Sie kennen diese Überschrift schon, was ich eigentlich den ganzen Tag mache, kurz WmdedgT, fragt Frau Brüllen seit Jahr und Tag verlässlich am 5. jeden Monats. Tagebuchbloggen ist angesagt.
Es ist August. Wir sind noch in den Bergen und haben sozusagen Urlaub (sagen wir mal so, ich empfinde das nicht so, wenn Besuch da ist). Der eine (nicht mehr ganz so) junge Mann (zumindest nicht mehr jung an Jahren, aber sozial noch nicht ganz ausgereift), der noch eine Woche bleibt, ist heute früh zu einer großen Wanderung aufgebrochen. Wir haben das gestern vorbereitet, und als ich heute Morgen aufwachte, war er schon weg. Ich muss zugeben, es ist eine gewisse Erleichterung, dass ich in Ruhe meinen Kaffee trinken kann, ohne wieder interagieren zu müssen, ich mag es, wenn der Tag ruhig beginnt.
Monsieur kennt meine Morgenmuffeligkeit und hat gelernt, damit umzugehen, auch wenn er, kaum wach, schon einsatzbereit ist. Nach meinem Kaffee unterhalten wir uns ein wenig über ein unangenehmes Thema, das uns seit einiger Zeit belastet. Monsieur will den Brief, den wir in den letzten Tagen formuliert haben, deutlich aggressiver gestalten, ich seufze, aber ich fürchte, er hat Recht. Aber jetzt geht er erst einmal etwas abschleifen oder absägen, ich weiß es nicht, aber es wird laut.
Erstmal beantworte ich in Ruhe zwei Mails, über die ich nachdenken musste. Auch das geht besser, wenn niemand um mich herumwuselt und meine Aufmerksamkeit einfordert.
Dann durchquere ich das Dorf, das am Montagmorgen wie ausgestorben ist, was mich nicht stört. Ich bin auf dem Weg zur Mairie. In Frankreich ist es mittlerweile Pflicht, seinen Kompost zu sammeln, nächste Woche ist eine Versammlung, bei der uns jemand von der örtlichen Mülldeponie eine Kompostschulung anbietet und man könnte auch kostenlos einen Kompostbehälter bekommen. Ich will mich für den Kurs anmelden, obwohl ich eigentlich weiß, wie man kompostiert, wir haben einen Kompost in unserem Vorgarten in Cannes, aber ich will keinen Behälter, wir sind viel zu selten hier, als dass er jemals voll werden könnte. Aber ich bin bereit, meine Küchenabfälle in einen Kompost bei den Nachbarn zu geben, so wie ich das früher mit dem Hühnerfutter gemacht habe. Zwei der vier Hühner sind inzwischen von Hunden getötet worden. Das Experiment “Hühner im Dorf” hat damit ein jähes Ende gefunden. Die beiden anderen Hühner wurden an die Schäfersleute abgegeben, die etwas außerhalb wohnen.
Die Sekretärin der Mairie notiert, dass ich keinen Behälter will, bittet mich aber trotzdem, mich bei der Mülldeponie anzumelden. Hier oben bin ich bei der Mülldeponie als “Kundin” eingeschrieben, anders als unten in Cannes, wo ich eine Erlaubnis des Gatten brauche, wenn ich Müll wegbringen will, Sie erinnern sich. Aber die Seite der Mülldeponie funktioniert nur mit den Daten, die ich vor Jahren eingegeben habe, und die muss ich jetzt wiederholen, und anscheinend habe ich die Adresse vor Jahren anders eingegeben, keine Ahnung, jedenfalls blockiert die Seite jetzt und verlangt einen neuen Wohnsitznachweis. Die können mich mal. Dann eben nicht. Ich werde einfach so zur Versammlung gehen, ich will sowieso keinen Container.
Der junge Mann schickt uns von weit oben Fotos und Nachrichten (erstaunlicherweise funktioniert das Telefonnetz auf über zweitausend Metern und mitten im Nirgendwo besser als hier im Dorf) auf der Suche nach dem spärlich markierten Weg. Wir machen Ferndiagnosen, ich war noch nie da oben, Monsieur zuletzt vor zwanzig Jahren.
Es gehen einige Mails hin und her, die das zukünftige deutsche Filmfestival (nicht nur Defa) im September betreffen, das wir mit der neuen Präsidentin des Kinoclubs auf die Beine stellen wollen. Es ist alles etwas holprig in diesem Jahr, aber wir sind guter Dinge, dass es klappt.
Und schon hat Monsieur Hunger, es ist ja auch schon Viertel nach zwölf. Ich mache ein schnelles Mittagessen (es gibt Bavette, das ist ein Stück langfaseriges Rindfleisch, Nudeln, Käse und zum Nachtisch überreife Pfirsiche).
Der junge Mann verkündet, dass er nicht mehr weiterwandern wird, weil die Wolken zu dicht werden, er Angst vor Gewitter hat und bald zurück sein wird. Nun gut. Gewitter im Gebirge sind nicht zu unterschätzen.
Ich organisiere mir Termine für Freitag in Cannes, wo ich dringend ein Paket abholen muss, bevor es zurückgeschickt wird, weil es sonst niemand für mich abholen kann. Gleichzeitig bringe ich den jungen Mann zum Zug und fahre am nächsten Tag zurück.
Kurz vor vierzehn Uhr mache ich eine Sieste. Monsieur hat sich gleich nach dem Mittagessen hingelegt. Ich schlafe erstaunlich lange. Gegen 15 Uhr wache ich wieder auf, lese etwas im Internet. Es klopft. Die Nachbarn von rechts sind gekommen und laden uns für heute Abend zum Apéro ein.
Man hat mir einen Film geschickt (den ich vorab für das Filmfestival ansehen soll), ich bin erstaunt, dass ich ihn ohne Probleme herunterladen kann und bin hin- und hergerissen, ob ich den Film anschauen, Papiere sortieren (dringend nötig, ich habe extra vier große Ordner mitgebracht, weil ich dachte, ich hätte Zeit dafür) oder lieber aus den überreifen Pfirsichen einen Kuchen backen soll. Ich bin vernünftig und ordne Papiere! Bis wir zum Apéro gehen.
Der junge Mann kommt vom Wandern und hat Erzählbedarf. Ich bin aber so konzentriert in den Papieren, dass ich nur wenig zuhören kann. Ich will das fertig haben, bevor wir zum Apéro gehen.
Der wird dann sehr nett und wir plaudern bis 20 Uhr draußen im Garten, erstmals in diesem Jahr wurde es so frisch, dass die Nachbarin zwischendurch Schals aus dem Haus holte, die wir uns über die Schultern legten. Später zuhause war ich so ausgefroren, dass ich mir ein Wolljäckchen anzog!
Dann mache ich schnelles Essen, eine große Schüssel Nudeln mit Tomatensoße für den ausgehungerten Wanderer (und Monsieur), ich esse Reste von gestern. Danach gibts wieder Käse und Pfirsiche. Tisch abräumen, Spülmaschine einräumen, anstellen, Küche saubermachen, Tisch abwischen. Beide Herren ziehen sich schon zurück. Und ich schreibe hier. Draußen fiept irgendein Tier monoton, es klingt aber nicht so richtig nach Vogel. Ich will es trotzdem mit der App versuchen, aber ich habe sie neulich gelöscht, weil ich nicht damit zurecht kam (zu viel Lärm in Cannes).
Die Spülmaschine ist fertig (Kurzprogramm 36 Minuten reicht im Normalfall immer). Die werde ich noch ausräumen, dann schaue ich den Film an!
So war mein Tag.
Danke fürs Lesen! Die anderen TagebuchbloggerInnen finden Sie zuverlässig hier.
Im Urlaub im Süden stellte sich das gleichmäßige, fast elektronisch klingende Tiergeräusch als Geburtshelferkröte heraus!
Ja, das Geräusch sei dem der Zwergohreule “zum Verwechseln ahnlich” weiß Wikipedia.
Ich habe mich durch sämtliche Rufe gehört, hier ist es das Eulchen!
Geburtshelferkröte?