Pepita, die den Unterschied zwischen Sonntag und Werktag nicht so ganz verinnerlicht hat, weckt mich um kurz vor sechs. “He!”, maunzt sie, “wo bleibst du denn? Futter! Streicheln!”
Dann komme ich vor lauter Katzen-Futterquengelei und anschließendem Streichelbedürfnis kaum dazu, meinen Kaffee zu machen, geschweige denn die Zubereitung zu fotografieren,
insofern hier ein Foto der vergangenen Woche. Das hätte ich Ihnen zwar auch so unterjubeln können, nicht aber Eva, die mir so liebe Eichhörnchen-Kaffee-Post gemacht hat. Vielen Dank, das gehört zu den “Was schön war-Erlebnissen”!
Die Katze will gestreichelt werden. JETZT! SOFORT! STREICHLE MICH!
Nur mit Mühe kann ich sie davon abhalten, dass sie sich heute nicht ständig auf die Tastatur legt. Wir lesen gemeinsam ein bisschen im Internet herum. Bei der Kaltmamsell finde ich einen Text über das Sterben, und es tröstet mich, dort zu lesen, dass so viele Todkranke letzten Endes ersticken, weil man ihnen nicht mehr den ganzen Rotz absaugen kann. Ich habe mich jahrelang schuldig gefühlt, weil Patrick nämlich genau so neben mir erstickt ist und ich nichts dagegen machen konnte, und obwohl ich wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er stirbt, habe ich trotzdem immer gedacht, ich habe ihn neben mir sterben lassen und im Krankenhaus hätte man noch etwas für ihn tun können.
Beim erneuten Lesen nachgetragen: Also natürlich ist es nicht tröstlich, dass Menschen an ihrem Lebensende ersticken, aber die Tatsache, dass es quasi “normal” ist, hat mich getröstet, und dass ein hektischer Aufbruch ins Krankenhaus, der in unserem Fall gar nicht möglich gewesen wäre, nichts an der Tatsache ändert.
Monsieur drängt mich zum sonntagmorgendlichen Radfahren, kleine Seniorenrunde. Hier das Foto des Rad-Klassikers, mit dem er mich trotzdem locker abhängt. Das Foto wurde auch schon an anderer Stelle zu einem ähnlichen Thema gepostet.
Nein, Monsieur ist nicht der Herr in der gelben Weste und auch nicht der im windschnittigen Design, Monsieur ist schon nicht mehr sichtbar und bleibt es für den Rest der Tour, nur weil ich zwei Sekunden lang anhalte, um dieses Foto zu machen.
Wir finden uns später wieder (weil er an einer Wegbiegung tatsächlich auf mich wartet!) und auf der Rückfahrt gibt es einen Grand Crème und ein Croissant an einem gerade so geöffneten Kiosk, noch nicht mal alle Stühle waren aufgestellt.
Danach ausgiebige Körperpflege, ein bisschen Entspannen. Dann pragmatisches Essenzubereiten. Es gibt Radieschen und ein paar der Apéro-Thymiankekse vom letzten Sonntag als Entrée. Bavette (dazu auch hier etwas), gedünsteten Chicorée (hier sagt man endives dazu) und Bandnudeln als Hauptgang. Den Rest vom gestrigen Milchreis als Nachtisch. Vergesse ich zu fotografieren. Hier nur das Danach-Foto.
Zur Sieste komme ich nicht, weil ich schon wieder einen Anfall eines allergischen Schnupfens bekomme. Seit acht Tagen plagen mich verklebte Augen (keine Konatktlinsen möglich, sehr nervig), Schnupfen bis hin zu belegten Bronchien. Das ist neu und ich komme dem auch mit Antihistamintabletten nicht bei. Ist das Heuschnupfen? Ich mache eine erste Nasenspülung mit Salzwasser. Davon kein Foto. Sieht eklig aus.
Damit und mit der Schnieferei bin ich beschäftigt, und um auf andere Gedanken zu kommen, gehe ich spontan ins Kino. Bin immer wieder überrascht, wie viele Menschen Sonntagsnachmittags ins Kino gehen. Das wäre für mich früher nie drin gewesen, zwei Stunden des hellichten Tags im dunklen Kino zu verplempern. Kino ist wie Fernsehen, das macht man abends. Ich bekomme den vorletzten Platz in Lion, ein Adoptivdrama, das mich nicht nur berührt, sondern bei mir auch allerhand anderes auslöst. Da es ein australischer Film ist, zeigt der Film immerhin ansatzweise auch schwierige Momente des Themas Adoption, aber natürlich braucht es dafür einen zweiten Adoptivsohn, der sich trotz aller Liebe der Adoptiveltern nicht so wunderbar entwickelt (“Ihr adoptiert auch immer unsere Vergangenheit” versucht der “gut geratene” Sohn seiner Adoptivmutter zu erklären, der sich bemüht seiner Mutter umsomehr Freude zu machen, weil der andere Sohn der Adoptivmutter “Leid zufügt”. Ach je.) Ich sehe den Film in französisch synchronisierter Fassung, es stört mich an der einen oder anderen Stelle. Deutsch synchronisierte Filme kann ich gar nicht mehr ertragen. Und deutsche Filme, die französisch synchronisiert sind (passiert manchmal auf arte) bleiben mir total fremd. Da kann ich der Handlung oft nicht folgen, weil mich diese “falschen” Stimmen und Satzmelodien so irritieren.
Zuhause gibts Reste von gestern und heute zum Abendessen. Dann telefoniere ich mit einer Freundin, deren Mann noch immer im Krankenhaus liegt. Auch nach acht Tagen, weiß man nicht richtig, was er eigentlich hat. In der Nacht aber hatte er Todesangst und rief zweimal die Nachtschwester, die ihn zweimal zurechtwies und sagte “Sie haben nichts” und “Das kann bis morgen warten”. Daraufhin rief er über sein Handy den Notarzt an, der wiederum glaubte, der Patient wolle sich über ihn lustig machen “Sie sind schon im Krankenhaus, was wollen Sie denn noch”.
Heute Abend im Fernsehen die Qual der Wahl. Wir sehen Liberace. Hm. Mir fehlt da ein bisschen Spannung, aber wahrscheinlich ist es schon großartig, dass es einen US-amerikanischen Schwulenfilm gibt, in dem Michael Douglas die Hauptrolle spielt.
Dann stelle ich noch schnell die Fotos für 12 von 12 im März rein und das war mein Tag. Schon wieder mehr als 200 andere 12/12er bei Frau Kännchen.
Kicher. Ja das hätten wir uns – und er sich – zu Straßen von San Francisco Zeiten nicht vorstellen können. Ich hab mir Lion gestern Mittag angeschaut, sozusagen statt Mittagessen, das ginge in Frankreich gar nicht, oder? Ich fand das Spiel des kleinen Saroo unglaublich. Ich mag auch nur Filme im Original sehen. Die französische Synchronisationscrew scheint auch sehr überschaubar und mich nervt es einfach ständig die gleichen Stimmen zu hören.
Es gibt Vorstellungen ab 13 Uhr 30, also die “kurz nach dem Mittagessen-Séance”. Und am Wochenende gibt es auch eine 10 Uhr Vorstellung, vor dem Mittagessen. Anstelle des Mittagessens geht trotz Popcorn und Eis-Angebot nicht. Ja stimmt, der Kleine spielt toll. Wird der Film in der Schweiz auch mit “der neue Slumdog Millionär” beworben? Der eigentliche Filmtitel “Lion” ist hier nur ganz klein auf dem Plakat zu sehen. Berührt hat mich vor allem das Ende – die kurze Doku der echten Geschichte hinter dem Film.
Und ich habe gerade ein bisschen über Liberace gelesen. Wie schwierig es war, den Film in den USA unterzubringen etc. Daher ja eigentlich ein gutes Zeichen, dass man einen Schwulenfilm nicht wegen des Themas diskutiert, sondern wegen dem Mangel an Spannung.
Schon süß, wie konzentriert Pepita mit Dir zusammen arbeitet, Ihr beiden braucht kein Teambuilding-Seminar. Und ja, würde sagen, es ist Heuschnupfen. Schon über Hyposensibilisierung nachgedacht? Hab’ gerade das gleiche Problem (Erle und Hasel blühen schon), zum Glück helfen bei mir die Antihistaminika noch, aber ich hatte einen ganz bösen Husten. Danke auch für den Chrismon-Artikel, schwieriges aber wichtiges Thema. Hilft ja nicht, es zu verdrängen. “Leon” habe ich noch nicht gesehen, es laufen hier derzeit so viele gute Filme, komme gar nicht hinterher. Letzte Woche habe ich “Certain Women” geschafft, “Fences” läuft schon gar nicht mehr, vielleicht schaffe ich ja “Neruda” noch, “Die wilde Maus” auch interessant, oder “Moonlight”, usw. Heute Abend ist erstmal die Premiere von “Happy” von einer jungen dt. Regisseurin, von der ich schon “Die mit dem Bauch tanzen” gesehen hatte und sehr begeistert war. Im Kino kann ich super abschalten, tut einfach gut… Eine angenehme Woche wünsche ich Dir (hier scheint die Sonne und ein erster Hauch von Frühlingserwachen stellt sich ein)!
Naja, Pepita ist schon ein bisschen dominant in unserer Beziehung
ok, Heuschnupfen, seufz, nein habe noch nicht über wasauchimmer nachgedacht, war ja nicht sicher, was es ist, wird jetzt mal gegoogelt –
Ich verpasse auch laufend Filme, es kommen hier aber so oft nur Mainstreamfilme, dass ich die Perlen dazwischen dann meistens übersehe (und die laufen oft nur eine kurze Woche lang) – eben kommt eine Perle im TV – Costa Gavras: Un homme de trop –
Und DANKE für die Fotos!!!!
ps: war vielleicht doch nicht so eine Perle, ich bin auf jeden Fall vor Ende des Films ins Bett …
❤️, Eva
Immer wieder gerne, Grüße von mir und dem Eichhörnchen!