Es ist trotz der gelegentlichen frühmorgendlichen Bewölkung (Foto vom Samstag) immer noch heiß, aber gegen Morgen decke ich mich jetzt mit einem Leintuch zu, obwohl es indoor zumindest tagsüber noch knapp 29 Grad sind! Draußen, falls Sie das auch wissen möchten, haben wir angeblich auch 29 Grad, keine Ahnung, wo die gemessen wurden, bei der Apotheke an der Ecke wurden innerstädtische 36 Grad angezeigt, und das fühle ich auch eher.
Zurück nach Innen: Es gibt da ja ganz fein gefühlte Abstufungen zumindest für nachts: erschöpftes Schlafen bei 31 Grad indoor mit Ventilator ohne Bekleidung und ohne Leintuch auf kühler Baumwollwäsche (Fenster für den Versuch eines Luftaustauschs hinter den geschlossenen Fensterläden weit geöffnet, aber nur da, wo der Autoverkehr nicht durchrauscht), erschöpftes Schlafen ohne Ventilator (bei 29 Grad), schlafen mit leichtem Nachthemd oder Leintuch, mit der Variante, dass man das eine oder andere im Laufe der Nacht von sich reißt. Ich zumindest bin jetzt einen Schritt weiter: Schlafen mit leichtem Nachthemd plus in der Nacht vergebliche Versuche, das Leintuch unter dem tief schlafenden Gatten herauszuziehen. Insofern nicke ich noch einmal ein, als Monsieur das Bett verlässt und ich mich komplett unter das Leintuch kuscheln kann.
Wir haben nur noch ein Auto, der kleine alte Yaris, den wir von der Schwiegermutter übernommen haben, kam definitiv nicht mehr über den TÜV und wurde zur “Démolition” gebracht, wir haben nicht mal ein Abschiedsfoto gemacht. Das erschwert neuerdings die Organisation unseres Alltags. Monsieur ist frühmorgens schon unterwegs zur Baustelle, dort haben die Handwerker erst die Gasleitung beschädigt (der Gasnotdienst ist sehr reaktiv, das muss man lobend sagen, auch mitten in der Nacht schicken sie umgehend einen Experten, der dann entscheidet, ob man die ganze Straße oder nur einzelne Haushalte vom Gas nimmt). Die Baustelle wurde um eine Gasleitungsbaustelle erweitert. Kaum ist das wieder in Ordnung und der Bürgersteig wieder zugeschüttet, ruft eine Mieterin an, dass jetzt Wasser in den Keller liefe. Freitagsabends natürlich. Monsieur ist also heute morgen dort und schaut, dass dort gearbeitet wird, möglichst ohne eine weitere Baustelle zu eröffnen.
Ich habe also kein Auto, um mal schnell an den Strand zu fahren, der im Übrigen immer noch voll ist – es gäbe sicherlich Möglichkeiten, Monsieur hätte mich am Strand absetzen können und ich führe mit dem Bus wieder nach Hause, aber das konnte ich mit meinem müden Kopf nicht so schnell entscheiden und auch nicht umsetzen (Kontaktlinsen rein!), wie Monsieur das bräuchte. Also bleibe ich da und schreibe darüber. Auch schön.
Außerdem schreibe ich eine erneute Mail an den Service Client der Post, denn, nein, mein Paket hat sich natürlich nicht gefunden und glauben Sie mal nicht, dass ich vom Service Client je eine Antwort auf meine letzte Mail bekommen hätte, die man natürlich nicht mehr direkt, sondern nur über ein Formular auf der Internetseite senden kann.
In meiner Timeline geht es schon um den Herbst. Der ist hier noch nicht spürbar, das raschelnde vertrocknete Weinlaub, das in unserem Innenhof von einem warmen Lüftchen durchgewirbelt wird, hat eher damit zu tun, dass auch im Park nebenan, wo der wilde Wein seine Wurzeln hat, Wasser gespart wird und nicht mehr überall so üppig gegossen wird. Ich höre von dort eine geduldige freundliche Männerstimme, die anscheinend Kindern und Boule-Anfängern die Regeln erklärt. “Jaaaa!” und “ooooh!” freut er sich über jede Kugel, die geworfen wird. Man muss die Kinder früh an diesen Sport heranführen, damit ihnen die Techniken und Regeln in Fleisch und Blut übergehen. Mich hat das Boule-Fieber nie gepackt, obwohl mir einmal von einem passionierten Boulisten extra ein “Schweinchen” geschenkt wurde, in der Hoffnung auf den Beginn einer wunderbaren Beziehung (nicht zum Boulisten, sondern zum Boulespielen). Wurde aber nix.
Herbst ist hier also gefühlt noch nicht, aber die Rentrée kündigt sich an. Die “Enkelkinder” sind ja jetzt Studierende, sie brauchen keine neuen Schulsachen mehr, von denen die Supermärkte gerade überquellen, aber sie kommen noch einmal kurz nach Hause von ihren diversen Ferienunternehmungen, bevor sie in dieser Woche beide wieder nach Lyon fahren. Und: untrügliches Zeichen, dass der Sommer zu Ende geht, “L’amour est dans le pré”, eine Sendung in der Art “Bauer sucht Frau”, geht in die 19. Staffel und hat bereits begonnen, um uns den Übergang in den Nach-Ferien-Alltag zu versüßen. Ich bin ja quasi seit Beginn der Serie dabei, und, vermutlich dank meiner landwirtschaftlichen Prägung in diesem Land, seit vielen Jahren bekennender Fan; Karine Le Marchand macht diese Sendung sehr liebevoll und engagiert.
Auch politisch wird es demnächst bald weitergehen, Sie erinnern sich vielleicht, dass wir in Frankreich immer noch kein Parlament haben, es scheint auch ohne ganz gut zu gehen; Macron hat die von der NFP (Nouvelle Front Populaire, dem linken Zusammenschluss) vorgeschlagene Kandidatin Lucie Castets für den Posten der Premierministern weder akzeptiert noch jetzt abgelehnt. Er hatte sich eine Pause für die Zeit der Olympischen Spiele erbeten. Keine Entscheidungen vor dem 23. August hieß es. Jetzt ist die Entscheidung gefallen.
Wir waren nochmal im Kino und haben uns in einem der auf Kühlschranktemperaturen runtergekühlten Säle des hässlichen Kinokomplexes außerhalb der Stadt “Emilia Perez” angesehen, den beim letzten Filmfestival hochgelobten neuen Film von Jacques Audiard. Er wurde damals sogar in die Nähe der Goldenen Palme gerückt, bekam aber dann zwei andere Preise, einmal den für die beste weibliche Hauptdarstellerin (für Karla Sofia Gascón, eine Transfrau, ich erinnere mich noch an ihre sehr emotionale Dankesrede) und den Preis der Jury.
Wenn nicht nur die linke Presse, sondern sogar der konservative Figaro dazu sagt “man dürfe den Film nicht verpassen”, dann müssen wir ihn sehen. Es ist eine zeitweise sehr gewalttätige Geschichte des Chefs eines Drogenkartells in Mexiko, der sein Leben ändern und vor allem endlich eine Frau werden will. Und es ist ein Film in Form einer Comédie Musicale, es wird also gesungen und getanzt. Klingt bizarr? Ist bizarr. Funktioniert aber. Ein absolut überraschender Film, spektakulär und aufwändig gemacht. Könnte Ihnen gefallen, wenn Sie Filme von Pedro Almodovar lieben. Allerdings hat er mich letztlich nicht wirklich mitgerissen oder berührt – vielleicht lag es daran, dass alle ihn so hochgelobt haben und ich nun etwas noch Außergewöhnlicheres erwartet habe, keine Ahnung. Ich bereue aber nicht, ihn gesehen zu haben.
Kürzlich wurde mir angeboten, mich für meine Arbeit hier finanziell zu unterstützen, so wie es andernorts etwa mit einem hingehaltenen “virtuellen Hut” oder über “buy me a coffee” gemacht wird. Es hat mich sehr gefreut, zu lesen, dass viele andere den Vorschlag gut fanden, danke Ihnen sehr dafür! Ich habe lange darüber nachgedacht, aber ich werde diese Form der Unterstützung nicht annehmen, ich werde ebenso weiterhin keine Werbung auf meinem Blog mitlaufen lassen, aber wenn Sie meine Arbeit unterstützen wollen, dann freue ich mich, wenn Sie meinen Blog weiterempfehlen, und wenn Sie meine Bücher, die Krimis und die persönlichen Bücher erwerben wollen. Falls Sie sie schon kennen, dann mögen Sie sie vielleicht verschenken? “Von hier bis ans Meer” ist im ersten Corona-Jahr erschienen und dabei leider nicht so wahrgenommen worden, wie ich mir das gewünscht hätte. Wenn Sie diesem Buch eine neue Chance geben wollen, wäre das eine große Freude und Unterstützung für mich! Herzlichen Dank!
Vielen Dank für die Rückmeldung zu meiner Hut-Frage. Dann werde ich mich wohl mal ans Krimilesen und Krimiverschenken machen!
Liebe Grüße
Poupou
Das ist toll! Vielen herzlichen Dank!
Danke auch, dass Sie den Hut überhaupt ins Spiel gebracht haben!
Liebe Grüße
Christiane
Vielen Dank für diesen allumfassenden Beitrag! Ich sag aus Zeitmangel nur was zum Film: Ich hatte keine Ahnung, dass Emilia Perez eine Comédie musicale ist, was auch gut war, denn ich mag die nicht so sehr. Lala Land hat mir z.B. so gar nicht zugesagt, auch wenn ich hoch erfreut war zu entdecken, dass Schauspieler, von denen ich nicht wusste, dass sie diese versteckten Talente haben, plötzlich singen und tanzen wie die Profis. In Emilia Perez hat das aber meiner Meinung nach so gut gepasst. Die Geschichte ist natürlich haarsträubend, aber unglaublich unterhaltsam. Die Schauspieler einfach toll, allen voran natürlich Karla Sofía Gascón, deren Ausdrucksstärke echt beeindruckt. Kurz, ich habe diesen Film geliebt und würde ihn auf jeden Fall weiterempfehlen!
Rentrée auch bei meiner “Maus”, jetzt schon zweites Jahr ihres Studiums. Ich hab das Gefühl es wäre erst gestern gewesen als ich ihr noch Zöpfchen machte…
Übernächstes Wochenende geht’s ab nach Heidelberg, Ehemaligentreffen und Schlossbeleuchtung! Juhu!
Die Gesamtheit deiner Bücher steht in meinem Regal und wird auch gerne verschenkt
Liebe Grüße
Karin
Danke liebe Karin!
Lala-Land hat mich zu Tode gelangweilt!
guckstu hier: http://aufildesmots.biz/2017/02/la-la-langweilig/
Leider sind nicht mehr alle im Text verlinkten Filme disponible –
Viel Spaß in HD (bin auf dem Weg dorthin)
Liebe Grüße!
Hallo und ein lieber Gruß! Ich habe damals schon lange auf “Von hier bis ans Meer” gewartet, da ich den Vorgänger kannte und toll fand. Und auch der “Nachfolger” ist wunderbar. Zweimal habe ich das Buch schon verschenkt und werde das wieder tun. Schade, wenn es nicht so aufgenommen wurde. Die Menschen verpassen etwas. Herzliche Grüße aus dem 32° warmen Thüringen, Sunni
Ganz lieben Dank, Sunni!
Ja, die Temperaturen sind verrückt, ich bin gerade in Deutschland und hoffte auf etwas Kühle, aber es ist exakt so heiß wie in Südfrankreich 🥵