Beinahe unbemerkt, nur wenige unscheinbare Plakate kündigten das Event an, fand gestern im Suquet, genauer gesagt im kleinen, versteckten Garten der ehemaligen Ölmühle Moulin de Forville, später Wohnhaus des Bildhauers Victor Tuby, ein kleines, feines Konzert statt: la poésie rencontre le jazz. Ich erwartete ehrlich gesagt nichts Besonderes, freute mich nur auf einen netten Abend an einem ungewöhnlichen Ort jenseits des cannoiser BlingBling. Das Publikum war, wie üblich in Cannes, überwiegend … äh …, nun sagen wir, nicht besonders jung, und der Abend begann wie erwartet auch ganz klassisch: Richard Rivault interpretierte Chansons von Claude Nougaro, Serge Gainsbourgh und Henri Salvador. Der vielleicht letzte große Straßenpoet Pierrot deklamierte Rimbaud, Baudelaire, Louis Aragon und gab zu späterer Stunde noch einige der kalauerigen Chansons von Boby Lapointe zum Besten. Nach der Pause aber begann das angekündigte événement musical und man bekam was auf die Ohren. Der Schriftsteller und Poet Alain Isaac Sasson interpetierte seine eigenen Texte, musikalisch begleitet von Philippe Balatier. Wow! Letzterer war für mich eine wahrhaftige Entdeckung. Niemals zuvor habe ich mich für elektronische Musik begeistert. Es war nicht nur ein Vergnügen ihn zu hören, sondern auch ihn so virtuos und leidenschaftlich auf mehreren “Instrumenten” spielen zu sehen. Das Zusammenspiel von Stimme und Text, elektronischer Musik und Gesang (eine Cellistin spielte und sang) war großartig. Und hat sogar das nicht gerade junge Publikum mitgerissen. Zuhause musste ich natürlich googeln: Philippe Balatier ist Mitbegründer der Gruppe NoJazz, die eine, laut eigener Aussage, explosive Mischung aus kubanischen Rhythmen, Funk und Elektro-Jazz spielen, Jazz für Leute, die keinen Jazz mögen … NoJazz eben. Anbei ein Stück, das aber nur annähernd die gestrige Live-Stimmung trifft.
Das Video sprengt ein wenig den Rahmen … die Musik ist einfach zu groß aber das Video passt so schön zu dem Mondspektakel der letzten Nacht!