Wool War I

Ich habe lange gezögert mit diesem Artikel, weil ich ganz unsicher bin, wie das in Deutschland ankommt. Ich stricke nämlich. Nicht irgendwas, keinen Schal, keinen Pullover, keine Socken. Ich stricke Uniformen aus dem ersten Weltkrieg in winziger Größe. Für ein Kunstprojekt, den Wool War IJ’ai hesité un moment avant d’en parler, car je ne suis pas sûr de ce que vous en penserez en Allemagne. Je fais du tricot. Pas du simple tricot, pas de châle, ni pull, et pas des chaussettes non plus. Je tricote des uniformes de la Grande Guerre à une toute petite échelle. Pour un projet d’art, le Wool War I. (Pour lire le resumé en français faites défiler vers le bas svp.)

Den Weltkrieg stricken? Was ist das denn für ein hinrissiges Projekt? Genau, das dachte sich Anna auch, als die Herren vom Musée de la Piscine in Roubaix sie ansprachen. Anna ist die Frau hinter Délit Maille**, ein Blog, der sich seit gut drei Jahren strickend der politischen wie People-Aktualität widmet und dazu kleine Strick-Bausätze liefert: “tricote ton amitié franco-allemande” (Strick dir deine deutsch-französische Freundschaft), “tricote ton exil-fiscal” (Strick dir dein Steuer-Paradies/Finanz-Exil). Aber auch der Papst-Rücktritt “Arrividerci Roma” mit dem “kit émérite” oder die Schwangerschaft von Kate Middleton mit dem “kit Kate”, “Knit your Royal Pregnancy” (Strick dir deine königliche Schwangerschaft) werden mit kleinen reizenden Strickpüppchen, die ihren echten Vorbildern erstaunlich ähnlich sehen, originell in Szene gesetzt. Dazu schreibt Anna ironisch-liebevoll, manchmal traurig und berührend, und manchmal auch ein bisschen böse ihre Geschichten. Ich bin ein großer Fan ihrer kleinen “kits”, Bausätze und Geschichten, und nicht nur ich. In Frankreich wurde ihr Blog ein solcher Erfolg, dass das Musee de la Piscine in Roubaix ihr eine Ausstellung anbot. Am Ende der wiederum sehr erfolgreichen Ausstellung kamen die Herren Museumsdirektoren wie gesagt auf die Idee, Anna den Ersten Weltkrieg stricken zu lassen. Sie wissen es, der Beginn des Ersten Weltkriegs jährt sich dieses Jahr zum hundertsten Mal und ich weiß nicht, ob das in Deutschland ähnlich groß aufgezogen wird, aber in Frankreich, wo der Erste Weltkrieg, der hier nur la Grande Guerre heißt, noch immer sichtbare Spuren hinterlassen hat, wird diese Erinnerung zelebriert. Die Zeitung Le Monde veröffentlicht seit Anfang des Jahres jeden Tag ein Foto (am Wochenende einen kleinen Film) aus dem Jahr 1914, das das Leben und die Zustände vor hundert Jahren zeigt und so erklärt, wie es zu diesem Krieg kommen konnte. Das Museum in Roubaix wird sich dem Esten Weltkrieg genau so lange wie er dauerte, vier Jahre, widmen. Unterschiedliche Künstler werden jeweils ein halbes Jahr dort zum Thema ausstellen. Und Anna sollte eine von ihnen werden. Erst sagte sie “nein”. Unmöglich. Zu absurd schien ihr die Idee – sie wollte keinen niedlichen Krieg darstellen, wo alle “oh, sind die süß die kleinen Soldaten” sagen. Aber die Idee ließ sie nicht los, sie las über den Krieg und dachte nach und strickte probehalber einen kleinen Soldaten, einen Prototypen, nur mal so, um ihn zu sehen – und sie rechnete und überlegte, wie viele sie wohl stricken müsste, und dass sie, wenn sie es tatsächlich machen sollte, Hilfe bräuchte, denn so viele kleine Woll-Soldaten alleine zu stricken schien ihr unmöglich. Sie fragte, selbst noch ganz zögerlich und unsicher, ob sich vielleicht unter den Lesern ihres Blogs strickende Hände finden mögen, um sie in diesem noch ganz vagen und vielleicht verrückten und eigentlich unmöglichen Projekt zu unterstützen. Und es fanden sich binnen dreier Tage mehr als fünfhundert Frauen, die spontan sagten, “verrückte Idee, aber ja, mach ich!”. Es wurden sogar noch mehr, aber sie limitierte die Helferinnen auf 500, weil es sonst zu unübersichtlich geworden wäre. Ich weiß nicht, was mich geritten hat, aber ich habe auch sofort “hier” geschrien, obwohl ich ja keine echte Handarbeitstante bin. Aber stricken kann ich so halbwegs und mag es sogar ganz gerne. Wenn mir nicht gerade eine Masche runterfällt, dann fluche ich wie ein Weltmeister, weil ich nicht weiß, wie ich sie wieder hochholen soll und gezwungen bin alles bis zur verlorenen Masche wieder aufzuziehen. Dieses Projekt hat mich angezogen, aber ein bisschen gefürchtet habe ich mich auch, doch Anna hat so eine überlegte und liebevolle Art es anzugehen, dass ich mich vertrauensvoll in ihre Hände gegeben habe.

Klar war am Anfang nur, was es alles nicht werden soll, kein Ding der Rekorde, also nicht wieviele Hände aus wievielen Ländern, denn ja, es wird tatsächlich ein internationales Projekt, wenn auch frankophon orientiert, wieviele Meter Wolle verstrickt haben, es soll auch weder albern noch niedlich werden. Und dann fingen wir einfach an: Anna verschickte die Wolle in alle vier Ecken des Globus und wir begannen zu stricken. Schwungvoll oder zögerlich, und man kommt nicht umhin beim Stricken an diesen Krieg zu denken und an all die Männer, Deutsche oder Franzosen und später auch all die anderen, die in diesen Krieg geworfen wurden, die noch so schrecklich jung waren und die um ein dummes Wäldchen oder um sage und schreibe 500 Meter Feldweg kämpften und in schlammigen Gräben ausharrten, litten oder verreckten. Im französischen Fernsehprogramm gibt es gerade viele Dokumentationen, ich stricke, während ich sie anschaue, andere denken an ihre Urgroßväter oder Großonkel, die den Krieg überlebt haben oder nicht und suchen und finden alte Fotos oder Briefe oder Postkarten oder andere Erinnerungen und zeigen sie und erzählen davon (es gibt im Internet zwei Projektgruppen). Es gibt viel Austausch virtuell und auch im real-life finden sich Frauen in Gruppen zusammen zum Stricken und Reden. Das zunächst so vage und fast unmögliche Projekt wird plötzlich ganz persönlich, berührend, traurig, auf jeden Fall sehr lebendig und wir alle stricken klitzekleine Jäckchen, Helme, Schuhe, Gürtel und Taschen für die Stricksoldaten wie einst Frauen vor hundert Jahren Socken für die Soldaten an der Front strickten.

Ich bekam ein Knäuel graublauer Wolle und eine Anleitung für ein 8 cm kleines Jäckchen, kaufte dafür magere 2er Stricknadeln und legte los. Ich ging es ganz naiv an, machte nicht mal ein Probejäckchen aus anderer Wolle, dachte, das werde ich schon können und wird sicher schnell gehen, ist ja alles so klein. Ha! Denkste! Ich habe meinen persönlichen Krieg mit der Strickerei. Erst strickte ich zu locker, das allererste Jäckchen wurde zu groß, also zog ich alles wieder auf und strickte von nun an fester. Zu fest für die empfindlichen Bambusnadeln, sie brachen gleichmal ab. Ich strickte lauter klitzekleine Teile, es dauerte länger als ich dachte und nähte sie zusammen mit laut Anleitung “unsichtbarer Naht”. Ich kann nicht nähen. Ich hasse das auch. Stricken mag ich, aber nähen? Es hängen so viele Fädchen dran herum, die irgendwo verwahrt werden wollen, schrecklich! Und wie geht denn unsichtbar? Das Jäckchen wurde fertig, es hat die richtige Größe, aber es sieht krumm und schief aus. Ich war ziemlich unglücklich. Und versuchte das zweite, und jetzt lernte ich schnaufend Ärmel und Kragen direkt anstricken. Immer wieder maß ich nach: 24 Maschen x 35 Reihen sollen 8 x 8 cm geben. Ich strickte hier eine Reihe mehr, dort eine weniger und obwohl ich x-mal gemessen habe, passte es am Ende weder vorne noch hinten richtig zusammen und ich versuchte es seufzend beim Zusammennähen auf die richtige Größe zu zerren. Nun, man darf nicht so genau hinschauen, aber ich bin auch mit diesem zweiten Jäckchen nicht sehr glücklich. Und statt dass es bei jedem neuen Jäckchen leichter gehen würde, nein, kommt es bei jedem neuen Jäckchen irgendwie zu neuen Schwierigkeiten, und Maschen fallen, HimmelHerrgottnochmal, sowieso auch immer wieder runter. Ich ziehe auf und stricke neu und noch einmal und noch einmal … und wenn es nicht für dieses Projekt wäre, und wenn ich nicht immer an die Jungs in ihren schlammigen Gräben voller Ratten denken würde, dann hätte ich es schon hingeschmissen, aber so … mache ich weiter. Und vielleicht passen meine Jäckchen ja zukünftig kleinen Woll-Soldaten, die für das strenge Auge des zukünftigen Ausstellungs-Besuchers nicht ganz so sichtbar sind, die vielleicht in einem Graben oder in einem Loch liegen oder die sich hinter einem Baum verstecken. Nun, trotz alledem bin ich sehr stolz auf meinen Strick-Beitrag an diesem Projekt und freue mich riesig auf die Ausstellungseröffnung am 15. Januar 2015. Falls Sie zufällig in der Nähe von Roubaix sind, kommen Sie vorbei!

**Délit Maille ist ein unübersetzbares Wortspiel aus “Delikt” und “Masche” in Anspielung auf die Zeitung “Daily Mail” = Tägliche Post/Nachrichten)

ps: Schauen Sie mal!!! Hier kommt eine kleine Reportage über Anna und den Blog Délit Maille und das Projekt Wool War I – wurde heute (14.4.2014) auf France 5 ausgestrahlt und von einem netten Menschen (Danke unbekannterweise) auf youtube gestellt.

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En fait pour vous les français mon texte sera beaucoup moins long, parce que vous pouvez lire tous les textes français sur ce projet, et vous la connaissez peut-être, Anna, du blog Délit Maille? Non? Vous n’avez jamais entendu parler de ses petit personnages en laine et de ses “kits” “tricote ton amitié franco-allemande” ou le kit “tricote ton exil fiscal” ?! Et maintenant elle tricote la guerre, La Grande Guerre. Je vous invite à lire son son blog ou dans la presse, cet article qui est bien sympa.

Moi, je suis une grande fan de Délit Maille et quand elle a demandé de l’aide pour ce projet, je me suis comme 500 autres filles toute de suite inscrite. J’étais seduite par l’idée de tricoter la guerre, malgré que ce soit un projet quasiment irréaliste, tout était encore si flou. J’étais contente et excitée d’en faire partie mais j’avais aussi un peu peur – mais je me suis laissée guider par Anna, qui gère son project avec de l’amour et un esprit bienveillant pour que ça ne devienne pas une sorte de course aux records (autant de mains, autant de laine …) ni un truc ridicule ou bête.

J’ai reçu une pelote de laine bleue et des instructions pour tricoter des minuscules vareuses. J’ai commencé un peu naivement, je n’ai même pas fait un essai avec une autre laine, tellement j’étais sûre que ça devait être simple et rapide, c’est si petit tout cela. En fait, je sais tricoter, mais je ne suis pas une tricoteuse passionnée, j’ai tricoté en tout et pour tout quelques châles et pulls et tout ça avec des grandes aiguilles. Et là j’utilise des No.2 … j’ai cassées les premières aiguilles toute de suite, le bambou était trop fragile pour ce projet. Il faut du metal pour tricoter la guerre … Et je me bats avec tous ces trucs minuscules, ça dure plus longtemps que ce à quoi je m’attendais et je perds des mailles, merde, je refais, je mésure, j’apprends enfin à tricoter des manches et le col directement sur la pièce et je remésure et ça ne va pas. Et en plus il faut coudre tout ses trucs si petits, des poches de trois mailles avec des coutures invisibles, vous imaginez? Ouh, je sais à peine tricoter, mais je déteste coudre … et il y a tellement des fils courts qui traînent et qui doivent être cachés, invisibles … ouff ! Et à la fin la petite vareuse est toute de guingois. Je suis malheureuse. Je voudrais faire des uniformes parfaits pour des petits soldats et maintenant ils doivent se cacher dans un trou ou derrière un arbre avec leur vareuse toute pourrie pour que les visiteurs de l’éxpo ne les voient pas. Et au lieu que ça devienne plus simple avec la deuxième vareuse, non, il y a d’autres difficultés qui se présentent et ça continue … mais je continue quand même, car en tricotant je regarde des documentations à la télé sur la guerre et je pense à tout ces braves garcons, qui se sont battus terriblement pour 500m du terrain et qui ont vecu, subi et sont morts dans ces fosses pleine de boue. Et d’autres femmes pensent à leur arrière-grand-père ou à leur grand-oncle qui a survecu la guerre ou pas – elles trouvent des souvenirs, des lettres, des cartes postales ou des photos et elles en parlent sur internet ou dans la vraie vie, car il existe des groupes virtuells ou réells où on se réuni, tricote et bavarde. De la guerre et de la vie. Et le projet qui était si flou et irréaliste, est devenu un projet pleine de vie, de souvenirs, de larmes et aussi de rires.

Moi je suis fière de faire partie de ce projet et je vous invite tous de passer à Roubaix pour voir l’expo du Wool War I dès le 15. janvier 2015.

 

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22 Responses to Wool War I

  1. Moi aussi, je partage cette aventure un peu folle, et j’en redemande, il ne faut pas oublier…et dans les tranchées, français ou allemands ce sont de pauvres jeunes garçons qui se sont retrouvés face à face…

  2. Marion sagt:

    Liebe Christjann,
    in D ist der 1. Weltkrieg weniger Thema, der 2. ja dafür immer noch umso mehr. Ich war mal zufällig am “Armistice” mit Freunden in Nancy, da waren wir dann passenderweise auch in einer Ausstellung zum WW1, sehr plastisch dargestellt alles. Schon interessant, dass dieses Datum in F soviel mehr Gewicht hat als hier. Ich sah letzte Woche den Film “Das radikal Böse” im Kino (es ging um WW2), da war auch ein Philosophie-Schulkurs anwesend, die den Film zu Unterrichtszwecken anschaute. Hier ist das schlechte Gewissen bzgl. des WW2 größer und WW1 viel weiter weg. Vielleicht lese ich deshalb auch so gerne eine Autorin wie Lily Brett? Aber auch die Opfer des WW1 sollten nicht vergessen werden, das ist wohl wahr! Deine Teilnahme an diesem Projekt ist jedenfalls ein schöner Beitrag zur dt.-frz. Freundschaft!
    LG
    Marion

  3. dreher sagt:

    ja, Marion, finde auch, dass das ein schöner Beitrag zur dt.-frz. Freundschaft ist – hatte erst Angst, dass sie mich als Deutsche nicht dabei haben wollten, das Gegenteil war der Fall! Ich bin auch nicht die einzige Deutsche bei diesem Projekt, vermutlich nur die einzige, die darüber schreibt.
    Habe ja schonmal über den 1. WK geschrieben (in meinem Buch) und ich denke wirklich, der 1. WK ist so wenig präsent in unseren deutschen Köpfen, weil er nicht auf unserem Terrain stattgefunden hat … und weil uns der 2. WK noch viel mehr zu schaffen macht – zweimal schämen ist ein bisschen zu viel des Guten. Ich denke beim 1. WK aber vielmehr an das “Gesamtleiden”, was auch Marie Christine in ihrem Kommentar sagt – die jungen deutschen Männer sind in den Gräben genauso verreckt. Ich beziehe sie alle in meine Gedanken ein, auch die Australier, die Kanadier, die Afrikaner aus den Kolonien … alle!

  4. micheledelimoges sagt:

    Superbe cet article, je ressents les mêmes choses.

  5. nicole(tte) sagt:

    Quelle belle écriture !, tu as bien traduit ce qui je ressens également.
    Très fière d’être dans cette “aventure” et contente que tu y sois également

  6. Gerd Ziegler sagt:

    Hmmmmm… der 1. Weltkrieg ist hierzulande so weit weg wie der Deutsch-Französische Krieg 1870/71.

    Aber mit einer gehörigen Portion Sarkasmus würde ich sagen, dass die Herren und Damen Politiker aus den meisten „zivilisierten“ Ländern gerade an einem neuen Krieg stricken. Wenn alle lebenden Nachfahren des Franz-Ferdinand bis zum 28. Juni 2014 ohne Schramme davon kommen, könnte sich die Lage aber entspannen… (Sarkasmus off)

    Wenn man durch Nordfrankreich reist, wird man an jeder Ecke an einen idiotischen, von Eitelkeiten, Grausamkeit und Hochmut kaum zu übertreffenden Krieg erinnert. Bei solchen Mahnmalen sollte aber immer ein bitterer Beigeschmack hängen bleiben, sonst taugen sie nichts. Dieses Strickprojekt finde ich jedenfalls sehr interessant, auch wenn es im ersten Moment wie eine Verniedlichung des Problems aussieht.

    Ich wünsche mir für alle die gerne Krieg führen möchten, ein Paralleluniversum. Da können sie sich so oft sie mögen nach Herzenslust gegenseitig ins Jenseits befördern. :-(

    Vielen Dank für einen eher nachdenklichen Beitrag.

    • dreher sagt:

      Danke Gerd,
      ja, niedlich soll es nicht werden, aber das war von Anfang an klar – und vermutlich ist das auch das größte Problem, dass man am Ende nicht davor steht und es süß findet. Ich vertraue Anna, die noch sehr viel mehr im Hintergrund macht, als sie uns sagt – vielleicht magst du in ihrem Blog die Artikel über den WOOL WAR lesen – um dir ein Bild zu machen, vom Ton und Geschehen der Aktion. Wenn ich nicht ein “gutes”, sprich stimmiges Gefühl dabei hätte, würde ich es nicht machen.

      Anna bat mich ausdrücklich zu sagen, dass es nicht darum gehe Schuldzuweisungen zu machen, “es gibt keine Schuldigen darin” (Zitat Anna) (außer vielleicht eine Handvoll eitler Politiker = Anmerkung von mir) “nur Opfer” (sowohl im Sinne von Geschädigte als auch bewusst in den Krieg Geworfene, mir fehlen gerade die Worte um “victime” und “sacrifié” aäquat zu übersetzen) und dass es ihr Ziel war aus allen Ländern Teilnehmer(innen) zu finden und sie froh ist, dass auch ein paar Deutsche mit im Projekt sind. Und wie Marie Christine in ihrem Kommentar weiter oben sagt, die deutschen Soldaten haben genauso gekämpft und gelitten und sind in den gleichen schlammigen Gräben genauso verreckt wie die Franzosen. Und die anderen auch, die Soldaten aus den französischen Kolonien, die zum Teil barfuß liefen, weil sie keine Schuhe gewöhnt waren, die Engländer, Australier, Neuseeländer, Kanadier … und alle an der anderen Front, nicht zu vergessen die Armenier, die man so nebenbei abgeschlachtet hat.
      Nun, wie du sagst, die Narben dieses Krieges sind im Norden Frankreichs noch zu sehen – nicht in Deutschland, weshalb dieser Krieg für uns so unsichtbar ist, wie ich schon mehrfach gesagt habe. Der WKI hat Teile Frankreichs so in Schutt und Asche gelegt und ganze Dörfer vernichtet, wie der WKII Deutschland zerstört hat. Ich denke, das was bei uns sichtbar war und ist, ist auch in der Erinnerung der Menschen lebendig. Und das ist in Deutschland eben der WKII. (Um es mal dabei zu lassen, es gibt noch viel mehr, was den 2.WK unvergesslich macht, ich weiß.)

      Ja, ich hoffe auch, dass all die Prozessionen zu den Kriegerdenkmälern in Frankreich nicht nur repetitive (sinnentleerter) Betroffenheits-Aufmärsche sind, bei denen man gerne stolz alle seine Fähnchen schwingt, sondern dass spürbar wird, dass wir alle die Verantwortung für eine friedliche (europäische) Zukunft tragen.

  7. dreher sagt:

    Ich hatte ursprünglich Bildchen von meinen kleinen blauen Westchen veröffentlicht, aber man hatte mich gebeten, sie zurückzuziehen, da es sozusagen noch “art in progress” sei – aber sie können in den verschiedenen links zum WOOL WAR -Projekt stöbern, um eine Idee zu bekommen. Merci.

  8. Sylvaine sagt:

    Christiane, ce projet n’a de sens que parce que nous y participons toutes, quel que soit le lieu où le hasard nous a fait naître. En tout cas, je suis extrêmement heureuse et fière d’en être avec toi et les tricoteuses de tous les pays qui ont embarqué dans l’aventure !

  9. Wendy sagt:

    Mh – vielleicht wollen sich viele nicht mit dem 1. Weltkrieg beschäftigen – aber man kann wirklich nicht sagen, daß er nicht in den Medien präsent wäre. Aber mag sein, daß die entsprechenden Beiträge hinter “Superstar” und “Tatort” verblassen.

    Das Buch “Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog” war monatelang auf der Spiegel-Bestsellerliste Sachbuch (für ein Buch, das 40 € kostet schon respektabel!)

    • dreher sagt:

      merci Wendy, ja, ich habe auch Beilagen zu meiner Wochenzeitung, die sich damit beschäftigen, Arte macht da bestimmt auch was – aber man muss es sehen wollen und das Buch (gerade gegoogelt) – fast 1000 Seiten Buch … uff ! das muss man lesen wollen … ;)

      • Wendy sagt:

        Ich werde mich auch erst in einem ruhigen Moment mal hineinvertiefen – ich habe zwar vieles früher gelesen über WW 1 – aber es ist ja auch so, daß Forschung und Wissenschaft da durchaus auch neue Erkenntnisse in den letzten 30 Jahren erbrachten. Vieles wird heute anders bewertet als noch zu meiner Schulzeit.

        Vor einigen Jahren habe ich dieses Blog gelesen und auf jeden Beitrag gewartet:
        http://wwar1.blogspot.de/
        Das war sehr berührend. Vielleicht interessiert es ja jemanden….

  10. dreher sagt:

    Liebe Wendy,
    ich habe gerade in Harrys Blog gelesen – sehr schönes Projekt, sehr liebevoll gemacht, sehr berührend, indeed! Ich werde weiterhin darin lesen. Was für ein Schatz, wenn die Briefe eines Großvaters oder Urgroßvaters aus dieser Zeit erhalten geblieben sind. Wie lebendig und nah Geschichte sein kann, wenn sie persönlich wird. Danke für diesen Link, hoffe, es finden sich erneut Leser(innen) dafür.

    ps: Harrys Blog über seine Kriegserfahrungen im 1. WK ist in englischer Sprache geschrieben, vielleicht nicht für jeden lesbar und verständlich; es gibt ein vergleichbares deutsches Blog von/über Dieter Finzen (in der Blogliste von Harrys Blog zu finden), der nicht weniger interessant ist, mir persönlich aber weniger zusagt, weil ich nichts über den Verfasser des Blogs erfahre, nur vermuten kann es ist ein vielleicht namensgleicher Enkel. (Vielleicht habe ich es auch einfach nur nicht gefunden, der Blog wirkt für mich durch die Mehrsprachigkeit, die eigentlich ein Plus ist, irgendwie überfrachtet).

    • Wendy sagt:

      Das Blog ist halt optisch nicht so schick aufgemacht, wie heute jeder Laie ein Blog führen kann – man muß ja bedenken – es wurde vor 7 Jahren begonnen. Heute könnte man manches komfortabler gestalten.

      Ich habe es empfohlen bekommen kurz nach dem Start und wirklich auf jeden neuen Beitrag gefiebert.

      Es wußte wirklich niemand, wie lange es gehen wird, ob die Briefe irgendwann einfach aufhören (weil ja auch niemand wußte, in welchem Verwandschaftsverhältnis derjenige steht, der das Blog startete – es mußte ja keine direkte Linie sein).

      Die Briefe lassen einen “Weltgeschichte” schon sehr sehr nah spüren.

      • dreher sagt:

        Ja, absolut – ich stimme zu und kann das nachfühlen, dass man mitfiebert. Ich finde Harrys Blog sehr angenehm und liebevoll gemacht, keine Kritik. Mein Nachtrag mit dem Verweis auf den vergleichbaren deutschen Blog richtete sich auch eher an die allgemeine Leserschaft, die vielleicht nicht englisch lesen kann oder mag.
        Mich interessiert aber schon immer, wer hinter der Veröffentlichung steht, das hätte ich bei dem Blog von D. Finzen schon gerne gewusst.