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Es wummert. Und das schon den dritten Tag. Wie jedes Jahr um diese Zeit finden die Plages Électro statt, die heutige Version des „Bal à la plage”, wie es zu meiner Zeit noch hieß. DJs legen auf mehreren Bühnen am Strand elektronische Musik auf, und täglich tanzen sich vermutlich überwiegend junge Menschen von 14 Uhr bis 5 Uhr morgens dazu in Trance. Und obwohl wir knapp zwei Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt sind, kriegen wir auch etwas davon mit – je nach Windlage mehr oder weniger. Das Gewummer der Bässe haben wir aber immer.
Es wummert auch, wenn Autos mit brüllendem Autoradio und offenem Dach oder offenen Fenstern oder auch nur als musikgefüllte Box auf vier Rädern am Haus vorbeirauschen, vorzugsweise nachts. Die Musikfetzen hängen noch in der Luft, obwohl das Auto schon um die Kurve gebrettert ist. Immerhin gab es dieses Jahr noch keinen Autounfall in dieser Kurve, das muss auch mal gesagt werden.
Nach dem Tod der alten Dame, die seinerzeit meine Katzen dick und rund gefüttert hat, sind die Wohnungen im Nachbarhaus verkauft, renoviert und in AirBnB-Wohnungen umgewandelt worden. In den beiden Wohnungen im Vorderhaus wohnen häufig osteuropäische Urlauber:innen, die ihre Badeanzüge und Handtücher malerisch auf dem Dach ausbreiten. Viel mehr bekommen wir von ihnen in der Regel nicht mit. Die Wohnung im Hinterhaus teilt sich eine Wand mit uns und in gewisser Weise auch einen Innenhof, denn der Innenhof nebenan wird von unserem nur durch einen kleinen, aus Plastik-Wellplatten geschaffenen Unterstand abgetrennt, auf dessen Nachbarseite außerdem eine asthmatisch keuchende Waschmaschine steht, die vorzugsweise spät abends angeschaltet wird, wenn die Gäste nicht mehr im Innenhof sitzen, wir aber über das an unserem Haus befindliche Fenster unseres Bade- bzw. Schlafzimmers das große Wasch- und Schleuderprogramm in unsere Träume mitnehmen. In dieser Airbnb-Wohnung finden sich fast ausschließlich italienische Urlauber. Warum das so ist, fragen Sie mich nicht. Derzeit haben wir zwei nicht mehr ganz junge Paare, es ist erstaunlich ruhig. Letzte Woche waren es drei oder vier italienische Herren jüngeren Alters, die spät in der Nacht zurückkamen und sich bis zum Morgen noch laut und ausgelassen allerhand lustige Geschichten erzählten. Am letzten Samstagmittag brüllten sich dann die französischen Reinigungskräfte, die das anscheinend schlecht riechende und zugemüllte Apartment wieder in einen bewohnbaren Zustand bringen mussten, ihren Unmut zu. Arbeiten, wo andere Urlaub machen – so schön, ich sage es immer wieder.
Heute früh war ich etwas später als geplant für das morgendliche Schwimmen und habe den allerletzten nicht wirklich offiziellen Platz in einer Ecke auf einem Parkplatz ergattert. Halb neun am Sonntag ist definitiv zu spät, denke ich erneut, als ich die vielen Sonnenschirme am schmalen Stadtstrand sehe. Da ich ausnahmsweise allein bin, kann ich mein schmales Handtuch noch zwischen zwei Sonnenschirm-Stuhl-Handtuch-Installationen in der ersten Reihe quetschen. Am Strand sind auch erstaunlich viele italienische Töne zu hören. Das Wasser ist klar und sauber und sieht von weitem türkisblau aus. Um meine Füße schwimmen kleine Fische herum. Ich bin entzückt, schwimme lange (und quallenvorsorglich ganzkörperverhüllt) und gönne mir anschließend etwas Urlaubsfeeling, indem ich mir am Kiosk einen Cappuccino und ein Croissant zum Frühstück kaufe.
Ich trage übrigens in dieser Saison einen roten Badeanzug – Baywatch lässt grüßen – und stelle auf dem Weg zum Kiosk fest, dass ich mir weder ein Handtuch um die Hüften gebunden noch mein Kleid übergeworfen habe. Ich bin einfach aufgestanden und losgegangen. Vor aller Augen. So etwas war mir viele Jahre, um nicht zu sagen Jahrzehnte, nicht möglich! Ich hatte zu viel Scham, meinen Körper zu zeigen. Immer versuchte ich, mich unsichtbar zu machen. Jemand könnte etwas zu meinen schrecklichen Oberschenkeln oder meinem schrecklichen Körper denken oder sagen. Dabei war ich die meiste Zeit wirklich eine ganz normalgewichtige und schlanke junge Frau. Niemand hat je etwas Unfreundliches zu meinem Körper gedacht oder gesagt – außer mir selbst. Natürlich wurde es nicht besser, je älter und rundlicher ich wurde. Es ist in meinem Kopf. Oder besser gesagt: Es war in meinem Kopf, denn inzwischen habe ich mich davon befreit! Halleluja! Der Kurs, der mich vor ein paar Jahren von meinem Selbsthass befreit und mir die Liebe und den Frieden mit meinem Körper und mit mir selbst gebracht hat, war die sogenannte Style School von Stasia. Ich kann ihr nicht oft genug dafür danken. Der Kurs kostete ein paar hundert Euro, aber es war das am besten investierte Geld überhaupt!
Ohne zu viel über das Privatleben von engen Familienangehörigen ausbreiten zu wollen, so bin ich doch erschüttert, zu sehen, wie sehr man sich selbst auch im hohen Alter im Weg stehen kann und vieles (von dem Wenigen, was überhaupt noch geht) nicht unternimmt, weil „andere etwas über einen denken könnten”. Wenn man sich nie von diesen Gedanken befreit hat, dann bleiben sie eben auch bis zum Schluss lebensbestimmend. Ich bedaure heute, dass ich mich viele Jahre lang nicht ins Schwimmbad getraut habe und viele Gelegenheiten zum Tanzen verpasst habe, weil ich mich zu dick gefühlt habe und mich so nicht zeigen wollte. Das wollte ich mir erst erlauben, wenn ich abgenommen hätte. Drei Kilo oder fünf oder zehn. Aber selbst nachdem ich drei Kilo abgenommen hatte, war es noch nicht genug. Ich konnte mich immer noch nicht leiden und zeigen, was dazu führte, dass ich manches nie getan habe. In meinem ersten südfranzösischen Sommer war ich kein einziges Mal schwimmen, obwohl es so heiß war wie nie zuvor und obwohl es in der Nachbarschaft des Hofes sogar einen richtigen kleinen Pool gab. Aber ich wollte meinen (gefühlt) schrecklichen Körper niemandem zeigen. Herrje! Was für eine Vergeudung von Lebensfreude! Das Leben ist endlich, und ich habe nur dieses eine. Ich kriege keine zweite Chance. Es ist jetzt oder nie!
Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel, das wissen wir ja. Nein, was ich meine, ist: Das Leben ist das Leben, und mein Körper hat sich in einen großmütterlichen Nach-Menopausenkörper verwandelt. Diesen ebenso anzunehmen, ist nicht jeden Tag leicht. Aber immerhin konnte ich mich heute am Strand vollkommen schambefreit bewegen. Das ist großartig, meine lieben Leserinnen und Leser! Dass ich das erreicht habe, dafür bin ich wirklich dankbar! Ich danke Stasia, dass sie diesen Kurs mit all ihrer Liebe geschaffen hat. Ich danke mir selbst, dass ich diesen Weg gegangen bin und diese Arbeit gemacht habe. Und ich danke dem Universum, dass ich im richtigen Moment auf diesen Kurs gestoßen bin!
Falls Sie also vielleicht auch einen kleinen Schubs in dieser Hinsicht gebrauchen können, kann ich Stasias Kurse aus tiefstem Herzen empfehlen! Es geht um so viel mehr als um Stil oder Kleidung. Im Herbst wird es übrigens wieder einen Kurs geben. Falls Sie jedoch keine (englischsprachige) Gruppe mögen (was ich verstehen kann), hat Stasia jetzt einen Kurs im Selbsterarbeitungsmodus geschaffen. Damit kann man die Übungen in seinem eigenen Rhythmus und weitgehend alleine erarbeiten. Trotzdem gibt es Live-Unterstützung, die wirklich live und nicht aufgezeichnet ist! (Sie wird aber aufgezeichnet, sodass man sie auch später oder mehrmals ansehen kann.) Ich habe mir den Kurs gekauft – für alle Fälle, sozusagen. Es kann ja sein, dass ich nochmal ein Tief habe, in dem ich mich so unwohl fühle, dass ich das eine oder andere noch einmal nachlesen oder nacharbeiten will – und zwar genau in dem Moment, in dem es notwendig ist. Der „Self-Paced-Kurs“, den man in aller Ruhe alleine machen kann, kostet derzeit nur 100 Dollar, das sind im aktuellen Kurs nicht einmal hundert Euro!
Diesen Text habe ich am Sonntag schon begonnen, dann aber nicht zu Ende schreiben können. Seit gestern Abend bin ich in den Bergen, nur ein aller-retour, es wird eine Spülmaschine geliefert – ins Hinterland liefern nur ganz wenige Händler, und noch weniger liefern kostenfrei, insofern sagt man nicht nein, wenn etwas zu einem Termin geliefert werden soll. Monsieur aber überwacht eine Baustelle in Cannes (der Grund warum wir wieder in Cannes sein müssen, trotz erneuter Canicule-Warnung!). Es ist von Montag auf Dienstag wieder erschöpfend heiß geworden. Ich genieße die etwas geringere Temperatur hier oben und vor allem genieße ich die Stille. Außer dem Brummen der Fliegen und dem Tippen auf der Tastatur höre ich gerade nichts. NICHTS. Was für eine Wohltat nach dem lauten wummerigen Cannes!
Hier aber trotzdem ein paar Sommer-Vibes … wenn man sich die Musik selbst aussucht, ist es ja nochmal was anderes, als wenn man von den Nachbarn beschallt wird
Roter Badeanzug pur und das auf dem Weg zum Kiosk erst feststellen, ich feiere Dich🤩
Das Thema ist mir auch wieder in den Sinn gekommen, als ich mich letzte Woche gefragt habe, warum ich es mir beim Sport (der mir tatsächlich Spaß macht, ich freue mich, vielleicht mal das Richtige gefunden zu haben😁) so schwer mache und ständig versuche, meinen Bauch zu verstecken zwischen all den durchtrainierten Menschen, so krampfig und unentspannt🤷♀️
Ich kann mich noch erinnern, wie begeistert Du damals von Stasia warst. Für mich war es nichts, aber vielleicht schaue ich es mir doch noch mal an.
Bei den nächsten Sportstunden denk ich auf jeden Fall an Deinen Baywatch Style🤩
Sooo gut, danke🙂
Dankeeee! :*)
Ich folge Stasia ja auf allerhand Medien und habe auch das “Word of the Year” schon mehrfach mit ihr durchgearbeitet, ich finde sie immer wieder erfrischend und liebevoll wohltuend! Der Gruppenkurs ist toll, weil es da so viel Input von anderen Frauen (in der Regel) gibt und man an anderen alles viel leichter sieht und versteht – und weil man sich in der Gruppe nicht so leicht vor unangenehmen Aufgaben drückt, weil die anderen es ja auch machen. Nur die Zeitverschiebung zwischen USA und Europa ist manchmal bizarr, weil der intensive Austausch erst los geht, wenn wir schon ins Bett gehen.
Aber der Einzelkurs ist exakt wie der Gruppenkurs aufgezogen – wenn man ausreichend motiviert ist, klappt das sicherlich auch.
Welchen Sport hast du denn für dich entdeckt?
LG!
Weißt Du, an Stasia schreckt mich direkt das Thema Style ab, weil ich es zwar total spannend und sinnvoll finde, ich es aber allein schon sehr anstrengend finde, nach den entsprechenden Klamotten zu suchen😇
Den Input von anderen Frauen dagegen stelle ich mir auch toll und bereichernd vor. Übrigens habe ich mir, inspiriert durch Dich, auch ein Armband von les mots doux mit drei Kraftwörtern machen lassen, das mich tatsächlich immer wieder erinnert😁. Danke auch dafür🙂
CrossFit😁 Wirkt auf den ersten Blick ziemlich hardcore und ich hätte nie gedacht, dass ich daran Spaß haben könnte. Ist aber so, freue mich, dass ich es einfach mal ausprobiert habe und es macht Spaß, obwohl bei mir noch viiiiel Luft nach oben ist🐌
Liebe Grüße
Oh wow! Crossfit! Da feiere ich dich aber auch!
Wie schön, dass du dir auch ein Bändchen hast machen lassen! Die sind nett und erinnern einen wirklich, ich trage meine auch (fast) täglich.
Na, ich glaube, so viel nach Klamotten suchen muss gar nicht sein – es wird ganz viel mit dem improvisiert, was man eh schon im Kleiderschrank hat. Oder im Wäscheschrank, ich fand unsere Bettwäsche und die Handtücher plötzlich viel netter als meinen (damals) beige-grau-schwarzen-Klamottenfundus und habe einmal mit einem Handtuch und einem Tischläufer ein Outfit kreiert
Alles ist in Veränderung, der Körper, das Leben, die Klamotten.
Es stimmt, ich habe mich von viel Zeug getrennt und auch vieles (vor allem über Second Hand) ausprobiert, was ich nicht lang getragen habe. Nach einer sehr bunten Phase, bin ich wieder etwas ruhiger geworden. Ok, der Badeanzug wurde dieses Jahr dann doch überraschend rot
Viel grundsätzlicher geht es in dem Kurs um Selbstliebe und die Frage, wie will ich mich fühlen? Welche Sachen kann ich wie tragen, dass dieses Gefühl unterstützt wird. Ist ja aber alles kein Muss, mir war es nur nochmal ein Bedürfnis, das zu teilen.
Liebe Grüße!
Dankeeee😁 Tja, ich bin echt die Oma da, aber so lange es Spaß macht😁😁 Das Gute ist, man wird da wirklich nach seinen Möglichkeiten gefordert ohne zu überfordern, und so motivieren könnte ich mich selbst nicht.
Das hört sich wirklich gut an. Und Handtuch und Tischläufer sehr inspirierend😁
Ja wirklich, alles in Veränderung.
Vielleicht kommt da ja mit Stasia doch gerade etwas zur rechten Zeit zu mir.
Danke fürs Teilen🙏😍
Und liebe Grüße
Um mich herum ist es ja auch laut und wuselig, nicht so schlimm wie bei Dir im Süden natürlich, aber auch echt anstrengend. Die Vermietung der unteren Wohnung habe ich bisher noch erfolgreich verhindern können 😁, um wenigstens etwas Ruhe und Privatsphäre zu haben. Airbnb nebenan ist wirklich bitter, ich fühle mit Dir! Stasia hat einen positiven Vibe, schön, dass sie Dich so motiviert. Schwimmen war ich bisher noch fast gar nicht, dabei tut es mir doch gut. Einmal im See immerhin. Zum Glück hatte und habe ich kein Problem damit, meinen Körper zu zeigen (und der hat sich auch ordentlich verändert). Und wenn man sich so umschaut, sieht man doch eher selten perfekte Körper 😅. Roter Badeanzug sieht bestimmt chic aus 👍. Das tun, was noch möglich ist oder noch was Neues ausprobieren ist ja auch oft eine Frage des Geldes. Sich selbst dabei im Weg stehen, ist natürlich traurig (mein bevorzugter Hinderungsgrund 🤔, schon immer, nicht nur jetzt), aber manche kann man wohl auch einfach nicht zu ihrem Glück zwingen, geschweige denn den Charakter noch ändern, wenn das Bedürfnis nicht da ist. Ich verstehe Dich aber gut, ich hatte auch immer ein Problem mit Trägheit (und jetzt bin ich selber etwas träge oder vielmehr müde geworden aufgrund des Überlebenskampfes).
AirBnB in touristischen Städten ist echt die Pest! Ich kann total verstehen, dass sich Städte dagegen wehren!
Und ja, am Strand in Cannes sieht man alle Körper und es kümmert wirklich keinen! Aber bis ich das verinnerlicht hatte, war es ein weiter Weg!
Courage für alles andere!
P.S.: Im aktuellen Auslandsjournal kam ein Beitrag über die Auswirkungen der Canicule in frz. Städten, vor allem Paris, und welche Maßnahmen ergriffen werden!
Na, in Paris sollte es doch jetzt angenehmer sein als früher, Anne Hildalgo hat doch so viel begrünen lassen – una man kann weiterhin in der Seine schwimmen!
Ja stimmt, reicht aber nicht… die Bebauung ist zu dicht, und die Zinkdächer… all die Armen in ihren chambres de bonne…