Alles ist erleuchtet

Jedenfalls war die ganze Nacht erleuchtet von über 2500 Blitzen, dazu ein ständiges Donnergrollen und hier lange Zeit nur wenig, dann aber, wie so oft, sintflutartige Regenfälle. Es platschte und klatschte so sehr im Hinterhof, die Dachrinnen liefen über, dass ich gegen halb eins in der Nacht vorsichtshalber nachschaute und den kleinen Gully vom Laub befreite, damit das Wasser von dort bitte möglichst unter dem Haus durchfließen kann und nicht wieder wie 2015 durch das Erdgeschoss muss.

Das Gewitter hatte sich schon am Morgen angekündigt und braute sich den ganzen Tag über zusammen. Am ersten Mittwoch im Monat um Punkt 12 Uhr heulen hier immer die Sirenen für einen Probealarm. Untermalt vom Donnergrollen und vielleicht auch, weil ich so viele Bilder aus dem derzeit zerstörten Lviv (Lemberg) in der Ukraine gesehen und gleichzeitig einen neuen Blogeintrag aus Israel gelesen hatte, auf dem auch der nächtliche Bombenbeschuss zu sehen war, hatte ich ein beklemmendes Gefühl. So könnte Krieg aussehen, dachte ich. Dabei ist es nur ein Gewitter, und ich habe es mir sogar gewünscht! Das stundenlange Blitzen und Donnern war jedenfalls sehr beeindruckend. Vorsichtshalber habe ich nachts auch Internet und PC vom Netz getrennt, und wie man sieht, ist alles noch da. Außer dem Fernseher, wie wir gerade feststellen. Monsieur hört also Radio, um sich zu informieren, ganz wie früher.

Ja, man soll sich nicht leichtfertig etwas wünschen, das Universum erhört einen vielleicht sofort. So haben wir seit etwas mehr als einer Stunde einen neuen Premierminister. Hier eine erste Meldung des Deutschlandfunks. Zwischenzeitlich hatte es schon Gerüchte über einen Rücktritt Macrons gegeben, denn gestern hatte sein ehemaliger Premierminister Edouard Philippe verkündet, er sei “bereit” – bereit für das Amt des Präsidenten, sollte es überraschend zu Neuwahlen kommen.

Die Linke, die bei den letzten Wahlen immerhin die Mehrheit errungen hat, ist natürlich empört, dass Macron keinen linken Premierminister:in ernannt hat und es somit kein entsprechend links aufgestelltes Parlament geben wird. Aber nachdem die Linke (und die extreme Rechte) angekündigt haben, die unpopuläre Rentenreform sofort rückgängig zu machen, obwohl schon jetzt feststeht, dass sie unzureichend ist und den hoch verschuldeten Staat finanziell weiter schwächen wird und spätestens 2030 angepasst werden muss, kam für Macron nur ein Premierminister in Frage, der zumindest die Rentenreform nicht antastet. Was gestern in einer Nachrichtensendung bemängelt wurde, war, dass es keine Kommunikation gibt, die uns Wähler:innen erklärt, warum es mit dem Premierminister so lange gedauert hat. Und wie schwierig, um nicht zu sagen blockiert, die Situation im Parlament sein wird, je nachdem, welche Person dieses Amt übernimmt, weil sie sofort von den einen oder den anderen Parlamentariern abgelehnt wird. Mélenchon hat bereits außerparlamentarische Proteste angekündigt. Es bleibt schwierig.

Nur so viel für eben. Ich weiß, heute ist auch der 5. und sie warten vielleicht auf “Was machst du eigentlich den ganzen Tag”, aber es passt heute leider nicht.

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