
Es ist schon so viel passiert in diesem bereits so unerfreulichen Jahr und wir haben immer noch Januar. Verrückt. Privat auch nicht gerade fröhlich. Die Eltern werden alt und pflegebedürftig. Wahrscheinlich kennen Sie das, wir sind alle in der gleichen Generation, oder vielleicht haben Sie das auch schon erlebt, und wissen, wie sich das anfühlt. Man wird erst wirklich empathisch, wenn man selbst betroffen ist. Das wird hier kein Thema sein, nur indirekt, denn gerade wenn ich nicht schreibe, bin ich im ganz realen Leben unterwegs.

Unterwegs auch im wörtlichen Sinne. Zum ersten Mal fahre ich direkt vom Bergdorf zum Flughafen, mit dem einzigen Bus, der hier morgens um 7.25 Uhr im nächstgrößeren Dorf abfährt und in gut zwei Stunden Nizza erreicht. Wenigstens muss ich mich klimatisch nicht so umstellen, von den 17 Grad, die es an der Küste gerade hat, sind hier nicht einmal 7 spürbar. “Gefühlte 4 Grad” sagt die Wetter-App. Der Wind heult ums Haus, der Himmel sieht fahl und nach Schnee aus.

Es soll hier aber nicht zu trübe werden, ich schicke Ihnen ein paar Bilder von einem schönen Sonntag: Eine Freundin hatte mich in die Oper nach Nizza eingeladen, ich war in all den Jahren noch nie dort gewesen, es ist fast unbegreiflich, aber Monsieur ist alles andere als mélomane, im Gegenteil, er ist völlig unmusikalisch und klassische Musikveranstaltungen sind für ihn keine Freude.
Als wir in Nizza ankamen war es nass und grau.

Gleichzeitig fand entlang der Promenade ein Marathon statt, was uns die Anfahrt und das Parken etwas erschwerte, da die Innenstadt und die Promenade des Anglais weiträumig abgesperrt waren. Nizza hat aus dem Attentat vom 14. Juli 2016 gelernt und die Promenade in den letzten Jahren stark abgesichert, zusätzlich werden bei solchen Veranstaltungen aber auch Absperrgitter aufgestellt, aber natürlich reicht ein Gitter mit einem Durchfahrtsverbot-Schild nicht aus, überall stehen nun mehrere Reihen Absperrgitter, auch die LäuferInnen werden so geschützt, und an allen eventuellen Zufahrten und jeder Querstraße zur Promenade stehen zusätzlich Busse oder LKW quer.
Und eigentlich waren viel mehr Menschen unterwegs.

Ich habe es versäumt, die Oper von außen aufzunehmen. Nur den Künstlereingang habe ich dokumentiert.

Innen ist sie wunderbar altmodisch. Ich war ganz entzückt!
Es war eine Kindervorstellung, aber es waren auch Erwachsene ohne Kinder da, um “Bilder einer Ausstellung” von Modest Mussorgski zu hören, das habe ich in der Schule im Musikunterricht durchgenommen, ich war selbst erstaunt, wie viel ich davon noch im Gedächtnis hatte.


Das nächste Mal werden wir uns eine der kleinen Logen suchen. Ich habe von der verstorbenen Schwiegermutter ein Opernglas geerbt, das wird dann zum Einsatz kommen. Ganz schick.

Mir fiel auch die Version von Emerson, Lake und Palmer wieder ein. Ich erinnere mich sogar an das Cover der Langspielplatte, die ich einmal besessen habe. Aber ach, die Herren Emerson und Lake sind bereits verstorben, wie ich Wikipedia entnehme. So gehts …
Als wir wieder aus der Oper kamen, war der Himmel blau und wir spazierten noch ein wenig am Strand und an der Promenade entlang.
Das ist ein alter Blog, oder sagen wir mal, der Blog an sich ist irgendwie veraltet, so ein Boomer-Ding, nicht wahr, aber dieser hier war, als er vor 14 Jahren nach der Brigitte-Zeit neu gegründet wurde, als reiner Textblog gedacht, und ganz am Anfang gab es noch nicht mal Fotos, und später dann nur ganz kleine. Jetzt gibt es zwar große Fotos, aber es ist sehr kompliziert, selbst gemachte Videos hier einzubauen. Sonst hätte ich Ihnen natürlich auch Meeresrauschen mitgegeben, aber das geht – zumindest spielerisch einfach – nur in den anderen, teilweise fragwürdigen, Medien, in denen die jüngeren Generationen herumturnen.
Ich gebe Ihnen stattdessen noch Musik, das immerhin lässt sich problemlos machen. Lucky Man, erinnert mich an Klassenpartys in den späten Siebzigern, nachmittags in verdunkelten Klassenräumen …
Herzlichen Dank für den schönen Bericht und die tollen Bilder 😍. Ich freue mich jedesmal aufs Neue darauf…Liebe Grüße Heidi.
Vielen Dank liebe Heidi! Freue mich, wenn Sie sich freuen! 😊
Die Oper ist ja schnuckelig! Hast du noch alte LPs aufbewahrt? Meine Plattensammlung und andere Sachen im Keller sind durch einen Schaden vermutlich gerade unbrauchbar geworden. Ich versuche, mich nicht zu ärgern und mir zu sagen, dass ich mir sowieso keinen Plattenspieler mehr angeschafft hätte.
Ja, die Oper ist echt charmant finde ich. Wie aus einem Film.
Nein, ich habe alle LPs weggegeben, als ich damals den definitiven Umzug nach F gemacht habe; ich hatte einfach keinen Platz dafür, und ich konnte da noch nicht wissen, dass ich mit einem LP-Freak zusammenkommen würde, der mehrere Plattenspieler besitzt und nutzt (in Cannes und in den Bergen).
Tut mir leid, für deinen LP-Verlust, tut immer weh!
Liebe Christiane,
es tut mir leid, dass du jetzt in die Schiene „Fürsorge für ältere Angehörige“ gerutscht bist, wir haben gerade eine Zwischenzeit, die bitte möglichst lange dauern soll. Tibors Eltern sind 2023 und 2024 (alt und sehr dement) verstorben, meine Eltern sind jetzt 80 und gerade läuft es da ruhig – bitte noch ganz lange! Aber von einem auf den anderen Tag kann alles wieder anders sein.
Genieße die Zeit und mache so schöne Dinge wie die Oper besuchen.
Ich wünsche uns einfach weiterhin eine gute Zeit und Freude, auch über kleine Dinge (z. B. schöne Berichte von Dir)
Eva
PS: wie lange warst du bei Brigitte?
Danke liebe Eva, ich möchte momentan auf dem Blog überhaupt nichts dazu sagen 😔
Bei Brigitte war ich glaube ich von Anfang 2007 bis Ende 2009.
Danke für das Mitnehmen. Man hört das Meer auch so rauschen, man muss nur richtig hinhören! Und die OPER! Und Emerson, Lake and Palmer….meine Güte, was ist es her. Und ja, die alten Eltern…und wir selbst auf dem Weg dahin. Herzlichst, Sunni
❤️