Mimosen im Regen

Ja, so gehts. Eben noch strahlender Sonnenschein, heute dann Regen. Der Zeitungsausträger war wohl auch überrascht, denn unsere Tageszeitung, die bei Ankündigung von geringster Feuchtigkeit eigentlich in ein Tütchen verpackt wird, lag ungeschützt im Garten und ist entsprechend durchnässt. Im Hintergrund sehen Sie etwas unscharf Monsieur mit Schirm, sowie den schon zartgelb scheinenden Mimosenbaum, es braucht nur noch ein, zwei sonnige Tage und dann gehts los mit der Mimosenblüte.

Hier und da blüht sie schon. Unsere Mimose ist nicht die allererste, aber immerhin unter den frühblühenden Sorten. Was wir allerdings dieses Jahr nicht haben, sind Orangen. Also der Baum hängt durchaus voll mit kleinen Früchten, nur sind sie noch lange nicht reif, wie sie es eigentlich sein sollten und auch bisher all die Jahre waren, nein, derzeit sind die Orangen noch grüne Bällchen. Wir vermuten, dass der Mimosenbaum und ein anderer Baum im Garten, Pittosporum für die mitlesende Gartenfraktion, “Klebsamen” ist der deutsche Name, und genau das tun sie, die Dinger kleben ganzjährig an den Schuhen fest; der Pittosporum ist gemeinhin ein Busch, unserer aber hat sich zu einem ausgewachsenen Baum gemausert, und nimmt, wie gesagt, zusammen mit der Mimose dem Orangenbaum Sonne und vielleicht auch Wasser weg. Mal sehen, wo ich dieses Jahr Orangen herbekomme, um meine Marmelade zu kochen.

Die allgemeine Aufregung um das neue Parlament von Präsident Macron legt sich langsam wieder – sehr schön hat es auch dieses Mal Nils Minkmar ausgedrückt: “Es war, als hätte man eine Dose Tennisbälle in das Gehege gelangweilter Waschbären gekippt.” Ich bin absolut entzückt über dieses Bild, wie kommt man auf sowas, frage ich mich, denn ja, es ist vollkommen passend! Den Link haben Sie vielleicht schon beim deutlich reaktiveren und in der Regel täglich bloggenden Herrn Buddenbohm gelesen, vielleicht haben Sie den Newsletter von Herrn Minkmar auch abonniert, das ist sicherlich eine gute Entscheidung, wenn Sie die deutsch-französische Szenerie interessiert. Ich kann immerhin noch etwas ergänzen, denn Rachida Dati, unter Sarkozy kurze Zeit Justizministerin, verhaspelte sich seinerzeit mit dem Wort Inflation und sprach von einer gegen Null gehenden Fellation. Haha, großer Skandal. Aber sie versank nicht vor Scham im Boden, sondern lachte souverän sämtliche Fragen “Ja, was denn nun, Frau Dati, Fellation oder Inflation?” mit einem “Na, beides!” weg.

Dass die Tochter marokkanischer Einwanderer es bis nach ganz oben geschafft hat, gefällt nicht allen. “Hat die überhaupt schon ein Buch gelesen?”, wird gehässig gefragt. Außerdem hätte sie gefälligst links zu sein, Einwanderer und Kultur will man links besetzt sehen, wie kann sie rechts sein? Und dann noch unter Sarkozy? Nun, man wird sehen, was sie machen wird. On verra.

Ich habe Crème Caramel gemacht. Mein absolutes Lieblingsdessert, ich weiß gar nicht, warum ich es nicht öfter mache – doch, ich weiß es natürlich schon, es ist nichts für mal eben schnell, es muss lange vor dem Genuss zubereitet werden, am besten am Vorabend, es muss lange bei niedriger Temperatur im Wasserbad köcheln, danach lange kühl stehen, und man muss den Karamell dafür selbst machen, eigentlich alles nicht schwierig, und dann irgendwie doch. Aber es lohnt sich. Ich habe es immerhin schon so oft gemacht, dass ich mein Rezept aus zwei Rezepten zusammengestellt habe. Aus dem hier nämlich und dem hier. Sehr nett liest sich auch dieses Rezept von Aurélie Bastien für “umgekippten Vanillepudding” (Crème renversé heißt die Crème nämlich auch, weil man den Flan am Ende stürzt). Ich nahm einen halben Liter Milch, drei Eier, etwas mehr Zucker als alle anderen, Vanilleextrakt, und ich habe die Puddingform mit Butter ausgerieben, dann wird der hineingegossene Karamell nämlich etwas cremig und schmeckt wie Werthers Echte. Délicieux! Außerdem habe ich es eine Stunde bei nur 140°C im Wasserbad köcheln lassen (das muss man mit seinem Backofen austesten), sonst bekommt der Flan Löcher und die löchrige Konsistenz stört erheblich beim Genuss. Doch doch, man wird anspruchsvoll in diesem Land.

Einen Filmtipp wollte ich noch loswerden. Falls Sie bei Schnee und Glatteis lange nicht raus können, lohnt sich die vierteilige Serie über Magellans Weltreise auf arte. Spannend, gut gemacht und sehenswert! Und die ganze Reise wurde nur wegen der Gewürznelken gemacht! Unglaublich!

à bientôt! Schönen Abend!

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4 Responses to Mimosen im Regen

  1. Marion sagt:

    Die Crème… mmhh yummie…
    An die Skandale um R. Dati erinnere ich mich auch noch gut… 8 Männer und ein Baby 😁🤣 war auch eine lustige Geschichte… Überzeugende Arbeit hat sie damals ja eher nicht geleistet, also mal sehen, was das jetzt wieder wird.
    Sag’ mal, hast Du nicht doch noch Lust auf Buchvorstellungen? 😉

    • dreher sagt:

      Acht Männer und ein Baby … hahaha :D … ja, als Justizministerin war sie wohl nicht besonders beliebt, vermutlich auch weil sie als Protégée von Sarkozy galt, ob geeignet, sei dahingestellt. Aber als Bürgermeisterin im 7. Arr. in Paris wird sie anscheinend geschätzt. On verra.
      Und doch doch, Lust habe ich schon – nur meine Gedanken nicht so richtig beisammen, weswegen ich manche Bücher nochmal durchblättern und manche einfach lieber nur ablichten würde. Dazu muss ich sie aber haben. Ich teile mich ja immer noch auf zwischen Küste und Bergen. On verra auch hier.

  2. Simona sagt:

    Die Crème kingt toll. Aber in der Zubereitung kommt zu oft das Wörtchen ‘lang’ vor. Das ist nichts für mich. Bin ich doch eher ungeduldig. Aber essen würde ich sie zu gern.

    • dreher sagt:

      Ja, man muss vor allem laaange warten, bis man sie essen kann, das ist in der Tat ein Handicap 😔 aber wirklich sehr lecker!