Die klassischen Denkmäler, die jeweils an den beiden Tagen des offenen Denkmals in Cannes zu besichtigen sind, habe ich alle schon in den vergangenen Jahren besucht, die Stadtbibliothek in der Villa Rothschild, das Palais des Festivals, die Synagoge, eine Moschee, ein Museum, und die eine oder andere Villa sowie den Friedhof habe ich schon mit den sogenannten Greeters von Cannes gesehen. Ich dachte, es gäbe nichts Neues, suchte sogar in der Umgebung, aber auch hier hatte ich das meiste irgendwann schon einmal im Rahmen einer Ausstellung oder eines Museumsbesuchs gesehen. Und plötzlich, fast am Denkmalwochenende selbst, tauchten in der Liste im Internet ein, zwei neue Dinge auf, zum Beispiel ein altes Segelschiff, das man im Port Canto hätte besichtigen können – zumindest, wenn man gleich einen Termin gemacht hätte. Ich zögerte etwas zu lange, dachte auch etwas naiv, dass man da einfach so hingehen kann, aber nein, da suchen ja noch andere wie ich etwas Neues zu besichtigen, und so viele Leute passen nicht auf das Schiff, das muss schon organisiert werden. Als ich schließlich anrief, waren alle Besichtigungstermine für das ganze Wochenende schon ausgebucht. Plan B waren die Gärten des Parfümmuseums in Grasse, die man nach Voranmeldung auch ganzjährig besuchen kann, oder der Leuchtturm auf dem Cap d’Antibes, Le Phare de la Garoupe. Ich entschied mich trotz des windigen und bedeckten Wetters für den Leuchtturm, der mich schon lange reizte, Er war jahrelang nicht zugänglich, wurde dann von der Stadt Antibes restauriert und kann jetzt sogar an Wochenenden kostenlos besichtigt werden, man muss sich also nicht unbedingt am Tag des offenen Denkmals mit allen anderen drängeln, aber das wusste ich vorher nicht. Ich mag die Strecke um das Cap d’Antibes, finde trotz des Andrangs auch einen Parkplatz und bekomme eine Eintrittskarte für knapp eine Stunde später, denn auch hier können immer nur zehn Personen in einem zwanzigminütigen Rhythmus den Leuchtturm besichtigen. So viel Platz ist da oben nicht und man soll auf den engen Stufen auch in Ruhe hinauf und hinunter gehen können.
Die Wartezeit überbrückte ich, indem ich die benachbarte Kapelle “Notre Dame de la Garde” besuchte, später im angeschlossenen kleinen Laden “Kloster-Pudding” erstand und bei einem auf dem Platz herumstehenden Obst- und Gemüsehändler Zwetschgen kaufte; andere standen für selbst gemachte Apfelküchlein (beignets de pommes) an. Es gibt wohl auch ein kleines Café, ich könnte mir vorstellen, dass es an anderen Tagen, wenn es nicht so voll ist und nicht so viel anderes gleichzeitig angeboten wird, dort sehr nett ist.
Die Kapelle, die auch “La Chapelle de la Garoupe” genannt wird, zu der man auch von Antibes aus über einen Kreuzweg pilgern kann, ist der Jungfrau Maria geweiht, die über die Seeleute und Fischer wacht. Natürlich muss man daran glauben. Aber “es ist leichter (an Gott) zu glauben, wenn man allein auf dem Meer ist”, wird die große Seefahrerin Françoise Arthaud gern zitiert. Auch sie wurde einmal auf wundersame Weise aus dem Meer gerettet, als sie nachts mit ihrem Segelboot über Bord gegangen war. Später kam sie jedoch bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben. In der kleinen Kirche hängen viele Schiffsmodelle und die Wände zeugen davon, dass hier viel und erfolgreich um Hilfe und Schutz gebetet wurde und wohl auch heute noch wird: Votivtafeln aus allen Jahrhunderten, selbst gemalte Bilder und viele Zeugnisse von Menschen, die wie durch ein Wunder schwierige Situationen, Krieg und Unglück (nicht nur auf See) überlebt haben.
Passend zum Thema lief gerade die Info durch meine Timeline auf Instagram, dass Notre Dame in Paris am 8. Dezember wieder für das Publikum geöffnet wird. Falls es Sie interessiert, schnell Tickets reservieren!
Danach kletterte ich auf den kleinen Leuchtturm, “Le Phare de la Garoupe”, 116 Stufen, die sich aber angenehm ersteigen lassen. Was heißt denn eigentlich dieses “Garoupe” fragte ich mich. Bei Wikipedia habe ich folgende Erklärung gefunden.
Das Plateau de la Garoupe ist ein Plateau auf der Halbinsel Cap d’Antibes in der Gemeinde Antibes Juan-les-Pins. Der Name des Ortes bezieht sich auf die Kamelie, einen mediterranen Strauch, der dort häufig vorkommt und dessen provenzalische Bezeichnung garopa lautet, was im Französischen als garoupe transkribiert wird.
Bislang sind mir dort keine Kamelien aufgefallen, ich werde beim nächsten Besuch verstärkt darauf achten.
Jetzt ging es also hinauf.
Nachdem ich in alle Richtungen geschaut hatte und ordentlich durchgeweht war, stieg ich wieder hinunter.
Das war ein netter Ausflug!
Ach, wie schön! Es regt mich an, auch mal die Sehenswürdigkeiten hier in der Nähe aufzusuchen! Danke und liebe Grüße, Gundula
Dankeschön! Das freut mich, wenn mein kleiner Ausflug anregend ist!
Liebe Grüße!
Ich wusste vorher gar nicht, dass es den Tag des offenen Denkmals auch in F. gibt. Vielleicht ja auch noch in anderen Ländern? Er ist ein tolles Angebot! Ich wäre dieses Jahr gerne mal ins NS-Dokumentationszentrum gegangen, wo ich noch nie war. Na ja, vielleicht dann nächstes Jahr. Und ja sieht wie ein schöner Ausflug aus!
Les journées du patrimoine heißen die Denkmalstage hier, sind nur nicht am selben Wochenende. Ob das im Rest der Welt existiert, weiß ich auch nicht.
Im El-De Haus in Köln war ich mal mit dem französischen petit ami de l’époque. Es hat meines Erachtens auch außerhalb der Denkmalstage geöffnet.
LG
Den Leuchtturm und die Kirche habe ich mal vor donkey years mit Freunden besucht, noch bevor meine Tochter geboren wurde! Ich kann mich, meine ich, an das kleine Café erinnern und dass es uns dort oben sehr gut gefallen hat. Danke, dass du diese Erinnerung geweckt hast!
Wie schön, dass du so schöne Erinnerungen an diesen Ort hast! Ich werde da auch noch einmal hingehen, an einem weniger Publikumslastigen Tag.
Was für eine Aussicht! Auch der Turm ist wunderhübsch.
Und welch tragische Geschichten wohl hinter den Votivtafel stecken mögen?
Mit der neuen Brille hab ich Dich, glaub ich, noch nicht gesehen. Sie steht Dir sehr gut.
Ja, sehr hübsch der Turm und die Aussicht und auch der Ort an sich ist ein nettes Ausflugsziel, den ich sicherlich nochmal aufsuchen werde!
Es gab so viele “Geschichten”, auch Nachrufe auf verschollene Segler und Seeleute, mich rührten die alle an!
Danke für das Kompliment