
Manchmal habe ich nicht nur das Gefühl, dass mich die Cookies ausspionieren, sondern dass irgendein großer Internet-Manitu mir ins Hirn schaut. Tagelang suchte ich in meiner Erinnerung nach einem deutschen Buchtitel für diese Überschrift: „Mit dem Diesunddas war Diesunddas.” Mehr wusste ich nicht mehr. Ich habe aber mit niemandem aus meinem französischen Umfeld darüber gesprochen, denn da hätte mir auch niemand helfen können. Endlich öffne ich die Google-Suche auf meinem Handy und was wird mir angezeigt, noch bevor ich irgendetwas eingetippt habe? „Doch mit den Clowns kamen die Tränen.” Ein Roman von Johannes Mario Simmel. Die Geschichte handelt von den folgenschweren Experimenten von Genforschern mit einem unheimlichen Virus, das, wenn es in die falschen Hände geriete, die gesamte Menschheit ausrotten könnte. Die Geschichte wurde bereits Mitte der Siebzigerjahre erdacht. Ist das nicht verrückt? Ich meine nicht die Virusgeschichte, sondern dass Google meine Gedanken zu lesen scheint. Da kann man schon Verschwörungstheoretikerin werden.

Egal, die Schafe zogen durch und hinterließen eine Spur von Schafskötteln in der Landschaft, wodurch die Fliegen angelockt wurden. Jedes Jahr dasselbe: Ich mag die Schafe, aber die Fliegen nerven mich entsetzlich. Sie kennen meine sommerlichen Berggeschichten, sie ähneln sich jedes Jahr, aber dieses Jahr gab es etwas Besonderes: Ein uralter Citroën aus einer aufgegebenen Autosammlung – ein Herr hatte 43 historische Autos gesammelt und sie seinen Kindern hinterlassen, die sie nun mühe- und schmerzvoll veräußern – wurde querfeldein herangekarrt und fand in einem Garten unterhalb des Dorfes sein neues Zuhause. Er soll ein privater Picknickort werden. Das wird sicherlich nett.




Dann organisierten die „Ecureuils en marche”, einer der Vereine des Dorfes, dem ich angehöre, mal wieder ein Loto. Loto ist im deutschen Sprachraum unter dem Namen Bingo bekannt Hier habe ich schon einmal darüber geschrieben.

Es ist ein ziemlich einfaches Zahlenspiel, das auch Kinder und Senioren problemlos mitspielen können. Letztes Jahr musste es kurzfristig wegen einer Coviderkrankung der wichtigsten Person der Veranstaltung abgesagt werden. Insofern hatten wir dieses Jahr sehr viel Zulauf (ich musste sogar schnell noch zweihundert kleine “Spielchips” aus Pappkarton schneiden, weil wir so zahlreich waren) und außerdem sehr üppige Gewinne zu vergeben. Einige Preise waren vom letzten Jahr übrig geblieben, andere wurden neu gekauft. Es gab unter anderem Olivenöl von einem lokalen Erzeuger, der weiter unten im Tal Olivenbäume besitzt (hier oben wachsen natürlich keine Olivenbäume mehr), Käse von der Schäferin, Wein und Champagner sowie Haushaltsartikel wie ein Käsebrett, ein Toaster und ein Soup-Maker – letzteres ein gewichtiges Ding, das ich persönlich mehr als überflüssig finde; Suppe kochen ist so einfach –, aber den Leuten gefiel es. Zusätzlich waren dieses Jahr vier Reisen der Hit, die in „Boxen” angeboten wurden. Drei Tage in Europa für zwei Personen oder eine Nacht mit vier Personen an einem besonderen Ort. Das kam gut an.

Es ist ein Glücksspiel, aber die Preise wurden dieses Mal sehr ausgewogen gewonnen: Eine Familie von außerhalb gewann einen Preis, Bewohner aus dem Tal und Dorfbewohner andere. Eine ältere Dame freute sich über den Soup-Maker und ein jüngeres Paar, das aus Gründen noch eine Hochzeitsreise nachzuholen hat, freute sich über den Gewinn einer Reisebox. Anschließend hatten wir noch einen Aperitif angeboten, damit nicht alle sofort wieder verschwinden, sondern noch ein bisschen gesellig beieinanderstehen oder sitzen. Es war ein sehr schöner Nachmittag!
Am Abend schmückten wir den Platz noch schnell mit Wimpeln und Fähnchen und Kreppblumen für den Nationalfeiertag. Dieses Mal durfte ich nicht nur die blau-weiß-roten Kreppblumen basteln, sondern sie auch anbringen.



Am Nationalfeiertag selbst war im Nachbardorf Guillaumes ein Flohmarkt, den wir frühmorgens besuchten. Ich erstand einen Comic von Brétécher und Monsieur eine Kettensäge. Später fand auf unserem Dorfplatz eine kleine Ansprache statt, die Marseillaise wurde gesungen – ich stand neben einem jungen Mann, der so inbrünstig sang, dass ich den Text mitbekam – und dann gab es mal wieder einen Aperitif, bevor ich das letzte Mittagessen für unseren Sommerbesuch kochte (auch das ähnelt sich Jahr für Jahr). Nachmittags schnitt ich ein bisschen Lavendel, der schon leicht verblüht ist. Ich möchte wieder die kleinen Lavendel-Fläschchen als Mitbringsel machen. Ich dachte, ich hätte letztes Jahr ausführlicher darüber geschrieben, aber anscheinend nicht.* Ich schaffte es aber auch so, zumindest zwei Fläschchen zu flechten.



Und nun eine kleine Unterbrechung des Bergsommers: Der Gatte ist zu einem großen Fest eines alten Freundes irgendwo hinter Arles eingeladen und ich selbst mache eine kurze Stippvisite in Berlin. Wir sind also ins schwülheiße Cannes gefahren. Hier wird in Windeseile Wäsche gewaschen und getrocknet. Trotz der Hitze werden sogar ein paar Hemden gebügelt. Immerhin war ich gestern frühmorgens – quallenbedingt ganzkörperverhüllt – schwimmen.
À bientôt, wir lesen uns, so hoffe ich, in ein paar Tagen wieder!
*Eben gefunden: Geschrieben habe ich nicht wirklich, aber ein paar helfende Fotos gezeigt habe ich, allerdings schon ein paar Tage früher als erinnert.












Vielen Dank für die schönen Fotos, Christiane! Das ist ja mal ein schönes Auto … ich mag die alten Formen so gerne, das war noch Eleganz, wenn auch jetzt etwas angerostet :).
Fliegen hatten wir auch, jedoch keine Ahnung woher sie kommen, denn Schafe haben wir natürlich nicht in der Stadt. Jedes Jahr gibt es genau einen “Ausbruch” in der buanderie, der Waschküche. Es sind sehr grosse, die nur ein paar Tage leben. Allerdings in so einer Menge, dass sie den Bewegungssensor auslösen und damit das Licht ständig an ist.
Gestern gelesen: Cannes beschränkt die Anzahl der Kreuzfahrschiffe, die pro Jahr die Bucht anfahren dürfen und auch bald die Grösse der Schiffe (nicht mehr als 1500 Personen). Gut so!!! Die Bilder, wie ganze Horden von den Schiffen losgelassen werden und dann die Strassen der Altstadt in X (hier einen beliebigen Namen eines Touristenortes einsetzen) verstopfen, will keiner sehen.
Dir noch einen schönen Sommer, mein Urlaub in DE steht auch bald an, juhu!
Liebe Grüsse, Karin
Wenn Du magst, melde Dich, liebe Christiane, vielleicht können wir ein Kaffee trinken oder was essen gehen. Ich würde mich sehr freuen, Dich wiederzusehen. Liebe Grüße Gabi
Bei Euch ist die Welt noch in Ordnung: Madame kauft einen Comic von Brétecher und Monsieur eine Kettensäge :))
😁😅🤷
Pingback: 25-07-19 Ich werde dieses Tüchlein in Cassios Gemach verlieren – iberty.de
Hoffentlich gibt’s jetzt kein Kettensägenmassaker 😊…
Haha, nein, sie funktioniert nämlich nicht