Der Süden ist blau

Gestern hatten wir im Süden eine einzige Gewitterfront. Es fiel innerhalb weniger Stunden die Wassermenge für etwa 14 Tage vom Himmel. Wir kamen aus den Bergen und fuhren durch vier verschiedene Gewitterzonen einschließlich Hagel. Zwischenzeitlich musste ich anhalten, weil ich vor lauter Wasser nicht mehr sah, wo die Straße war. Allein von Nizza bis Cannes haben wir zwei Stunden gebraucht. Zu viel Wasser, zu viele Autos.

Es hat sich auch stark abgekühlt. Vorgestern sind wir mit Klimaanlage bei 34 Grad in die Berge gefahren, gestern gings bei 14 Grad mit Heizung zurück. Heute früh war die Luft frisch und klar, der Strand noch nass, und Meer und Himmel waren so blau, wie es sich für die Côte d’Azur gehört. Das Meer aber hatte Verdauungsstörungen: es rollte und kotzte mit jeder Welle Dreck an den Strand. Ich war nicht schwimmen, vor diesen Wellen habe ich Binnenlandkind Respekt, sondern sammelte nur den Müll ein. Am Ende meiner Aktion lag aber schon wieder neuer Müll im Sand. Never ending story.

 

Ich überlege mir ja immer den Titel für das Müllbild. Der hier könnte Aloe Vera lauten. Oder Carefree (vielleicht nicht gleich erkennbar). Nicht im Bild zwei schwarze Müllsäckchen mit Hundekacke, die ich gleichsofort entsorgt habe. Es erschließt sich mir nicht, warum man die Hinterlassenschaft seines Hunde erst brav einsammelt, den Müllsack dann aber am Strand liegen lässt.

ps: Gerade habe ich diesen Beitrag auf FB geteilt und bin dabei über dieses Video gestolpert, in dem eine Menschenmenge “Absaufen!” skandiert auf die Frage, was mit den Flüchtlingsschiffen passieren soll, die auf dem Mittelmeer herumirren. Absaufen sollen sie, brüllt das Volk. Nein, lacht der Typ am Mikro vergnügt, natürlich nicht, die Schiffe würden noch gebraucht. Ich kann es nicht glauben, dass wir schon wieder da sind.

Und das Meer ist so unschuldig blau.

 

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4 Responses to Der Süden ist blau

  1. Das Meer ist, wie Du sagst, so schön blau, verführerisch.
    Und dabei schmeißt es Dir den Müll vor die Füße.

    Und Absaufen? Wie ich schon kommentierte: Wenn ein Schäferhund an Bord wäre mit Namen Hasso, würden sie den unter Einsatz des eigenen Lebens umgehend retten.
    Es ist eine SCHANDE.
    Ansonsten fehlen mir die Worte dazu.

  2. dreher sagt:

    Die Welt dreht sich gerade nicht sehr rund, ich habe auch keine Wunder-Lösung parat, glaube aber nicht, dass das komplexe Problem der Migration generell mit einfachen Maßnahmen geregelt werden kann.
    Was mich grundsätzlich anwidert und was ich unerträglich finde ist, dass ein Teil meines Volkes “absaufen!” brüllt. Ich habe selbst (und würde mir das generell wünschen) immer Mitgefühl für die, die in Not sind.

  3. Ursula Weber sagt:

    Sehr traurig – mir fehlen die Worte

  4. Karin sagt:

    Ich bin der Meinung, dass die Menschheit an sich nicht fähig ist aus ihren Fehlern zu lernen. Froh macht mich das nicht… Und die Tatsache, dass Horsti aus Bayern auch noch Oel in’s Feuer giesst wo er kann, MACHT MICH WAHNSINNIG!