Neuester Trend ist ja, Bücher nach Farben zu ordnen. Als ich das erste Mal in einer Buchhandlung auf farblich zusammengestellte Büchertische stieß, war ich der Verzweiflung nah. Ich bin ja so eine alte und blaustrümpfige Büchertante, zu meiner Zeit (jaul, “zu meiner Zeit” … so weit sind wir schon) war es ein beliebter Witz, dass Kunden Bücher als Einrichtungsgegenstand erwerben und die Farbe des Schutzumschlags ausschlaggebend für den Kauf ist. Haha. So ist es heute. Kein Mensch interessiert sich noch für Inhalte, die Farbe ist entscheidend: “Ich nehme das Grüne, es spricht mich farblich so an”.
Ich kenne als ordentliche Buchhändlerin und Bibliothekarin natürlich klassische Ordnungssysteme, wir wollen Bücher ja schnell auffinden, um sie dem zukünftigen Leser schnell in die Hand zu drücken. Die eigene Bibliothek kann je nach Raum, Platz und Regalsystem vielleicht nach Format, nach Taschenbüchern und gebunden Büchern geordnet sein, dann nach Autoren, nach Themen, nach Reihen oder nach Nummern. Bei mir vielleicht zukünftig getrennt in deutsche und französische Bücher. Aber nach Farben? Okeh, Suhrkamp hatte seine wissenschaftliche Taschenbuchreihe seinerzeit farblich so gestaltet, dass sie, sofern man alle Bücher erworben hatte, eine Art Regenbogen im Regal darstellten. Genial eigentlich. Erstens war es schön, zweitens verführte es zum Erwerb mehrerer Bücher, damit sich der Farb-Effekt auch im kleinen Bücherregal zeigt, und die Reihe war so eindeutig gestaltet, dass der Leser (oder wenigstens der Besitzer) der Buchreihe sich schon von Weitem und trotz der Ordnung nach Farben als elitär und intellektuell zu erkennen gab: Oh, die wissenschaftliche Suhrkamp-Reihe! Da ziehen wir auch 40 Jahre später noch den Hut vor den Gestaltern Willy Fleckhaus und Rolf Staudt. Der Suhrkamp Verlag hätte einfach nur dabei bleiben sollen, aber jetzt, wo endlich alle Bücher nach Farben geordnet werden, haben sie sich für die Umgestaltung in elegantes Grau entschieden. Grau ist aber nicht gleich grau, wie mir beim Streichen unserer Wohnzimmerwände klar wurde, und auch Loriot wusste schon zwischen 28 Grautönen zu unterscheiden,
http://www.youtube.com/watch?v=ckIrhRKwgCg
Grau sieht nämlich schnell gar nicht edel und elegant aus, sondern mausig, schäbig und ärmlich, es sei denn natürlich, Sie wählen ein frisches Steingrau, aber was aus der neuen Suhrkamp-Gestaltung wird, sehen wir uns dann rückblickend, vielleicht im Jahr 2034, an.
Zurück zu den Farben, wie Sie bei Loriot gesehen haben, können Farben unser Seelenleben enorm beeinflussen. Bücher nach Farben also. In Einrichtungszeitschriften sehe ich auch immer häufiger nach Farben zusammengestellte Bücherregale. Sieht toll aus. Irgendwie schick, sehr dekorativ, aber meines Erachtens auch nur geeignet, wenn man Bücher in überschaubarer Menge hat. Also, vielleicht ein hübsches Billy-Regal voll, oder zwei. Ansonsten wirds doch leicht unbersichtlich. Denn, auch wenn ich weiß, dass die Taschenbuch-Werke von Max Frisch und Hermann Hesse als Suhrkamp-Autoren vermutlich blau oder grün sind, glaube ich kaum, dass ich alle meine Bücher visuell abgespeichert habe. Oder doch? Da ich meine Bibliothek ja beim Umzug aus Deutschland auf ein Minimum reduziert habe, bin ich also bereit, ein Experiment zu wagen, und werde meine Bücher zukünftig mal nach Farben ordnen. Mal sehen, was da neben was zu stehen kommt, und mal sehen, was es mit mir macht. Ich befürchte eigentlich, da ich viel zu viele Krimis besitze und lese, dass ich mich irgendwann vor einer komplett schwarzen Bücherwand aufhängen werde, (der Einfluss der Farben auf die Gemütslage! Ich verweise hier erneut auf Loriot) Ich werde berichten! Bleiben Sie dran. Einen verwischter Minimalst-Eindruck von einem rot-schwarzen Eckchen mal eben schnell…
Hülfe, ich besitze gar keine Bücher mit rosa, türkisfarbenem etc. Buchrücken. Auch der ganze Rest ist farblich und graphisch ziemlich heterogen…;-) Wie wär’s, die Teile in farblich passendes Papier zu hüllen, für die Nicht-Leser bestimmt praktisch…
Es bleibt also bei der klassischen bunten Ordnung in 2 Billy-Regalen…:-) (habe auch vor Jahren viel rausgeschmissen und fand das ebenfalls sehr erleichternd).
Diese Coffee-Table-Books sind schon je nachdem recht dekorativ. Habe so ein Exemplar mit Bildern der Erde von oben (Yann Arthus-Bertrand) mal geschenkt bekommen, für jeden Tag des Jahres ein Bild (mit Text), wunderschön, wie ein Kalender, allerdings vergesse ich das Umblättern immer und er liegt auch nicht auf einem Coffee-Table, sondern einer Anrichte, ins Bücherregal passt sowas von den Maßen her sehr ungünstiges auch nicht (geht weder normal noch hochkant rein) …
ich fürchte auch, dass insbesondere die Bücher aus früheren Tagen sehr viel weniger was hermachen bei der Farb-Ordnung…
ich habe den “kleinen” Yann Arthus Bertrand, den ich auch nicht immer umblättere… genau, das Buchformat ist Absicht, diese Bücher sind auch nicht für “ins Bücherregal stellen” gemacht, sondern fürs Ausstellen = Deko/Einrichtung/Aufzeigen einer Ideologie… das auch nochmal als Nachtrag zu WildFlower…