So. Wir sind zurück. Haben viel gesehen, viel erlebt, viele Kilometer zurückgelegt und hatten durchgängig Sonnenschein, obwohl mehrfach schlechtes Wetter und Gewitter angesagt waren. Ich versuche, unsere Reise nachträglich zu dokumentieren. Mehr Bild als Text vielleicht, denn mein rechter Arm ist noch immer etwas lahm, was sich beim Tippen sofort bemerkbar macht.
Meine Lieblingsstadt unserer Reise war und ist Arles. Vielleicht auch, weil es die erste Station war, möglich ist das. Arles ist überschaubar, hat dafür erstaunlich viel Kultur zu bieten, viel Römisches: eine Arena,
unter dem Rathaus die unterirdischen (Lager-)Hallen des ehemaligen Forums, les Cryptoportiques
und Van Gogh natürlich (das Van Gogh Zentrum war aber leider geschlossen).
und gleichzeitig gab es eine riesige Photoausstellung, weshalb überall in der Stadt wie zufällig an den Wänden Photokunst hing. Gefiel mir gut.
Das ist keine Kunst, zumindest nicht offiziell, gefiel mir aber auch.
Es gibt zurzeit ein Projekt eines jungen Buchhändlers, der um die Welt reist und überall die wundervollsten Buchhandlungen dokumentiert. Wir haben so etwas ähnliches gemacht, weniger glamourös, wir haben nämlich überhaupt Buchhandlungen besucht. So viele gibt es ja nicht mehr. In Cannes zum Beispiel hat die letzte unabhängige Buchhandlung vor etwa zwei Jahren geschlossen. Es gibt nur noch eine fnac-Filiale und draußen auf der grünen Wiese gibt es Cultura, wo es aber neben Büchern auch immer mehr anderes gibt: Schreibwaren, Bastelkram und Spielsachen. Wir haben auf unserer Reise also Buchhandlungen und vor allem auch antiquarische Buchläden aufgesucht: des bouquinistes. Obwohl so geliebt am Seine-Ufer in Paris, sind sie in vielen anderen Städten nämlich ebenso weitestgehend verschwunden. Im kleinen Arles gibt es mehrere und vor allem die sehr literarische Buchhandlung, die dem Verlag Actes Sud angeschlossen ist.
Zeit, um die Orte abzulaufen, die van Gogh gemalt hat, hatten wir leider nicht. Wir waren nur einen knappen Tag in Arles und der Schwerpunkt lag (dieses Mal, denn man wird wiederkommen müssen) auf dem römischen Kulturerbe. So haben wir das Nachtcafé in der Altstadt, auch nur zufällig auf dem Weg zum Forum gefunden, ich hätte es aber beinahe nicht mal erkannt, vermutlich weil es Tag war, und suchte dann in der ganzen Stadt vergeblich eine Postkarte des Gemäldes von Van Gogh.
Hätten Sie es erkannt? Sehen Sie … Daher sind wir auch im benachbarten Café der Aficionados, einem Café für Stierkämpferfreunde, gelandet. Dort lief in der Wiederholung ein spannender Stierkampf im Fernsehen, der am Vortag in Nîmes in der römischen Arena während der Feria stattgefunden hat. Am nächsten Tag waren wir in Nîmes und man sah dort noch die Spuren eben dieses Spektakels im Sand. Wenn Sie das mit dem Stierkampf nicht mögen, dann müssen Sie jetzt wegklicken. Ich kann es auch nur schlecht aushalten, aber egal ob in Arles, in Nîmes oder in anderen Städten der Region, hier gehört Stierkampf zur Kultur, wird ausgeübt und stolz verteidigt.
Mein Lieblingsort in Arles aber sind Les Alyscamps geworden. Die “Elysischen Felder” sind eine Grabstätte aus römischer Zeit, die im Laufe der Jahrhunderte geplündert, wegen des Eisenbahn- und Kanalbaus verkleinert und deren steinerne Sarkopharge von den Bauern der Umgebung entwendet und pragmatisch als Viehtränke umgenutzt wurden. Van Gogh hat Les Alyscamps gemalt und heute findet man dort Kunststudenten, die an dem romantischen Ort, etwas außerhalb der Stadt, im Schatten der Bäume ihrerseits malen.
Mit einer so schönen Beschreibung von Arles braut man dann überhaupt nicht mehr hin ;-). Sehr schön zu lesen!
Oh, dankeschön! Doch, nach Arles würde ich (nochmal) fahren – und einen ganzen Nachmittag in den Alyscamps verbringen.
Wunderschöne Reiseberichte haben Sie uns von Nimes und Arles geliefert. Ja , es ist sehr schade, dass es kaum noch inhabergeführte Buchhandlungen in Südfrankreich mehr gibt. Allenfalls Antiquariate habe ich dieses Mal noch gesehen und natürlich fnac, sonst nichts. Da blutet das Buchhändlerherzt. Was auch auffiel- wir wohnten total auf dem Land- die Restaurants haben abends nur noch am Wochenende geöffnet. Das kannte ich bisher nicht von Frankreich.
Vielen Dank! Ja, Antiquariate gibts noch hier und da, in Cannes aber nur noch auf dem montäglichen Antikmarkt. Ein Ladengeschäft (mit Miete und anderen Kosten) kann sich hier keiner mehr leisten.
Wegen der Restaurants weiß ich jetzt nicht, ob es an der Nachsaison oder an der Region lag, aber vermutlich lohnt es sich einfach nicht, für die wenigen Kunden unter der Woche das Restaurant geöffnet zu lassen.
Ich dachte in Frankreich enden die Stierkämpfe nicht tödlich für die Tiere, zumindest hat man uns das vor einigen Jahren in der Camargue erzählt. Vielmehr soll der Torero nur ein Band, das zwischen die Hörner gespannt ist, entreißen.
Liebe Simone, das sind die “Courses Camarguaises”, keine Corrida. Es gibt beides. http://www.suedfrankreich-netz.de/168/Sport-Freizeit/Stierkampf-