Um es gleich zu sagen, ich bin Zoo-Gegnerin. Ich hasse es, Tiere eingesperrt zu sehen. Vor allem Tiere, die im freien Leben einen enormen Bewegungsdrang verspüren, wie etwa Raubkatzen. Wenn ich schon sehe, welchen Radius sich meine Mini-Tiger nehmen, wenn sie können, wie kürzlich in den Bergen, dann tun sie mir hier in Cannes schon leid, obwohl sie hier ein Haus
und einen Garten haben und dahinter einen Park und viele angrenzende Grundstücke, wo sie auch geliebt und (leider) auch gefüttert werden. Große Tiere in kleinen Gehegen auf künstlichen Felsen mag ich also gar nicht.
Ich will es jetzt aber nicht vertiefen und noch über das Baby-Eisbär-ZooBusiness plaudern, sonst kann ich gleich nicht mehr schreiben, was ich eigentlich schreiben will. Das alles nur vorneweg, damit Sie sehen, ich bin nicht ganz leer im Kopf, ich mache mir gelegentlich Gedanken. Wir waren nämlich mit zwei Patenkindern auf heißesten Geburtstags-Wunsch hin in Marineland. Ein über die Grenzen gerühmtes Wasser-Disneyland in Antibes, umgeben von einem Aquasplash mit unglaublichen Achterbahn-Rutschbahnen und ziemlich viel Wasserspektakel. Ich glaube, ich hätte Marineland dennoch nie gemacht, wenn mich nicht seit dem Film De Rouille et d’Os mit Marion Cotillard und Matthias Schoenaertz die Killerwal-Dressur nicht mehr losgelassen hätte. In diesem Film voller Gewalt habe ich bei der Szene, in der Marion Cotillard (als ehemalige Wal-Dresseuse) mit ihrem Wal (der ihr bei einem Unfall die Beine abgerissen hat) zärtlich-traurig-sehnsüchtige Gesten durch die Scheibe des Bassins austauscht, Rotz und Wasser geheult. Gut, ich bin auch ziemlich schnell zu kriegen mit Bildern. Bei Gewalt mache ich die Augen daher zu, bei rührenden Szenen heule ich eben. Isso. Aber dass man mit diesen Tier-Kolossen so kommunizieren kann, hat mich fasziniert.
Marineland hat, soweit ich das mitgekriegt habe, einen guten Ruf, zumindest keinen schlechten. Insofern, als der Wunsch im Raum stand, Marineland und Delphine zu sehen, war ich einverstanden, weil ich so die Wale sehen konnte.
Machen Sie sowas am besten nur mit Kindern, und versuchen Sie nur das zu sehen, was Kinder sehen, dann geht’s. Dann ist es vermutlich bunt und fröhlich, es gibt zuckriges Eis in allen Farben und noch zuckrigeres Eis in gedrehten Flaschen mit Strohhalm, es gibt rosafarbene Plüschdelphine und glitzernde Delphinaufkleber, es gibt Pommes und Ketchup unter bunten Sonnenschirmen, viel animierende Musik, viel Wasser, ein paar traurige eingesperrte Pinguine, Schildkröten, Eisbären, weil’s gerade Mode ist noch einen animierten Dinosaurierpark (Sie sollten dabei nicht den Kopf zu sehr heben, sonst sehen Sie hinter der Mauer den TGV vorbeirauschen, was doch etwas anachronistisch anmutet, aber die Kinder sehen auch das nicht), und das Wichtigste: drei riesengroße Wasserbassins, in denen mit Robben, Delphinen und Killerwalen Dressurnummern vorgeführt werden.
Das ist, wenn man es dem vorgegebenen Stundenplan nach abläuft: erst die Robben (hier wird erklärt, wie eine Dressur abläuft), dann die phantasievollen freundlichen Delphine, nach einer Pause die Killerwale, wirklich in einer ansteigenden Spannungskurve gemacht.
Ich war schon bei den Robben gerührt. Sie wirkten so vergnügt als sie durchs Wasser pflügten und ihre Bezugspflegerinnen neckten. Und von Delphinen nicht begeistert zu sein, ist glaube ich schwierig. Sie sehen schon so freundlich aus und hier schwammen und hüpften und drehten sie sich mit ihren Pflegern im Wasser, dass es eine Freude war. Chapeau! für die Pfleger und Pflegerinnen, die durchtrainierte Athleten sind, Schauspieler und Tierpfleger, alles in einer Person. Jung, hübsch und professionell gut gelaunte Animateure sind sie auch. Jeder Pfleger hat seinen Delphin oder auch zwei Delphine, mit denen er via Gesten spricht. Es ist wirklich unglaublich, was sie da für ein Spektakel auf die Flossen gestellt haben.
Und dann die Wale. Die Tribüne war schon eine Stunde vorher voll. Ich saß eingezwängt auf einer Treppe, bekam irgendwann einen Krampf in den Beinen, weil ich mich nicht bewegen konnte. Sah durch das Treppengeländer hindurch und heulte die ganze Zeit. Ja, ich finde, dass das Becken, auch wenn es noch so gigantisch groß ist, für vier Wale und einen Baby-Wal doch ziemlich klein ist, ich weiß auch nicht, ob die Wale diese laute Musik wirklich mögen, mit der das Spektakel beschallt wird. Aber das, was die Wale machen, auf eine simple kleine Geste ihres Pflegers hin, ist unglaublich und hat mich schwer beeindruckt. Sie schrauben sich pirouettenartig aus dem Wasser, schlagen Saltos, hüpfen, drehen sich, winken, singen und pflügen sich durchs Wasser und wedeln dabei mit der Schwanzflosse Hektoliterweise Wasser auf die kreischenden Zuschauer. Dann lassen sich sich kraulen, blubbern Luftblasen unter Wasser und sind zutraulich wie kleine Hunde. Und der kleine Baby-Wal, letztes Jahr geboren, macht das einfach alles mit. Sehr lieb.
Wie gesagt, ich habe die ganze Zeit geheult vor Rührung und ich habe die tausenden von Zuschauern nicht mehr wahrgenommen, das Gedrängel und Geschubse und Gekreisch. Die Kids waren begeistert, am gerührtesten aber war wohl ich.
Nochmal muss nicht sein, aber es war “mein beeindruckendstes Ferienerlebnis”
Wale und Delphine zu sehen ist schon eine tolle Erfahrung! Mir war es im Juni in Australien vergönnt, zweimal Delphine in einer Bucht vom Strand aus zu beobachten. Das war einfach unglaublich, die dortige Landschaft mit ihrer Flora und Fauna hat das Erlebnis noch verstärkt: eine traumhafte Bucht, der Regenwald im Rücken, Meeresrauschen, die Papageien kreischen und dann eben noch die Delphine! Das Leben ist schön So etwas vergisst man nie mehr! Vor Jahren hab ich mit meiner Tochter Delphine im Duisburger Zoo gesehen, das war schon toll, auch wenn ich, wie Sie, solchen Shows sehr skeptisch gegenüberstehe. Diese Tiere in Freiheit erleben zu dürfen ist aber durch nichts zu toppen!
oh ja, das denke ich mir, dass man so etwas Wunderbares gesehen an so einem traumhafen Ort nicht mehr vergisst. Ist auch mein nächstes Ziel: Wale in Freiheit zu sehen!
Wale, Delfine, Eisbären haben in Gefangenschaft nichts, aber auch gar nichts zu suchen, schon gar nicht in Marine-Parks zur Volksbelustigung. (alles dick unterstrichen und mit vielen !!!! versehen); solche Parks müssen boykottiert werden und zwar weltweit.
Auf unserem Segeltörn von den Shetlands zu den Færøyer im letzten Monat, tauchte plötzlich ein Wal neben uns auf. Er war etwa so lang wie das Boot und hatte etwa die gleiche Geschwindigkeit wie wir. Es war ein schöner Anblick. Dann nahm der Wal einen anderen Kurs und verschwand mit viel Gepruste. Wenig später sahen wir in der Ferne eine Fontäne „unseres“ Wales.
Zu einem Foto-Shooting kam es aber nicht. Bis ich die Kamera geholt hätte, wäre er schon längst über alle B… – nein unter allen Meeren verschwunden.
In der Bucht vor Hvannasund (Færøyer) sahen wir dann leider auch mehrere Fischer, die drei Grindwale vor sich her trieben. Das Ende der Jagd wollten wir aber nicht sehen und segelten schnell weiter.
+ + + Szenenwechsel + + +
Ich stelle mir gerade vor, wie Poseidon nebst einigen Meeresnymphen eine Landpartie in der Eifel unternimmt und alle bei Kühen und Schweinen erstaunt „Ahhh“ und „Ohhh“ ausrufen, wie wir es auf dem Boot bei den Walen und Delphinen tun. Und dann kommt die maritime Reisegesellschaft am Schlachthof in Köln vorbei…
In der freien Natur ist die Tierwelt am schönsten zu beobachten. Nur muss der Mensch dem Tier auch die entsprechenden Lebensräume überlassen und schon gar nicht gleich alle Tiere aufessen wollen.
Honi soit qui mal y pense
Ich hab vergessen, woher der Orca zu dem Namen “Killerwal” kam, aber er ist absolut nicht blutrünstig. Den Film, den du ansprichst, kenne ich nicht, habe aber eine latente Erinnerung an “Free Willy”. Und ebenfalls eine ziemliche Abneigung gegen Delphinarien etc. – dann doch lieber die Robbenstation in Norddeich!
Ganz anderes Thema: die Schwiegermutter hat dein Buch mitgebracht, das werd ich ihr jetzt abschnacken und lesen. Vielleicht finde ich ja noch unbekannte Seiten.
Hallo nach Frankreich,
einer der Eisbeeren in diesem Aquapark ist Flocke, eine Handaufzucht aus dem Nürnberger Zoo. Nachdem sie ausgewachsen war, wurde sie nach Antibes gebracht. Ich fühle genauso wenn es um diese armen Kreaturen geht, was es erleichtert ist der Gedanke dass viele Tiere bereits in Gefangenschaft geboren wurden und es daher nicht anders kennen.
Liebe Grüße Simone