Chocolat und Croque Monsieur

Jaja, ich weiß, ich wollte durch Cannes laufen … wenn Sie wüssten WIE sehr es hier regnet, es ist wirklich unglaublich dieses Jahr, es gibt ja Länder mit Regenzeit, ich glaube Südfrankreich gehört zukünftig dazu – das Hinterland von Cannes, Nizza und Menton hat die Hälfte seiner Straßen verloren, die holterdipolter von Tonnen von Geröll verschüttet wurden, einschließlich der sich darauf befindlichen Autos, oder einfach ganz abgestürzt sind. Das Nachbardepartement Var ist völlig abgesoffen. Katastrophenzustand. In Cannes ist die Katastrophe etwas abgemildert,

abgesehen von Wasser in jedem zweiten Keller und überfluteten Unterführungen leidet man hier hauptsächlich darunter, dass bei diesem Wetter niemand zum Ausverkauf schwimmen mag.* Nicht, dass ich nicht raus will, aber ich musste erst ein paar Dinge fertig machen, eins davon ist das hier. Großartig, oder? Ganz neu heute!

Ich bereite mich aber vor, aufs Spazierengehen und Schauen, meine ich. Ich lese gerade ein super spannendes Buch von Alexandra Horowitz über das Vergnügen der Aufmerksamkeit beim Spazierengehen. Die Autorin geht den gleichen Weg durch ihr Viertel mit unterschiedlichen Spezialisten, darunter ihr anderthalb Jahre alter Sohn und ihr Hund. Ich habe gestern das Kapitel über den Spaziergang mit dem Typographen gelesen, weiß nicht, ob das wirklich lustig ist für Leute, die keine Schriftspezialisten sind oder kennen, aber ich habe mich sehr amüsiert. Ich sage Ihnen, ich habe noch nie so viel Schrift wahrgenommen in meinem Umfeld, kam mir richtig “vollgelabert” vor beim Laufen und Schauen.

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Ein anderes Buch, das ich gerade entdecke, ist etwas spielerischer, aber nicht weniger interessant, der englische Titel gefällt mir besser als der deutsche, weil das Wort Entdecker darin vorkommt. Ich bereite mich also auf ein sehr aufmerksames Entdecken vor, machen Sie sich auf was gefasst ;)

Um ordentlich gerüstet zu sein, und auch, um dem vielen Wasser was entgegenzusetzen zu haben … Sie wissen schon, ich spreche vom Gefiederfett der Enten, habe ich also ein bisschen fettes Essen gemacht. Seit acht Jahren lebe ich in Frankreich und bei jedem Geburtstag, zu dem ich bisher eingeladen war, gab es Schokoladenkuchen. Nun, es ist eigentlich kein Schokoladenkuchen, es ist ein Nachtisch in Kuchenform … und schon mit einem kleinen Stückchen davon ist der Mund voll mit weicher, klebriger superschokoladiger Masse … ohlàlà … seitdem ich ihn das erste Mal gegessen habe bin ich angefixt, süchtig, abhängig. Der K800_DSCN2821Fondant au chocolat ist mein Himmel auf Erden. Nie habe ich mich bislang getraut, diesen Fondant au chocolat selbst zu machen. Französische Klassiker wie Mousse au Chocolat sind mir schon mehrfach misslungen und seitdem lege ich alle Rezepte, die mit Wasserbad anfangen, resigniert sofort zur Seite und die hin- und wieder mutig eingekaufte Dessertschokolade esse ich in der Regel peu à peu so auf. Kürzlich aber hatte ich so schrecklich dolle Lust auf Schokoladenkuchen und nahm in meiner Boulangerie ein Stück Schokoladentarte mit und war dann so furchtbar enttäuscht, weil sie kein bisschen schokoladig schmeckte, dass ich im Küchenschrank verzweifelt die Tafel Dessertschokolade rauskramte und beschloss jetzt sofort und gleich richtigen Fondant au chocolat zu versuchen. Es ist so lächerlich leicht, dass ich mich im Nachhinein schäme, es nicht schon lange gemacht zu haben. Das ganze Geheimnis: die extrem kurze Backzeit! Er soll drinnen noch kleben, das, was man normalerweise immer vermeiden will und daher mir Stricknadeln und Messern überprüft und noch zehn Minuten weiterbackt, ist in diesem Fall nicht gewollt! Backen Sie den Fondant um Gottes Willen nicht “klassisch” zu Ende, sonst wird er ein Schokoladenkuchen wie tausend andere! Also, raus nach 12 Minuten, abkühlen lassen und lauwarm probieren … ohlàlà …  himmlisch!!!

croquemonsieurAus einem ähnlichen Grund habe ich mich dann an einen anderen französischen Klassiker gewagt: Croque Monsieur. Sie lachen? Billige Bistrotküche? Nix leichter als das? Die eines Abends von mir servierte Tiefkühlvariante wurde von Monsieur zumindest nicht mal zu Ende gegessen, so fade fand er sie. Beim Stöbern bin ich neulich in diesem hübschen Blog über dieses anschauliche Rezept für Croque Monsieur gestoßen und nachdem der Fondant so gelungen war, fühlte ich mich ermutigt, es jetzt auch mit diesem anderen Klassiker aufzunehmen. Auch hier eigentlich alles so easy … Ich habe genau so schöne Päckchen gebunden und sie wurden lecker, sooo lecker und nahrhaft, soo nahrhaft, denn hier ist das Geheimnis die Butter. Ziemlich viel Butter, um ehrlich zu sein. Jaa, schon klar, alles etwas fett, das muss auch aufhören … daher gehen wir auch bald zum Skifahren! Yippieh!

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*Ich sehe gerade Nachrichten und in der Bretagne ist es auch ziemlich nass und dramatisch … das sei der Ordnung halber angemerkt, damit man nicht glaubt, ich hielte den Süden Frankreichs für den Nabel der Welt, n’est-ce pas

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21 Responses to Chocolat und Croque Monsieur

  1. Marion sagt:

    Liebe Christjann,
    dann müsste Dein Buch ja bald hier eintreffen, ich freue mich schon… Diese erdrutschartigen Unwetter hatten wir damals in Südspanien auch, einmal duften wir sogar aus Sicherheitsgründen vorzeitig unseren Arbeitsplatz verlassen, um sicher nach Hause zu kommen. Mmhh, Fondant…. , zum Glück gibt es ja mittlerweile auch in Köln einige frz. Patisserien wie z.B. Epi, TörtchenTörtchen oder auch neuerdings in der Südstadt Dehly & DeSander. Du wirst nicht darben müssen, wenn Du das nächste Mal hier bist…:-) Ach Christjann, ich würde dieses Land auch so gerne wieder Rtg. Frankreich verlassen. Ich halte es nicht mehr aus, habe aber keine beruflichen Ideen. Das Leben vergeht so schnell und ich bereue es jeden Tag, meinen Auslandstraum aufgegeben zu haben. Aber irgendwie ist mir der Mut und die Power abhandengekommen. Also lese ich vorläufig weiter fleißig Deinen Blog…
    Salutations
    Marion

    • dreher sagt:

      Liebe Marion,
      in Deutschland muss ich ja immer so schrecklich deutsche Sachen essen, weil ich die sonst nicht habe – aber gut zu wissen, dass ich in einem Anfall von Heimweh nach Frankreich auch kleine französische Leckereien finden könnte ;) tröste dich Marion, das alltägliche Leben im Ausland ist selten nur traumhaft schön … Alltag ist Alltag überall.
      Grüße aus dem Dauerregen … Christiane

  2. Marion sagt:

    Fand ich auch toll… Freu’ mich für Dich, wird bestimmt “der Burner”, um es mal mit den Worten einer weiteren berühmten ausgewanderten Kölnerin zu sagen… Wohnt sogar bei Dir um die Ecke, in St. Tropez…

  3. Marianne sagt:

    Liebe Christjann,
    danke für die echt fetten Rezepte; das lass ich mal zur Zeit aus, obwohl es schon wahnsinnig gut schmeckt. !:! Ich versuche mich gerade an neuen Gemüserezepten, denn Gemüse ist vielseitiger als alles Fleisch und ich giere gradezu danach.

    Habe selbstverständlich auch schon Dein Buch bestellt, wird aber erst vorrauss. am 19. Februar geliefert, heul, heul….. Du hast mir mit der Leseprobe sozusagen Appetit drauf gemacht und ich bin schon sehr gespannt, es in Händen zu halten.
    Na ja solange lese ich eben noch aus der Vorratskammer, gerade mal wieder “Malibu” von Leon de Winter.
    Grüße aus dem Oberschwabenland
    Marianne

  4. siri sagt:

    Tamtamtamtaaam…
    und heute lag das Buch auch schon in einer Buchhandlung in Heidelberg !!
    Herzlichen Glückwunsch
    siri

  5. Marion sagt:

    Und ich habe heute eine Mail bekommen, dass Dein Buch mir statt am 19.2. schon am 13.2. zugesendet wird…

  6. dreher sagt:

    Na wunderbar, das klappt doch alles! Buchhändler sind eben gut organisiert arbeitende Menschen :) Danke für all Eure aufmerksamen Blicke in Buchschaufenster!

  7. Marianne sagt:

    Jubel, jubel……
    das Buch ist heute schon gekommen und ich habe natürlich sofort die ersten Seiten gelesen, muss aber jetzt noch dringend andere Arbeit im Atelier fertig stellen. Dann wird es wohl eine längere Nacht heute…. oh, wie schön.
    Marianne

  8. Sabine Soucek sagt:

    Ein Hallo nach Cannes….
    Das Buch ist heute eingetroffen…ich freue mich schon riesig auf die gemütlichen und spannenden Stunden auf der Couch.
    Verfolge schon sei langem Ihren Blog und war auch fasziniert von Ihrem ersten Buch. Ich träume mich dann wieder nach Nizza, das ich seit 20 Jahren jedes Jahr bereise…noch zwei Monate, dann ist es wieder soweit und ich kann Le Suquet in Cannes vom Bucheinband in Natura sehen.
    Vielen Dank für all die schönen Geschichten, die so viel Licht, Wärme und Gerüche aus Südfrankreich virtuell nach Münster transportieren.
    Ich freue mich auf die weiteren Spaziergänge durch Cannes…vielleicht mit Fortsetzung in Nizza?
    Liebe Grüße
    Sabine

    • dreher sagt:

      ach Danke, das freut mich ja – ich hoffe wirklich, Sie mögen es – es ist anders als meine Texte bisher … und ich laufe weiter, na sicher … zunächst muss ich aber Cannes entdecken …
      liebe Grüße
      Christiane

  9. Wolfram sagt:

    Bei uns an der Gironde-Mündung hats auch mächtig gerappelt letzten Monat…

    heißt der Bestatter wirklich e-deuil?

    Das erste Bild birgt eine heimliche Paradoxie (und viel Hypokrisie, meiner Meinung nach): wer sich auf die Stufen setzt oder vor dem Haus parkiert, dem wird nachgerannt.
    :D (Ich find diese résidences furchtbar, mich graust es immer, wenn ich in so einem Bunker einen Besuch machen muß!)

    • dreher sagt:

      Ja, heißt so, grausam oder? Und das Haus mit dem Schild, dass das Sitzen auf den Stufen verbietet, liegt direkt neben einem Gymnasium, ich find das Schild zwar auch unsympathisch – aber die jungen Menschen sitzen in der Pause und vor und nach der Schule gern in der Nachbarschaft herum (Stufen, Bänke, Mäuerchen, Café) und hinterlassen leider täglich jede Menge Abfall … :(