Dies und das am Montag

Blick auf das Cap d’Antibes, links die beiden Inseln vor Cannes

Nur ein kleines Lebenszeichen – ich war ein paar Tage in Deutschland und bekam von der Bürgermeisterin des Bergdorfes eine Unwetterwarnung für die Berge aufs Handy geschickt – Alarmstufe Rot immerhin, was mich veranlasste, kurz in die französischen Nachrichten zu klicken – ich weiß nicht, ob Sie es gesehen haben, aber ganze Teile Frankreichs stehen unter Wasser – wieder einmal, möchte ich sagen, denn diese Bilder sehen wir jedes Jahr – nur nicht immer von der gleichen Gegend. Jahrhunderthochwasser gibt es jetzt alle paar Jahre – vielleicht hat es doch etwas mit dem Klima zu tun? Frankreich tut sich schwer mit der Ökologie – Beispiel Cannes: Da hat man jahrelang einen großen, leeren, geteerten Platz in der Innenstadt zu einem “typisch provenzalischen Platz” umgestaltet, so hieß es jedenfalls – und jetzt ist er wieder komplett mit Steinplatten versiegelt. Bäume? Ja, es gibt ein paar, aber die meisten stehen in diesen großen (hässlichen) Blumentöpfen, die hier gerade in Mode sind. Ich verstehe nicht, wie man das so gestalten konnte. Nun gut – zurück zur Schlechtwetterwarnung, es hat tatsächlich wieder viel geregnet, es ist Herbst auch im Süden, im Hinterland rutschen dann gerne mal ganze Hänge ab und Felsen und Geröll verschütten Straßen. Der Fluss Var, gespeist von vielen kleinen nun anschwellenden Gebirgsbächen und allerlei spontanen Wasserfällen (beim letzten starken Gewitter fuhren wir durch die Schluchtenlandschaft Gorges des Daluis und aus allen Bergwänden sprudelte und fiel Wasser, sonst nicht vorhandene kleine und große Wasserfälle, so habe ich das noch nie gesehen, weil man bei diesem Wetter normalerweise zu Hause bleibt) der Fluss Var also füllt nun sein breites und sonst leeres Flussbett und rauscht in grauer Wucht bis zum Meer. Ich hatte auf dem Rückflug einen Fensterplatz und konnte das Phänomen des schmutziggrauen Flusswassers im Meer von oben betrachten. Sehr beeindruckend!

Jedes Mal frage ich mich, warum sich dieses Wasser nicht vermischt, eine Antwort habe ich in diesem Artikel gefunden. Kurz gesagt hat es mit der unterschiedlichen Dichte von Süß- und Salzwasser zu tun.

Wenn Süß- und Salzwasser in einer Flussmündung aufeinandertreffen, vermischen sie sich nicht immer sehr gut. Da das in die Flussmündung fließende Süßwasser weniger salzig und weniger dicht ist als Wasser aus dem Ozean, schwimmt es oft auf dem schwereren Meerwasser.

Das Flusswasser trägt nicht nur Sedimente mit sich, sondern auch viel Unrat, alles, was der hier und da über die Ufer tretende Fluss auf seinem Weg mit sich reißt, Baumstämme, Baustellenabsperrungen, Mülltonnen, Zeltunterkünfte, nah am Ufer abgestellte Fahrräder. Immerhin scheint es diesmal keine Toten gegeben zu haben. Für ein paar Tage gibt es ein Badeverbot für das verschmutzte Meer, aber das will man vielleicht sowieso nicht.

Also bin ich heute trotz des wieder einmal warmen und sonnigen Côte d’Azur Wetters (25 Grad!) ins Hallenbad gegangen. Ich war schon lange nicht mehr schwimmen, die ersten fünf Minuten kamen mir unendlich lang vor, dann war es ok, aber herrjeh, ich habe heute unglaublichen Muskelkater, ächz.

Wenn die Sonne weg ist, wird es deutlich kühl(er); und es beginnt hier die Suppenzeit. Ich liebe vor allem Gemüsesuppen, die heißen hier natürlich viel schöner, potage etwa ist die klassische pürierte Gemüsesuppe, eine Mouliné de légumes ist ein bisschen weniger püriert, man findet noch Gemüsestückchen darin, oder sie wird zur Velouté de légumes, zu einer “samtigen” Gemüsesuppe, wenn sie schön fein püriert ist und man außerdem Sahne oder Créme fraiche hineingerührt hat oder auch eine Bechamelsauce als Basis verwendet;

Hier übrigens eine meiner Lieblingszeichnungen von Herrn Skizzenblog – es erinnert mich an meine ersten nicht gelungenen Béchamelsaucen, die in der Tat dicke Bechermehlsoßen wurden.

Das geht eigentlich mit allen Gemüsesorten, auch mit Kürbis, ja, aber ich verstehe diesen Kürbishype um mich herum nicht, er ist wirklich meine letzte Wahl, ich schiebe ihn vor mir her, um nicht rollen zu sagen, so lange ich kann. Im Moment koche ich noch grüne Suppen: Gestern gab es Zucchinisuppe, heute habe ich einen halben Brokkoli dazu gegeben. Als nächstes gibt es Lauchsuppe. Kartoffeln werden hier übrigens in der Regel nicht zu den Gemüsesuppen gegeben (es sei denn man macht eine Art deftigen und unpürierten Eintopf), ich musste mir das richtig abgewöhnen. Und Kartoffelsuppe, das denken Sie sich vielleicht, geht hier gar nicht, auch nicht mit den besten Kartoffeln und mit noch so viel Sahne darin. Hingegen wird hier geriebener Käse über die Suppe gestreut, manchmal mache ich dazu auch Knoblauchcroutons, manchmal gebratenen Speck.

Welche Stadt?

Auf einem deutschen Markt habe ich nicht nur Grün- sondern sogar Schwarzkohl entdeckt. Hat mich beeindruckt, weiß aber nichtmal, wie man ihn zubereitet. Noch zu Studienzeiten gab es in der Mensa (in Göttingen, also schon recht nördlich, das mag es erklären) Grünkohl mit Pinkel. Das war zumindest damals nicht ganz nach meinem Geschmack.

Schwarzkohl rechts oben
Eigener Anbau: Grünkohl
Schwarzkohl
Deutsche Kartoffel

Und es gab so viele Sorten toller Äpfel!

Äpfel, eigene Ernte

Und: Ich habe “Bannmeilen” von Anne Weber begonnen (war ein Geschenk der Buchhändlerfreundin!), es ist keine amüsante Lektüre, ich bin nicht sicher, ob ich es schaffe, sie durch ihre Streifzüge durch das ganze 93er Département gleich neben Paris, la Seine-Saint-Denis, das Banlieue mit dem schlechten Ruf, zu begleiten. Ich staune nicht ganz so wie die Erzählfigur, die deutsche Pariserin, die das alles zum ersten Mal sieht – das Krimischreiben hat mich immerhin schon mit den dunklen Seiten des französischen Lebens und den schlecht beleumundeten Stadtteilen in Kontakt gebracht.

So viel für heute, à bientôt!

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10 Responses to Dies und das am Montag

  1. Marion sagt:

    Die Unwetter in F. waren hier auch Thema, z.B. südlich von Lyon, in Gegenden, wo es das vorher so noch nie gegeben hat. Klar hat das mit der Klimakrise zu tun, das sagten auch interviewte Franzosen. Die Stadt: Mainz? Kann nur raten, gehe nach der Farbe 😅. Gemüssesüppchen sollte ich mir auch mal angewöhnen, so gesund und kalorienarm. Kürbis habe ich aber sogar schon zubereitet. Das Buch von A. Weber hatte ich auch schon auf dem Schirm. Es stört mich dabei allerdings die arrogante Perspektive der gebildeten (Wahl)-Pariserin, die es vorher noch nie hinter die Périphérique verschlagen hat.

    • dreher sagt:

      :D ich meinte das (mit dem Klima) auch eher ironisch – wurde vielleicht nicht so deutlich, sorry.
      Yesss, Mainz :D
      Und ja, ich finde auch, dass diese Perspektive etwas nervt.

  2. Reiner Wadel sagt:

    Mainz mit seinem tollen Markt. Immer einen Besuch wert.

    • dreher sagt:

      Absolutely 😁 und es war nur der Freitagsmarkt, samstags ist er noch schöner, größer und vielfältiger 😍

  3. Caroline Bahri sagt:

    Moin, Grünkohl isst man eigentlich auch erst nach dem 1. Frost und Pinkel (Wurst) ist wohl Glaubenssache. Ich mag lieber Kassler zum Braunkohl (wie man hier eher sagt). Liebe Grüße aus Bremen

  4. Claudia Pollmann sagt:

    Unsere Hauptplätze in Kempten bestehen nachdiversen Fäll Aktionen und Umbauten nur noch aus chinesischen Granit.
    Die Stadt will sich jetzt ein eher grünes Kleid geben und möchte auf den Plätzen bei Hitze Wasser versprühen.
    Wünsche der Bevölkerung nach schattigen Plätzen wurden abgelehnt da nicht machbar. Letze Woche dann Info in der Zeitung man möge doch bitte früh einkaufen gehen – dann wäre es auf den Plätzen noch nicht so heiß….
    Nein wir haben keinen 1. April.
    Grüße Claudia

    • dreher sagt:

      Ach du jeh … naja, diese Sprühnebel (wie es sie auch bei Gemüse im Supermarkt manchmal gibt) finde ich manchmal ganz nett, aber richtiger Schatten wäre sicherlich besser. Und ob wir nun chinesischen Granit oder andere Steinplatten haben weiß ich nicht, aber es ist bislang auch sehr steinern und alles sehr symmetrisch angeordnet; es gibt auch eine Grundschule, die komplett mit hellem Stein verkleidet ist, zusätzlich ist der Schulhof komplett mit diesem Stein zugepflastert und es gibt dort nur vier symmetrisch gepflanzte Bäume, die bislang nur wenig Schatten werfen. Sonst nix. Die Kids schleichen im Sommer immer an der Wand entlang, um etwas Schatten zu finden. Eine Grundschule! Macht mich fassunglos.
      LG ins eigentlich so schöne Allgäu!

  5. Simona sagt:

    Zubetonierte Flächen in der Stadt und auch auf dem Land (Gärten des Grauens, mit Steinen in so Drahtdingsen und Drahtzäune mit Plastikplane ummantelt) machen mich auch sprachlos.
    Auf meinem kleinen Freitagsmarkt gibt es auch seit ein paar Wochen Schwarzkohl. Ich mag ihn auf der Pfanne, mit Knoblauch und Zwiebeln und getrockneten Tomaten und später Parmesan drüber. Außerdem hier große Kürbissuppen und -Curry Liebe.

    • dreher sagt:

      Danke für die Schwarzkohl-Inspiration, mal schauen, ob ich den bei meinen nächsten Deutschlandbesuchen irgendwann in einem Restaurant finde.