Alles in Ordnung

Lieben Dank für Ihre zahlreichen Anfragen – es geht uns gut, wie sind in Sicherheit, Cannes war diesmal nicht so stark vom Unwetter betroffen (auf den Tag genau vor fünf Jahren hatten wir eine Hochwasser-Katastrophe in Cannes!).

Dieses Mal traf es das Hinterland, die Dörfer in den Tälern mit den Flüssen Vesubie, Tinnée und Roya sind seit gestern Abend Katastrophengebiet.

Alex hieß das Sturmtief, auf das wir uns hier schon am Vortag vorbereitet haben. Am Vortag, als es noch so sonnig und mild war, dass man es nicht glauben wollte, dass da ein Unwetter kommen sollte, war es wirklich nötig, die Schulen schon wieder zu schließen und den Zugverkehr zu unterbrechen? Man konnte es sich nicht vorstellen, so wie es auch heute wieder sonnig und mild ist, als wäre nichts gewesen. Dazwischen fegte einen Nachmittag und eine Nacht lang ein Gewittersturm alles durcheinander und es fiel mancherorts in einer Nacht so viel Regen, wie manchmal in einem Jahr. 

Die Flüsse schwollen an, rissen die Uferböschungen mit, entwurzelten Bäume, Strommasten, unterhöhlten Straßen und Brücken, die vielerorts wegbrachen. Häuser, die an Hängen oder in Flussnähe standen, brachen zusammen. Eine Tankstelle wurde weggeschwemmt. Ein altes Ehepaar, das sich auf das Dach seines Hauses gerettet hatte, versank mit dem zusammenbrechenden Haus in den Fluten. Auch Feuerwehrleute sind ertrunken, weil ihr Auto davongespült wurde. Die Zahlen der Toten und Vermissten schwanken zwischen acht und zwölf.

Der Var war gestern ein sich dahinwälzendes braunes Ungeheuer, der nur knapp davor gewesen war in Nizza über die Ufer zu treten; man hat dort vor zwanzig Jahren, nach dem sogenannten Jahrhunderthochwasser, kilometerlange Dämme gebaut. Man sieht sie, wenn man auf dem Weg zum Flughafen ist und findet es an 360 Tagen im Jahr lächerlich, für dieses Rinnsal so eine Anlage konstruiert zu haben, an den Tagen aber, wo es sintflutartig regnet, ist man dankbar für die Voraussicht. Aber es stand gestern nur Oberkante Flussbett. Gegen zwei Uhr morgens hörte es dann auf zu regnen.

(Foto: Le fleuve Var, le 2 octobre 2020 • © France Télévisions / Jean-Bernard Vitiello)

Viele Dörfer sind noch abgeschnitten, ohne Strom, Internet und Telefon: Tende, St. Martin Vesubie, Breil sur Roya, Isola. Erst heute konnten Hubschrauber dorthin gelangen – bei dem Sturm gestern konnten sie nicht fliegen und die Rettungsfahrzeuge kamen wegen der verschütteten Straßen nicht durch.

An der Küste (Nizza, Cannes, Antibes) Unwetter as usual: verschlammte und gesperrte Uferstraßen, Strände voller Unrat, der aus den Tälern mitgerissen wurde (unter anderem fand man ein Wanderwegschild aus den Bergen!) ein paar vollgelaufene Keller, beschädigte Autos, heruntergefallene Dachziegel, entwurzelte Bäume, abgerissene Äste und Palmwedel. 

Ich habe bei France 3 dieses beeindruckende Video mit Luftaufnahmen aus dem Hinterland gefunden, und man sieht unter anderem, wie der braune Var (mit allen Zuflüssen) sich ins Meer ergießt.


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12 Responses to Alles in Ordnung

  1. Marion sagt:

    Quel cauchemar

  2. Ursula Weber sagt:

    Vielen Dank für deinen Lagebericht! Liebe Christiane, ich habe sehr an euch gedacht als ich die schrecklichen Bilder im Fernsehen sah🙈.
    Nun bin ich froh zu hören, daß es euch soweit gut geht.
    Herzliche Grüße 🍀

  3. Sunni sagt:

    Was für ein furchterregendes und unheilvolles Ereignis! Die armen Menschen! Einfach unbeschreiblich und traurig.Wie gut, dass Sie Beide sicher sind. Beste Grüße und Wünsche! Sunni

  4. Christiane Haas sagt:

    Ich habe an euch gedacht und bin beruhigt, dass bei euch alles in Ordnung ist, Ganz erschreckend welche Kraft Wasser haben kann, wie es in kurzer Zeit alles verwüsten kann und wie viele Familien dadurch unendliches Leid erleben müssen.

  5. Ute sagt:

    Liebe Christiane,
    habe eben erst überhaupt davon gehört…vorher kein Radio, kein TV, kein Internet…und sofort an Euch gedacht…bei Wetteronline sind auch ganz gruslige Aufnahmen…
    Wie gut, dass es Euch gut geht. Und wie furchtbar, dass so viele kein Glück hatten…:-(
    Herzliche Grüße aus dem Rheinland

  6. Trulla sagt:

    Die gewaltige Kraft der Natur macht demütig. Wie machtlos
    sind wir Menschen doch im Grunde.

    Ich empfinde tiefes Mitgefühl.

  7. Karin sagt:

    Liebe Christiane,

    ich bin erleichtert zu hören, dass es euch gut geht! Die armen Menschen, denen der Boden buchstäblich unter den Füssen weggeschwemmt wurde: An einem Tag hat man noch Haus und Grundstück und anderntags ist nichts mehr davon übrig, was für ein Albtraum!