Keine Katze auf dem heißen Blechdach

24.08.2023. Wir müssen von unserem Berg runter, es gilt, in Cannes einen 90. Geburtstag zu feiern, leider wird am Freitag der Höhepunkt der Canicule erwartet und erst am Wochenende soll es gewittern und kühler werden.

Ist es auf dem Berg schon deutlich über 30 Grad, so zeigt unser Autothermometer unterwegs bis 39 Grad an – an einer Stelle, an der es im Winter am kältesten ist, weshalb es einen öffentlichen Gradmesser gibt, der in der Regel auf die in Südfrankreich eher ungewohnte aber hier häufig vorkommende Straßenglätte hinweist, zeigt dieser jetzt unglaubliche 43 Grad an. Hier nur keine Autopanne haben, man würde gefühlt am Asphalt festkleben.

In Cannes sind es gemessen in Grad zwar ein paar weniger, gefühlt aber ist es nicht auszuhalten. Die Feuchtigkeit macht es schwül. Indoor haben wir durchgängig 30 Grad, um Mitternacht und heute morgen um kurz vor neun immer noch. Keine Abkühlung durch die trotz des Sommerlärms geöffneten Fenster, hinter einbruchssicher verschlossenen Fensterläden, versteht sich.

Die Katze, die übrigens gleich ihren 15. Geburtstag hat, ist schlapp. Von wegen heißes Blechdach. Sie liegt an den kühlstmöglichen Orten.

Monsieur hat einen gewissen Nachholbedarf und gibt sich eine große Dosis Fernsehnachrichten: wenn Putin der Familie kondoliert, ist Prigojin nun also vermutlich doch tot und nicht untergetaucht.

Vladimir Klitschko ist in Paris, er weiht mit Anne Hidalgo einen kleinen Park ein, der dem ukrainischen Volk gewidmet ist. Der 24. August ist nicht nur der Nationalfeiertag der Ukraine, weshalb der Eiffelturm abends symbolisch blau und gelb leuchtet, sondern auch der Tag an dem die Befreiung von Paris während des Zweiten Weltkriegs begonnen hat. Ein Datum der Hoffnung, finden beide. Ich schließe mich an und ich stelle Ihnen ein Bild, das mir der kleine M aus der Ukraine geschickt hat, hier rein.

Cannes im letzten Sommer: Viel Sonne, das Meer, eine Palme und die französische und ukrainische Flagge nebeneinander, nur für den Fall, dass Sie es nicht deuten können.

Wir bekamen zum Einstieg in das Cannoiser Leben das letzte Sommer-Feuerwerk geboten – wir hören es allerdings nur und riechen danach den Pulvergeruch; das einzige, was wir vom Feuerwerk sehen, ist anschließend die gelbliche Staubwolke die schwer in den Straßen hängt. Aber es soll sehr schön gewesen sein. Ich sah einen kurzen Ausschnitt auf Instagram bei @slpcannes, dem Cannoiser Hoffotografen, helle Feuerwerkssterne, die mich stark an die Sternennacht von van Gogh erinnern.

Soweit war ich vorgestern gekommen. Gestern mussten trotz großer Hitze ein paar Dinge erledigt werden, unter anderem erwarben wir ein Geburtstagsgeschenk für eine 90jährige Dame (es wurde ein großer Korb fruits confits, kandierte Früchte, ein altmodisches Geschenk, das nur noch von einer gewissen Generation wirklich geschätzt wird).

Nach der erschöpfenden Mittagssieste ging ich schwimmen. Nein, immer noch nicht im Meer. Ich hoffte, mich abzukühlen, aber das Wasser im Schwimmbad ist recht warm, die Duschen sogar verrückt heiß, aber auch unser kaltes Duschwasser zu Hause ist derzeit ziemlich warm. Immerhin aber gibt es kaum ernsthafte SchwimmerInnen, ich schwamm meinen Kilomter in meiner Bahn ziemlich ungestört.

Es wurde dann ein wundervoll warmer und champagnerlastiger Sommerabend (für mich gabs Bitter Lemon) in einem lauschigen Garten, angenehme Gespräche mit überwiegend älteren Gästen, viele Gänge mit feinen Häppchen und zum Abschluss ein kleines Feuerwerk auf einem leichten Himbeercremekuchen.

Heute dann starker Wind, der wohl das für morgen angekündigte Gewitter einleutet. Wir öffnen reihum die Fenster, und ich stoße energisch die Fensterläden auf; es ist nicht mehr dieser heiße Wüstenwind, man kann tatsächlich wieder etwas atmen. Später aber ist es wieder heiß und stickig und wir schließen die Fenster wieder. Ich gehe einkaufen und ziehe den Aufenthalt im klimatisierten Supermarkt etwas in die Länge.

Und jetzt, am 26. August um 22 Uhr beginnt es leicht zu regnen! Halleluja! Und auch hier der besondere Duft von Regen auf warmem Asphalt!

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10 Responses to Keine Katze auf dem heißen Blechdach

  1. Eva sagt:

    Guten Abend,
    hier habe ich vorhin tatsächlich Socken angezogen und es fühlt sich gut an!
    Es tut gut, ich atme durch und wünsche euch dasselbe,
    herzliche Grüße
    Eva

    • dreher sagt:

      Boah, bist du schnell!
      Socken, was war das nochmal?
      Danke! Ich hoffe auf morgen! Der Regen hat heute nach einer Minute schon wieder aufgehört.
      Liebe Grüße

  2. Caroline Bahri sagt:

    In Antibes, 7 km von Cannes, war nix mit Regen. Wir hoffen auf morgen. Ich habe vorsichtshalber die Sessel vom Balkon geholt

    • dreher sagt:

      Hier war es ehrlicherweise nach einer Minute auch schon wieder vorbei. Wir hoffen auch auf morgen!
      Liebe Grüße!

  3. Gabriele sagt:

    Berlin kühlt langsam ab, aber so furchtbar heiß wie in Südfrankreich war es hier nicht. Unsere Katzen liegen den ganzen Tag in Schränken oder draußen in den Hecken, die fliehen auch vor der Wärme. Ich hoffe, ihr übersteht alles gut und die angenehme Zeit bricht bald an. Liebe Grüße Gabi

    • dreher sagt:

      Danke, liebe Gabi! Im Schrank lag sie hier auch. Ich glaube, es wird gerade das Ende der Hitzewelle eingeläutet: Es donnert und es kommt näher! Selten habe ich Regen so herbeigesehnt. Gleichzeitig hoffe ich, dass es nur normal regnet und nicht wieder ganze Landstriche absaufen werden.
      On verra!
      Liebe Grüße!

  4. Trulla sagt:

    Ihre Berichte sind für mich, egal wo Sie sich befinden, immer ein Ausflug in eine andere Welt. So anschaulich, interessant und kenntnisreich und – wie sollte es anders sein – gut geschrieben. Ein Vergnügen, daran teilhaben zu dürfen – danke dafür!

    Hier bei mir zu Hause in Hamburg sieht es vorzeitig herbstlich aus. Der Sommer, teils verregnet, war für mich als Sonnenanbeterin natürlich enttäuschend. Auch wenn ich mich zwar nur ungern über Wetter beklagen möchte, irgendwie anstrengend scheint es überall zu sein.

    • dreher sagt:

      Vielen Dank, liebe Trulla, ich freue mich sehr! ich denke ja oft, dass ich alles schon gesagt habe, und nicht nur einmal, irgendwann wird das Leben ja wirklich alltäglich, und ich habe Zweifel, ob Sie (und alle) das immer noch lesen wollen. Ich komme ja nicht so viel rum in Frankreich, ich reise nicht, bin nicht in Urlaubsstimmung … Manchmal sehe ich das “andere” Leben, das ich führe auch nicht mehr – zumindest denke ich das, wenn ich die Reiseimpressionen Frankreichreisender ansehe. Ach so, eine Spieluhr, die “La vie en rose” spielt, begeistert? Das wäre mir nicht mehr eingefallen.
      Ich will auch nicht ständig über das Wetter klagen, früher wollte ich Sonne satt, jetzt habe ich sie. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie anstrengend das ist. Heute regnet es. Ein bisschen immerhin. Für beides bin ich dankbar!
      Liebe Grüße nach Hamburg!

  5. Marion sagt:

    Der Sommer war hier teilweise verregnet und nicht ganz so heiß. Kann mich an 2018/19 erinnern mit +/- 40° sogar mit “hitzefrei”, wo ich mich nur noch in den Biergarten geschleppt und reglos im Schatten gesessen habe, ein Getränk nach dem anderen zischend und mich fragend, wie das Personal sowas überstehen kann. Als ich damals im Süden lebte, habe ich die Hitze auch nie gut vertragen. Seitdem ziehe ich – auch hier – den Schatten immer vor. Ich glaube, dort sind auch meine Stoffwechselprobleme ausgebrochen, durch den monatelangen hitzebdingten Bewegungsmangel habe ich in 2 Jahren 16 Kilo zugenommen (vorher nie Gewichtsprobleme gehabt). Auch ich war froh über jeden klimatisierten Raum, zum Glück waren unsere Büros klimatisiert.

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