehen kann. So ging es mir mit dem Kölner Karneval, zu dem ich damals “gezwungen” wurde: Die gesamte Verlagsbelegschaft zog an Weiberfastnacht nach einem ausgiebigen Frühstück (u.a. mit Mett-Igel!) verkleidet in die Südstadt, um in einer bestimmten Kneipe zu feiern. Am liebsten hätte ich mich davor gedrückt. Erwachsene Menschen, die sich verkleiden, kölsche Lieder singen und tagelang Bier trinken, das war mir so suspekt. Aber sich als neue Mitarbeiterin dem Karneval zu entziehen, ging einfach nicht. Die Kolleginnen halfen mir bei der Kostümauswahl (ich meine mich zu erinnern, dass ich als Nichtschwimmerin ging, nein, nicht im Badeanzug, ich hatte etwas blau-weiß Geringeltes an, hatte eine Schwimmbrille auf der Stirn, Schwimmflügelchen und ein Quietscheentchen im Arm (die Flügelchen und das Quietscheentchen verlor ich bald) und versicherten mir, großes Ehrenwort, dass ich am Donnerstagmorgen bestimmt nicht die Einzige sein würde, die verkleidet im Bus sitzen würde. Am meisten Angst hatte ich davor, mich zu blamieren und auf irgendeinen Scherz hereinzufallen. Aber es war wirklich erstaunlich, was sich am Karnevalsmorgen schon alles in der Stadt und in den öffentlichen Verkehrsmitteln tummelte: dicke Männer im Biene Maja-Kostüm, Clowns, Piraten, ältere Damen mit Blumenhut und Herzchen auf der Wange, Erwachsene, alle verkleidet, aber vor 11.11 Uhr noch mit ernsten Arbeitsgesichtern. Na gut, beim ersten Karneval war ich noch etwas verklemmt, aber nach ein paar tanzenden und singenden Tagen hatte mich das Karnevalsfieber gepackt – Außenstehenden kann man nicht erklären, was da los ist und dass man Lust hat, verkleidet am helllichten Tag in überfüllten Kneipen auf Tischen zu tanzen, zu schunkeln und zu singen. Der Rheinländer ist ja auch im Alltag eher aufgeschlossen und sangesfreudig, zumindest was das kölsche Liedgut angeht, das es wohl in keiner anderen Stadt so gibt, aber im Karneval potenziert sich das ins Unendliche, alle reden, lachen, singen und tanzen miteinander, liegen sich in den Armen und teilen inbrünstig eine geradezu trunkene Köln-Liebe. Ach Kölle, do bes e Jeföhl!
Vielleicht ist das Oktoberfest, wenn man “drin” ist und mit FreundInnen oder KollegInnen feiert, auch “ein Gefühl”, das man Außenstehenden nicht erklären kann. Ich kann es mir zumindest vorstellen. Ob man dieses Gefühl aber bis nach Almaty, Sao Paolo und in irgendeine entlegene chinesische Provinz transportieren kann, das bezweifle ich stark. Und, Nachtrag, bis eben war ich davon überzeugt, dass es in Frankreich keine Oktoberfest-Varianten gibt, aber oh Schreck, es geisterte heute sogar ein Bierfest in Cannes (!) durch meine Timeline. Aber nein, ich werde nicht mal zu Recherchezwecken dort hingehen!
Ein ganz anderes Thema. Michel Blanc ist gestorben, ein französischer Schauspieler, der in Frankreich vor allem durch die Serie “Les Bronzés” bekannt wurde, in der er in jeder der drei Episoden einen Loser spielt, unattraktiv, unbeholfen und verzweifelt auf der Suche nach Liebe, und sei es nur für eine Nacht. Es gelingt ihm nie. Er tut einem von Herzen leid, zumal seine “Freunde” sich auch noch über ihn lustig machen. Auch wenn die Serie ein finanzieller Erfolg wurde und die Schauspieler (Michel Clavier, Thierry Lhermitte, Josiane Balasko, Gérard Jugnot) Freunde fürs Leben wurden und sich in dieser oder ähnlicher Zusammensetzung bis heute für alle möglichen anderen Komödien zusammenfanden, hatte Michel Blanc es bald satt, nur als Jean-Claude Dusse gesehen zu werden und suchte sich bewusst andere Rollen.
Das Fernsehprogramm wurde ihm zu Ehren geändert, und als erstes wurde mein persönlicher Lieblingsfilm (ich habe eine Schwäche für Komödien, die im landwirtschaftlichen Milieu spielen) “Je vous trouve très beau” gezeigt. Ich mochte Michel Blanc in der Rolle des mürrischen Bauern Aimé Pigrenet sehr und habe meinem Kommissar Duval einen Kollegen zur Seite gestellt, der von dieser Figur inspiriert ist und nur wenig verhüllt Michel Le Blanc heißt. Sozusagen mein persönliches Denkmal.
Heute lief auch die erste Folge von “Bronzés”; die Serie, die in Frankreich Kult ist, habe ich natürlich irgendwann gesehen, aber nie wirklich lustig gefunden; aus heutiger Sicht geht der Humor der 70er Jahre, sexistisch und auch ein bisschen rassistisch, gar nicht mehr.
Hier eine Zusammenstellung der “besten” Szenen
Dann aber auch “Monsieur Hire”, der erste Film, in dem Blanc eine ganz andere Rolle spielt; ich finde den Film sehr bedrückend, vor allem weil Monsieur Hire, ein russischstämmiger Jude, der eigentlich Hirovitch heißt und Schneider ist, als Außenseiter der Gesellschaft dargestellt wird. Und das am Vorabend des 7. Oktober.
Ich bin umzingelt vom Oktoberfest. War das schon immer so und fällt es mir nur dieses Jahr verstärkt auf? Als ich 1999 für ein knappes Jahr in München lebte und arbeitete, galt das Oktoberfest (zumindest in meinen Kreisen) noch als spießig-reaktionäres Riesenbesäufnis älterer Herrschaften. Ich habe damals die Theresienwiese weiträumig gemieden und über das Gedränge der folkloristisch gekleideten Touristen in der U-Bahn gestöhnt. In diesem Jahr sehe ich auf Instagram viele junge Leute, die sich stolz in Dirndl und Lederhosen werfen und mit Freunden gleich mehrfach die Wiesn besuchen. Ich war bis heute noch nicht dort. Vielleicht habe ich etwas verpasst?
Heute ist der Tag der Deutschen Einheit, passend zum Thema habe ich “Adam und Evelyn” (von Ingo Schulze) zu Ende gelesen – es ist mir ein Rätsel, wie man aus diesem dialoglastigen Buch einen so stillen Film machen konnte. Es ist zunächst ein leichtes Buch, es erinnerte mich anfangs stellenweise an Tucholskys Sommerliebesroman “Schloss Gripsholm”, und doch bekommt es einen schwereren Ton, denn die Paare aus West und Ost, die sich da im Sommer 1989 in Ungarn scheinbar leicht und unbeschwert verlieben, trennen und wiederfinden, wollen nicht nur Urlaub machen, sondern vielleicht auch in den Westen, es gibt das Gerücht, dass Ungarn die Grenzen nach Österreich öffnet; Für Adam, Evelyn, Katja und Mona aus dem Osten geht es bei dieser Entscheidung um ihre Existenz. Deshalb überlegt Evelyn länger und lässt ihren Westler schließlich allein in den Westen fahren. Der versteht das nicht, was gibt es da noch zu überlegen, das bessere und freie Leben ist im Westen, hallo, da kann man nach New York! Und nach Rio, da kann man sogar im Winter baden! Und da sein Urlaub zu Ende ist, er wieder arbeiten MUSS (“aber das versteht ihr nicht, dass man arbeiten muss”), rauscht er beleidigt ab. Mona dagegen fährt zurück in die DDR, und Adam will auch nicht weg, er hat im Osten alles, was er will und braucht, sein Elternhaus, seinen Garten, sein Atelier und jede Menge Kundinnen, die ihn anhimmeln. Aber Evelyn hat sich nun entschieden, und für Evelyn fährt Adam überall hin, auch in den Westen, und dort wohnen sie zunächst bei seinen etwas spießigen Westverwandten. Kompliziert wird es, als Evelyn merkt, dass sie schwanger ist. Von Adam oder doch von dem Westler? Adam ist wütend und fährt zurück in den Osten, findet aber sein Elternhaus verwüstet vor, alles Wertvolle ist gestohlen, sogar die Mischbatterie in der Küche, und sein Fahrrad findet er beim Nachbarn. Ein Weiterleben dort ist unmöglich geworden, er kehrt in den Westen und zu Evelyn zurück, aber er ist deprimiert, und die Forderung seiner Westverwandten, er solle sich jetzt nicht hängen lassen, sondern bitte mal richtig arbeiten, wie zum Beispiel Flaschen im Supermarkt annehmen, stößt ihm bitter auf. Auch ein Praktikum bei einem persischen Änderungsschneider ist nicht nach seinem Geschmack. Er ist Mitte dreißig, hat im Osten alles gehabt, und jetzt soll er im Westen wieder ganz unten anfangen? Für die erst einundzwanzigjährige Evelyn erweist sich der Weg in den Westen als die richtige Entscheidung, sie wird Kunstgeschichte und Romanistik studieren, sie freut sich auf das Studium und darauf, von nun an Geld zu haben, mit dem man sich alles leisten kann, sogar teure Schweizer Schokolade, und bald werden sie in einer schicken WG zusammenwohnen: “Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich das alles hier genieße”, sagt Evelyn zu ihrer zukünftigen Mitbewohnerin, während Adam im Garten Fotos von früher verbrennt.
In der Ausnahmesituation jenes Spätsommers 1989, dem Schwebezustand plötzlicher Wahlfreiheit, entdeckt Ingo Schulze die menschliche Urgeschichte von Verbot und Verlockung, Liebe und Erkenntnis und nicht zuletzt der Sehnsucht nach dem Paradies. Doch wo ist das zu finden? In der Verheißung des Westens, der Ungebundenheit eines endlosen Feriensommers am Plattensee oder doch im vertrauten Amtsstubenduft einer frisch geöffneten Brotkapsel und dem eigenen Garten?
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Eine lesenswerte Lektüre, wenn man ein Gefühl für die Ost-Seite (nicht nur) in diesem Sommer 1989 bekommen will.
Wir sind immer noch in den Bergen, heute waren zwei Handwerker da (hier ist ja kein Feiertag) und morgen kommen sie wieder, andere Handwerker kommen, so ist es zumindest geplant, nächste Woche. Oh, wie schön, wenn all die Arbeiten, die schon vor Monaten begonnen wurden, endlich zu Ende gehen!
Gestern waren wir im Oberdorf, auch da wurde (mit schwerem Gerät) gearbeitet, denn die Stromleitungen im Dorf werden jetzt unterirdisch verlegt, und dafür reißen sie die gepflasterte Dorfstraße auf, und um an den schwer zugänglichen oberen Teil zu kommen, haben sie Trassen über die steile Wiese gezogen. Im Moment sieht es etwas verwüstet aus. Aber all die Stromleitungen, die bei jedem Foto immer im Bild waren, werden verschwinden, ich habe sie ein letztes Mal dokumentiert.
Dort oben waren die Hirsche auch am hellichten Tag zu hören. Es ist so laut und beeindruckend! Zu sehen allerdings gab es nichts. Die Tiere verstecken sich in den kleinen Wäldchen auf der gegenübenliegenden Bergseite und kommen erst gegen Abend auf die freien Flächen, um sich dort mit den anderen Hirschen zu messen und unter Umständen zu kämpfen. Um sie zu sehen, braucht man ein sehr starkes Fernglas oder eine Kamera mit riesigem Zoom, so etwa wie hier in dem Film.
Die Jagdsaison hat im Übrigen auch begonnen, es empfiehlt sich, vor allem am Wochenende und mittwochs (die hier genehmigten Jagdtage) nicht nur wegen der Hirsche nicht im Wald spazieren zu gehen, oder wenn, dann unbedingt mit einer bunten Jacke bekleidet und machen Sie ruhig etwas Lärm, damit man Sie nicht für ein im Unterholz herumwühlendes Wildschwein hält, nur weil Sie sich gerade nach einem Pilz bücken. Lachen Sie nicht, es gibt jedes Jahr Jagdunfälle. Ich hab Sie gewarnt!
Auf den Wiesen blühen die Herbstzeitlosen und im Garten des Sommerhauses verausgaben sich die letzten Stockrosen, während sie von eifrigen Hummeln besucht werden. Dazwischen brummte ein schwarzblau schimmerndes Fluginsekt, das ich erst googeln musste – fast so groß wie ein Maikäfer, nein, keine Hornisse, die Blauschwarze Holzbiene ist es, eine solitär lebende Biene, sie wurde 2024 zur Wildbiene des Jahres gekürt. Und wir haben eine im Garten!
Ein Lied zum Oktober von Francis Cabrel, zu dem ich durch Hilke Maunders Newsletter inspiriert wurde. Merci Hilke!
Die klassischen Denkmäler, die jeweils an den beiden Tagen des offenen Denkmals in Cannes zu besichtigen sind, habe ich alle schon in den vergangenen Jahren besucht, die Stadtbibliothek in der Villa Rothschild, das Palais des Festivals, die Synagoge, eine Moschee, ein Museum, und die eine oder andere Villa sowie den Friedhof habe ich schon mit den sogenannten Greeters von Cannes gesehen. Ich dachte, es gäbe nichts Neues, suchte sogar in der Umgebung, aber auch hier hatte ich das meiste irgendwann schon einmal im Rahmen einer Ausstellung oder eines Museumsbesuchs gesehen. Und plötzlich, fast am Denkmalwochenende selbst, tauchten in der Liste im Internet ein, zwei neue Dinge auf, zum Beispiel ein altes Segelschiff, das man im Port Canto hätte besichtigen können – zumindest, wenn man gleich einen Termin gemacht hätte. Ich zögerte etwas zu lange, dachte auch etwas naiv, dass man da einfach so hingehen kann, aber nein, da suchen ja noch andere wie ich etwas Neues zu besichtigen, und so viele Leute passen nicht auf das Schiff, das muss schon organisiert werden. Als ich schließlich anrief, waren alle Besichtigungstermine für das ganze Wochenende schon ausgebucht. Plan B waren die Gärten des Parfümmuseums in Grasse, die man nach Voranmeldung auch ganzjährig besuchen kann, oder der Leuchtturm auf dem Cap d’Antibes, Le Phare de la Garoupe. Ich entschied mich trotz des windigen und bedeckten Wetters für den Leuchtturm, der mich schon lange reizte, Er war jahrelang nicht zugänglich, wurde dann von der Stadt Antibes restauriert und kann jetzt sogar an Wochenenden kostenlos besichtigt werden, man muss sich also nicht unbedingt am Tag des offenen Denkmals mit allen anderen drängeln, aber das wusste ich vorher nicht. Ich mag die Strecke um das Cap d’Antibes, finde trotz des Andrangs auch einen Parkplatz und bekomme eine Eintrittskarte für knapp eine Stunde später, denn auch hier können immer nur zehn Personen in einem zwanzigminütigen Rhythmus den Leuchtturm besichtigen. So viel Platz ist da oben nicht und man soll auf den engen Stufen auch in Ruhe hinauf und hinunter gehen können.
Die Wartezeit überbrückte ich, indem ich die benachbarte Kapelle “Notre Dame de la Garde” besuchte, später im angeschlossenen kleinen Laden “Kloster-Pudding” erstand und bei einem auf dem Platz herumstehenden Obst- und Gemüsehändler Zwetschgen kaufte; andere standen für selbst gemachte Apfelküchlein (beignets de pommes) an. Es gibt wohl auch ein kleines Café, ich könnte mir vorstellen, dass es an anderen Tagen, wenn es nicht so voll ist und nicht so viel anderes gleichzeitig angeboten wird, dort sehr nett ist.
Die Kapelle, die auch “La Chapelle de la Garoupe” genannt wird, zu der man auch von Antibes aus über einen Kreuzweg pilgern kann, ist der Jungfrau Maria geweiht, die über die Seeleute und Fischer wacht. Natürlich muss man daran glauben. Aber “es ist leichter (an Gott) zu glauben, wenn man allein auf dem Meer ist”, wird die große Seefahrerin Françoise Arthaud gern zitiert. Auch sie wurde einmal auf wundersame Weise aus dem Meer gerettet, als sie nachts mit ihrem Segelboot über Bord gegangen war. Später kam sie jedoch bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben. In der kleinen Kirche hängen viele Schiffsmodelle und die Wände zeugen davon, dass hier viel und erfolgreich um Hilfe und Schutz gebetet wurde und wohl auch heute noch wird: Votivtafeln aus allen Jahrhunderten, selbst gemalte Bilder und viele Zeugnisse von Menschen, die wie durch ein Wunder schwierige Situationen, Krieg und Unglück (nicht nur auf See) überlebt haben.
Passend zum Thema lief gerade die Info durch meine Timeline auf Instagram, dass Notre Dame in Paris am 8. Dezember wieder für das Publikum geöffnet wird. Falls es Sie interessiert, schnell Tickets reservieren!
Danach kletterte ich auf den kleinen Leuchtturm, “Le Phare de la Garoupe”, 116 Stufen, die sich aber angenehm ersteigen lassen. Was heißt denn eigentlich dieses “Garoupe” fragte ich mich. Bei Wikipedia habe ich folgende Erklärung gefunden.
Das Plateau de la Garoupe ist ein Plateau auf der Halbinsel Cap d’Antibes in der Gemeinde Antibes Juan-les-Pins. Der Name des Ortes bezieht sich auf die Kamelie, einen mediterranen Strauch, der dort häufig vorkommt und dessen provenzalische Bezeichnung garopa lautet, was im Französischen als garoupe transkribiert wird.
Bislang sind mir dort keine Kamelien aufgefallen, ich werde beim nächsten Besuch verstärkt darauf achten.
Jetzt ging es also hinauf.
Nachdem ich in alle Richtungen geschaut hatte und ordentlich durchgeweht war, stieg ich wieder hinunter.
Kürzlich aßen wir in einem netten Restaurant mit Seeblick, ein See in diesem Fall und nicht die See, der Lac de St. Cassien um genau zu sein, und dort standen erstaunlich viele Erdbeerbäume oder auch Arbusiers. Gerade nachgesehen, die Bäume gehören zur Gattung der Heidekrautgewächse, verrückt. Und ja, die Früchte sind essbar, schmecken süßsauer und mehlig, man macht wohl gerne Konfitüre daraus, sie enthalten wie auch die Hagebutte viel Vitamin C.
Dann wurde Cannes wieder überschwemmt, völlig überraschend, ohne die sonst vom Wetterdienst angesagten Warnstufen orange oder rot, brach ein Gewitter über uns herein und Wassermassen überfluteten das gleiche Viertel wie 2015, die gleiche Straße brach wieder von den unterirdisch anschwellenden Strömen auf, Erdgeschosswohnungen, Geschäfte, Apotheke, Patisserie und natürlich alles was tiefer liegt, Garagen und Keller standen wieder unter Wasser. Unser Keller auch, aber diesmal waren es nur 15 Zentimeter Wasser und nicht ein Meter fünfzig wie beim letzten Mal. Das lag aber nur daran, dass der Wolkenbruch nur eine halbe Stunde dauerte. Glück im Unglück. Wir wuchteten feuchte Kartons nach oben, diesmal aber nicht mit Büchern, sondern mit Geschirr und Kochtöpfen, die ohnehin für den Flohmarkt bestimmt waren. Andere trugen wieder Möbel und Matratzen hinaus und hängten durchnässte Wäsche zum Trocknen an den Zaun und in die Sonne. Was soll ich sagen? Die Jahrhunderthochwasser kommen jetzt alle zehn Jahre oder schon nach neun Jahren oder vielleicht noch öfter. Wenigstens ist diesmal niemand umgekommen.
So fuhren wir zwei Tage später als geplant in die Berge, und das war gut so, denn wir bekamen überraschend Besuch von Tetiana und ihrer Mutter, die zum ersten Mal in ihrem Leben ein paar Tage Urlaub machte. Sie hatten eine lange und aufregende Reise hinter sich, denn Tetianas Mutter war natürlich auch zum ersten Mal geflogen. Es war eine sehr bewegende Begegnung, wir umarmten uns immer wieder und sie dankte uns dafür, dass wir ihre Kinder und Enkelkinder bei uns aufgenommen hatten. Wir haben gesagt, dass wir froh sind, in diesem Krieg etwas getan zu haben. Dass wir uns alle so mögen, ist natürlich ein großes Glück. Sie zeigte uns Fotos von ihrem Dorf, dem Haus, dem Garten, den Katzen, dem Hund und den Hühnern und lud uns zu sich nach Hause ein. Wir versprechen zu kommen, sobald der Krieg vorbei ist.
Wir zeigen uns Fotos und erzählen. Der kleine M ist jetzt in die Schule gekommen, der große M hat die Schule gewechselt. Aber er geht nur jeden zweiten Tag hin, weil die Schutzräume nicht groß genug sind, um alle Kinder aufzunehmen. Denn ja, auch in der Westukraine gibt es Sirenenalarm und Bombenangriffe. Auch wenn sie gelernt haben, damit zu leben. “Ich gehe jetzt schlafen, die Sirenen haben aufgehört”, habe ihm sein Sohn schon ein paar Mal am Telefon gesagt, erzählt Ivan, und dass er das immer befremdlich finde.
Am Abend sind wir dann in die Berge gefahren, auf der Serpentinenstraße nach Châteauneuf sind zwei Hasen vor unserem Auto vorbeigeschossen, und nach einer Kurve standen wir überraschenderweise nez à nez, wie man hier sagt, direkt vor einem Hirsch, oder er vor uns, je nachdem. Wow! So nah habe ich noch nie einen Hirsch gesehen. Was für ein großes Tier, wie majestätisch er da stand! Sehr beeindruckend! Doch bevor ich mein Handy zücken konnte, um ihn zu fotografieren, machte er einen Satz über den Zaun der Schafweide und war verschwunden. Später hörten wir ihn und andere laut röhren. Es ist die Zeit der Hirschbrunft – le brame du cerf heißt das hier – und viele wandern mit Fotoapparat und Fernglas hier hinauf, um die Hirsche in der Brunft zu hören und wenn möglich auch kämpfen zu sehen.
Oben angekommen mussten wir erst einmal ein Feuer machen, der Temperaturunterschied zur Küste ist doch enorm und auch das Haus war auf 15 Grad ausgekühlt. Nachts habe ich dann auch wieder in meiner Winterausrüstung geschlafen: warme Skiunterwäsche inklusive Mütze, Socken und Wärmflasche.
Anderntags war es sonnig und während der Gatte auf Handwerker wartete (der eigentliche Grund, warum wir hier oben sind), die aber nicht kamen, wanderte ich in den Wald, um Pilze zu sammeln, – des sanguins wurden gewünscht, Reizker zu Deutsch.
Ich fand ein paar kleine, ganz frische, noch fest im Fleisch ohne irgendwelche Würmchen darin. Zwar habe ich noch allerhand andere ebenso frische und hübsche Pilze gefunden, die haben wir aber letzten Endes aussortiert. Von den rötlichen und orangefarbenen Sanguins habe ich abends ein Pilzomelette gemacht – es war köstlich, wurde aber leider nicht dokumentiert.
Was hier neben Thymian auch wild wächst, ist Bohnenkraut.
Nochmals vielen Dank für die Empfehlung dieser Pflanzenbestimmungs-App! Es macht wirklich Spaß damit zu arbeiten! Ich habe heute beim Unkraut jäten auch noch ganz andere Dinge entdeckt – einen Kriechenden Knöterich und die violett blühende Bergminze, die ich noch nicht kannte.
Für Pilze habe ich leider nicht annähernd so eine gute App gefunden, alles bleibt etwas vage, scheint mir, vielleicht ist es zu gefährlich, konkrete Angaben zu machen. Die Pilzbestimmungs-Apps lehnen auch jede Verantwortung für Pilzvergiftungen ab und fragen vorher, ob man suizidgefährdet ist.
Was es auch gab (und noch gibt) ist Zwetschgenkuchen, denn ich habe noch einmal überraschend kleine und gute Zwetschgen gefunden.
Kuchen musste sein, denn wir hatten unseren vierzehnten Hochzeitstag. “Elfenbeinhochzeit” heißt es edel in Deutschland, in Frankreich wiegen die vierzehn Jahre schwerer: Noces de plomb, Blei-Hochzeit heißt es hier.
Das formbare und feste Blei symbolisiert die Flexibilität und Robustheit der Beziehung. Es symbolisiert die Stärke und Stabilität der Bindung zwischen dem Paar sowie ihre Fähigkeit, Prüfungen zu widerstehen und schwierige Zeiten gemeinsam zu überstehen.
Merci à salondelalliance.com
Vierzehn! Für mich, die ich vorher keine Beziehung länger als drei Jahre durchgehalten habe, sodass ich insbesondere unser drittes Jahr sehr bang anging, sind vierzehn Jahre Ehe, in der wir in der Tat Prüfungen und schwierige Zeiten zu überstehen hatten, eine unglaubliche Geschichte.
Und zum Abschluss das Vitamin-Gegenbild aus den Bergen. Die Hagebutte!
Dass ich am Tag des offenen Denkmals zwar nicht auf ein altes Segelschiff gekommen bin, aber immerhin einen Leuchtturm erkommen habe, davon berichte ich Ihnen in einem anderen Eintrag. Bis dahin!
Texte en français à la suite. Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, denn ich habe gerade den Text des letztjährigen Festivals gelesen, ja, auch das 5. Deutsche bzw. das 4. Defa-Filmfestival, das wir in Zusammenarbeit mit Cinécroisette und dem Goethe Institut vergangenes Wochenende veranstaltet haben, war ein Erfolg! Alle Veranstaltungen waren wieder gut besucht, wir hatten jedes Mal mindestens 50 Zuschauer. Das klingt vielleicht nicht nach viel, aber wenn man bedenkt, dass ich selbst “Emilia Perez”, einen hochgelobten Film, der auf dem Festival in Cannes lief, nur mit einer Handvoll anderer Leute in einem fast leeren Saal gesehen habe, dann sind 50 Leute für unsere unbekannten deutschen Filme an einem Vormittag in Cannes oder am Nachmittag in einem kleinen Stadtteilkino etwas außerhalb schon eine ganze Menge! Außerdem hatten wir wie immer mit Konkurrenzveranstaltungen zu kämpfen: In Cannes war wie jedes Jahr “Boat Show”, die Stadt war voller Menschen, die die neuesten Boote und schicksten Yachten sehen wollten.
Wie schon in den vergangenen Jahren hatten wir ein sehr interessiertes und filmkundiges Publikum, das der Einführung von Wieland Koch bzw. der Übersetzung von Franka Günther aufmerksam lauschte und nach dem Film Fragen und Anmerkungen hatte. Das alles wussten wir aber noch nicht, als wir mit gemischten Gefühlen zum Eröffnungsfilm am Freitagabend “La belle affaire” (deutsch: “Zwei zu eins”) gingen.
Es ist eine witzige Komödie, die uns in den Osten Deutschlands im Sommer 1990 zurückversetzt. Gleich in einer der ersten Szenen kehrt einer der Protagonisten, der ein Jahr zuvor über Ungarn nach Westdeutschland ” abgehauen ” ist, wie ihm vorgeworfen wird, aus dem ” goldenen Westen ” zurück, weil er sich dort einfach “fremd” und nicht zu Hause gefühlt hat. Die DDR-Bürger und -Bürgerinnen, die in ihren Wohngebieten geblieben sind, reisen nun ebenfalls in eine andere Welt, und das, ohne sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, denn um sie herum verändert sich gerade alles grundlegend und wird ihnen fremd: politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich – alles wird anders, selbst das DDR-Geld ist nur noch wenige Tage gültig. Westdeutsche Hausierer versuchen sich in dieser Zeit eine goldene Nase zu verdienen, indem sie den Ostdeutschen an der Haustür Mikrowellen und Kochtöpfe andrehen. Doch auch die Bewohner des Viertels nutzen das neue System und tauschen ihr gefundenes Ostgeld in Waren um, solange es noch geht: “Erst haben wir den Sozialismus ruiniert, jetzt ist der Kapitalismus dran”, lachen sie.
Am nächsten Morgen trafen wir uns im Kino Arcades; nach einer kurzen Ansprache von Franka Günther, die daran erinnerte, dass es ursprünglich kein “Deutsches Filmfestival” war, sondern ein “Ostdeutsches”, und dass es nur existierte, weil Serge den von ihr vor einigen Jahren mit bangem Herzen unterbreiteten Vorschlag, dem französischen Publikum eventuell Defa-Filme zu zeigen, ohne zu Zögern und mit großer Begeisterung aufgenommen hat.
Und dann sahen wir den einzigen Defa-Film, den wir dieses Jahr im Programm hatten (ich erwähnte es bereits, wir haben in den letzten Jahren bereits fast alle Defa-Filme gezeigt, die französisch untertitelt sind!): “Ich war 19” von Konrad Wolf; die Geschichte des jungen Gregor Hecker, der, ursprünglich aus Köln stammend, in den dreißiger Jahren mit seinen kommunistschen Eltern nach Russland emigriert war, und nun in den letzten Kriegstagen als junger Soldat der Roten Armee erstmals wieder nach Deutschland zurückkehrt. Es ist Konrad Wolfs eigene Geschichte, die er mithilfe seines damals geschriebenen Tagebuchs so authentisch wie möglich erzählen wollte. Ich zitiere hier aus der Ankündigung der Defa Stiftung
April 1945. In der Uniform eines sowjetischen Leutnants kommt der 19-jährige Deutsche Gregor Hecker in seine Heimat zurück. Er war acht, als seine Eltern mit ihm nach Moskau emigrierten. Vom 16. April bis zum 2. Mai fährt er im sowjetischen Militärfahrzeug auf dem Weg der 48. Armee von der Oder nördlich an Berlin vorbei. Mit einem Lautsprecher fordert Gregor die noch vereinzelt kämpfenden Soldaten zum Überlaufen auf. Einige kommen, andere antworten mit Schüssen. Täglich begegnet Gregor Menschen unterschiedlicher Art, hoffnungsvollen, verwirrten, verzweifelten. Bei seinen russischen Freunden fühlt er sich zu Hause, viele der Deutschen geben ihm Rätsel auf. Langsam begreift er, dass es “die Deutschen” nicht gibt. Er trifft einfache Leute, Mitläufer, Rückversicherer, Überläufer, Durchhaltefanatiker, eingefleischte Faschisten. Die erste Begegnung mit aus dem Konzentrationslager befreiten Antifaschisten wird für ihn zu einem bewegenden Erlebnis. Und als sein Freund Sascha bei einem letzten Kampfeinsatz fällt, steht für den erschütterten Gregor fest, dass er hier am Aufbau eines anderen, besseren Deutschlands wirken wird.
Wir können es vorwegnehmen, es ist der Film, der uns alle bei diesem Festival am meisten beeindruckt hat. Gregor Hecker wird gespielt vom jungen Jaecki Schwarz, den Sie vielleicht als Kommissar aus dem “Polizeiruf 110” kennen. Dort mochte ich ihn nicht so, aber in “Ich war 19” gibt er dem jungen Rotarmisten eine erfrischende Naivität, mit der er Deutschland und die Deutschen entdeckt. Ein junges deutsches Mädchen wird von Jenny Gröllmann gespielt, die kennen wir im Westen spätestens seit der Serie “Liebling Kreuzberg”.
Der Nachmittagsfilm im kleinen Kino Cannet Toiles in Le Cannet ist “Adam und Evelyn”. Der melancholische, langsam erzählte Film, der uns in den Spätsommer 1989 entführt, hat mich beim ersten Anschauen trotz der idyllischen Bilder zugegebenermaßen sehr gelangweilt. “Hallo, passiert hier nochmal was?”, wollte ich rufen. “Hallo, redet ihr mal was?”, hätte ich die Schauspieler am liebsten geschüttelt. Erst im Gespräch mit Wieland Koch und Franka Günther verstand ich den Film besser. Es war ein ungewisser Sommer. Freunde verschwanden von einem Tag auf den anderen, ohne sich zu verabschieden. “Das kann doch nicht sein, dass alle einfach weggehen, Freunde und Familie verlassen, wer bleibt denn da?” fragten sie sich. Es ist eine Zeit, in der man nachdenkt, zweifelt. Die DDR war wirtschaftlich am Ende, politisch war es vermutlich unerträglich, aber man ist dort verwurzelt, hat Freunde, seine Familie, vielleicht alte oder kranke Eltern, Heimat eben. Adam hat als Damenschneider seine Nische gefunden, in der er sich eingerichtet hat. “Ist es nicht egal, wo man lebt?” fragt er Evelyn. Aber Evelyn hat die Nase voll von dieser Beschaulichkeit, sie will mehr, vielleicht Kunstgeschichte studieren, und außerdem will sie jetzt weg von Adam, der sie mit all den Frauen, für die er schöne Kleider näht, betrügt. Adam fährt Evelyn hinterher, “eine langsame Verfolgungsjagd” beginnt, ein langsames Roadmovie in einem türkis-weißen Wartburg 311, der immer wieder heißgelaufen stehenbleibt, und begleitet sie dann, eher spontan, in den Westen. Zweifelnd und mit bangem Lächeln, ohne ein Wort zu sprechen, schauen sie sich an, als sie die Grenze nach Österreich überqueren. Werden sie das Paradies finden oder haben sie es gerade verloren?
Wieland Koch hat mir den Roman von Ingo Schulze geschenkt, der als Vorlage für den Film diente und in dem es viel mehr Dialoge gibt als im Film. Er gefällt mir gut, ich lese ihn gerne und habe dabei die schönen warmen Spätsommerbilder des Films im Kopf. Passt.
Am nächsten Morgen zeigten wir, dieses Mal im Olympia, “Almanya”, die Geschichte einer türkischen “Gastarbeiter”-Familie über drei und fast schon vier Generationen. Der Film stammt aus dem Jahr 2011, ist aber zeitlos und hat mich auch beim erneuten Ansehen sehr berührt. Auch die ZuschauerInnen waren gerührt und haben mit der türkischen Familie gelacht und geweint. Ich habe ihn in einem Blogtext zum Thema “Heimat” schon einmal besprochen.
Der ganze Film hat mich berührt, weil ich mich in meiner Situation als Ausländerin in Frankreich plötzlich und erstmals den „Ausländern“, den Türken in Deutschland oder den Deutschen mit Migrationshintergrund annäherte. Erstmals konnte ich sie verstehen, und ich habe plötzlich viel Liebe für diese kulturell durcheinandergewirbelten Kids. Mir tat weh, dass der kleine Cenk (im Film) in der Grundschule von seiner (durchaus netten) Lehrerin gefragt wird, wo er denn her stamme. Deutschland sagt er. Nein, sagt die Lehrerin. Falsche Antwort. „Wie heißt das schöne Land, aus dem dein Vater kommt?“ Eigentlich müsste er noch mal Deutschland sagen, denn sein Vater ist auch schon in Deutschland geboren. Aber er weiß schon, dass er Türkei sagen muss, Anatolien genauer gesagt, das sich dann nicht mal auf der Europakarte in der Klasse finden lässt. Armer Cenk. Was ist er denn jetzt? Hat zwar einen türkischen Namen, kann aber nicht mal türkisch sprechen. Gar nix ist er, sagen seine Spielkameraden kategorisch. Und beides kann man wohl nicht sein, denn man kann Fußball nur in einer Mannschaft spielen. Und so fragt er wütend seine Familie: Was sind wir denn jetzt? Türken oder Deutsche? Cenks Großeltern haben ganz frisch deutsche Pässe, der Großvater aber sagt: „Ist nur Papier, wir sind doch Türken!“, und er hat zum Entsetzen der ganzen Familie ein Haus gekauft „in Türkei, in Heimat“.
Am Nachmittag zeigten wir dann im kleinen und wieder sehr gut besuchten Kino Ciné Toile in Rocheville unseren letzten Film “Kaddish für einen Freund”, der Film stammt bereits aus dem Jahr 2012. Ich kannte ihn nicht und war unsicher, wie die Geschichte um den Konflikt und eine langsam entstehende Freundschaft zwischen dem alten russischstämmigen Juden Alexander und dem jungen palästinensischen Rebellen Ali aufgenommen werden würde. Seit dem 7. Oktober ist es kaum noch möglich, über den Konflikt zwischen Juden und Palästinensern auf sachliche Weise zu sprechen. Auch dieser Film, obwohl er mir manchmal etwas schematisch vorkam, in der Kritik stand, vieles sei „mehr gut gemeint als gut gemacht“, hat mich berührt und am Ende nicht nur mir eine Träne in die Augen getrieben. Die im Film gezeigte Brutalität und der Hass hielten sich in erträglichen Grenzen, denn der Film ist als Jugendfilm konzipiert und wurde 2013 in dieser Kategorie als “Bester programmfüllender Kinderfilm” ausgezeichnet.
Der Regisseur Leo Khasin ist selbst russischstämmiger Jude, der in Deutschland zunächst Zahnmedizin studiert hat und mit seiner Schwester in Berlin eine Zahnarztpraxis betreibt. Später besuchte er eine Filmhochschule und drehte mehrere Kurzfilme. Er lebt und arbeitet in einem sozialen Brennpunkt und kennt das, was er im Film zeigt. “Kaddish für einen Freund” ist sein erster Spielfilm.
Das Publikum applaudierte, diskutierte noch lange und bedankte sich mehrfach für die Filmauswahl. Das Wissen von Wieland Koch zu allen Filmen und rundherum sowie die kongeniale Übersetzung von Franka Günther wurden geschätzt und dankbar aufgenommen.
Anschließend hatten wir zusammen mit Cinécroisette zu einem kleinen Umtrunk eingeladen – Wieland und Franka hatten mehrere Kilo typischer DDR-Süßigkeiten mitgebracht, Hallorenkugeln, Russisch Brot, Geleebananen, Knusperflocken und allerlei mehr, und wir tranken dazu Prosecco, Rosé oder Orangina und unterhielten uns noch bestimmt eine Stunde lang angeregt mit allen Anwesenden. Und alle verabschiedeten sich mit einem fröhlichen und ermutigenden “Bis zum nächsten Jahr!”
Wir danken Françoise Waintrop, der neuen Präsidentin von Cinécroisette und den Mitgliedern des neu gebildeten Büros für ihr Vertrauen, uns dieses Festival fortführen zu lassen. Ich danke Franka Günther und Wieland Koch, die die (ehrenamtliche) Hauptarbeit trugen und dieses Festival überhaupt ermöglichen, denn ohne sie würden wir insbesondere die Defa-Filme aber auch die aktuellen Filme mit DDR-Bezug nicht annähernd verstehen. Und vor allem danken wir dem großartigen französischen Publikum, das sich auch in diesem Jahr erneut für deutsche und ostdeutsche Filme interessierte!
Le 4e festival du film allemand-Defa
Au risque de me répéter, car je viens de lire le texte du festival de l’année dernière, oui, le 5e festival du film allemand, ou plutôt le 4e festival du film Defa, que nous avons organisé le week-end dernier en collaboration avec Cinécroisette et le Goethe Institut, a également été un succès ! Toutes les manifestations ont à nouveau été bien fréquentées, nous avons eu à chaque fois au moins 50 spectateurs. Cela peut ne pas paraître beaucoup, mais si l’on considère que j’ai moi-même vu « Emilia Perez », un film très apprécié qui a été présenté au festival de Cannes, avec seulement une poignée d’autres personnes dans une salle presque vide, 50 personnes pour nos films allemands inconnus, un matin à Cannes ou un après-midi dans un petit cinéma de quartier un peu en dehors, c’est déjà beaucoup ! De plus, comme toujours, nous avons dû faire face à des événements concurrents : à Cannes, c’était comme chaque année le « Boat Show », la ville était pleine de gens qui voulaient voir les derniers bateaux et les yachts les plus chics.
Comme les années précédentes, nous avons eu un public très intéressé et connaisseur du cinéma, qui a écouté attentivement l’introduction de Wieland Koch ou la traduction de Franka Günther et qui avait des questions et des remarques après chaque film.
Mais nous n’étions pas sur du succès avant d’avoir vu le film d’ouverture du vendredi soir , “La belle affaire”.
Il s’agit d’une comédie amusante qui nous ramène à l’Allemagne de l’Est en été 1990. Dès l’une des premières scènes, l’un des protagonistes, qui “s’était cassé» un an plus tôt vers l’Allemagne de l’Ouest via la Hongrie, comme on le lui reproche, revient de « l’Ouest doré » parce qu’il s’y sentait tout simplement « étranger » et pas chez lui. Les citoyens et citoyennes de la RDA qui sont restés dans leurs quartiers voyagent eux aussi vers un autre monde, et ce sans bouger d’un pouce, car tout change fondamentalement autour d’eux et leur devient étranger : politiquement, socialement, économiquement – tout change, même l’argent de la RDA n’a plus cours que quelques jours. Les colporteurs ouest-allemands tentent à cette époque de gagner de l’argent en vendant aux Allemands de l’Est des micro-ondes et des casseroles sur le pas de leur porte. Mais les habitants du quartier profitent eux aussi du nouveau système et échangent tant qu’il est encore temps l’argent de l’Est qu’ils ont trouvé contre des marchandises : « Nous avons d’abord ruiné le socialisme, maintenant c’est le capitalisme », rient-ils.
Le lendemain matin, nous nous sommes retrouvés au cinéma Arcades; après un bref discours de Franka Günther, qui a rappelé qu’à l’origine, il ne s’agissait pas d’un « festival du film allemand », mais d’un « festival du film est-allemand », et qu’il n’existait seulement parce que Serge avait accepté sans hésiter et avec beaucoup d’enthousiasme la proposition qu’elle avait faite il y a quelques années, le cœur serré, de montrer éventuellement des films Defa au public français.
Et puis nous avons vu le seul film Defa que nous avions programmé cette année (je l’ai déjà dit, nous avons montré presque tous les films Defa sous-titrés en français ces dernières années !): « J’avais 19 ans » de Konrad Wolf ; l’histoire du jeune Gregor Hecker, originaire de Cologne, qui avait émigré en Russie avec ses parents communistes dans les années 30, et qui revient pour la première fois en Allemagne dans les derniers jours de la guerre en tant que jeune soldat de l’Armée rouge. Il s’agit de la propre histoire de Konrad Wolf, qu’il a voulu raconter de la manière la plus authentique possible à l’aide du journal qu’il avait écrit à l’époque. Je cite ici l’annonce de la fondation Defa
Avril 1945 : Gregor Hecker, un Allemand de 19 ans, rentre chez lui dans l’uniforme d’un lieutenant soviétique. Il avait huit ans lorsque ses parents ont émigré avec lui à Moscou. Du 16 avril au 2 mai, il passe devant Berlin dans un véhicule militaire soviétique sur le chemin de la 48e armée depuis l’Oder vers le nord. À l’aide d’un haut-parleur, Gregor invite les soldats qui se battent encore isolément à faire défection. Certains viennent, d’autres répondent par des coups de feu. Chaque jour, Gregor rencontre des gens de toutes sortes, pleins d’espoir, désorientés, désespérés. Il se sent chez lui avec ses amis russes, beaucoup d’Allemands lui posent des énigmes. Il comprend peu à peu que « les Allemands » n’existent pas. Il rencontre des gens simples, des suiveurs, des réassureurs, des transfuges, des fanatiques de la persévérance, des fascistes invétérés. Sa première rencontre avec des antifascistes libérés des camps de concentration est pour lui une expérience émouvante. Et lorsque son ami Sascha est tué lors d’une dernière mission de combat, Gregor, bouleversé, sait qu’il participera ici à la construction d’une Allemagne différente et meilleure.
Nous pouvons le dire d’emblée, c’est le film qui nous a tous le plus impressionnés lors de ce festival. Gregor Hecker est interprété par le jeune Jaecki Schwarz, que vous connaissez peut-être comme commissaire dans « Polizeiruf 110 ». Je ne l’aimais pas trop, mais dans « J’avais 19 ans », il donne au jeune soldat de l’armée rouge une naïveté rafraîchissante qui lui permet de découvrir l’Allemagne et les Allemands. Une jeune fille allemande est interprétée par Jenny Gröllmann, que nous connaissons à l’Ouest au moins depuis la série « Liebling Kreuzberg ».
Le film de l’après-midi au petit cinéma Cannet Toiles au Cannet est « Adam et Evelyn ». Ce film mélancolique à la narration lente, qui nous entraîne à la fin de l’été 1989, m’a, je l’avoue, beaucoup ennuyé lors du premier visionnage, malgré ses images idylliques. « Allô, il se passe encore quelque chose ici ? », ai-je voulu crier. « Vous parlez un peu ? “, j’aurais préféré secouer les acteurs. Ce n’est qu’en discutant avec Wieland Koch et Franka Günther que j’ai mieux compris le film. C’était un été incertain. Des amis disparaissaient d’un jour à l’autre sans dire au revoir. ” Ce n’est pas possible que tout le monde parte, quitte ses amis et sa famille, qui restera ?” se demandaient-ils. C’est une période où l’on réfléchit, où l’on doute. La RDA était économiquement en faillite, politiquement c’était probablement insupportable, mais on y est enraciné, on a des amis, sa famille, peut-être des parents âgés ou malades, sa patrie en somme.
Adam a trouvé sa niche en tant que couturier pour dames, dans laquelle il s’est installé. « Ça n’a pas d’importance où l’on vit ? » demande-t-il à Evelyn. Mais Evelyn en a assez de cette tranquillité, elle veut plus, peut-être étudier l’histoire de l’art, et en plus, elle veut maintenant s’éloigner d’Adam, qui la trompe avec toutes les femmes pour lesquelles il coud de belles robes. Adam suit Evelyn en voiture, « une lente course-poursuite » commence, un lent road-movie dans une Wartburg 311 turquoise et blanche qui s’arrête régulièrement en surchauffe, puis l’accompagne, plutôt spontanément, à l’Ouest. Doutant et souriant avec angoisse, sans prononcer un mot, ils se regardent lorsqu’ils traversent la frontière vers l’Autriche. Vont-ils trouver le paradis ou viennent-ils de le perdre ?
Wieland Koch m’a offert le roman d’Ingo Schulze, qui a servi de modèle au film et dans lequel il y a beaucoup plus de dialogues que dans le film. Je l’aime bien, je le lis avec plaisir et j’ai en tête les belles images chaudes de fin d’été du film. Parfait.
Le lendemain matin, nous avons projeté, cette fois à l’Olympia, « Almanya », l’histoire d’une famille de « travailleurs immigrés » turcs sur trois et presque quatre générations. Le film date de 2011, mais il est intemporel et m’a beaucoup touché lorsque je l’ai revu. Les spectateurs et spectatrices ont également été émus et ont ri et pleuré avec la famille turque. J’en ai déjà parlé dans un texte de blog sur le thème de la « patrie ».
Tout le film m’a touché parce que, dans ma situation d’étranger en France, je me suis soudain et pour la première fois rapproché des « étrangers », des Turcs en Allemagne ou des Allemands issus de l’immigration. Pour la première fois, je pouvais les comprendre, et j’ai soudain beaucoup d’amour pour ces enfants culturellement mélangés. Ce qui m’a fait mal, c’est que le petit Cenk (dans le film), à l’école primaire, se voit demander par son institutrice (tout à fait gentille) d’où il vient. L’Allemagne, répond-il. Non, dit l’enseignante. Mauvaise réponse. « Quel est le nom du beau pays d’où vient ton père ? » En fait, il devrait dire encore une fois Allemagne, car son père est déjà né en Allemagne. Mais il sait déjà qu’il doit dire la Turquie, l’Anatolie plus précisément, qui ne se trouve alors même pas sur la carte d’Europe dans la classe. Pauvre Cenk. Qu’est-ce qu’il est maintenant ? Il a certes un nom turc, mais il ne sait même pas parler turc. Il n’est rien du tout, disent catégoriquement ses camarades de jeu. Et on ne peut pas être les deux, car on ne peut jouer au football que dans une seule équipe. Et c’est avec colère qu’il demande à sa famille : « Qu’est-ce que nous sommes maintenant ? Turcs ou Allemands ? Les grands-parents de Cenk ont des passeports allemands tout frais, mais le grand-père dit : « Ce n’est que du papier, nous sommes turcs ! », et il a acheté une maison « en Turquie, dans la patrie », au grand désarroi de toute la famille.
L’après-midi, nous avons projeté notre dernier film « Kaddish pour un ami » dans le petit cinéma Ciné Toile de Rocheville, qui a de nouveau attiré beaucoup de monde. Le film date déjà de 2012. Je ne le connaissais pas et j’étais incertain de la manière dont l’histoire du conflit et d’une amitié qui se développe lentement entre Alexandre, un vieux juif d’origine russe, et Ali, un jeune rebelle palestinien, allait être reçue. Depuis le 7 octobre, il n’est pratiquement plus possible de parler du conflit entre les Juifs et les Palestiniens de manière objective. Ce film aussi, bien qu’il m’ait parfois semblé un peu schématique, m’a touché et m’a fait verser une larme à la fin, et pas seulement à moi. La brutalité et la haine montrées dans le film sont restées dans des limites supportables, car le film est conçu comme un film pour la jeunesse et a été récompensé dans cette catégorie en 2013 comme ” Meilleur long métrage pour enfants “.
Le réalisateur Leo Khasin est lui-même un juif d’origine russe qui a d’abord étudié la médecine dentaire en Allemagne et gère un cabinet dentaire avec sa sœur à Berlin. Il a ensuite fréquenté une école de cinéma et tourné plusieurs courts métrages. Il vit et travaille dans un quartier sensible et connaît ce qu’il montre dans le film. « Kaddish pour un ami » est son premier long métrage.
Le public a applaudi, a discuté encore longtemps et a remercié à plusieurs reprises pour le choix des films. Les connaissances de Wieland Koch sur tous les films et tout autour ainsi que la traduction géniale de Franka Günther ont été appréciées et accueillies avec gratitude.
Ensuite, nous avions invité avec Cinécroisette à un petit pot – Wieland et Franka avaient apporté plusieurs kilos de sucreries typiques de la RDA, des “Hallorenkugeln”, “Russisch Brot”, “Geleebananen”, “Knusperflocken” et bien d’autres choses encore, et nous avons bu du Prosecco, du Rosé ou de l’Orangina et avons discuté de manière animée pendant encore une heure avec toutes les personnes présentes. Et tout le monde s’est quitté avec un joyeux et encourageant « à l’année prochaine » !
Nous remercions Françoise Waintrop, la nouvelle présidente de Cinécroisette et les membres du bureau nouvellement constitué pour leur confiance à nous laisser continuer ce festival. Je remercie Franka Günther et Wieland Koch, qui ont porté le gros du travail (bénévole) et qui permettent à ce festival d’exister, car sans eux, nous ne serions pas près de comprendre les films de la Defa en particulier, mais aussi les films actuels en rapport avec la RDA. Et surtout, nous remercions le formidable public français qui, cette année encore, s’est intéressé aux films allemands et est-allemands !
Sie kennen die Überschrift, am 12. des Monats machen wir 12 Bilder vom Tag. Gesammelt wird das alles seit Jahr und Tag verlässlich von Caro vom Blog “Draußen nur Kännchen”. Heute habe ich es immer wieder vergessen, Fotos zu machen. Ich kriege aber trotzdem zwölf zusammen.
Ich stehe auf und mache schon in aller Frühe Ratatouille, die braucht Zeit und muss köcheln. Wir bekommen Besuch zum Mittagessen, bis dahin soll sie gut sein. Ich vergesse Fotos von der Zubereitung zu machen. Hier das Zwischenergebnis.
Danach trinke ich meinen Kaffee und lese eine kleine Kulturbroschüre der Stadt.
Gestern habe ich noch überlegt, ob es zum Mittagessen draußen nicht zu sonnig ist, die Frage erübrigt sich heute, es ist bedeckt und windig. Blick aus dem Fenster.
Den Tisch decke ich nun drinnen.
Ich vergesse vom Essen Fotos zu machen. Es gab diverse Kleinigkeiten als amuse gueule, Melone mit Schinken als Entrée, dann Onglet (ein Stück Rindfleisch), dazu Grenailles (kleine Kartoffeln, angebraten mit Rosmarin) und Ratatouille.
Es gibt nur ein Foto vom Geschirr danach. Nein, wir haben keinen Geschirrspüler. Das Geschirr wird verlässlich von Monsieur gespült, allerdings nur einmal am Tag bzw. in der Nacht. Monsieur macht sozusagen eine nächtliche Spülmeditation, hilft zuverlässig gegen Insomnie.
Der Kaffee wird nach dem Essen im Wohnzimmer gereicht. So siehts da auf dem Couchtisch aus. Für mehr Realität im Internet.
Ich bringe erst den Gatten zum Bridge, und sehe dabei Marilyn im Rückspiegel.
Später begleite ich eine der eingeladenen Damen mit leichter Gehbehinderung zum Physiotherapeuten. Danach finde ich einen Parkplatz nur weit entfernt, aber mit schönem Blick auf den nun blauen Himmel.
Unterwegs entdeckt. Die kleinen grauen führerscheinfreien Elektroautos haben Konkurrenz bekommen. Niedlich oder?
Ich versuche eine späte Sieste, werde aber durch einen Anruf gestört. Höre mir dann den Podcast von einem der Fahrradjungs an, dessen Tour von Gießen bis nach Hongkong ich auf Instagram gefolgt bin.
Abendessen. Es gibt Reste von mittags.
Es ist auch noch ein Dessert übrig. Dieses komische Tierchen heißt “religieuse”(Nonne) und ist ein Eclair in anderer Form: Brandteig gefüllt mit Kaffeecreme. Sehr lecker!
So viel von hier und heute. Danke fürs Anschauen. Die anderen 12von12er gibts wie immer hier. (Mon Dieu, ich bin schon die 112.!)
Und jetzt musste ich mich nochmal verlinken, weil der erste Link nicht funktioniert *augenroll*
Es wird unmerklich jede Nacht ein bisschen frischer. Vorgestern Nacht zum ersten Mal kalte Füße gehabt (ich friere immer zuerst an den Füßen!), war aber zu schläfrig, mir Socken zu suchen. Habe dann gestern eine Wolldecke über das Leintuch gelegt UND Socken angezogen – das war dann aber des Guten zu viel, ich habe die Socken nachts wieder ausgezogen und die Wolldecke runtergestrampelt. Wir versuchen es mit Variationen. Bald ist es ohnehin wieder Wärmflaschenzeit.
Tagsüber laufe ich nicht mehr barfuß durch die Wohnung, die Fußbodenkacheln kommen mir nun kalt vor. Abends kann man zwar noch ohne petite laine, meint ohne Weste draußen sitzen, später aber suche ich mir dann doch meine Filzhausschuhe aus dem Schrank.
Am Strand ist es leerer, sogar um 10 Uhr sind noch Plätze in der ersten Reihe frei. Die Sonne scheint mild und das Meer ist wohltemperiert. Hach. Ich liebe den September!
Strandszenen. Kleiner Spaziergang vor dem Schwimmen.