Cannes Filmfestival: Eröffnung

Gestern war ich kurz in der schon aufgeregt und trubeligen und auch teilweise abgesperrten Innenstadt – aus anderen Gründen als dem Festival, ließ es mir aber nicht nehmen, Catherine Deneuve, die überall hängt, abzulichten. Die ersten Badge-TrägerInnen wurden gesehen (verzeihen Sie, dass ich diesen englischen Ausdruck häufig so unerklärt nutze, es ist hier so ein normales Wort, Badge, gesprochen bädsch, meint dieses um den Hals hängende Ausweisdokument der akkreditierten ZuschauerInnen), Rollkoffer wurden durch die Innenstadt gerollert, viele Absperrgitter standen herum und auch schon einige Polizisten. Es geht los. Ich war in ein paar Läden und sehr überrascht von den ausnahmsweise reizenden BoutiqueverkäuferInnen – zum vermeintlich internationalen und kaufkräftigen Filmpublikum ist man netter als den Rest des Jahres zu den Einheimischen oder den klassischen TouristInnen. Mich hielt man vermutlich für eine betuchte Amerikanerin oder vielleicht für eine Filmschauspielerin incognito hinter ihrer Sonnenbrille, wer weiß das schon in diesen Tagen. Und wie gesagt, Catherine Deneuve überall.

Heute Abend, in einer knappen Stunde sogar (Hubschrauber kreisen schon über der Stadt!) gehen wir zur Eröffnungszeremonie – aber nein, kein Neid, wir stolpern nicht im Smoking, Abendkleid und High Heels zwischen Johnny Depp und Maïwenn die rot ausgelegten Treppen hinauf, wir sind ganz schnöde im Kino, wohin die Zeremonie übertragen wird (man könnte sie sogar gemütlich auf der Couch im Fernsehen ansehen) und anschließend sehen wir – immerhin zeitgleich mit den VIPs im Palais des Festival – den Eröffnungsfilm Jeanne du Barry. Ein Kostümfilm, französischer gehts nicht – es geht um die Lieblingsmätresse des Königs Ludwig XV, dargestellt von Johnny Depp (yeah), und Maïwenn, die gleichzeitig Regie führt und die weibliche Hauptrolle der Jeanne spielt. Der Gatte ist nur mäßig interessiert, aber ich zwinge ihn, mitzugehen. Cannes-Kultur, hallo!

Hier schon mal der Trailer mit englischen Untertiteln, mehr (deutsche Untertitel) kann ich derzeit nicht bieten.

Und, es gibt schon Skandalnachrichten zu diesem Film, hoho, Johnny Depp ist nicht ganz so sweet, wie wir vielleicht gehofft haben – obwohl man sich das nach dem Prozess gegen Amber Heard vielleicht hätte denken können. Ich verlinke gerne mal diesen Artikel (in französischer Sprache) und diese (zugegeben schlechte und holprige) (mit welchem Programm wurde das gemacht, fragt man sich; Übersetzen ist ein anspruchsvoller Job, falls Sie daran Zweifel hatten, hier der Beweis) deutsche Übersetzung.

Ich schicke das schon mal los. Später mehr.

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4 Responses to Cannes Filmfestival: Eröffnung

  1. Marion sagt:

    Wie schön, same procedure as every year – das Bild von der Deneuve ist wirklich wunderbar. Und die Übersetzung, hilarious… 🤣😂😆. Gestern hörte ich übrigens einen langen Beitrag im Radio darüber, dass “MeToo” in Cannes fast nie Thema ist; auch, dass Adèle Haenel deshalb wohl ihre Karriere als Schauspielerin beendet hat, wird abgetan. Und dass es immer noch eine Kleiderordnung gibt, vor allem diese Heels, wurde als nicht sehr”2023″ gewertet.

    • dreher sagt:

      Ja, die High Heels-Regel ist eine Zumutung! Ältere Herren, wie Pierre Richard, dürfen irgendwelche Turnschuhvariationen tragen, Catherine Deneuve mit ihren über 80 Jahren quält sich mit Stöckelschuhen, kein Wunder, dass sie dann mühsam läuft. Weder will sie auf den Saum ihres langen Kleides treten noch auf den Stufen stolpern. Ätzend!
      Adèle Haenel – ich mochte ihr intensives Spiel und sie wird mir fehlen! Böse Stimmen sagen hier, sie beende ihre Karriere jetzt selbst, weil sie sowieso keine Rolle mehr bekommen hätte … schwieriges Thema in Cannes. Woody Allen kommt nicht mehr – das wird hier bedauert. Ohne mich selbst anzupreisen, aber das war tatsächlich Thema meines ersten Krimis.

      • Marion sagt:

        Kann mich jetzt nicht erinnern, schon zu lange her. Da gab es aber doch noch gar keine MeToo-Debatte oder was meinst Du? Anpreisen dürftest Du Dich aber trotzdem 🤣. Adèle wird mir auch sehr fehlen! Vielleicht gibt es ja irgendwann ein Comeback.

        • dreher sagt:

          #MeToo gabs noch nicht, aber Missbrauch im Filmmilieu gabs schon … und darüber habe ich tatsächlich geschrieben!