The Tree of Life

 

Äh, ja … die Goldene Palme also… Fing gut an, die Schlange bewegte sich zügig voran, und wir durften von vorne auf die Treppe zu laufen, so richtig über den roten Teppich…und nicht wie die ganze Zeit von der Seite kommend schnell hochhuschen, Musik dröhnte über Lautsprecher auf uns ein und auf der Treppe steht die Police Nationale für uns Spalier. Da die mich einmal so unsanft weggeschubst haben, tut mir deren stramme Haltung, während ich an Ihnen vorbei gehe, jetzt persönlich ganz gut. Oben angekommen schüttelte der Kulturverantwortliche der Stadt wirklich alle alle Hände und wünschte jedem der 1500 Zuschauer eine gute Vorstellung, unglaublich!

Nachdem uns weder Robert de Niro, seines Zeichens Präsident der Jury, noch sonst jemand etwas zu diesem Film sagen wollte, war ich entsprechend gespannt, erwartete aber nicht viel mehr als ein Familiendrama. Der Trailer zeigt uns zumindest Brad Pitt in der Rolle eines tyrannischen Familienvaters, der insbesondere aus seinem sensiblen Erstgeborenen einen starken Mann machen will, willkürlich Gehorsam einfordert usw., dagegen steht eine geradezu engelgleiche Mutter, zart, sanft und leise. Ich vermutete manch häusliche Gewaltszene zu sehen. Ja und Nein. Ganz ehrlich, ich glaube, ich habe den Film nicht verstanden. Es geht lang und wuchtig um die Schöpfungsgeschichte, Feuer und Wasser in all seinen Erscheinungsformen, untermalt mit ebenso wuchtiger Musik, und nach den ersten Geiseltierchen und ein paar peinlichen Dinosauriern sind wir bei der Krone der Schöpfung angekommen und haben mit Brad Pitt eine Familie gegründet. Und schon sind wir bei der Beerdigung eines der drei Kinder. Dann Rückblick. Schöne und unschöne Familienszenen, Kinderspiele, Mutproben, Natur, Tod, Gespräche mit Gott, ich habe nicht ganz verstanden aus welcher Sicht alles erzählt wurde, mal dachte ich, es sei der (tote) Junge, dann, der sich erinnernde Bruder als Erwachsener (Sean Penn, der aber nicht viel mehr macht als wirr durch die Gegend zu laufen)… Nun jah, alles in allem sehr, sehr mystisch. Die Botschaft ist endzeitlich würde ich sagen. Und ein Leben ohne Liebe ist kein Leben, sonst ist es vorbei wie ein Blitz. Am Ende sind wir alle im Himmel, oder am Meer und alles ist gut. Oder nicht?! Keine Ahnung. 

Ein Teil des Publikums ging schon während des Films raus, der Rest buhte und pfiff am Ende. Vielleicht gab es irgendwann noch Beifall, aber das habe ich nicht mehr gehört, denn ich war dann auch schon draussen. Uff. Da ich nicht ganz doof bleiben wollte, hab ich mal nach professionellen Filmkritiken gesucht und gefunden. Es ist die Kritik der Redaktion von Filmstarts, verfasst von Christoph Petersen, die mich anspricht. Petersen schwankt zwischen Faszination und Langeweile, tendiert vermutlich aus professionellen Gründen dann zur Faszination und gibt dem Film vier von fünf Sternen, kann sich aber wohl genauso gut in den zu Tode gelangweilten Betrachter einfühlen, warum nur…

Das wars vom Festival in Cannes, alle Badge-Träger rollen ihr Köfferchen zum Bahnhof, Cannes ist plötzlich sooo leer, dafür sind die Schnaken angekommen und wir haben schlagartig Sommer.

Dieser Beitrag wurde unter Cannes, Literatur Kunst Kultur abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentare sind geschlossen.