Cannes

Ich zeig euch hier mal, was ich manchmal abends mache, wenn ich „unten“, an der Côte d’Azur bin, und aus dem Krankenhaus komme, um ein bisschen durchzuatmen und um für einen Moment an etwas anders zu denken.

Cannes In der Regel gehe ich in Cannes, wo meine Schwiegermutter wohnt, noch kurz an den Strand oder spaziere die Croisette entlang, wie die Strandpromenade in Cannes heißt. Das wird gerade zunehmend schwieriger, weil Cannes sich auf die Filmfestspiele vorbereitet und halb Cannes und insbesondere die Gegend um den Filmpalast mit Barrieren abgesperrt wird. Nicht, dass ihr glaubt, man könne heute noch als normal Sterblicher einen Blick auf die Stars erhaschen. Alles wird hier großräumig abgesperrt. Auf Höhe des Filmpalastes, ein grottenhässlicher sechziger Jahre Bau übrigens, ist die Croisette sowie der Strandzugang bereits mit Barrieren versperrt. Überhaupt gibt es nur zwei klitzekleine öffentliche Strände, wo man einfach so ans Meer laufen und die Wellen plätschern hören kann, ganz am Anfang und ganz am Ende der Promenade, ansonsten ist der lange, künstlich aufgeschüttete Sandstrand in privater Hand von plastikweiß dominierten Luxussommerrestaurants, alles sehr schick mit Sonnenliegen, dekorativem Blumenschmuck auf kleinen Tischchen und bereits ein paar schönen Menschen, die dort an ihrem Champagner nippen. Der Zugang zu Strand und Meer ist dort nur gegen Bares zu haben.

Carleton Also schlendere ich in der letzten Abendsonne die Croisette entlang, hebe den Blick über die Flachdächer der Restaurants um nur das Meer zu sehen, neben mir Jogger und Inlineskater und exzentrisch gekleidete Damen, die Mini-Hunde spazieren führen, und ich genieße das, was es in Cannes umsonst gibt: Luxus-Ambiente mit dekorativen Hotels, Palmen, üppigen Blumenrabatten, Möwengekreisch, die typischen azurblauen Stühle überall, das Meer, die Yachten und irgendwann einen mehr oder weniger spektakulär schönen Sonnenuntergang. Später dann die ersten Lichter entlang der Bucht und schnell wird es dann kühl.

Stuhl Am Anfang fühlte ich mich zwischen all dem zur Schau getragenen Luxus wie ein alter Gummistiefel, in der Zwischenzeit sehe ich auch das normale Leben, das es in Cannes wie überall auch gibt. Angler, herumalbernde Teenager auf der Kaimauer mit einem Sixpack Bier, die Sandkünstler, die versuchen ein paar sous mit ihren ephemeren Kunstwerken zu verdienen, und selbst einen Wohnsitzlosen, einen SDF, wie das hier heisst (sans domicile fixe), der sich mit seinem Fahrrad und den Plastiktüten direkt neben dem mondänen Yachthafen einquartiert hat.

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