Im dritten Keller, den wir dank der unermüdlichen Hilfe von Freunden gestern auch noch leegeräumt haben (alle drei Keller sind nun zumindest von den Wasser- und Schlammtriefenden Büchern befreit, einer ist sogar geputzt, aber fragen Sie nicht, wie alt wir uns heute fühlen und wie ächzend wir uns bewegen, aber heute ist Sonntag und wir ruhen uns etwas aus, es regnet übrigens schon wieder, aber es ist nur ein leichter Nieselregen …), fanden wir neben Büchern auch noch andere alte Schätzchen aus Monsieurs Vergangenheit oder der seiner Familie: eine alte Wanduhr,
Visitenkarten der Urgroßeltern, ein internationales Briefmarkenalbum mit Briefmarken (teilweise) noch von vor dem Ersten Weltkrieg,
eine Art frühe Diaschau mit auf Glas gezeichneten Tieren, Pflanzen und Landschaften,

große Holzkisten voller fragiler, mundgeblasener Ampullen,
Parfümfläschchen aus einer Produktion der Fünfziger Jahre …

Wir öffnen die noch mit (jetzt leider schlammverschmierten) Seidenpapier verpackten Eau de Cologne-Fläschchen, und schnuppern vorsichtig: Es riecht grauenhaft. “Schmeiß’ das alles weg!”, sagen die Freunde abschätzig, aber ich muss Vieles zunächst aufheben, auch die Ampullen, von denen manche aussehen wie alter Weihnachtsbaumschmuck. Bei der Wanduhr zögere ich, es erklingt ein schöner Ton, als ich sie auf die Büchermassen stelle, behalte ich sie? Finde ich noch einen Uhrmacher, der sie repariert? Will ich wirklich eine stündlich schlagende Uhr im Haus? Ich fotografiere sie und sehe, wie ein alter, zahnloser und schlecht angezogener Mann sie gierig betrachtet. Kaum drehe ich mich um, hat er sie an sich genommen und geht damit davon. Als ich mit der nächsten Ladung Bücher wieder aus dem Haus komme, hat er sie ein paar Meter weiter in seine Einzelteile zerlegt. “Reparieren Sie sie?”, frage ich staunend. “Reparieren? Nein, ich hole das Metall raus”, nuschelt er, steht auf, steckt das Uhrwerk ein und gibt dem Rest der Uhr einen Fußtritt, bevor er seines Weges zieht.

Zwischen Müll steht ein noch brauchbares Bügelbrett, liegen Deckenlampen, findet man Stühle, ein altes Fahrrad, einen Koffer, Geschirr … und all das findet hier, jenseits des reichen Cannes, ganz schnell neue Besitzer.
















