Kleine Bitte: (neue) deutsche Filme gesucht

Seit ein paar Tagen oder besser Nächten schlage ich mir diese um die Ohren, weil mich ein Freund, der hier in Cannes einen Filmclub leitet, und der Anfang März zum ersten Mal ein kleines deutsches Filmfestival organisieren wird, um Mithilfe gebeten hat. Ich schaue mir also (relativ) neue deutsche Filme oder wenigstens ihre Vorfilme an und lese Kritiken. So richtig glücklich bin ich nicht, mit dem, was ich finde. Kann es sein, dass wir in Deutschland immer noch oder nur Filme zum Zweiten Weltkrieg inklusive Nachkriegsdeutschland drehen?! Ich krieg ja nicht mehr so viel mit von der deutschen Kultur, die leiseren Töne schwappen selten über die Grenze und bis hier unten in die südliche Provinz. Wer macht denn bitte den deutschen Gegenwartsfilm, der (erwachsene!) Deutsche und Deutschland von heute zeigt? Gerne auch amüsant und leicht (können wir das?) aber weder Kinderfilm noch Klamotte bitte. Das Publikum, das hier bespielt werden soll, ist eher ähm sagen wir mittelalt, konservativ aber filmerprobt. Da wir als Deutsche hier sowieso immer auf die Rolle des Besatzers und Nazis festgelegt werden, würde ich nur einen (maximal zwei) Film(e) wählen wollen, der/die damit zu tun hat(ben). Dann wünsche ich mir, dass wir das Publikum überraschen und andere Facetten des Lebens und der Geschichte der Deutschen und Deutschlands zeigen können. Ich nenne erstmal nicht unsere bzw. meine erste Auswahl, damit Sie nicht voreingenommen sind. Gibt es einen Film oder zwei oder drei (aus technischen Gründen der letzten 10-15 Jahre), die Sie als aussagekräftig für das Deutschland von heute halten und Franzosen gerne zeigen würden?! Die Antworten dürfen ganz kurz sein – mit oder ohne Begründung! Danke!!!

Mehrfachnennungen sind ok und zeigen nur einen Konsens, durchaus hilfreich! :-)

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36 Responses to Kleine Bitte: (neue) deutsche Filme gesucht

  1. Marion sagt:

    Hannas Reise (politisch und witzig)
    Wir sind jung. Wir sind stark. (politisch und überhaupt nicht witzig)

  2. Die Eberhofer-Krimis, recht abgefahren, aber sehr unterhaltsam.
    Wenn es keine Kinofilme sein müssen, auch München Mord.
    25 km/h
    Honig im Kopf
    Willkommen bei den Hartmanns
    Das Leben der anderen
    Bornholmer Straße
    Der Junge muss an die frische Luft
    Im Juli
    Pappa ante Portas
    Man spricht deutsch
    Deutschland. Ein Sommermärchen.

  3. dreher sagt:

    Wow! Vielen Dank! Ich bin ganz begeistert und habe schon quadratische Augen – nur habe ich nicht bedacht, dass die deutschen Filme natürlich einen offiziellen französischen Verleih brauchen … schon, damit sie Untertitel haben, denn sonst versteht man sie hier gar nicht – vieles von Ihren Vorschlägen gibt es leider nicht – den neuen Film von Caroline Link zum Beispiel “Der Junge muss an die frische Luft” den gibts nicht. Detlev Buck gibts nicht. Loriot gibts nicht, aber das hätte mich auch gewundert. Und all die Fernsehfilme, die gibts natürlich auch nicht. Aber: Fatih Akin gibts, Christian Petzold gibts, Doris Dörrie gibts und sogar Til Schweiger gibts (nicht alles). Und Edgar Reitz :-) Daraus werden wir was stricken. Ich melde mich wieder! Und nochmals Merci!
    “Das Leben der anderen” war hier in den Kinos, ebenso “Toni Erdmann”, “Hannah Arendt”, “Drei Tage in Quiberon” und sogar “GoodBye Lenin” – die sind also schon bekannt und werden von uns jetzt nicht (nochmal) gezeigt.

  4. Sabrina sagt:

    Die fetten Jahre sind vorbei
    SommerHundeSöhne
    Nackt
    Im Winter ein Jahr
    24 Wochen
    Homevideo
    Drei

  5. Uschi Andrä sagt:

    Ich gucke wenig deutsche Filme, aber ich habe jetzt mal über die Vorschläge geschaut und da kann ich unbedingt zustimmen zu “Honig im Kopf” und ebenfalls ganz toll von Til Schweiger “Koko-wäh”. Und den Film “Almanya- Willkommen in Deutschland” fand ich auch sehr berührend.

  6. Marion sagt:

    Wie wär’s mit “Die mit dem Bauch tanzen” oder “Happy”, beide von Carolin Genreith.

    • dreher sagt:

      Sicher nichts für “unser” Publikum hier, aber großartig für mich – heute morgen die Trailer angesehen, toll! Danke!

  7. Amelie Beda sagt:

    Hallo! Salut!
    Typisch Deutsch gibt es eigentlich nicht, da gibt es Unterschiede. Ich bin in Göttingen geboren, also sehr preußisch korrekt. Im ersten Schuljahr an den Rand des Münsterlandes gezogen, gab es eine neue Schreib- und Lesemethode, die Jungen hießen Jeuster/phonetisch übersetzt, in der Sexta wechselte ich ins Ruhrgebiet. Unsere Putzfrau war ganz andächtig, wenn wir Kinder so gutes Hochdeutsch sprachen… schließlich landete ich pubertierend am schönen Rhein, südlich von Bonn auf der Schäl Sick, also gegenüber. Habe Adenauer andächtig betend auf der Insel Grafenwerth bei der Fronleinahmprozession entdeckt und rheinische Kultur getrunken, Karneval genossen bis ich stimmlos zum Aschermittwoch wieder in meinem Gymnasium auf Nonnenwerth per Boot landete und in der kleinen Kapelle zusammen mit den Nonnen mein Aschenkreuz in Empfang nehmen konnte. Jeder lachte über die Neue aus dem Ruhrpott, ich dachte, ich bin in einem anderen Deutschland, „Keersche“, lommer jonne … wo war ich hier gelandet? Ich mit meinem Wort für Kiiieche wurde auch nicht verstanden. (https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%A4l_Sick )
    Jetzt aber zum Thema:
    Ein sehr, sehr guter Spielfim über das rheinische Deutschland ist das verfilmte Buch von Ulla Hahn: Das verborgene Wort.
    Das Buch weckt sofort Erinnerungen an mein Leben im Rheinland. Mein Schwiegervater sprach Kölsch, ich hatte einen bunten Hund geheiratet, das Familienhaus ein uraltes, liebevoll in Schuss gehaltenes Fachwerkhaus, das in der Hochblüte der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts zwölf Kinder, Eltern, Großeltern und vieles mehr beherbergte. Der Film ist nicht unbedingt lustig, denn das Leben der Rheinländer hat viele Ereignisse gebracht. Allen Widrigkeiten zum Trotz ist der Anrheiner, wie ich ihn gerne nenne, ein Mensch, der mit dem Herzen sieht, sein Kölsch … Plattdütsch pflegt und das Hochdeutsch lernt, um mit „Ausländern“ zu klaafen. Sie als KIWI Kölner haben bestimmt das Urgestein kennen gelernt …
    Für Ausländer, wie mich, also woanders geborene Deutsche, gibt es bestimmt auch Untertitel zum Film. Ich habe ihn auf meiner SAT- Festplatte gespeichert, leider ohne Untertitel, auch weiß ich nicht, wie ich vom Receiver den Film auf DVD speichern könnte. Aber vielleicht gibt es jdn. in Ihrer Fangemeinde, der den Film kennt, der wiederum jdn. kennt, der ihn als DVD hat. Mit Sicherheit ein Rheinländer …
    Vom Rhein an den Canal du Midi, hier wohne ich unter echten Südfranzosen, die noch veng und peng essen und wo der Wein zu den „Nahrungsmitteln“ zählt, kein Alkohol!!! pas d’alcool … Oh, non. C’est de la nourriture … mais oui …
    A bientôt,
    Amelie

    • dreher sagt:

      wow! danke für diesen langen Kommentar! Ich freu mich überhaupt über so viele Reaktionen, manchmal denkt man ja, man schreibt nur für sich so vor sich hin …
      Klar weiß ich, dass es “den” oder “die” Deutsche(n) nicht gibt; das Deutsche spürt man ja auch erst in der Auseinandersetzung mit dem Fremden, ich bin hier ja immer auf mein Deutschsein zurückgeworfen, obwohl ich mich nie wirklich als so besonders deutsch verstanden habe. Ich bin eine Hessin mit Wurzeln in BW aber ich habe sicher allgemeingültige deutsche Züge (meiner Generation) in mir. Und wir suchen Filme, die ein bisschen was von unserer Art und Kultur vermitteln; Verhältnis zur Arbeit, Männer-Frauen, Moral, Generationenkonflikt, Politik … in der Vergangenheit und heute.
      Ulla Hahn habe ich gern gelesen seinerzeit. Den Film gibts nicht im französischen Verleih (gerade geprüft; wir brauchen ja die Untertitel und wir arbeiten mit richtigen Kinos zusammen, können also keine DVD zeigen), wäre aber sicher sehenswert. Wir haben aber sehr wahrscheinlich “Heimat” dabei. Auch eine Familiensaga im Rheinland.
      Schöne Grüße in die andere Ecke!

      • Marion sagt:

        Mir fällt noch “Margarete Steiff” ein, und “Babylon Berlin”, beide sehr sehr gut, aber auch keine Kinofilme…

    • Claudia Petroni sagt:

      Ne, ist ne Berlinerin, die den Film auf DVD hat hahaha. Gibt es bei amazon, hat aber keine Untertitel. Man kann ihn streamen, aber auch ohne Untertitel. Lief neulich auch im Fernsehen. Das Buch war eine Offenbarung für mich und die nächsten zwei Bände auch toll, auf den vierten warte ich noch, bis er preiswerter zu haben ist. Der Film war gut, das Buch definitiv besser.
      Grüßle vom Bodensee
      Claudia

  8. Amelie Beda sagt:

    Nachtrag:
    Der Film zu Ulla Hahn’s Das verborgene Wort, hat den Filmtitel “Teufelsbraten”.

    Noch ein anspruchsvoller Film:
    Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau, 1 +2 Teil wurden im Dez im Ersten gesendet.

    VG Amelie

    • dreher sagt:

      Danke, habe ich selbst gerade gesucht und gefunden, vgl. meinen anderen Kommentar. Aenne Burda werde ich mir in der Mediathek ansehen – freu mich drauf! Ist aber kein Kinofilm und kann nicht über den frz. Verleih erworben werden.

  9. Eva sagt:

    Liebe Christiane!
    Sehr schön war Weit. Spannend war das finstere Tal. Die Auslöschung hat mich sehr beschäftigt. Silberhochzeit ist ein Kammerspiel, sehr spannend. Die Eberhoferkrimis von Rita Falk sind beste Unterhaltung.
    Kann sein, dass jetzt auch was Österreichisches dabei war, aber da sehe ich eigentlich keine Unterschiede….
    Viel Spaß beim Anschauen,
    liebe Grüße
    Eva

  10. Karin sagt:

    …und noch ein Vorschlag aus Bayern: Sommer in Orange, eine Culture-Clash-Komödie, sehr unterhaltsam, und Tschick. Kirschblüten – Hanami wurde schon vorgeschlagen und ist einer meiner Lieblingsfilme – ausserdem sehr publikumstauglich.

    Jetzt hast Du die Qual der Wahl, was?

    Liebe Grüße,
    Karin aus Genf

    • Eva sagt:

      Ja, Sommer in Orange war sehr gut. Und in diese Richtung geht auch Wer früher stirbt ist länger tot.
      Nochmals Grüße von Eva