Canicule oder Hundstage

Hitze sei nicht gut fürs Gehirn, habe ich kurz in einer Überschrift gelesen, jetzt finde ich den Artikel schon nicht mehr. Klar, mein Gehirn ist schon aufgeweicht von zu viel Hitze. Canicule heißt die Hitzewelle auf Französisch, Hundstage heißen die heißen Tage auf Deutsch, Dog Days auf Englisch. Was hat eigentlich der Hund mit dem Wetter zu tun? Den Zusammenhang wollte ich herausfinden, habe ich auch, aber es hat mich sehr erschöpft, die französische Erklärung zu übersetzen und (hoffentlich) sinnvoll wiederzugeben, zu viel Hitze, ächz. In Canicule steckt immerhin das lateinische Wort für Hund, canis. Canicula sei die Verkleinerungsform und bedeute “kleine Hündin”, so der Figaro, den ich hier zitiere. Was hat die drakonische Hitzeperiode, die bis in den August andauert aber mit dem Tier zu tun, das als bester Freund des Menschen gilt? Ein Blick in den nächtlichen Sommerhimmel:

Canicula ist der Name des hellsten Fixsterns, des Hauptsterns im Sternbild Großer Hund, der sich in einer Entfernung von mehr als acht Lichtjahren befindet. Außerdem ist er der fünftgrößte Stern in der Reihenfolge seiner Entfernung zur Sonne. Und das ist nicht ohne Bedeutung. Laut dem Trésor de la Langue française beobachteten die Alten schon in der Antike, dass der Zentralstern unseres Sonnensystems mit dem Sternbild Großer Hund zwischen dem 22. Juli und dem 23. August auf- und untergeht. Dies ist die Zeit der großen Hitze.

Claire Conruyt, L’étonnante origine du mot “canicule”. In: Figaro, 08.06.2021, von mir aus dem Französischen übersetzt

Dog day afternoon

Wir sind nicht in Cannes, wir sind, Sie denken es sich, wie jedes Jahr vor der großen Hitze in die Berge geflüchtet, aber jetzt ist es auch hier so heiß, dass man es draußen kaum aushält. Sogar die Hunde sitzen von der Hitze erschöpft im Wasserbecken. Und bis Mittwoch soll es so heiß bleiben. Ein angekündigtes Gewitter zog heute Nachmittag unverrichteter Dinge vorbei, wir hatten hoffnungsvoll Fenster und Türen geöffnet, kein Lüftchen kam, nur ein Haufen Fliegen.

Ansonsten ist hier alles wie immer, am vergangenen Wochenende war das Patronatsfest des oberen Dorfes, Ste. Anne, es wurde im oberen Dorf mit Messe, Prozession und gemeinsamem Mittagessen gefeiert. Keine besonderen Zwischenfälle.

Abends dann im unteren Dorf wieder Ehrung vor dem Kriegerdenkmal unter Anwesenheit der Gendarmerie und Absingen der Marseillaise, ein offizieller Teil mit kurzer Rede, und wir sangen gemeinsam “La montagne” von Jean Ferrat (nicht nur ich war gerührt), und später dann das große Essen auf dem Dorfplatz, mit anschließender Musik und Tanz bis spät in die Nacht.

Gestern haben wir ein atelier lavande veranstaltet – ich wollte immer schon lernen, wie man die Lavendel”päckchen” macht, bouteilles (Flaschen) heißen sie mancherorts oder auch fuseaux (Raketen), wir haben die ersten Exemplare mit dem schon leicht verwelkten Lavendel von “hier unten” fabriziert.

Sie sind noch ein bisschen grob handwerklich, oder sagen wir artisanal geworden, duften aber dennoch ganz wundervoll! Ende der Woche, wenn es hoffentlich weniger heiß ist, werden wir weiter oben Lavendel schneiden, dort steht er gerade in voller Blüte.

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7 Responses to Canicule oder Hundstage

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  2. N. Aunyn sagt:

    Danke für das Bildungsprogramm “Hundstage”. Auch hier blüht der Lavendel, der früher dem Urlaub in der Provence vorbehalten war.

    • dreher sagt:

      Bitte gerne :D
      Viel Freude mit dem Berliner Lavendel – ich mochte den Geruch lange überhaupt nicht, nähere mich der Lavendelliebe erst langsam an!

  3. Annette Boisseau sagt:

    Danke für den Bericht und das wirklich berührende Chanson von Jean Ferrat!

  4. Simona sagt:

    So hübsch die Lavendel – Päckchen.