Heute ist Sonntag und der Geburtstag meiner Freundin Tine und ich wollte heute einen Coronafreien Tag haben. Geht natürlich nicht so richtig, aber Tine sagte heute früh “heute ist MEIN Tag und ich gehe nachher raus in den Garten und feiere mit den Blumen eine Party”. Es ist nämlich auch Frühling.
Über den Frühling und den Sonntag und Nachbarschaft und Kirche, in die man jetzt auch nicht mehr gehen kann, geht es in dem wunderbaren nagelneuen Veedels-Podcast Agnes trifft. “Veedel” meint Viertel für die Nicht-KölnerInnen unter Ihnen. Und es wird ums Leben rund um die Agneskirche im Kölner Agnesviertel gehen. Ist aber auch für Nicht-KölnerInnen hörenswert.
Im letzten Herbst habe ich in einer deutschen Telefonzelle, die zum Bücherschrank umgewandelt worden war, ein kleines Diogenes Büchlein mitgenommen, das vermutlich eine Jahresgabe der Buchhandlung war. Es enthält kurze Gedichte und Texte rund um die vier Jahreszeiten. Ich mag das Büchlein, es hat ein Lesebändchen und enthält zarte farbige Zeichnungen von Sempé. Ich bin schon beim ersten Lesen darin an einem kleinen Text zum Frühjahr von Robert Walser hängengeblieben: “Das junge Frühlingsgrün erschien mir wie ein grünes Feuer. Blau und Grün ergossen sich in einen zusammentönenden Klang” … Ist das nicht schön? Ich bin verliebt in diesen kleinen Text. Ich habe noch nie etwas von Robert Walser gelesen. Ich habe auch, ich gestehe und schäme mich, noch nie etwas von Joseph Roth gelesen. Ich bin aber in seinen kleinen Text über den Herbst “Flüssiges Gold und Silber” ebenso verliebt. Beide schaffen Stimmungen und Gemälde mit ihren Worten. Wie wundervoll kann Sprache sein. Ich spüre bei mir, wie mir das Deutsche entgleitet, mein Wortschatz wird kleiner und immer öfter weiß ich nicht mehr, wie man diese oder jenes “richtig” sagt; ich mochte früher so gerne altmodische Worte in verschlungene Sätze flechten und es gelingt mir immer weniger, ich fürchte, meine Sprache wird prosaisch.
Wusste ich von Walser und Roth immerhin das eine oder andere (mehr von Roth zugegeben), Rainer Brambach kannte ich gar nicht. Seine Gedichte klingen frech und jung, dabei wäre er auch schon ein über Hundertjähriger, wenn er noch leben würde.
Und Monsieur hört und sieht Barbara. Gibt es noch bis zum 28. März auf arte. Einen guten Sonntag gehabt zu haben, wünsche ich Ihnen. Bleiben sie gesund!