C’est la guerre

charlieattentatSo schnell wie hier heute eine Katastrophe auf die andere folgt (Schießereien und Geiselnahme der mutmaßlichen Attentäter von Charlie Hebdo in einer Druckerei und kurz darauf Geiselnahme und Schießerei in einem koscheren Supermarkt im Osten von Paris) kann ich gar nicht schreiben. Der Eiffelturm, der gestern Abend symbolhaft seine Lichter löschte, wird noch eine Weile Trauer tragen, wenn es so weiter geht. C’est la guerre sagte gestern die Lebensgefährtin des Zeichners Charb, es ist Krieg.

Terriblement seul seien sie gewesen in ihrem Kampf um die Meinungsfreiheit, Helden eigentlich, die einen Platz im Panthéon und ein Ehrenbegräbnis verdient hätten. Die einzigen, die wirklich frei und unabhängig waren in der Presselandschaft und die sich nicht das Maul verbieten ließen und die trotz Angriffen, Polizeischutz und Angst bereit gewesen sind, die Freiheit des Wortes zu verteidigen, sagt Jeannette Bougrab, die Lebensgefährtin von Charb, in ihrem langen Interview, das gestern spät abends gesendet wurde und heute, auf drei Minuten zusammengeschnitten, überall zu hören ist. Das wirklich Wichtige aber ist in den drei Minuten nicht enthalten. Auf die Frage, ob sie die Welle der Solidarität nicht rühren würde, antwortete sie, dass es schön sei, die Menschen heute so solidarisch zu sehen, aber letzte Woche sei Charlie Hebdo noch so allein gewesen, niemand habe das Magazin und seine Macher wirklich verteidigt, im Gegenteil sie wurden stetig angegriffen und wegen ihrer unerschütterlichen Haltung als islamophob kritisiert. Letzte Woche wussten sie noch nicht, wie sie die Rechnungen für diesen Monat bezahlen sollten und sie hatten deshalb vor kurzem einen Aufruf zur Solidarität der Leser gestartet, um überhaupt weitermachen zu können …

Wenn Charlie Hebdo nächsten Monat eingegangen wäre, dann hätten vermutlich alle nur genickt – naja die Krise, so viele Zeitungen gehen bankrott, sie waren ja auch wirklich ein bisschen zu heftig, das geht heute nicht mehr … hoffen wir dass das, was passiert ist zumindest hilft, um uns und die häufig so politisch korrekte Presse aufzuwecken und sie und uns daran zu erinnern, dass wir eine Presse- und Meinungsfreiheit haben, die wir verteidigen müssen. Es braucht Leute wie die Zeichner und Macher von Charlie Hebdo dafür. Und die Titanic (ich verlinke hier einen Beitrag des Titanic-Chefredakteurs Tim Wolff) und Dieter Nuhr. Und den Roman von Houellebecq lese ich jetzt. Beziehen wir Stellung. Machen wir den Mund auf. Es ist nicht immer alles politisch korrekt, na und! Seien wir mutig. Ich versuche es.

So, während ich an diesem Text schrieb, immer mit einem Auge bei BFMTV – sind eben gerade beide Geiselnahmen gewaltsam beendet worden. Die beiden mutmaßlichen Attentäter von Charlie Hebdo sind tot, ebenso der Geiselnehmer im Supermarkt; es gibt weitere Verletzte und Tote unter Polizisten und Geiseln an beiden Orten. Was für ein Grauen.

Ich verlinke hier das Interview mit Jeannette Bougrab in der langen Version, ich weiß nicht wie lange es so noch auf der Seite von BFMTV zu sehen ist. Es ist natürlich (nur) in Französisch –

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5 Responses to C’est la guerre

  1. Marion sagt:

    Danke für das Interview, werde es mir in Ruhe noch ein 2. Mal anhören. Interessantes Paar, sehr unterschiedlich, habe heute etwas recherchiert. Aber was für ein Irrsinn, das Jahr fängt gut an…
    Solidarische Grüße nach Südfrankreich!

  2. Marianne sagt:

    Auch ich habe gestern die Nachrichten verfolgt. Dann fand ich das Interview bei Dir und hörte es mir an. Ich spürte wie einsam, traurig, verzweifelt und alleine gelassen sich Jeannette fühlt. Das hat mich zu Tränen gerührt.
    Das Grauen ist so greifbar nah und lässt mich frieren.
    Ich möchte auch gerne mutig sein und frage mich, ob ich es wirklich bin. In der Vergangenheit war ich immer unbequem und habe so manche Menschen ordentlich vor den Kopf gestossen. Nun machst Du mir Mut, Christiane, dass es richtig war und ich nicht daran zweifeln darf, um weiter so zu handeln.

  3. flammang sylvie sagt:

    je suis charlie,das ist das schlimmste,was menschen geschehen kann. Diese so sinnlos gestorbenen 12 Menschen,haben sich ein Staatsbegraebniss verdient. Und das meine ich
    ernst. Auch hier hat die Welt ein Recht,Aduie zu sagen,fuer Menschen,die mit Ihrem Stifft,in die Geschichte eingehen, Sie haben,nicht nur der Politik auf der Welt zu denken gegeben,sondern die Kirchen zum Schweigemarsch zusammen gefuehrt. Das bis in eine Synagoge.Mein Beileid fuer die Familien, mein Beileid fuer eine ganze Welt. Es kann nur besser oder schlechter werden.Ich denke positiv,soll das Zeichnen,nicht umsonst gewesen sein,Ihr Denken, diese Ausstrahlung;in Gedanken sind nochmal so vielle Menschen,zu Hause und weinen mit Euch.Tragt einen Stifft in der Tasche,zur erinnerung. Meine Hochachtung, auch der Politik,der Polizei,all dennen die geholfen haben,im richtigen Moment das Richtige zu tun. Danke,Paris,
    danke dennen,an die jetzt denke und die Hand reiche zum Frieden; Bin Luxemburgerin,aber auch wir weinen.Vive la France,Sylvie Flammang

  4. flammang sylvie sagt:

    Sehr geehrte Frau Bougrab,ich schreibe Deutsch,entschuldigung,aber sicher gibt es Menschen die Ihnen dies uebersetzen koennten? Mein Beileid.Ich finde keine Worte die Sie auch nur im geringsten troesten koennten. Sie hatten recht,auch diese Menschen
    haetten ein Staatsbegraebnis verdient gehabt und einen Orden. Es geht um ein sinnloses
    Sterben,von einem Appel an die Regierunf,ein Schrei in die Welt,aendert endlich etwas,bewegt etwas,habt doch keine angst,seht her es gibt uns Charlie Dehbo,wir zeichen, aber auch wir sind nur Menschen.Wir fuer die Welt. Es ist so traurig,was geschah. Die Regierung muss umdencken. Lernen dies richtig zu verstehen. Sylvie

  5. flammang sylvie sagt:

    Hand in Hand miteinander und fuereinander und das fuer eine bessere Welt.Fuer den Frieden.Reicht Euch die Haende,als zeichen des Friedens,hebt den Stifft und teilt stumm mit,so nicht,wir wollen kein toetn,keine Waffen,keinen Krieg,aber wir moechten auch gerne offen unsere freie Meinung sagen,denn bei der Geburt hatten wir einen
    Mund.Dieser ist auch zum reden da,um sein Denken zu sagen,Ohren hat man um zu hoeren,aber auch um gehoert zu werden. Ich reiche die Hand fuer den Frieden.Sylvie