Heute ist Tagebuchbloggen dran, und ich habe dran gedacht und mache mit!
Kurz nach Sechs aufgewacht, aber nicht den Dreh gekriegt, sofort aufzustehen. Da Pepita aber schon seit einer Weile maunzend ums Bett streicht (“Monsieur ist nicht aufgestanden, was ist denn los? Ich will Futter! Hallo! HALLO!”) ergebe ich mich um halb Sieben und füttere die Katze, mache für Monsieur und mich, wie eigentlich fast immer, Obstsalat, koche mir einen Milchkaffee, während die Katze nun maunzend durch die Küche läuft: “Und mein Calin? Streicheln! Jetzt!”
Es ist noch dunkel. Es regnet. Das höre ich am Geräusch der Autos auf der Straße, es klingt wuschiger. Ich setze mich zum Frühstücken an den Esstisch, Pepita hüpft auf meine Knie und schnurrt. Ich schreibe Morgenzeilen.
Monsieur erscheint gegen Acht. Wir plaudern ein bisschen über unser Befinden (Halsweh und leichter Schnupfen ich, gereizte Stimmbänder er) und den Banktermin den wir heute vormittag haben. Wir gehen nacheinander ins Bad, ich werfe eine Maschine Wäsche (blau) in die Waschmaschine und dann gehen wir auch schon los. Fahren, weil es zu sehr regnet. Das Auto stellen wir in eins der unsäglich eng konzipierten alten Parkhäuser – wir haben nur ein sehr kleines Auto, trotzdem muss Monsieur auf meiner Seite aussteigen, weil links die Tür nicht mehr aufgeht.
9.30 Uhr Banktermin. Zwei, drei letzte Fragen, dann signiere ich eine Menge Papier. Uff! Ich würde danach gerne mit und für Monsieur in den letzten Tagen des Ausverkaufs einen neuen Pullover und eine neue Hose erstehen, aber er hat, wie eigentlich immer, keine Lust. Dann nicht. Wir gehen zurück zum Parkhaus, auf dem Weg entdecke ich ein fettes Gebinde samtschwarze Anemonen (50 Anemonen für 12 Euro) bei einem Blumenhändler, denen ich nicht widerstehen kann. Es ist in allen Schulen in Cannes Praktikumswoche, zwei sehr, sehr junge Mädchen kümmern sich rührend um meine Anemonen (“wir machen Ihnen einen schönen Strauß!”), aber es dauert ewig. Erhitzt reichen sie mir nach einer (nicht nur gefühlten) halben Stunde den Strauß, der eigentlich fast unverändert aussieht (50 Anemonen und vier Stängel Eukalyptus), sie haben nur das Zellophanpapier gegen ein anderes ausgetauscht und noch ein Kärtchen des Blumenladens drangetackert. Super.
Wir fahren mit dem Auto in ein anderes Parkhaus und machen gemeinsam eine Flohmarktrunde (Montags ist Antikmarkt in der Markthalle, Monsieur geht dort immer hin, ich nur hin- und wieder.). Es ist ziemlich leer (wenige Aussteller, noch weniger Besucher), weil wirklich sehr nass und sehr kalt. Monsieur findet wie immer alte Bücher und ich finde eine alte Postkarte von Cannes, die ich haben muss, obwohl sie teuer ist.
Dann treffen wir einen Freund von Monsieur und dann noch einen. Die Herren plaudern. Ich kaufe derweil ein paar Dinge im Bioladen (AgarAgar, Reiswaffeln, kandierter Ingwer, ein Tütchen Chai-Tee-Pulver, Gnocchi und Brot).
Halb zwölf sind wir zuhause. Ich nehme die fertig gewaschene Wäsche und trage sie in den Trockner einen Stock tiefer. Dort war noch Wäsche im Trockner, die nehme ich mit nach oben. Dann stelle ich die Blumen in die Vase, von denen etwa ein Drittel verfaulte Stiele hat (jetzt weiß ich auch, warum sie so günstig waren und verstehe die Langsamkeit der Schülerpraktikantinnen, die vermutlich versuchten, die Misere zu vertuschen) und ich deshalb zwei Sträuße mache, einen langen und einen sehr kurzen.
Dann bereite ich Essen vor, später essen wir (Lauch und Blumenkohl, lauwarm, mit Vinaigrette, Hacksteak und Gnocchi, Dessert, Kaffee für Monsieur. Die Katze kriegt natürlich auch Futter. Ich stecke nach dem Essen nochmal Wäsche in die Waschmaschine. Die Maschine wäscht.
Monsieur macht Sieste, ich mache mir eine Nasenspülung mit Salzwasser und lege mich dann auch kurz hin. Um 13.40 klingelt das Telefon und weckt uns. Es war ein Werbeanruf. Monsieur geht um Viertel nach Zwei zum Bridge-Nachmittag. Ich will mir einen Chai machen und finde das Tütchen nicht, das ich morgens extra gekauft habe. Ich suche überall. Nachdem ich einmal, Tage später, verschollene Bananen in der Waschmaschine gefunden habe, traue ich mir jetzt allerhand zu mit verlorenen Dingen. Ich suche wirklich überall. Im Kühlschrank, im Bad, wo immer ich war. In der Waschmaschine wäscht noch Wäsche, da kann ich gerade nicht nachsehen. Aber ich finde es nicht, vermutlich habe ich vergessen, es einzupacken, und mache mir resigniert Ingwertee.
Ich schreibe zwei Mails, fotografiere die Anemonen und poste sie schonmal auf Instagram. Ich habe sehr kalte Füße und mache mir eine Wärmflasche, auf die ich die Füße stelle. Zu schlecht heizbaren Wohnungen in Südfrankreich im Winter habe ich mich vermutlich schon oft geäußert. Neulich las ich dasselbe über Tokyo bei Claudia. Es tröstet mich etwas. In Japan sitzt man zu allem kaltem Elend überwiegend auf dem Boden (das möchte ich mir hier nichtmal vorstellen), weshalb es beheizbare Tische gibt. Das wäre mal was.
Ich schreibe. Mache mir erneut Ingwertee, gehe gefühlt hundertmal aufs Klo und ziehe mir irgendwann, gegen die Fußbodenkälte, Stiefel an.
Das Telefon klingelt mehrfach. Es ist immer für Monsieur. Ich nehme Termine entgegen und einmal lasse ich auch den Anrufbeantworter laufen.
Die Katze maunzt. Sie will ihre Zwischendurchportion Futter. Klar, es ist 17 Uhr. Danach kann man die Uhr stellen.
17.11 Uhr ich höre via Internet bei hr2 Kulturcafé eine Sendung über Joan Baez. Jens Rosteck, den ich aus Nizza kenne, hat eine Biographie über die Sängerin geschrieben und spricht über sie. Schade, nur ein einziger Titel wird gespielt.
Ich schreibe weiter, halb konzentriert, bis Monsieur nach Hause kommt. 19.30 Uhr. Er hat schon gegessen. Es gibt nach dem Bridge immer einen üppigen Apéro.
Ich mache für mich chinesische Hühnersuppe (homemade) gegen kalte Füße und beginnende Erkältung. Wir essen, Monsieur isst dann doch noch einen Teller Suppe mit. Die Katze maunzt und klagt ihr Futter ein.
Jetzt koche ich die gestern angesetzte zukünftige Orangenmarmelade das erste Mal auf. Es riecht gerade köstlich nach Orangen.
Monsieur sieht mit der Katze auf den Knien fern, hat aber schon angekündigt, sich zum Lesen zurückziehen zu wollen. Gut so, denn in zehn Minuten jetzt möchte ich meine Lieblingskitschsendung L’amour est dans le pré anschauen. Heute gibts die zweite Staffel “Was ist aus ihnen geworden?!” Dazu wird gebügelt.
Das wars von hier. Danke fürs Lesen. Und hier gibts die anderen Tagebuchblogger.
Liebe Christiane,
vielen Dank, dass Du uns Deine Anemonen mit der wunderschönen Farbe gezeigt hast.
Trotz beginnender Erkältung zeigst Du wieder einen bewundernswerten Schaffenseifer!
Ich wünsche Dir gute Besserung und – dass Du den verschollenen Tee doch noch findest!!!
♥liche Grüße