Cannes zu Fuß – der Boulevard de la Croisette (hinterer Teil)

Die Bucht von CannesIch war spazieren. Zunächst war ich im Auto unterwegs und war gar nicht so sicher, wo ich spazieren gehen wollte, aber dann fand ich einen schönen kostenfreien Parkplatz unter Palmen, zwischen einem Jaguar und einem Porsche. Ich quetschte also meinen alten Corsa zwischen die edlen véhicules und begann meinen Spaziergang genau dort,

am hinteren und weniger bekannten Teil des Boulevard de la Croisette, den ich schon oft entlanggefahren aber noch nie entlanggelaufen bin.

Ich habe diesmal mit meinem Handy fotografiert, beides ist ein Versuch: Das Handy und das Fotografieren damit. Dies könnte auch ein langer resignierter Beitrag werden, über den Versuch ohne Handy leben zu wollen. Es geht nur bedingt. Nur mal ein Beispiel: Um ein Konto bei einer Direktbank zu eröffnen ist ein Handy Voraussetzung. Das ultrasimple Handy, das ich bei meinem letzten Deutschlandaufenthalt erstanden hatte, schwächelte bereits, nachdem ich zum zweiten Mal die SIM-Karte gewechselt hatte und behauptete steif und fest, ich hätte noch nie irgendwelche Kontakte gehabt. Ein Notfallhandy, in das ich jetzt jedes Mal mühsam die Telefonnummern eintippe, die ich zuvor aus meinem notwendigerweise mitgeschleppten Adressbuch herausuchen muss, ist nur doof. Ich beschloss also, mein letztes Jahr verunglücktes Smartphone nun doch reparieren zu lassen. Ich war erfreut, mein elegantes Schätzchen wieder zu haben, aber ich habe in der Zwischenzeit ja auch gelernt ohne Handy zu leben und schaltete es die meiste Zeit einfach aus. Oh, wie war ich stolz auf mich! Trotzdem bekam ich nach kürzester Zeit einen Warnhinweis, ich hätte (mit meinem minimalistischen Vertrag) meine Internetkapazität weit überschritten und sei bis zum Begleichen der dafür bereits angefallenen Kosten fürderhin von diesem Dienst abgeschnitten. Nun, ich kürze etwas ab … ich habe bezahlt und mich gleichzeitig selbst vom Internet abgemeldet. Brauch’ ich nicht. Will eh’ nur bei Bedarf telefonieren und vielleicht fotografieren. Und siehe da, das Handy braucht jetzt auch nicht sofort wieder aufgeladen werden, wie angenehm. Aber dann will ich einmal telefonieren und siehe da … ohne Internetzugang habe ich auch hier wieder keine Kontakte. Herrgottnochmal, was ist das denn für eine Sch*piep*?! Also melde ich mich wieder an. Nach drei Tagen, in denen ich nicht online war, sind dreizehn Updates für Ichweißnichtwas auf meinem Handy aufgelaufen, drei haben sich bereits von selbst installiert, die anderen ignoriere ich jetzt hartnäckig, weil ich vermutlich alleine mit dem Herunterladen dieser Updates schon mein Internetkontingent leerfresse. Und das Handy schreit schon nach Stunden wieder jämmerlich nach seinem Akku … es nervt!

Letzten Sonntag aber war ich noch guten Mutes und fotografierte fröhlich meinen Akku leer und hatte die Panoramafunktion (wow!) und außerdem das neue Bildbearbeitungsprogramm für mich entdeckt und fand, dass ich die Bilder blitzschnell in kleine Kunstwerke verwandelte. Oh wie schick! Auf dem PC sehen die so bearbeiteten Bilder jetzt allerdings ziemlich schrill aus und ich krieg’ sie jetzt nicht mehr in dezentere Farben zurückverwandelt. Tant pis!

K800_IMG_20150403_225953Jetzt aber gehen wir los! Nun, der Boulevard de la Croisette ist insgesamt eine vierspurige Straße mit baulicher Trennung, hört sich schlimm an, ist aber weniger dramatisch – die meiste Zeit handelt es sich bei der baulichen Trennung um einen breiten begrünten und mit üppigen Blumenarrangements bepflanzten Streifen, auf dem zusätzlich Palmen oder Pinien stehen. Hier am hinteren Ende des Boulevards ist der Grünstreifen etwas schlichter, hier stehen überwiegend große ausladende Pinien, deren Wurzeln sich hin und wieder durch den Teer der Straße arbeiten. Der Boulevard ist auch keine (direkte) Durchgangsstraße sondern eine Promenade, über die man in gemächlichem Tempo spazierenfährt (es sind dort sowieso immer so viele Autos unterwegs, dass man nicht schnell voran kommt, weshalb Einheimische ihn in der Regel meiden) und den Blick auf das Meer und die davor liegenden Grünanlagen schweifen lässt.

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Auf der anderen Seite des Boulevard reihen sich hier am hinteren Ende des Boulevard keine Lusxusboutiquen oder Fünfsternehotels aneinander, sondern nur große und sehr große Appartmentanlagen; aber sie sehen merkwürdig unbelebt aus und sind es auch. Die meisten der unendlichen Balkons sind unbegrünt, die Rollos vor den großen Fensterfronten sind heruntergelassen und die Markisen eingefahren. Nur wenige Menschen leben hier ganzjährig, die meisten Wohnungen werden von ihren Besitzern nur für ein paar Wochen während der Ferien genutzt.

Ich hatte genau gegenüber der fourrière geparkt. Falls man Ihnen jemals in Cannes das Auto abschleppen sollte, dann finden Sie es später hier wieder: la fourrière heißt dieser Ort, den man in der Regel missvergnügt aufsucht, und er macht sich diskret: La fourrière liegt schön versteckt hinter Palmen.

K800_PANO_20150329_105919Direkt dahinter liegt der Port Canto, der zweite (kleinere) Jachthafen von Cannes. Von dort stammt auch die Panoramaaufnahme (ganz oben) mit dem Blick über die Bucht von Cannes.

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Die Grünanlagen entlang des Boulevards sind stellenweise richtig breit und ausladend: ein kleines Spaziergängerparadies. Hier wird flaniert, man führt seine Hunde spazieren, es wird gejoggt, Kinder fahren Rädchen und viele Menschen sitzen auf den Bänken in angelegten Gärten, unter Palmen oder an der Meerpromenade und genießen die frische Luft, Sonnenstrahlen und den Blick aufs Meer.

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An den Port Canto schließt sich der schöne Bijou Plage an, der gleichzeitig auch handiplage ist.

K800_PANO_20150329_120610Nein, das ist kein Strand mit besonders gutem Handyempfang, sondern ein Abschnitt mit barrierefreiem Strand- und Meerzugang, der für Menschen mit körperlicher Behinderung, les handicapés, konzipiert wurde. Ich bin nicht sicher ob handicapé noch das politisch korrekte Wort ist, man spricht jetzt vermehrt von PMR, personnes à mobilité réduite, Personen mit eingeschränkter Mobilität, der Strand aber heißt noch immer handiplage. Davor gibt es auch eine große Anzahl entsprechender Parkplätze. Dieser Strand ist gleichzeitig rauchfrei, etwas, was man sich andernorts noch nicht so richtig traut. Aber so ein bisschen schreckt es einen schon, was man alles nicht darf, am schönen Bijou Plage.

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Am östlichsten Zipfel der Bucht, an der Pointe Palm Beach und nur einen Steinwurf vom Palm Beach Casino entfernt, bin ich erneut über einen niedlichen kleinen Hafen gestolpert: der Port Bijou, der in seiner Schlichtheit (an dieser Stelle, neben dem noblen Casino und ganz generell für Cannes) wirklich überraschend ist. Ein Segelclub und eine kleine Segelschule, der Club Mer et Montagne, haben hier ihren Sitz.

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ps: Gerade bekomme ich eine neue Nachricht, dass mein Internetkontingent erneut überschritten, kostenpflichtig und das Internet bis auf Weiteres gesperrt ist. Und das obwohl ich NICHTS aktiv im Internet gemacht habe. Grrrrr …. :/ Das Handyproblem muss noch einmal überdacht werden!

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2 Responses to Cannes zu Fuß – der Boulevard de la Croisette (hinterer Teil)

  1. Beate sagt:

    hab endlich mal wieder den Weg zu dir gefunden. Immer noch spannend und amüsant! bist dir wunderbar treu geblieben. es ist sooo schön, deine Texte zu lesen.
    gibt es für dein Smartphone kein WLAN oder Wifi? das ist doch wesentlich “user”-freundlicher und kostet keinen Batteriesaft.
    happy weekend und viele Grüße vom Bodensee