Ohne Handy!

Sie haben es schon gemerkt, es stagniert. Gibt so Tage, da ist man nicht da, da will man Menschen in anderen Städten treffen zum Beispiel, oder anderes nimmt überhand, nahende Text-Abgabetermine sind so Tage, an denen nicht viel anderes geht, so ist das hier gerade, das allerschlimmste aber ist: Technikausfall. Ich habe mein noch ziemlich neues und schrecklich teures und überhaupt allererstes smartes Foto-Handy klatsch mit der Butterseite auf den Asphalt fallen lassen.

Das hat es vorne ordentlich und hinten ein bisschen geschreddert und nichts geht mehr. Kein Foto vor allem. Und nein, es gibt keine Garantie für dummes Fallenlassen von Handys und auch die Versicherung der EC-Karte übernimmt da nichts … Mit dem Handy fotografiere ich, seit ich das Ladegerät meines auch noch ziemlich neuen Fotoapparats verschlampt habe – der seit Monaten daher stumm und leerfotografiert in der Ecke liegt. Da ich ihn irgendwie von Anfang an nicht richtig mochte, ließ ich ihn schnöde und achtlos so liegen und widmete mich voller Freude dem Foto-Handy. Zoomen konnte es nicht so toll, aber Makros wurden viel besser, super also, es ersetzte meinen Fotoapparat und ich war zufrieden. So, jetzt also ist das Handy am A… und das Fotoladegerät für den aus der Versenkung herausgekramten Fotoapparat habe ich auch nicht wieder gefunden, trotz intensiver Suche und Aufräumerei. Wenn Sie wüssten WIE SCHLECHT gelaunt und WÜTEND ich das ganze Wochenende war … über den Verlust dieses scheißteuren Handys, das man für die Hälfte vom Anschaffungspreis irgendwo reparieren lassen kann, immerhin … Ich war aber vor allem so wütend darüber, dass ich so wütend und fast verzweifelt über “ohne Handy” sein kann und im Internet zwei Tage lang rastlos nach allen möglichen Reparatur-Varianten suchte und neue (noch teurere) Handys ansah, die ich mir zur Zeit nicht leisten kann (denn das ist ja der Knackpunkt, wäre das Konto prall gefüllt, würde ich vermutlich nur ein bisschen seufzen und dann doch schnell das Nachfolgemodell erstehen) – und nachdem ich auch noch zwei Nächte lang fast nicht schlief vor lauter “Sorge” (WAS tun? Ich BRAUCHE ein Handy oder einen Fotoapparat!!!), dachte ich irgendwann STOP jetzt: Ist das alles noch normal? Dieser Hype mit überteuerten Handys? Brauche ich das überhaupt? Und ist es nicht vielleicht ein Zeichen, wenn mir die ganze Technik wegbricht (das Autoradio ist nämlich auch ausgefallen)? Soll ich da irgendwas begreifen? Mehr nach innen als nach außen gehen, vielleicht? Weniger Input und weniger Facebook vielleicht auch? Vielleicht soll ich auch das Cannes-zu-Fuß-Projekt gar nicht machen – denn ohne Fotos ist es viel weniger anschaulich. Nun, letzte Nacht meditierte ich ernsthaft das Problem und kam zu dem Entschluss, dass Cannes-zu-Fuß Projekt will ich machen, zur Not auch ohne Fotos nur mit Worten – das Handy aber lasse ich mal weg – das ist sozusagen gleich das nächste Projekt: Ohne Handy! Ich mag es nicht, dass alle nur noch auf das Handy starren und mit anderen Leuten kommunizieren als mit denen, mit denen sie gerade zusammen sind. Und dieses nervöse Telefonrausgezerre, um zu sehen ob eine E-mail angekommen ist oder ein FB-Kommentar nervt mich, obwohl ich es auch mache. Ständig. Zum Telefonieren nutze ich das Handy hingegen selten. Ich mag nämlich gar nicht ständig überall angerufen werden und ich telefoniere auch nicht viel. Oft vergesse ich das Handy sogar zu Hause, oder ich höre es nicht, wenn es in meiner Tasche klingelt und manche Nachricht sehe ich erst Stunden später, was mir schon viel Kritik eingebracht hat: “Wozu hast du denn ein Handy, wenn man dich nicht erreichen kann?”. Musik höre ich auch nicht über das Handy. Wozu brauche ich also so ein scheißteures Teil? Nur so? Weil es schick ist? Aber, aber … für Notfälle und zum Fotografieren, jammert ein kleines Stimmchen … Na gut. Ich brauche also eine Kamera aber vielleicht kein Handy. Ich versuchte heute morgen ein neues Ladegerät für die Kamera zu erstehen, es soll 40 Euro kosten … Ich bitte Sie! Das Ding hat einen Materialwert von EINEM Euro, wenns hoch kommt. Ich bin nicht bereit das auszugeben. Ich will diesen ganzen Technikhype gerade nicht mehr mitmachen und nein, ich weiß noch nicht, wie das mit den Fotos zukünftig werden wird, aber eins ist sicher: No Handy! Für eine gewisse Zeit, sagen wir, bis Ende Februar, das ist sozusagen meine etwas vorgezogene Fastenaktion. Schaun wir mal, was das macht, wie’s mir damit geht und ob es lebbar ist. Sie werden von mir hören. versprochen! Und durch Cannes wird auch wieder gelaufen, nicht täglich, das schaffe ich nicht, aber immer wieder.

Hier übrigens ein kleiner Film zum Thema.

Monsieur, um das auch zu sagen, hat aus Prinzip weder Handy noch Kamera und er lebt sehr gut ohne all das.

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8 Responses to Ohne Handy!

  1. Anja sagt:

    Mein tipp: cardreader.
    Speicherkarte aus Camera nehmen, in den cardreader einlegen und ab in den USB Anschluss des Computers. Simpel und effektiv.
    Außerdem kosten die Dinger bei der Kriegsfrau nicht die Welt.

    @handy: tut mir echt leid!

    • dreher sagt:

      aha, danke – aber das Kartenlesen ist nicht das Problem, das Ladegerät, um den Foto wieder zum Leben zu erwecken, fehlt. Trotzdem Danke!

  2. cococita sagt:

    Monsieur hat dich: das ist einfach das wichtigste. A dear friend of mine wrote 2 thoughtful blogposts on living unplugged that I wanted to share here with you: http://bornjoy.blogspot.be/2013/10/unplugged-saturdays.html and http://bornjoy.blogspot.be/2013/03/unplugged-sabbatical.html. Life is much more than only a camera, although I know exactly how it feels to live without for a while … The good thing is: it benefits your creativity and probably awakens/uncovers deep hidden talents.

  3. Karin sagt:

    Und den Fotoapparat per USB-Kabel zum Aufladen des Akkus an den Computer anschliessen, geht das? Ich hatte nämlich ein ähnliches Problem: Handy zu Hause nicht aufgefladen und dann in der Arbeit festgestellt, dass der Akku fast leer ist. Immer praktisch, wenn man ein Kind hat und die Schule systematisch per e-mail/Handy kommuniziert. Und das Ladegerät NATUERLICH nicht dabei. Ich schon ganz am Verzweifeln habe dann alle Kollegen abgeklappert, ob denn einer ein passendes Ladegerät dabei hätte. Natürlich nicht, nicht für ein schnödes Nicht-I-Phone. Aber eine junge Kollegin gab mir den Tipp mit dem USB-Kabel. Vielleicht geht das ja?

    Und Du hast Recht: diese Handyabhängigkeit ist ätzend! ich nutze meines nur für SMS und als wandelnden Kalender.

    Liebe Grüsse,
    Karin aus Genf

    • dreher sagt:

      Oh Karin, du bist ein Engel, sieht so aus als wolle es klappen (mit dem Handy habe ich das auch schon gemacht, dachte aber, nachdem ich den Fotoapparat NICHT mit einem normalen Handy-Ladegerät aufladen kann, ich bräuchte unbedingt ein Foto-kompatibles Ladegerät und an den PC habe ich gar nicht gedacht) – wow !!! MERCI !!! :) <3 :) oooh das Herzchen <3 will nicht erscheinen :(

  4. Marianne sagt:

    Hallo Christjann,
    das mit dem Handy tut mir leid; aber ich erlebe in den letzten Monaten zunehmend diese Handymanie: alle sitzen um Dich rum, daddeln auf dem Handy, und da noch ne geile App und da noch ein Filmchen, das verschickt wird und gleich noch ein Chat hinterher und der Inhalt: großzügiger Weise nenne ich es mal bla, bla bla.

    Da werden bestimmt täglich Hundert Dinge ausgetauscht, die ich nicht brauche. Ich habe auch ein Handy (wahrscheinlich schon ein Fossil), das dient mir ausschließlich zum Telefonieren und ich verschicke jeden Monat mal eine SMS. Das reicht mir völlig.

    Ich habe die neueste Handy-Generation gesehen, na ja, es gibt darüber nichts Schlechtes zu sagen, dennoch: Kommunikation verstehe ich immer noch mit realen Personen, sozusagen Auge um Auge gegenüber.
    Ich habe nichts dagegen, dass das von anderen Menschen anders gesehen wird. Jedem Tierchen sein Plaisir-chen. Nur kann ich es auch nicht leiden, wenn ich fast täglich gezeigt bekomme, was man damit alles machen kann und dass man mich sozusagen missionieren will.

    Ich wünsche Dir, dass Du Dich nicht weiter darüber ärgern musst und Alles zu Deiner Zufreidenheit gelöst werden kann.

    Grüße Dich herzlichst von der ganzen Familie
    auch an Thierry
    Marianne