Als wenn das Leben den Atem anhält

Aufgrund der Neugestaltung der Brigitte-Seite und dem vorübergehenden Verschwinden der blogs ist es vielleicht gar nicht so doll aufgefallen, dass ich länger nicht geschrieben habe. Auch eben bin ich noch unsicher, soll ich überhaupt, und wenn ja, wie viel soll ich erzählen? Ich habe ein Bedürfnis mich mitzuteilen, gleichzeitig habe ich Angst vor zu viel Öffentlichkeit…

Die letzten Wochen war ich viel mit meinem Manuskript beschäftigt, das ich trotz Gästen in der Auberge rechtzeitig zum Abgabetermin fertig bekam, vor allem, weil ich mich zuletzt in eine unserer Ferienwohnungen einquartierte. Da gibt es kein Telefon, kein Internet, keine Gäste, keine „coucou“ sagenden Nachbarn und auch keine über die Tische hüpfenden Katzen.

Am Montagvormittag vor drei Wochen brachte ich das Manuskript-Paket zur Post, nachmittags hatten wir einen Termin bei einem Dermatologen in Nizza, der sich die Knoten auf Patricks Oberkörper ansehen bzw. rausschneiden sollte. Die Knoten waren schnell gewachsen, sahen aus, als würden unter der Haut getrocknete Erbsen stecken, sie waren hart, es wurden immer mehr, einer war schon bald so groß wie eine Walnuss. Weh taten sie nicht, aber Patrick war sehr müde und fühlte sich, als habe er eine Grippe, aber er hatte kein Fieber.

Der Hautarzt sagte nicht sehr viel, nur, dass er die Knoten nicht rausschneiden würde, und wir sollten schleunigst ins Krankenhaus. Ab da atmeten wir nur noch sehr flach. Drei Tage später dann wurden die Knoten in einer Klinik entfernt, und, nein, es waren dann doch keine Talgdrüsen, die das Cholesterin nicht mehr abbauen konnten. Patrick hat tatsächlich Krebs. Leider schon sehr weit fortgeschritten. Mir schnürte es den Hals zu. Und ich hatte das Gefühl, als würde das Leben den Atem anhalten. Ich konnte zwei Wochen lang fast nicht aufhören zu weinen. Denn ich habe die Ärzte befragt, ich wollte Klarheit, soweit Prognosen möglich sind.

Patrick ist jetzt in einem Krebszentrum in Nizza. Er wurde und wird nicht (mehr) operiert. Er bekommt eine sogenannte Palliativversorgung, also man versucht, sein Leben zu verlängern und seine Symptome zu lindern, die sich unter anderem in einer linksseitigen Körperlähmung zeigten, und die dank der Medikamente und der Bestrahlung der Hirnmetastasen wieder zurück gegangen ist. Heute bekommt er seine erste Chemotherapie. Ich hatte ihn vorhin am Telefon, es geht ihm soweit gut, aber er ist sehr müde und er schlief fast ein, während ich mit ihm sprach.

Patrick geht anders mit seiner Krankheit um. Er will nicht wissen. Er fragt nicht. Aber er kämpft. Er will gesund werden. Ich wünschte auch, dass er gesund wird, ich will auch die Hoffnung nicht verlieren, aber ich habe die Prognosen der Ärzte gehört.

Und dann ist da die Auberge. Zur Zeit ist noch ganz unklar, wie es weitergehen wird.

Und auch wenn das weniger existentiell ist, es gibt auch meinen blog, den ich nun mit weniger heiteren Texten füllen werde, oder ich höre auf. Wollt ihr ein trauriges Krebstagebuch lesen? Das ist vielleicht eher etwas für Internetseiten, die sich mit Krebs beschäftigen und passt nicht richtig zwischen Mode, Diäten, Psychotests und Kinotipps. Ich weiß es nicht. Sagt ihr es mir.

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