Der Sommer, der Fluss und das Kino

Vermutlich wollen Sie mich nicht schon wieder und immer noch über die Hitze stöhnen hören, ja, die Sonne steht nicht mehr ganz so hoch, das Licht ist nicht mehr ganz so gleißend, aber wir haben erneut erschöpfende 29 Grad Innentemperatur und draußen ist es entsprechend heißer. Ich war gerade ein paar Tage in Deutschland, und ja, es war in etwa genauso heiß, erstmals musste ich an meiner Garderobe überhaupt nichts ändern, die mitgebrachten Söckchen und das Wolljäckchen brauchte ich definitiv nur im stark klimatisierten Flieger, aber nachts wurde es in Deutschland kühler und ich begann die Tage dort immerhin mit einem frischen Kopf.

“Herr es ist Zeit” rufe ich ihm zu, höchste Zeit, mach mal Schluss jetzt mit dieser Hitze, er war sehr groß der Sommer, es reicht! “Aber ihr habt doch das Meer”, sagt man mir in Deutschland. Ich verstehe erst gar nicht, was damit vermutlich gesagt werden sollte. Das Meer. Es ist so wüstengleich heiß am schattenlosen und überdies schmalen Stadtstrand, man verbrennt sich die Füße im Sand, und das Meer ist so warm, häufig schmutzig, und voll und laut ist es auch. Denn nein, wir haben keine Weite und keine leichte Brise am Mittelmeer, wir haben, wenn sich überhaupt etwas bewegt, heißen Wind. Also bitte! Schatten auf die Sonnenuhren, ein ordentliches Gewitter und dann Herbstwind in den Fluren. Es ist immerhin September. Im Supermarkt gibt es schon Trauben und Pflaumen und die ersten Äpfel (ich habe übrigens nirgends Pflaumen/Zwetschgenkuchen bekommen in Deutschland, dabei stand das ganz oben auf der to-eat-Liste! Aber immerhin Käsekuchen und Apfelschorle, auch ein Klassiker.)

C’est la rentrée, die Kinder sind zurück in der Schule, die großen Kinder in der Hochschule, auch wenn sie immer noch keinen Bildungsminister haben, der sich symbolisch um sie sorgt. Kein weißer Rauch über dem Matignon. Non habemus Premierminister:in und damit auch weiterhin keine von ihm ernannten anderen Minister:innen. Aber während ich hier schreibe, treffen sich erneut Politiker:innen mit Macron, vielleicht ist am Ende des Tages und dieses Textes doch eine Entscheidung gefallen. On verra.

In Deutschland haben wir eine Flussfahrt auf dem Neckar gemacht, eher ein Touristen-Event, aber es war trotzdem sehr nett. Mich freute es zu sehen, dass es auf dem Neckar noch Binnenschiffahrt gibt, und Ruderer und Angler und jede Menge Kormorane. Und Burgen natürlich auch.

Es empfiehlt sich, dieser Tage auf dem Oberdeck einen Schirm gegen die Sonne dabeizuhaben, ein Regenschirm tut es völlig, dennoch waren wir auf der Rückfahrt dankbar, dass wir nun unten einen Platz gefunden haben. Danach fielen wir in eine Eisdiele ein und dort gab es Eispresso, das ist eine tolle Erfindung! In Frankreich gibt es in der Zwischenzeit immerhin eine Art Eiskaffee, falls Sie einen solchen bestellen wollen, er heißt hier häufig Café Liégeois (gesprochen etwa: Kaffee Li-eh-schoa), ist aber häufiger ein Dessert mit viel Eis und Schokoladensoße, und gerade nachgelesen, es ist keine Spezialität aus Liège (Lüttich, in Belgien) wie man vermuten könnte, sondern hat einen Kriegshintergrund, die Alliierten waren Liège im Erster Weltkrieg wegen seines tapferen Widerstandes dankbar und widmeten ihm daher dieses Dessert, so ganz erschließt es sich mir nicht, warum es dieses Dessert wurde, aber ich verlinke es Ihnen, falls Sie es nachlesen mögen (Text auf Französisch!). Ansonsten gibt es hier Café glacé oder Café frappé, das ist geeister Kaffee mit Eiswürfeln, erfrischend, aber nicht ganz die Art Eiskaffee, die wir uns vorstellen (kein cremiges Eis, keine Schlagsahne)

Zurück in Frankreich brach ich beim Verlassen des klimatisierten Flughafengebäudes unter der nächtlichen Schwüle fast zusammen. Anderntags gingen wir erstmal schwimmen und dann fein essen, aber beinahe hätten wir wieder ohne Essen zurückfahren müssen, es gab nämlich ums Verrecken keinen Parkplatz. Wir standen dann fast zwei Kilometer entfernt vollkommen unkorrekt entlang der Straße. So ähnlich ist es auch zu Hause. Eben noch zu viele Touristenautos, die uns zwangen, irgendwo außerhalb zu parken, jetzt verstopfen schon wieder die kleinen führerscheinfreien Autos der Gymnasiast:innen das Viertel. La rentrée, wie gesagt.

Eigentlich wollte ich auch auf unser deutsches Filmfestival hinweisen, das am 14. und 15. September stattfinden wird, aber es ist alles etwas holpriger dieses erste Jahr ohne Serge, und das Programm steht noch nicht auf der Webseite des Kinoclubs. Die dafür zuständige Dame ist im Moment bei der Mostra in Venedig, kommt erst am Wochenende zurück und dann dazu, es auf die Seite zu stellen. Hier aber immerhin schonmal ein Screenshot. Der rote Faden unserer Filmauswahl ist dieses Mal “Heimat/Fremd sein/Integration”.

Kurzfristig haben wir noch eine aktuelle Komödie von Natja Brunckhorst mit Sandra Hüller vorangestellt: Am Freitag Abend läuft im Kino Arcades “La belle affaire” oder “Zwei zu Eins” (deutscher Titel).

Kommen Sie gerne, wenn Sie da sein sollten!

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9 Responses to Der Sommer, der Fluss und das Kino

  1. Reiner Wadel sagt:

    Pflaumenkuchen hätten Sie bei Bormuth in Darmstadt bekommen können, und beim REWE gibt es auch schon Lebkuchen. Darmstadt ist halt einen Abstecher wert. ;-)

    • dreher sagt:

      Haha! Danke! Ich war da, allerdings im “Obendrüber”, da war der Pflaumenkuchen schon “aus”… Und Lebkuchen bei 33Grad brauch ich echt nicht.
      Die Innenstadt von Darmstadt ist etwas trist geworden, finde ich.
      LG

      • Reiner Wadel sagt:

        Trist ist das richtige Wort. Deshalb bleibe ich meistens in Bessungen. :-)
        Die Neckarfahrt von Heidelberg nach Neckarsteinach ist allemal eine Alternative zu Darmstadt-Innenstadt.

  2. Karin Penteker sagt:

    Ist das die Vier-Burgen-Fahrt von Heidelberg aus? Die habe ich letztes Jahr zum ersten! Mal gemacht, obwohl ich zum Studium sechs Jahre dort gelebt habe (Asche auf mein Haupt). Von den Anglern und Bötchenfahrern haben wir nichts mitgekriegt, wir waren zu sehr mit Babbeln beschäftigt, Ehemaligentreffen eben. ;)
    Wenn ich zu Hause bei der Familie, bin muss ich mindestens einmal ins Café, Torte essen, und einmal ins Wirtshaus, Knödel essen. Ich bin ja mit der österreichisch-böhmischen Küche sozialisiert worden, da braucht’s ab und zu eine leckere Malakoff (nicht das Fleischgericht!), einen besoffenen Kapuziner oder eine Kardinalschnitte. Lecker!!! Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, muss ich auch immer ein paar Flaschen Gösser Radler und einige Gläser Holunderkompott mitnehmen.
    Ja, ob’s der Macron noch auf die Reihe kriegt? Nicht, dass der sich zum absolutistischen Herrscher mausert!
    Gestern Abend hat es angefangen zu regnen, es hat abgekühlt, könnte aber ruhig noch ein paar Grade kühler sein, meiner Meinung nach.
    Liebe Grüsse aus dem regnerischen Genf!

    • dreher sagt:

      Genau, die Vier-Burgen-Fährt, die dann alle vier in Neckarsteinach sind. Auf einem Foto sieht man den Dilsberg 😊
      Wir, in diesem Fall meine Mutter und ich, haben das auch zum ersten Mal gemacht! Als Einheimische macht man das irgendwie nicht…
      Ich habe sehr viel Apfelschorle und dieses Mal auch Rhabarberschorle getrunken. Mitnehmen konnte ich nix, war mit dem Flieger dort…
      Und Macron… 🙄 Kein Kommentar!

  3. Marion sagt:

    Diese Schiffstour habe ich mir damals entgehen lassen. Dafür war ich dort mit dem Auto unterwegs und war beeindruckt von der Idylle. Eine Kollegin wohnte in Hirschhorn. Sie fuhr jeden Tag durch 3 Bundesländer zur Arbeit nach LU (Hessen, BW, Rh.Pf.) und stand dafür um 5 Uhr auf. Da wohnte ich doch lieber im hässlichen Mannheim und hatte es dafür nicht weit. Bestimmte deutsche Gerichte habe ich im Ausland nicht so wirklich vermisst, noch nicht mal das dt. Brot aus der dt. Bäckerei vor Ort habe ich bestellt. Dementsprechend hat sich die deftige span. Küche auf mein Gewicht ausgewirkt 🙁. Du kannst dir in F die Rhabarber- und Apfelschorle, den Eiskaffee (und den Käsekuchen?) ja selber basteln? Hier regnet es heute Bindfäden und kühlt ab! Verrückt, diesen Sommer war ich kein einziges Mal im Freibad (Premiere), dafür habe ich aber einige schöne Radtouren unternommen. LG

    • dreher sagt:

      Die Schiffstour ist schon recht touristisch, das macht man als Einheimische einfach nicht, sich freiwillig in eine Touristengruppe zu mischen.

      Ja, ich kann mir Apfelschorle selbst mischen, der Käsekuchen wird nicht ganz so wie in Deutschland (der Quark ist einfach anders) und Zwetschgen wie in Deutschland gibt es einfach nicht.
      Vom Ausland aus gesehen, ist das jetzt ganz charmant und so schön traditionell, dass man in Deutschland zu einer bestimmten Zeit überall Zwetschgenkuchen bekommt (ok, ich jetzt nicht)

  4. Eva sagt:

    Liebe Christiane,
    die Tour am Neckar entlang kann man natürlich auch wunderbar mit dem Rad fahren (oder wie die Schwäbin sagt: mit dem Rädle).
    Und zum Thema Zwetschgenkuchen kann ich nur anmerken, dass es den eigentlich immer in Kombination mit Wespenheerscharen gibt, oder? Das ist dir immerhin erspart geblieben 😉
    Grüße aus dem spätsommerlich heißen Stuttgarter Kessel an die spätsommerliche Küste, in ein paar Wochen können wir uns wieder gar nicht vorstellen, so geschwitzt zu haben!
    Eva

    • dreher sagt:

      Danke liebe Eva, schöne Idee, aber ich habe die Tour mit meiner Mutter gemacht, Fahrrad geht da nicht mehr.
      Ok, das mit den Wespen ist sicherlich der großer Nachteil von Zwetschgenkuchen.

      Ja, im Winter kann man sich nicht mehr vorstellen wie heiß es war, und im Sommer nicht, wie sehr man wieder frieren wird 🤷

      Solidarische Grüße! 🙋

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