Ostern

Ostern ist in Frankreich ein Familienfest, genau wie Weihnachten, es ist ein bisschen kürzer wie bei uns, denn Karfreitag ist hier kein Feiertag. Aber alle Familien versammeln sich, auch die Zweitwohnsitzler kommen mit Mann und Maus nach oben gefahren, trotz des rauen Klimas und die Einwohnerzahl nimmt über Ostern schlagartig zu, vor allem haben wir statt sechs Kindern plötzlich um die dreißig, vierzig, die durchs Dorf rennen…

Für die Kinder läuft das an Ostern wie bei uns auch: Schokoeier, Schokohasen und jede Menge anderes Süßzeug werden versteckt, und die Kinder suchen sie am Ostersonntag im Garten, so man einen hat.

Der Hase ist jedoch eingewandert, die französischen Kinder wissen nicht, was es damit auf sich hat, denn in Frankreich bringen die Glocken, les cloches, die Ostereier. Ist schon die Idee mit dem Hasen bizarr, die Idee, dass Glocken Eier verstecken können, ist für mich völlig abgedreht. Die Geschichte ist irgendwie so: In der Karwoche schweigen in Frankreich alle Kirchenglocken und sie läuten erst am Ostersonntagmorgen aus Freude über die Auferstehung Christi wieder, das Ensemble aller freudig klingenden Glocken klingt bis nach Rom zum Papst und auf dem Rückweg bringt das Glockengeläut die Eier mit und lässt sie unterwegs fallen, so dass die Kinder sie suchen können. Ich find’s nicht logisch, aber unsere Hasengeschichte ist es ja auch nicht, und Hauptsache, wir suchen Ostereier.

Voilà, Laura mit einer Glocke!

Hier auf dem Land ist das oft eine gemeinsame Aktion, organisiert vom Comitée de fêtes, dem Festkommitee, einer sehr wichtigen ehrenamtlich arbeitenden Dorfinstanz, die es in jedem Dorf gibt, und die im Laufe des Jahres diverse Dorffeste organisiert, beispielsweise Karneval (oder das, was sie dafür halten, sorry, aber ich hab ein paar Jahre in Köln gefeiert, danach geht das nirgendwoanders mehr), Ostern, das Sommerfest am Patronatstag St. Anne, DAS Fest schlechthin: mit den Einnahmen aus diesem Fest, wo sich etwa 250 Menschen auf dem Dorfplatz zum Essen und Feiern drängeln, werden die anderen kleinen Festitivitäten finanziert, so wie eben jetzt Ostern, das inklusive Ostereiern und Grillwürstchen für alle Dorfbewohner kostenfrei ist. Der Präsident des Festkomitees ist eine Autorität in so einem Dorf, und vor zwei Jahren erwiderte uns frech ein pre-pubertiernder Junge, den wir baten, unsere Feriengäste nicht durch lautes Lärmen vor dem Fenster zu belästigen, wir hätten ihm gar nicht zu sagen, er sei der Sohn des Präsidenten des Festkommitees und er dürfe hier alles. So ist das hier. Dass ihrs nur wisst.

Das Comitée de fêtes hat also für Ostern folgende Programmpunkte organisiert :

Heute am späten Samstagnachmittag ein Clownspektakel für die Kids, am Ostersonntag früh wird im seit drei Tagen angeheizten alten Gemeindebackofen Brot und la Fougasse gebacken, ein provenzalisches Brot, das ein bisschen aussieht wie ein großes fächeriges Fladenbrot (mich erinnert die Form an große Gummibaumblätter), mit Kräutern der Provence gebacken, sehr lecker!

Dann gegen 11 Uhr gibt es la chasse aux oeufs für die Kids, also die Eierjagd auf einem großen Gartengrundstück, und jedes Jahr müssen die großen Kinder ermahnt werden, den Kleinen den Vortritt zu lassen, denn wenn man auch für Vieles schon viel zu groß ist, beim Ostereiersuchen wird das schnell vergessen.

In der Regel ist dann bei jeder Familie großes Familienessen angesagt, abends jedoch gibt es einen Apéro fürs ganze Dorf, danach Barbecue mit Grillfleisch und Würstchen und den am Morgen gebackenen Broten und Fougasses ebenso für alle Dorfbewohner.

Das kann sich dann lang hinziehen, macht aber nichts, denn Montag ist immerhin doch auch ein Feiertag hier.

Ich sitze hier und schreibe diesen Text, während ich auf meine Gäste warte. Wir sind über Ostern complet, aber nur mit Schlafgästen, Kochen muss ich nicht. Die Gäste sind alle für eine riesige Familienfeier angereist und werden dort verköstigt. Das ist für mich relativ stressfrei, ich muss eben nur da sein. Leider macht es mir dieses Mal dennoch viel aus, denn ich bin schon ein paar Tage für bügelnde und putzende Vorbereitungen hier oben und Patrick ist letztlich und vernünftigerweise im Krankenhaus geblieben. Ich hatte ihn aber gerade am Telefon und es geht ihm nicht gut. Er hat keine Schmerzen, da haben sie ihn im Krankenhaus gut eingestellt, aber er ist schon so schwach und fühlt sich nicht gut. Vorgestern ließ ich spontan Bügelbrett Bügelbrett sein und bin nachmittags aller et retour nach Nizza gefahren, um wenigstens für zwei, drei Stündchen bei ihm zu sein. Das gleiche Bedürfnis habe ich gerade wieder und ich frage mich, ob ich das nicht morgen einfach mache, anstelle der Eiersuche beizuwohnen und dem Apéro… meine Gäste sind ja sowieso nur zum Schlafen da.

Rechtlich ist das leider nicht ganz so einfach – on verra, mal sehen…

Joyeuses Pâques! Frohe Ostern wünsche ich euch und ein bisschen Licht und Wärme für uns alle – hier ist noch nicht allzu viel davon zu sehen. Die Fotos sind vom letzen Jahr, auch da wars noch brrrrr…. kalt…

ps: weiss auch nicht wieso, aber mein Photoshop macht mir die Bilder nicht mehr klein, daher immer die Fototapeten…

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