Heute ist der 6. April. Ich war den ganzen Tag lang sicher, heute sei der 5. und es wäre Tagebuchbloggen dran, Sie wissen schon bei Frau Brüllen. Aber nein, ich habs verpasst. Und es war sogar Jubiläumsbloggen. Gestern. Hm. Da ich aber schon den ganzen Tag alles vor mich hinmemoriere, damit ich nur nichts vergesse, kriegen Sie den heutigen Tag trotzdem. Tagebuchbloggen außer Konkurrenz also.
Gegen 7 Uhr aufgewacht. Ziemlich vermatscht. Ich hatte gestern Schwierigkeiten einzuschlafen. Monsieur schnarchte, auch dann noch als ich ihn anstupste und er sich auf die Seite drehte. In der Nachbarwohnung lief noch der Fernseher. Ich höre ja alles, Sie wissen das schon. Ich schlafe ohne Ohrstöpsel, seitdem der Ohrenarzt sie mir quasi verboten hat. Es klappt erstaunlicherweise gut, das Schlafen ohne, ich bin selbst am meisten darüber erstaunt, dass ich mir sie so ratzfatz abgewöhnen konnte. Ich schlafe anders seither. So richtig kann ich es nicht erklären. Aber ich muss zunächst einschlafen, das ist das Schwierigste. Wenn Monsieur schnarcht, geht es nicht. Ich greife also irgendwann doch wieder zu den Ohrstöpseln. Jetzt wiederum finde ich das Gefühl, Schaumstoffstöpselchen in den Ohren zu haben komisch. Aber ich schlafe ein. Um halb fünf wache ich auf und huste. Monsieur hat seine nächtliche Spülsession und ist nicht da. Ich huste und huste und huste. Ich stehe auf und suche Hustensaft und stecke ein Kissen unter das Kopfkissen. Ich huste. Halsweh habe ich auch. Ich habe seit vier Monaten Halsweh. Nicht genug, um krank zu sein, aber zu viel, um sich gesund zu fühlen. Seit einer Woche fühle ich einen Druck auf den Bronchien. Ich nahm und nehme Hustenzäpfchen und bin sogar mal zwei Tage im Bett geblieben, um es gar nicht zu einer Bronchitis kommen zu lassen. Im Bett fühlte ich mich gut. Seit gestern Nacht huste ich wieder. Irgendwann dämmerte ich wieder ein.
Monsieur, der nach dem nächtlichen Spülen wieder ins Bett kam und problemlos weitergeschlafen hat, steht sofort auf, er hat um halb neun einen Zahnarzttermin. Ich quäle mich aus dem Bett, trinke einen Kaffee und esse zwei Stück Rührkuchen und danach geh ich ins Bad. Die Hustenzäpfchen machen mir Durchfall. Husten muss ich trotzdem. Ich beschließe zum Arzt zu gehen. Vielleicht ist es allergisch, vielleicht was anderes, vielleicht gibt es ja irgendein Mittelchen, das meine Halsschmerzen beendet. Es ist bald Schwimmsaison, ich will ins Wasser, den ganzen Winter war ich nicht schwimmen, weil ich mich so halswehig fühlte. Ich ziehe mein neues grasgrünes Kleidchen an und fühle mich sehr beschwingt. Das Wetter ist genau richtig, um es noch noch mit Strumpfhosen und Jacke anzuziehen.
Monsieur fährt zum Zahnarzt. Heute ist Nathalie-Tag und ich räume noch schnell etwas auf. Ich lege Monsieurs Klamotten zusammen, die über dem Sessel hängen und fange an zu schimpfen. Er hat die nagelneuen weißen T-Shirts, eine gute Qualität, zum Streichen angezogen und sie sind voller Farbflecken. Herrjeh.
Um Neun kommt Nathalie. Wir beziehen zusammen das Bett frisch, ich bin in der Zwischenzeit fast sicher, dass meine Husterei allergisch ist, letztes Jahr um diese Zeit hatte ich eine große Allergiekrise, deren Ursache ungeklärt blieb, aber irgendwas ist es vielleicht doch, außer der Katze – gegen die ich eine Desensibilisierung begonnen habe, aber beide Labors, die den Wirkstoff produzieren, arbeiten nicht mehr oder noch nicht wieder oder was auch immer, die Desensibilisierung wird also abgebrochen. Aber da ich vor allem im Bett huste, will ich alles abziehen, waschen und neu beziehen. Und die Katze bekommt energisch wieder Bettverbot. Man wird ja so ein bisschen nachlässig im Laufe der Zeit. Ich wechsele das Winterdeckbett gegen ein neues leichteres Übergangsdeckbett, und will später das Deckbett einschließlich meines kleinen Daunenkissens zur Wäscherei bringen.
Monsieur kommt um halb zehn zurück vom Zahnarzt. Er hat Fleisch und Hackfleisch gekauft, das ich in Portionen einfrieren soll, aber ich will jetzt zum Arzt aufbrechen, und stopfe das Fleisch zunächst in den Kühlschrank. Monsieur bittet, dass ich vorher noch schnell meine Freundin anrufe, die eine Wohnungsauflösung macht und uns eine Waschmaschine angeboten hat. Ob wir die Waschmaschine in den nächsten Tagen abholen könnten? Leider fährt die Freundin morgen für den restlichen Monat in die Berge und es ginge nur heute. Heute nachmittag spielt Monsieur Bridge. Er hat eine neue Partnerin, die er schon einmal versetzt hat, nochmal kann er das nicht machen. Also jetzt. Passt es jetzt? Der Freundin passt es, aber ich sage, dass ich jetzt zum Arzt gehe und keine Waschmaschine abholen kann. Monsieur sagt, ach komm, wir holen die Waschmaschine schnell ab und du gehst danach zum Arzt. Ich maule etwas herum, dass ich mich, seit ich in diesem Land lebe, an diese unorganisierte Art anpassen muss, und dass ich es satt habe, und ich ziehe mich um, im Kleidchen und mit Ballerinas kann ich keine Waschmaschine tragen. Wir fahren ans andere Ende von Cannes und die Freundin zeigt uns die Wohnung, in der viele dunkle schwere Möbel stehen, die zu schade für den Sperrmüll sind, die aber dennoch kein Mensch mehr will, auch ich nicht. Die Freundin schluchzt etwas. Ihr Mann ist noch nicht lange tot, alles hier ist voller Erinnerungen. Die Waschmaschine ist noch in der Küche eingebaut und zwar ziemlich massiv. Monsieur hat kein Werkzeug dabei. Natürlich nicht. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Die Freundin hat auch kein Werkzeug. Wir suchen dennoch im Abstellkämmerchen und finden zwar kein Werkzeug, aber alte Fotoapparate des verstorbenen Mannes und wieder schluchzt die Freundin. Und ein zusammengeklappter Tisch mit Samtoberfläche. Ein Bridgetisch sagt Monsieur und bekommt glänzende Augen. Ach, das alte Ding, sagt die Freundin, nimm ihn mit. Wir nehmen den Bridgetisch mit und noch einen Aktenschrank, eine Fotografie des Bergdorfs und noch eine Enzyklopädie des Niçois, den Dialekt, den man in Nizza spricht, und die Monsieur einem Bouquinisten anbieten will, aber nicht die Waschmaschine, wir kriegen sie nicht losgeschraubt. Machen wir später im April, es eilt ja nicht, sagt Monsieur jetzt großzügig. Ich sehe ihn giftig an. Wir umarmen die Freundin und fahren die Möbel nach Hause. Es ist Punkt zwölf. Nathalie verlässt das Haus. Es ist sauber, wie toll! Monsieur hat Hunger. Es gibt die Reste der Lasagne von gestern, aber wir haben nichts Frisches, keinen Salat, kein Gemüse. Monsieur findet das nicht schlimm und trinkt frischen Rosé dazu und isst noch etwas Brie mit frischen Brot. Ich esse einen halben Apfel und ein Joghurt. Die Katze frisst ihr Katzenfutter.
Dreizehn Uhr Sieste. Das Bett ist frisch bezogen und ich lege mich müde ab. Und huste augenblicklich. Monsieur legt sich hin und schläft. Ich huste und ärgere mich. Der Arzt hat Nachmittags keine Sprechstunde, da macht er Hausbesuche. Freitags mittags ist er aber vielleicht sowieso schon weg. Wochenende. Um 14 Uhr bin ich müde gehustet und wir stehen wieder auf. Ich fahre Monsieur zum Bridge, behalte seine Kreditkarte, betanke das Auto und fahre zum Supermarkt einkaufen. Auf dem Weg wollte ich bei der Wäscherei das Deckbett abgeben, aber in der Straße vor der Wäscherei stehen Polizeiwagen und Polizisten herum, ich traue mich nicht, mich in zweiter Reihe kurz illegal hinzustellen und fahre direkt zum Einkaufen.
Ich wollte Ihnen eigentlich ein Panoramafoto des Angebots vom gekochten Schinken machen. Ich bin immer wieder fassungslos über die zehn oder noch mehr Meter Schinken. Aber ich habe mein Handy nicht dabei. Kein Foto also. Es gibt gekochten Schinken in Packungen mit zwei Scheiben, mit vier Scheiben, mit sechs oder mit acht Scheiben Schinken. Mit Schwarte oder ohne. Mit weniger Salz und ohne Nitrit und ohne OGM und ohne was weiß ich, und das alles von mehreren Marken. Außerdem gibt es wieder diese Großfamilienangebote. Drei Packungen mit acht Scheiben für den Preis von zwei Packungen. Das kommt für uns nicht infrage, aber das gleiche Angebot gibts auch für allerhand anderes. Beim Wasser greife ich zu. Wasser brauchen wir immer. Dreimal sechs Flaschen stilles Wasser und dreimal sechs Flaschen Eau gazeuse für jeweils den Preis von nur zwei Packungen. Damit ist der Wagen schon voll. Ich bin uninspiriert für das Abendessen. Im Winter gibts abends immer Suppe, aber ich habe keine Lust mehr auf Suppe. Winter ist es nicht mehr. Warm ist es aber auch noch nicht und für Salate ist es definitiv noch nicht der Moment. Das Gemüse im Supermarkt macht mich auch nicht an. Ich will es lieber morgen auf dem Markt kaufen. Ich entscheide mich für ein paar Crêpes und Galettes. Daraus kann man was machen. Ich nehme relativ lustlos noch allerhand anderes mit. Um halb fünf bin ich fertig, fahre nach Hause, stelle dort zunächst alles nur in den Hausflur. Ich versuche nochmal, die Wäscherei anzufahren und finde halbwegs nah einen Parkplatz und laufe von dort mit dem Deckbett zur Wäscherei. Bis Mittwoch, sagt die Frau in der Wäscherei und sucht auf dem Kalender das Datum. Heute ist der Sechste, sagt sie und ich begreife, dass ich das Tagebuchbloggen verpasst habe.
Auf dem Weg zurück, sage ich meinem Schneider guten Tag und bestelle spontan ein Sommerkleid. Er hat drei knallige Stoffe zur Auswahl und ich kann mich nicht entscheiden, aber er wird sowieso erst ein Modell nähen. Wir philosophieren noch ein bisschen über das Leben und ich fahre nach Hause. Halb sechs. Die Katze klagt ihr verpasstes 17 Uhr Fressi ein. Ich räume die Einkäufe weg, mache mir einen koffeinfreien Kaffee und fange an, hier zu tippen. 19 Uhr Monsieur kommt vom Bridge und erzählt. Er schaltet den Fernseher an. Das Telefon klingelt. Ich habe Halsweh und huste. Jetzt ist es kurz nach Acht, ich gehe in die Küche und mache Abendessen. Viertel nach Neun, ich schreibe hier und schaue nebenbei fern. Später muss ich das Fleisch noch einfrieren. Das war mein Tag. Danke, wenn Sie bis hierhin gelesen haben. Und ein schönes Wochenende!
Erstmal ganz gute Besserung, liebe Christiane!
Alle Achtung, was du heute trotz “Matschbirne” (sorry) und müden Knochen wieder alles vollbracht hast!!!
Meine besten Wünsche für ein gutes und hoffentlich erholsames Wochenende.
Herzliche Grüße😘
Danke, dir auch weiterhin Besserung, Geduld und ein gutes Wochenende Uschi!
Hatte auch letztes und dieses Jahr um diese Zeit eine Allergiekrise. Dieses Jahr sogar stärker als letztes trotz im Oktober begonnener Desensibilisierung. Na toll. Bei mir sind es die Frühblüher (Birke, Haselnuss, Erle). Das allergische Husten habe ich dann auch (incl. Würgen bis zum Erbrechen), habe seit letztem Jahr ein Pümpchen und das Kortison hilft gut in den aktuellen Krisen. Ansonsten schmeiße ich mir abends eine Cetirizin Hexal rein. Damit komme ich dann über die Runden. Huste auch im Liegen/Bett stärker, was mir auch Schlaflosigkeit beschert hat. Hoffe, dass die Desensibilisierung irgendwann anschlägt. Wünsche Dir, dass Du sie (vielleicht woanders) fortsetzen kannst.
Danke Marion – so ein Kortison/Asthmaspray gibt es hier auch. Ich habe es letztes Jahr genommen, als ich Angst hatte, zu ersticken. So ist es dieses Jahr nicht, weshalb ich vermutlich nicht daran gedacht habe, es zu nehmen. Cetirizin hilft bei mir nix mehr, ich nehme jetzt Ebastine. Heute Nacht habe ich tatsächlich gut und hustenfrei geschlafen, vermutlich war ich ausreichend müde
Gute Besserung uns allen!