les soldes

Mich lässt der Klamotten-Ausverkauf ja kalt. Das hat einerseits ja immer noch mit den überdimensionierten Normalmaßen einer Deutschen im südfranzösischen Ausland zu tun (wir berichteten mehrfach, hier oder da) – btw. es gab da letztes Jahr auch eine Aktion 609060 über Menschen mit Normalmaßen, …

was man hier nachlesen kann, sie zog weite bunte Kreise bei diesen ich-schaue-mir-deine-fotos-an-schaust-du-dir-meine-fotos-an-Seiten, hier etwa und da und dort, und ich bin nicht ganz auf dem neuesten Stand, wie es damit weiterging, aber dass ich da nicht mitgemacht habe, hat mit meiner generellen Internetmüdigkeit zu tun und auch damit, dass ich dachte, Mann! Kommt Ihr erst mal nach Frankreich, dann habt ihr Grund zu meckern. In Deutschland gibt es kleidungsmäßig doch alles und alles ist möglich … meine Klamottenentdeckung im vergangen Jahr diesbezüglich ist übrigens rundholz. Habe ich aber natürlich nicht in Frankreich bekommen, wen wundert‘s.

Ja, also, was wollte ich sagen – les soldes in Frankreich lassen mich also kalt. Mein Cannes-Society-Leben geht gegen Null, so dass ich weder ein neues Leoparden-T-Shirt brauche noch goldene Glitzer-Accesoires.  Ok, ich war dennoch unterwegs und habe immerhin ein einfarbiges Baumwoll-T-Shirt (14 Euro) gekauft und ein paar nicht reduzierte Stulpen (25 Euro) in einem Strumpfladen. Was  wollen Sie machen, ich sitze die meiste Zeit ganz ungestylt am Schreibtisch und habe trotz Schaffell vor allem eiskalte Füße.  Les soldes haben mich auch nur deshalb aus dem Haus getrieben, weil natürlich auch anderes reduziert ist. Bettwäsche zum Beispiel. Ich weiß nicht, ob Sie mein französisches Betten-machen-Dilemma kennen?! Ein reizendes Kapitel in meinem Buch, das sei hier nur am Rande erwähnt – In der Zwischenzeit habe ich mich jedoch weiter entwickelt und schlafe nun zum ersten Mal in meinem Leben mit einem anderen Menschen harmonisch auf einssechzig Breite und unter einer einzigen Decke. Dass das geht, erstaunt mich selbst am allermeisten. Aber bei der Decke handelt es sich, im Winter zumindest, um eines dieser überdimensionierten Deckbetten mit den Maßen zweivierzig auf zweisechzig. Es gibt natürlich auch schmalere Betten und entsprechend schmalere Deckbetten, zwei auf zwei Meter oder zweizwanzig auf zweivierzig. Das hängt wie gesagt mit der Matratzenbreite zusammen und damit, dass auch das Deckbett, tagsüber zumindest, flach festgezurrt wird und rechts und links von der Matratze hinunterhängt wie eine Tagesdecke. Das alles ist eine Wissenschaft für sich, glauben Sie mir! Nach wie vor habe ich Schwierigkeiten, diese gigantischen Bettwäscheteile auf eine Wäscheleine zu befördern, sie zu bügeln, zusammenzufalten und irgendwann dem Deckbett wie ein Mützchen überzustülpen. Und nach wie vor täusche ich mich beim Überstülpen gern bei Breite und Länge, so dass ich immer das Gefühl habe, die Bettwäsche sitzt nicht richtig. Der Unterschied zwischen zweivierzig Länge und zweisechzig Breite (oder ist es umgekehrt?!) ist nicht so eindeutig auszumachen und verliert sich im Eifer des Gefechts, während ich versuche zwei Deckbettzipfel festzuhalten und gleichzeitig heftige Schüttelbewegungen mache, damit der Bezug runterrutscht. Was für ein anstrengendes Gewurschtel jedes Mal.  Und immer hängt trotz aller Mühe am Ende an einer Seite irgendwie Stoff schlabberig leer über dem Bett. Tatsächlich mag ich Betten machen im Sommer mit einem einfachen Riesen-Leintuch, das gnadenlos festgezurrt wird, irgendwie lieber.

Den ganzen Herbst und Winter habe ich jedoch mit einer Bettwäsche geliebäugelt, die bei einem namhaften Bettwäsche-Ausstatter im Fenster dekoriert war. Wildes Blumenmuster in Orange, Pink und Türkisblau. Ich bin immerhin schon so französisch angehaucht, dass ich wenigstens bei der Bettwäsche in Farben schwelge, während ich früher die strenge Theorie vertrat, nur in nüchternem Weiß könne man wirklich ruhig schlafen.  Ich suche also den Laden auf und erstehe die um 50% reduzierte Bettwäsche, die aber immer noch so teuer ist, dass ich beim ersten Anlauf den Laden erschrocken wieder unverrichteter Dinge verlassen habe. Ich wasche sie, bügele sie und halte Monsieur einen Vortrag darüber, wie leicht das Bügeleisen über sechs Quadratmeter Stoff gleitet, wenn es sich wirklich um Qualität handelt … . Und dann ziehe ich dem Deckbett sein gigantisches Blumenmützchen über und:  Es passt nicht. Monsieur, schreie ich, kannstumirmalhelfenbitte! Du hast sie falsch aufgezogen, sagt Monsieur. Danke, das habe ich auch gemerkt, sage ich unfreundlich. Wir ziehen das Riesen-Mützchen andersrum auf und es passt noch weniger. Wir ziehen und glätten und schütteln. Es bleibt dabei, es hängt viel Stoff leer herum. Zu groß, sagt Monsieur. Hast du die Decke richtig ausgemessen? Ich messe doch nicht jedes Mal die Decke aus, empöre ich mich, ich WEISS wie groß sie ist, zweivierzig auf zweisechzig! Und der Bettbezug ist auch zweivierzig auf zweisechzig, größer geht’s nicht!  Monsieur sagt nichts mehr. Wir versuchen es noch einmal anders herum. Passt wieder nicht. Als ich zum dritten Mal jetzt schon ziemlich erschöpft und genervt den Bettbezug abziehe und wütend über die Unsinnigkeit dieser gigantischen Decken wettere: kann man in diesem Land nicht einfach zwei normal große Deckbetten haben, Herrgottnochmal!?,  suche ich bei dieser blöden Drecksdecke den Stoffzipfel auf dem die Maße stehen und da steht: 220 x 240. Oh! OOH! OOOOOHHHHH!!! Wie hasse ich dieses Drecksland mit seinen Drecksdeckbetten in diesen vielen scheißblöden Größen, ich hasse, hasse, hasse es …

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26 Responses to les soldes

  1. Eleonore Braun-Folta sagt:

    Die Größe würde doch glatt auf meine Decke passen. Die ist 2,20×2,40 und stammt von einem schwedischen Möbelhaus. Wir schlafen schon seit 30 Jahren unter einer Decke. 3/4 der Decke gehört mir. Ab und an beschwert sich mein Mann, dass er so wenig Decke abbekommt und frieren muß. Bringe ich dann den Vorschlag an, wir könnten uns ja 2 normale Decken kaufen, dann hätte jeder eine, wird das aufs entschiedenste abgelehnt. Die Bezüge muß ich natürlich auch beim Schweden kaufen, gibt es ja sonst nicht. Wir beziehen übrigens schon seit 30 Jahren unsere Decke zu zweit, das erleichtert das Ganze ungemein. Als Krankenschwester lernt man das schon in der Ausbildung. Meine Kollegin und ich hatten da große Übung drin. In 25 Minuten eine komplette 20 Betten Station betten.
    Dann werde ich das nächste Mal, wenn ich in Frankreich bin, mal nach den großen Bezügen Ausschau halten.
    Elli