5. Deutsches Filmfestival in Cannes

Es ist alles ein bisschen holpriger dieses Jahr ohne Serge, der Monsieur Cinécroisette in Personalunion war, bei dem alle Wege und Informationen zusammenliefen und mit dem alles so schön eingespielt war – die Kontakte zu den Filmverleihern, zu den AnsprechpartnerInnen des Goethe-Instituts, zu den Kinos. Jetzt hat Cinécroisette eine neue Präsidentin und ein neues Büro, die Verantwortung ruht so auf mehreren Schultern, aber alles muss allen neu erklärt und mit allen Beteiligten neu definiert werden. Erschwerend kam hinzu, dass wir beinahe alle Defa-Filme, die französisch untertitelt sind, schon gezeigt haben. Manche Filme, die wir gern zeigen würden, liegen nur in 35mm-Technik vor, die die Kinos nicht mehr haben. Bei anderen Filmen ist die Rechtelage ungeklärt. Wir schrieben Mails und suchten und telefonierten herum und bekamen manchmal einfach keine Antwort. Aber wir haben doch ein kleines Festival zusammenbekommen! Das Thema ist “Heimat, Migration und Integration”. Ich übersetze und zitiere aus der französischen Ankündigung:

“Zwischen zwei Heimaten“ –

Vier deutsche Filme über Migration und Integration, präsentiert von Ciné Croisette in Partnerschaft mit dem Goethe-Institut.
Zu allen Zeiten haben Menschen ihre Heimat verlassen, um anderswo auf der Welt ein besseres Leben zu suchen. Oft sind es unerträgliche Bedingungen in ihrem Heimatland, die sie dazu veranlassen, Sicherheit, Frieden, Freiheit oder Lebensunterhalt zu suchen. Für die Auswanderer bedeutet dies den Verlust ihrer Heimat, ihrer Herkunftskultur und ihrer vertrauten Umgebung. Die Bedingungen der Einwanderer im Zielland erfordern eine Anpassung, Neuorientierung und Veränderungen in ihrer Lebensweise. Gelingt es ihnen, in der Fremde eine Heimat zu finden? Können sie zwei Heimaten haben?

Wir zeigen zunächst den DEFA-Film von Konrad Wolf aus dem Jahr 1968 “Ich war neunzehn”

Im April 1945 drängt die Rote Armee die Wehrmacht allmählich zurück. Der junge deutschstämmige Leutnant Gregor Hecker kehrt nach zwölf Jahren im Exil zum ersten Mal in sein Heimatland zurück. Mit einigen Männern unter seinem Befehl wird ihm die Verwaltung einer kleinen Stadt anvertraut. Er versucht, die Gegend zu befrieden und kommt mit den Einwohnern in Kontakt. Doch schon bald stellt sich für ihn die Frage nach seiner Identität: Ist er ein Sowjetbürger oder ein Deutscher? Was bedeutet ihm sein Heimatland, das sich im Zusammenbruch befindet, das unverzeihliche Verbrechen begangen hat und in dem er sich so fremd fühlt?

Der Film läuft am Samstag, 14. September um 10.30Uhr im Kino Les Arcades in Cannes

Am Nachmittag zeigen wir den melancholischen, langsam gedrehten Film mit schönen Spätsommerbildern “Adam und Evelyn” (2018) von Andreas Goldstein, nach einem Roman von Ingo Schulze

Er führt uns in die DDR des Jahres 1989, die dem Untergang geweiht ist. Adam, ein von seinen Kundinnen geliebter Damenschneider, fehlt es an nichts. Seine Freundin Evelyn erwartet mehr vom Leben. Sie ertappt Adam dabei, wie er sie betrügt, und fährt ohne ihn in den Urlaub nach Ungarn. Er will sie nicht verlieren und sucht sie. Genau zu dem Zeitpunkt, als Ungarn seine Grenzen öffnet. Neue Möglichkeiten eröffnen sich für sie und sie müssen sich entscheiden, wo sie leben wollen und somit ihr „Paradies“ finden

Der Film läuft am 14. September um 15 Uhr im Kino Cannet Toiles in Le Cannet

Am Sonntagvormittag zeigen wir (die vielleicht dem deutschen Publikum bereits bekannten) Filme Almanya, Komödie von 2012 gedreht von der Deutsch-Türkin Yasemin Şamdereli, über drei Generationen türkischer Einwanderer im Ruhrgebiet

Sonntag, 15. September 10.30 Uhr im Olympia in Cannes

und nachmittags Kaddish für einen Freund (von Leo Khasin, 2015) : Ein russischstämmiger Jude, der den zweiten Weltkrieg erlebt hat und heute in einem schlichten Hochhaus in Berlin-Kreuzberg lebt, bekommt palästinensische Nachbarn – es ist die Geschichte einer unmöglichen Freundschaft.

Sonntag, 15. September um 15 Uhr im Kino Cinetoile in Rocheville

Wieland Koch von der Defa-Stiftung wird anwesend sein und jeweils eine kurze Anmoderation zu den Filmen geben, um sie richtig einzuordnen. Nach dem Film steht er für Fragen und Diskussion zur Verfügung. Die Veranstaltung wird wie immer zweisprachig sein, Franka Günther vom Deutsch-französischen Bürgerfonds in Erfurt wird, wie schon in den vergangenen Jahren, in beide Richtungen übersetzen.

Und, kleines Zusatzangebot, am Freitag, den 13. September zeigt Cinécroisette (unabhängig von unserem Filmfestival) den in Frankreich gerade angelaufenen Film “La belle affaire” (deutscher Titel “Zwei zu eins”), eine Komödie von Natja Brunckhorst.

13. September, 20 Uhr, Cinéma Les Arcades, Cannes

Interessiert? Dann kommen Sie vorbei! Wir freuen uns, wenn Sie einen, zwei oder sogar alle Filme sehen möchten! Für Mitglieder von Cinécroisette sind die Festivalfilme kostenlos, für alle anderen kostet der Eintritt pro Film 4 € (so sollte es zumindest sein, muss ich nochmal überprüfen) für “La belle affaire” ermäßigt 7 €.

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5 Responses to 5. Deutsches Filmfestival in Cannes

  1. Pingback: 24-09-10 Heupferd mit Rotschwäche – iberty.de

  2. Karin sagt:

    Huch, mein Eintrag von gestern ist im Nirwana verschwunden. Ich wollte nur kurz berichten, dass ich Tatami beinahe nicht angesehen hätte, weil es in cineman.ch als “Thriller” ausgewiesen war. Ein Thriller ist es wohl auch, so atemlos und gespannt ich die Entwicklung dieses Dramas beobachtet habe. Die DarstellerInnen sind exzellent, ich kann den Film nur empfehlen.

    • dreher sagt:

      Danke dir Karin!
      Dein anderer Kommentar ist leider unauffindbar 🤷 weder im Spam, noch im Papierkorb, keine Ahnung, wohin er verschwunden ist. Désolée 😔

  3. Reiner Wadel sagt:

    “Ich war neunzehn” mit Jaecki Schwarz, den wir später auch als Kommissar im Polizeiruf kennenlernen durften. Ein sehr schöner Film.

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