Der Süden ist blau

Seit gestern ist die Außengastronomie in Frankreich wieder geöffnet und der Einzelhandel darf auch wieder Kunden empfangen! Hurra! Gestern aber bin ich nur kurz um die Mittagszeit durch die Innenstadt geeilt, um mir bei der Rheumatologin eine Spritze in den linken Arm geben zu lassen, danach war ich schlagartig müde, der Arm links schien gefühlt doppelt so dick und doppelt so schwer. Ich hatte also nicht mal Lust auf einen Café in einem Café, von Shopping wollen wir gar nicht reden, ich schleppte mich nur noch zur Apotheke, um für das rechte Handgelenk eine Schiene zu bestellen. Schiene heißt das vielleicht nicht auf Deutsch, aber das richtige Wort will mir gerade nicht einfallen une orthèse souple auf Französisch. Sie wissen schon. 48 Stunden solle ich nichts tun, sagte sie noch. Weder etwas tragen, noch Autofahren, noch tippen! Konnte ich auch nicht mehr. Ich ging früh ins Bett. Heute ist es besser, aber Wunder gibt es nicht, der Arm tut anders weh und die Schulter schmerzt deutlich mehr. On verra.

Aber heute! Heute haben wir einen Tisch im Lieblingsrestaurant Le coup de fourchette in Théoule bestellt. Ein kleines, unprätentiöses Restaurant im Bistrostil, leider auf der Schattenseite der Straße gelegen und ohne Blick, aber es wird geführt von sehr herzlichen Menschen und sie kochen sehr fein! Dort fuhren wir also hin, das Wetter war besser als gestern, sonnig und nur wenig Wind. Der Empfang war so herzlich, wir haben uns so gefreut, uns gegenseitig wiederzusehen, wir wären uns gerne um den Hals gefallen. Aber nein, keine bises, das dann doch (noch) nicht.

Es gab als amuse bouche kleine geröstete Brotscheiben mit selbst gemachter Tapenade. Einfach und lecker. Monsieur wählte ein Filet de Boeuf (Rinderfilet) mit Fritten und ich ein Filet de Morue auf Artischocken und grünem Spargel. Beides köstlich. Ich konnte es allerdings nicht aufessen, weil ich nämlich noch ein Dessert wollte. Und einen Café :D

Rundherum in allen Restaurants saßen Menschen und alle strahlten mit der Sonne um die Wette! So viel Freude, so viel Erleichterung war spürbar. Auf dem Rückweg, da ich ja nicht fahren durfte (der Arm!), knipste ich aus dem fahrenden Auto und ich heulte fast, so berührt war ich heute von diesem Blau, diesem flirrenden Sonnenlicht, dieser erleichterten und leichten Atmosphäre, alles sah so hell, so frisch und so froh aus. Wie frisch geputzt. Das erinnert mich gerade an den Osterspaziergang des werten Herrn Goethe: “sie sind alle ans Licht gebracht”. Was für ein wundervoller und blauer Tag!

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22 Responses to Der Süden ist blau

  1. Sunni sagt:

    Alles Gute für Hand, Arm und Schulter! Oh weh! Aber das BLAU, DAS BLAU! Und das wunderbare Essen…Herzlich aus dem regnerisch Trüben, Sunni

    • dreher sagt:

      Dankeschön! Es tut mir leid, dass es bei Ihnen und überall so kalt und trüb und nass ist.
      Ich schicke viel Sonne, Wärme und blauen Himmel zu Ihnen!
      Herzliche Grüße!

  2. Manuela sagt:

    Ich bekomme direkt Lust auf einen Urlaub in Frankreich! Die Fotos sprühen nur so von Leben, das wir alle so sehr vermissen. Ich hoffe, du hast nach 10 Jahren in Frankreich noch nicht den Blick dafür verloren.
    Danke für die Fotos und alles Gute für die Schulter!
    Liebe Grüße (immer noch aus der Klinik:-( )
    Manuela

    • dreher sagt:

      Fast sechzehn Jahre Frankreich, elf Jahre Côte d’Azur :-) ich habe es nach den vielen Monaten des Eingesperrtseins und vor allem, weil ich zwei Tage auf ärztlichen Rat “frei” hatte, sehr genossen.
      Alles Gute weiterhin!

  3. Liebe Christiane Dreher
    Ich habe mir Rheuma Schmerzen und Behandlung einige Erfahrungen gesammelt..gebe sie gerne weiter,falls erwünscht….ab nächster Woche sind wir wieder in Sanary ..herzliche Grüße
    Reili Riesenkampff

    • dreher sagt:

      Liebe Reili Riesenkampf, herzlichen Dank, vielleicht komme ich eines Tages darauf zurück, aber ich bekomme von allen Seiten (deutsche und französische) Erfahrungen zugetragen – es hat mich anfangs erleichtert, zu wissen, dass man damit leben kann und dass nicht alles (das Schreiben/Tippen!) vorbei sein wird. Ansonsten vertraue ich jetzt erstmal meiner Hausärztin und der Rheumatologin – ich sehe mich noch nicht im Stand, mit letzterer ihre Behandlungsmethode zu erörtern.
      Eine gute Zeit in Sanary wünsche ich! Herzliche Grüße!

  4. Marion sagt:

    Gute Besserung liebe Christiane! Das Blau macht sehr froh und der Geschmack von Freiheit, gutem Leben, feinem Essen, schönem Wetter und Ruhe zum Genesen seien Dir sehr herzlich gegönnt. Ich war vorgestern (mit Test) beim Friseur, ein herbeigesehntes Großereignis! Und guess what? Ich habe jetzt einen Kurzhaarschnitt 😂😁! Musste DRINGEND irgendwas Verrücktes tun…😁🤣🙃

    • dreher sagt:

      Danke Marion! Und, hey toll, kurze Haare fühlen sich total “frei” an, finde ich immer. Das ist wohl, das Gefühl, das wir gerade am dringendsten brauchen ;-)

  5. Reiner Wadel sagt:

    Statt aus dem Fenster schau ich mir lieber ihre Fotos an und werde ein wenig neidisch: draußen weht ein grausliger Wind dunkle Wolken übers Land.

  6. Ursula Weber sagt:

    Vielen Dank für die wunderschönen Fotos ❣️ Das Essen sieht ja köstlich aus, schön, dass ihr das jetzt wieder genießen könnt👍. Ganz gute Besserung für deinen Arm🍀🍀🍀. Ich wünsche euch ein schönes Pfingstwochenende und schicke ganz liebe Grüße 🌺😘

  7. Egon B. sagt:

    Salut liebe Chris !
    Denke, Du meintest eine Handgelenkbandage? Das geht schon vorbei, sicher :-)
    Baldige Genesung wünsche ich Dir!
    Merci für Deine L’image der guten Laune!! Erst heute können wir in D von dem guten Wetter reden… Und man erkennt es erst in der Notlage, was man verloren hat…
    Gewisse Freiheiten wohl…
    Wollte es noch fragen, rein sprachlich interessant: Normalerweise sagt man auch in F – Cabillaud zum Kabeljau, als frisch oder eingefroren, nicht wahr? Unter Morue ist eher ein Klippfisch (im gesalzenen und danach getrockneten Zustand) gemeint, gell?

    • dreher sagt:

      Dankeschön!
      Es war Morue. Stand so auf der Karte. Morue ist mit Salz haltbar gemachter Kabeljau, das ist richtig, er ändert aber mit dem Salz Name und Geschlecht und wird von “le cabillaud” zu “la morue”. Auch nach dem Entsalzen wird es kein Kabeljau mehr, sondern bleibt Morue. Der Geschmack ist (bedingt durch das Salzen und Entsalzen) auch deutlich anders.

  8. Joël sagt:

    Hach, großartig dass sie jetzt auch wieder draußen speisen können. Wir können es hier ja schon seit ein paar Tagen mehr. Was hier in Luxemburg aber fehlt ist der strahlend blaue Himmel.

    Um p’tit coucou du Grand-Duché. :-)

    • dreher sagt:

      Ah merci! So blau ist es hier gerade auch nicht mehr, wir haben instinktiv den bestern Tag der Woche gewählt für unseren kulinarischen Ausflug. Das Grau ist aber sehr hell :D
      Petit coucou zurück! :-)

    • dreher sagt:

      Ich weiß leider nicht, um welchen Artikel es sich handelt. Unter diesem Link (“aktuell”) findet man jeden Tag etwas anderes. Heute geht es um Israel/Palästina. Das ist sicher nicht der Text, den Sie meinten?