Im Januar am Meer

Vor zwei Tagen habe ich mir den Rücken gezerrt und konnte mich kaum noch bewegen. Ich lief stöhnend und wie ein Klappmesser gebeugt herum und fühlte mich sehr alt. Wärmflasche, Bett, Schmerzmittel. Nicht so heiter. Gestern erreichte ich dann den Physiotherapeuten, kinésitherapeute heißt das hier, abgekürzt kiné (sprich: kineeh), für den Fall, dass Sie das mal brauchen und dann nicht, wie ich anfangs, glauben, es handele sich um einen Chinesen. Mein kiné ist ein älterer Herr, der aber immer noch praktiziert, in einer allerdings etwas heruntergekommenen Praxis. Wenn ich ihn nicht kennen würde (ein Schulfreund von Monsieur) fände ich das alles nicht vertrauenerweckend. Die Praxen insbesondere älterer Ärzt*innen und anderer im Gesundheitswesen Arbeitender sehen hier oft aus wie angegammelte Wohnzimmer oder erinnern an spartanische Klosterzellen. Anyway, der kiné hat heilende Hände und die Situation erinnerte mich lustigerweise an den Anfang des Films “Iris et les hommes”, bei dem die Zahnärztin sich von ihrem kiné wieder einrenken lässt. Um sie zu entspannen und abzulenken, während er ihre verrenkten Wirbel manipuliert, stellt er sehr persönliche Fragen. Mein kiné stellt persönliche Fragen, kurz bevor er mir auf die schmerzenden Stellen drückt. Die Technik ist wohl, so vertrauensvoll rüberzukommen und weiterhin persönliche Fragen zu stellen, so dass ich mich trotz allem wieder entspanne.

Nun gut, den restlichen Tag verbrachte ich im Bett. Repos! Ausruhen, hatte er mir streng verordnet. Ich war auch irgendwie k.o. und der Rücken tat eher mehr weh als weniger.

Heute aber ist es erstaunlicherweise besser, nicht ganz gut, aber besser, ich kann aufrecht stehen und gehen und mich fast normal hinsetzen. Das Wetter ist auch besser. Gestern schüttetet es den ganzen Tag wie aus Kübeln. Wir beschlossen, mittags am Strand essen zu gehen.

Und siehe da, zwischen 12 und 13 Uhr war es kurze Zeit so sonnig und warm, dass wir nicht nur auf der Terrasse des kleinen Restaurants essen können, sondern sogar die Jacken ausziehen. Im Januar! Das ist jedes Jahr aufs Neue geradezu ein Wunder für mich und absolut beglückend!

Das Meer ist spiegelglatt und ein paar Stand-up-Paddler gleiten vorbei.

Das will ich dieses Jahr lernen! Trotz Rücken und Knie und Alter. Ich will das schon lange lernen, aber erst kamen mir die “jiblets” dazwischen (ein Phantasie-Wort von Stasia), meint kritische Stimmen, die immer so gemeines Zeug zischen, wenn unser vorwitziges Ich sich einen Schritt “zu weit” vorwagt. “Mach dich nicht lächerlich” zum Beispiel. “In deinem Alter!” “Denk an deine Knie!” “Du wirst nur ständig ins Wasser fallen!” Dann tatsächlich die kaputten Knie, denn, was wenn ich falle und mir zusätzlich weh tue? Aber jetzt, und nicht zuletzt dank meines kleinen Jahresanfangs-Workshops, verbanne ich die fiesen Stimmen ins Off. Ich will Stand-up-Paddeln lernen! Yes!

Heute ist auch Dreikönigstag und man müsste traditionell eigentlich den Dreikönigskuchen, la Galette des Rois essen. Das haben wir heute allerdings versäumt. Hier immerhin ein aktueller Beitrag inklusive Rezepte bei Hilke von Mein Frankreich. Aber man kann la galette noch während des ganzen Januar essen, genau wie man sich auch den ganzen Januar noch ein frohes neues Jahr wünschen darf!

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7 Responses to Im Januar am Meer

  1. Elisa sagt:

    Danke fürs Mitnehmen ans Meer. Ich liebe Südfrankreich. Letztes Jahr im Herbst bin ich mit meiner liebsten Reisefreundin, mit der ich auch schon in der Provence und 2x in Marseille, von dort auch in den Calanques (große Begeisterung ob dieser Naturschönheiten), war, an die Küste bei Perpignan gereist. Ich habe auf der Wetterapp Cebere gespeichert und bin nicht nur wegen der Temperaturen, sondern vor allem wegen des viel späteren Sonnenuntergangs (und früheren Aufgangs) sehnsüchtig. Dieses Jahr werde ich sogar zweimal nach Frankreich fahren. Meinem Sohn zeige ich alle meine Lieblingsorte, allen voran Arles. Im Herbst geht es in die Pyrenäen. Das kann nur ein gutes Jahr werden. Alles Gute für Sie und Monsieur für 2024. Ich lese sehr gerne bei Ihnen mit – herzlichen Dank für diese Einblicke in Ihr Leben in Cannes.
    Viele Grüße aus Berlin,
    Elisa

    • dreher sagt:

      Sehr gerne! Freue mich, wenn Sie hier gerne mit mir unterwegs sind! Ich war über die Weihnachtsfeiertage in Deutschland und fand es wirklich sehr dunkel und nass dieses Jahr – und selbst, wenn es hier derzeit nur wenig sonnig ist, und auch ziemlich nass, so ist es doch viel heller. Das macht echt was aus! Toll, was Sie vorhaben! Ein gutes Jahr für Sie in Frankreich und überhaupt! Liebe Grüße!

  2. Gabriele sagt:

    Gute Besserung, liebe Christiane, und ja, man kann SUP auch noch im „fortgeschrittenen“ Alter lernen, es macht echt Spaß, und notfalls geht es auch im Sitzen 😊Nur das Wasser sollte ruhig sein, bei Wellen muss man mehr Profi sein. Einen schönen Sonntag!🏖️

    • dreher sagt:

      Danke dir, auch für das encouragement! Ich kann natürlich nicht mehr knien und in die Hocke gehen, also mich so locker vom Wasser aufs Brett ziehen, wird vermutlich nicht klappen, ich habe schon gewisse Handicaps, aber ich will es wenigstens versuchen! Schönen Sonntag auch für dich!

      • Karin sagt:

        Ich war ob meines Arthrose-gebeutelten Knies schon etwas skeptisch, ob ich das schaffen würde, aber mein erster Versuch klappte erstaunlich gut, also *courage*, das wird schon! Und es macht saumässig Spass!!!
        Ein gutes, heiteres Neues Jahr für Dich und Monsieur und liebe Grüsse aus Genf! :)

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