Ben oder Was ist Kunst?

Neulich waren wir in Nizza im Théâtre de la Photographie et de l’image und sahen uns eine Fotoausstellung von Patrick Swirc an. Eigentlich wollten wir zu einem Architekturvortrag im gleichen Haus, aber er war, bis wir ankamen, schon ausverkauft, so dass wir uns eben die Ausstellung ansahen. Und das war durchaus lohnend, ich mochte vor allem seine Reisefotografien.

Leider sind die Museen in Nizza, die bis letztes Jahr noch alle kostenfrei besichtigt werden konnten, allesamt kostenpflichtig geworden, zumindest für die Menschen, die nicht nachweislich im “Großraum Nizza” wohnen. Man wird Sie an der Kasse daher nach der Postleitzahl Ihres Wohnortes fragen (und im Zweifelsfall ein Dokument sehen wollen). Wir zahlten also happige zehn Euro pro Person und durften dafür noch weitere fünf Museen innerhalb von 48 Stunden ansehen (20 Euro übrigens für alle Museen Nizzas, das lohnt sich vielleicht an einem Sturm-und Regenwochenende). Weshalb wir uns am nächsten Tag kulturbeflissen ins MAMAC begaben. Ich war da schon einmal, Monsieur noch nie und beide waren wir noch nie auf der Terrasse, von der man so schön über Nizza schauen kann und von der Hilke Maunder hier berichtet.

Mir gefiel (neben dem unglaublichen Blau Yves Kleins) vor allem ein blaues Plastikflaschenkleid und dann die Installation von Ben, der sich mit der Frage Was ist Kunst? auseinandersetzt.

K800_IMG_20150322_192357Das fragt man sich in solchen Museen ja immer mal wieder. Und seine Antworten sind, wenn auch nicht neu, doch immerhin erfrischend. Eine Idee ist, alles wird Kunst, wenn man nur einen Rahmen drumherum macht.

K800_IMG_20150322_192502 K800_IMG_20150322_192812 K800_IMG_20150322_193247 K800_IMG_20150322_152239

Das habe ich zuhause gleich aufgegriffen und erhöhe meine Bläcksoxx damit in den Kunststand. Dieses Werk repräsentiert das Alltagsphänomen der Socken, die im Wäsche-Nirwana verloren gehen. Hier überrascht die große Anzahl einzelner Socken, die ihren Sockenpartner auf unerklärliche Weise verloren haben. Die Tristesse der verbliebenen Einzelsocken, deren teilweise verwaschenes Grau auf eine lange Geschichte schließen lässt, und die trotz eines ähnlichen Schicksals heute weder in Farbe, Form oder Größe zueinander passen wollen, ist immer wieder berührend.

blacksocks

Die Terrasse des MAMAC war wegen des schlechten Wetters übrigens geschlossen.

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2 Responses to Ben oder Was ist Kunst?

  1. Marianne sagt:

    Das ist die älteste Frage, liebe Christiane und ich antworte mal mit zwei Zitaten von Pablo Riuz Picasso:
    1-“Sie erwarten von mir, daß ich Ihnen sage, daß ich Ihnen definiere: Was ist Kunst? Wenn ich es wüßte, würde ich es für mich behalten”.
    2-“Jeder möchte die Kunst verstehen. Warum versucht man nicht, die Lieder eines Vogels zu verstehen? Warum liebt man die Nacht, die Blumen, alles um uns herum, ohne es durchaus verstehen zu wollen? Aber wenn es um ein Bild geht, denken die Leute, sie müssen es ‘verstehen’ “.

    Und noch eins von Paul Klee:
    “Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.«

    Nun ja, ich kann es nur für mich und mir selbst beantworten: Vieles ist Kunst, aber beileibe nicht Alles. Und: was mir an Kunst(gegenständen) gefällt, finden Andere vielleicht ganz schrecklich.

    Nun zu Deinen “Bläcksoxx”, das ist vielleicht kein schlechter Anfang oder Einstieg in eine Reihe oder Serie: Verlassene? Einsame? Widerwillig Single?

    Deine Spaziergänge in Cannes und Umgebung sind sehr schön und erfreuen mich immer aufs Neue.
    Zwar sonnige, aber mit schneidend kaltem Nordwind versetzte, Grüße.

    • dreher sagt:

      Vielen Dank, liebe Marianne, für deine ernsthafte Auseinandersetzung mit meinem nur halb ernst gemeinten Beitrag – ich denke, wenn ich die Kunstreihe fortsetze, dann mit weiteren unerklärlichen Alltagsphänomenen – mich erreichten Zuschriften, die von MikroLöchern in T-shirts berichteten, ich wiederum habe unerklärliche kleine Löcher in Leintüchern – Waschmaschine und Trockner sind neu, und nein, keine Motten! Das Leben ist voller Rätsel … wir beobachten das weiter … Grüße aus dem Aprilwettergeschüttelten Cannes, heute: Frühling! ;-)