13

Nein, natürlich ist heute ist nicht der Dreizehnte, auch kein Freitag, aber heute ist der 26. September, und es ist unser 13. Hochzeitstag! Und der Tag fing damit an, dass ich früh am Morgen schon eine charmante Zucchini-Skulptur vor unserem Fenster fand, einfach so. Ich habe so liebe Nachbarinnen! Ich weiß nicht, ob die Nachbarin sich an unseren Hochzeitstag erinnerte, oder ob es Zufall war, aber die kleinere Zucchini, die sich an die große anschmiegt, erinnert mich an unsere Art, am Strand zu liegen :-)

Nun heute liegen wir nicht am Strand, wir sind noch immer in den Bergen und es ist schönstes Herbstwetter, gerade bekam ich aber eine Nachricht von unserer Bürgermeisterin aufs Handy, dass es heute noch zu einer schlimmen Wetterverschlechterung kommen wird, und wir sollten unter keinen Umständen das Haus verlassen, und uns weder zu Fuß (zum verlockenden Pilzesammeln) noch mit dem Auto irgendwohin begeben. Es scheint gerade ganz unwirklich, wir haben bestes Herbstwetter – heute Nachmittag erwarte ich auch eine Freundin aus dem Nachbardorf zum Kaffee – mal sehen, was daraus wird.

Erneut bekamen wir von der Mairie eine Nachricht, dass wir unter keinen Umständen aus dem Haus gehen sollten. Ich zeigte sie verstört Monsieur, aber haha, es war nur ein “éxercise”, ein Probealarm, der Gatte hat das natürlich sofort gesehen! Kurz darauf wurde mir aufs Handy ein lauter Alarmton geschickt und gleichzeitig eine SMS mit den Anweisungen, was wir im Falle einer Hochwasserkatastrophe machen sollten.

Nun gut, wir standen auf unserem Berg auf 1300 Höhenmeter, es hat die letzten Tage nicht geregnet, es sah nicht so aus, als würde unser Berg unter den Wassermassen abrutschen wollen, und der kleine Fluss rauscht tief unten im Tal. Ich klickte “ok” und der Alarm war vorbei. Uff!

Schauen Sie mal, das war heute vor dreizehn Jahren! Ist das nicht ein niedliches Foto? Vor dem charmanten Hintergrund des ehemaligen öffentlichen Telefons der ebenso ehemaligen Post (lange vor meiner Zeit in diesem Dorf und noch bevor es Telefonzellen gab). Und immer eine Stromleitung im Bild, in diesem Fall aber die Telefonleitung der Mairie, die sich heute dort befindet. Es war übrigens Lavendel, der da geworfen wurde, kein Reis!

Ein Freund von Monsieur hatte angeboten, von unserer Hochzeit Fotos zu machen. Er hüpfte den ganzen Tag mit einer ungeheuer wichtig aussehenden Kamera überall herum, klickte im Dauermodus wie ein Starfotograf (und gefiel sich gut in dieser Rolle), machte ungelogen über 3000 Aufnahmen, wovon er uns 1000 (digital) zur Hochzeit schenkte; nur verwenden kann ich davon so gut wie keines. Auf sämtlichen Fotos der Zeremonie stehe ich schonmal im Dunklen, nämlich im Schatten des mich um Haupteslänge überragenden Monsieurs, und man sieht mein Gesicht einfach nicht. So blieb es fast den ganzen Tag – auf dem Foto hier sieht man immerhin, dass ich lache! Die einzigen Fotos, die ich je für irgendwas verwenden konnte, sind die, die meine, seinerzeit von der Hochzeit wenig begeisterte, neue französische Familie so nebenbei gemacht hat. Damals habe ich begriffen, dass man besser eine(n) Hochzeitsfotografen(in) bucht und bezahlt, für den/die es ein Beruf und vielleicht sogar eine Berufung ist, Fotos von dem sogenannten schönsten Tag zu machen. Also zumindest, wenn einem diese Art von Fotografie wichtig ist. Uns war sie nicht wirklich wichtig, enttäuscht war ich trotzdem.

Was haben wir also Schönes gemacht heute? Wir haben gemeinsam einen Ikea-Kleiderschrank aufgebaut! Und wir haben uns kein einziges Mal angemault, obwohl uns das einer der Herren aus dem Dorf, der uns beim Hereintragen der Pakete half, prophezeite. Als Paar einen Ikea-Kleiderschrank aufzubauen, führe unweigerlich zur Trennung, orakelte er. Tatsächlich habe ich eine langjährige Erfahrung mit dem Aufbauen von Ikea-Möbeln, meistens war ich dabei sogar ganz alleine, und ich habe das Phänomen luftig weißer selbstaufbaubarer Ikea-Möbel sozusagen mit in unsere Ehe gebracht – Monsieurs Wohnung war vorher ausschließlich mit schweren und typisch provenzalischen dunklen Möbeln vollgestellt, die für mehrere Generationen, und manchmal sogar direkt vor Ort gebaut wurden, die aber heute (so gut wie) kein Mensch mehr will (als wir die Wohnung einer alten Verwandten auflösen mussten, hat Monsieur noch einmal einen alten und “sehr schönen” Schrank dieser Art gerettet, Nussbaum, 19. Jahrhundert, der seither nun im Keller und bei der Kleinanzeigenseite “leboncoin” auf einen Liebhaber wartet, allerdings auseinandergebaut wie ein Ikea-Möbel, falls Sie Interesse haben, melden Sie sich ruhig!), ich habe diese Art Möbel erst mit anderen Augen angesehen, als ich sie in einem Museum in Grasse entdeckte – ach schau, dieselbe Kommode, derselbe wuchtige Schrank. Aber in unserer Wohnung mochte ich das Museumsambiente weniger und modernisierte in der Folge ein wenig (keine Sorge, wir haben noch genug der alten Schätzchen!) Daher haben wir jetzt auch einen Ikea-Kleiderschrank aufgebaut und nicht diesen alten Nussbaumschrank, der, zu meiner großen Erleichterung und zu Monsieurs großem Bedauern, einfach zu hoch für die niedrigen Räume hier ist. Der über Jahrzehnte erworbene Ikea-Aufbau-Vorschuss, den ich habe, hilft natürlich ungemein, meistens bin ich es, die Monsieur die simple Aufbautechnik erläutert. Wir sind in diesem Fall mindestens ebenbürtig, wir haben allerdings beide schwindende Körperkräfte, sodass wir manches nur gemeinsam getragen und gestemmt bekommen. Das alles führt dazu, dass niemand mault oder schimpft und wir den Schrank in schönster Eintracht aufgebaut haben. Wenn das kein Beweis für eine tragende Verbindung ist.

Und später kam die Freundin und es gab Tee und Apfeltarte.

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23 Responses to 13

  1. Eleonore Braun-Folta sagt:

    Hallo Christiane, alles Liebe und Gute zum Hochzeitstag. die Foto Session erinnert mich an unsere Hochzeit vor 40 Jahren. bei uns hat ebenfalls der Freund fotografiert. Auch diese Bilder sind schrecklich. entweder ist es zu dunkel(wir haben im alten Ratskeller von Hannover gefeiert )oder sie sind verschwommen. Auf einem sehen wir gut aus, aber mein Mann hat die Augen zu. Ich habe mich sehr geärgert, daß wir nicht beim Fotografen waren. Bei den Möbeln sieht es bei uns eher umgekehrt aus. Ich liebe alte Möbel. Wir wohnen in einem alten niedersächsischen Bauernhaus von 1777. Aber saniert. Ich kaufe immer mal wieder was altes dazu. Aber wir haben auch Ikea. Dein Schrank im Keller wäre was für uns😉liebe Grüße Elli

    • dreher sagt:

      Haha, ja Augen-zu-Fotos haben wir auch viele!
      Ich mag alte Möbel, es ist mir auch bewusst, dass ein Pressspan-Ikea-Möbel nicht den gleichen Wert hat wie ein alter Nussbaumschrank – für mich persönlich ist eine Mischung aus alt und neu ideal.
      Ich gebe dir mal hier den Link zu “le bon coin” https://www.leboncoin.fr/ameublement/2246615118.htm Er ist sicherlich mehr wert, aber er muss in Cannes abgeholt und zusammengebaut werden.