Ratatouille und Der Geruch von Regen auf warmem Asphalt

Es donnert, Wind kommt auf, der Himmel hat sich, zumindest hinter dem Haus, verdunkelt. Auf der anderen Seite ist es aber noch hellblau-bewölkt. Ein paar Tropfen Regen sind gefallen, es roch so typisch nach Sommerregen, und gerade habe ich “geruch von regen auf warmem asphalt” in die Suchmaschine eingegeben und weiß jetzt, dass dieser Geruch sogar einen Namen hat, Petrichor nämlich, und dass man ihn bei der Parfümherstellung verwendet!

Erst sah es so aus, als würde es nicht weiterregnen wollen, aber obwohl es zu meiner Linken weiterhin hellblau-bewölkt ist, regnet es jetzt doll und zwar auf beiden Seiten des Hauses! Halleluja! Es donnert und blitzt und zack, das Internet ist weg. Strom ist noch da, aber das Netz hat sich verabschiedet. Die Freuden des Berglebens.

Letzten Endes hat es vielleicht zweimal fünf Minuten geregnet, die Erde ist ein bisschen nass geworden, aber das Gewitter ist bereits weitergezogen. Der Donner grollt nur noch von Ferne. Ums Haus gluckert und tröpfelt es noch ein bisschen nach, vor allem dank der defekten Regenrinnen. Und das Internet kam auch recht bald wieder.

Und es hat ein kleines bisschen abgekühlt! Uff! Ich reiße die Fenster auf, man kann wieder etwas atmen. Wir hatten vorher 28 Grad innen und 32 Grad draußen im Schatten, und das im Bergdorf hier oben! Ich weiß nicht, ob ich das schonmal erlebt habe.

Da wir das Loto nicht vorbereiten mussten, hatte ich heute früh überraschend Zeit und habe daher Ratatouille gekocht. Ich war sicher, dass ich das “Original-Rezept-Video” schon einmal auf dem Blog verlinkt hatte, aber ich finde es nicht mehr, lande aber, wie passend, in einem Corona-Zeit-Text, und stelle nur fest, dass ich es schonmal nicht gefunden habe.

Jetzt habe ich zumindest das Video wiedergefunden, darunter aber zig giftige Kommentare, dass man in St. Paul de Vence schonmal kein Original Nizzaer Rezept kochen könne, und man gäbe auch nicht am Ende Basilikum dazu, man stellte den Topf nicht in Backofen und was nicht alles. Es geht ja so rau zu im Internet. Ok, es gibt vermutlich so viele “Original”-Ratatouille-Rezepte wie es südfranzösische Familien gibt. Ich stelle Ihnen das Video trotzdem hier rein, weil ich es nett finde und weil ich Ratatouille auf diese Art mache (in den Ofen stelle ich es nicht unbedingt). Und ganz ehrlich, es ist gut! Wenn Sie die Gemüse einzeln anbraten, dauert es natürlich etwas länger, als wenn sie alles zusammen in den Topf werfen, aber so behält jedes Gemüse seinen Eigengeschmack und es wird kein Gemüse-Einerlei, und wenn Sie mit den Paprika und Auberginen beginnen, also die Gemüse, die länger brauchen, entsprechend länger köcheln lassen, sind sie schon gar, wenn die Tomaten dazukommen.

À propos Tomaten. Ich gebe zu, ich bin in Südfrankreich sehr anspruchsvoll geworden, was Gemüse und besonders Tomaten angeht. Tomaten werden hier in der Regel geschält, und ja, das geht ganz einfach, aber nur, wenn sie richtig reif sind, und nur solche Tomaten sollten Sie nehmen, ganz egal, ob Sie Tomaten mit Mozzarella servieren oder Ratatouille machen wollen. Alle anderen Tomaten, blassrote runde Dinger, die ich sogar manchmal bei Chefköchen in ihren Videos sehe, unfassbar eigentlich, die dort in heißes Wasser getaucht werden, damit man anschließend die Schale abziehen kann, mon Dieu, klar geht das, aber vergessen Sie’s! Die haben keinen Geschmack, es ist nur ein weiterer Aggregatzustand von Wasser. Tomaten gehören auch nicht in den Kühlschrank, aber das nur am Rande! Und ja Tomaten, richtig reife geschmackvolle Tomaten gibts tatsächlich erst jetzt, nicht schon im Mai. Daher ist jetzt die Zeit für Ratatouille!

Nebenbei mache ich auch schnell noch etwas Pesto. Ich werfe zwei Handvoll Blätter mit einer kleinen Handvoll frischem Knoblauch und gutem Olivenöl in einen Mixer. That’s it.

So farbig ist das Ratatouille am Ende dann leider nicht mehr, meines ist auch etwas Zucchinilastig und eher gelblich-grünlich und der Klacks Pesto, den ich dazugebe, macht es zumindest farblich nicht besser. Ob Sie am Ende frisches Basilikum dazugeben, oder frisches Pesto (pistou heißt es in Frankreich) wie ich, oder gar nichts, das können Sie selbst entscheiden.

Und nein, auch wenn es im Video so aussieht, und man es vor allem in deutschen Veröffentlichungen immer wieder so lesen kann, Ratatouille ist kein für sich allein stehendes Gericht, es ist eine Beilage. Allerdings kann man gut einen ganzen Topf davon kochen, denn es wird bei jedem Aufwärmen besser, und es passt als Beilage im Sommer zu quasi jedem Gericht! Bei uns gab es dazu bavette, das ist ein Stück langfaseriges Rindfleisch, Flanksteak heißt es wohl im Deutschen.

Und als Sättigungsbeilage gab es Panisse. Panisse finden Sie oft in Form einer kleinen (fliegenden) Untertasse (auf solche wird der Teig nämlich eingegossen), und wahlweise auf dem Markt, beim Traiteur oder manchmal auch im Supermarkt. Sie werden aus Kichererbsenmehl hergestellt.

Einmal habe sie auch schon selbst gemacht, habe jetzt aber kein ansprechendes Video gefunden, das ich Ihnen hätte zeigen wollen; diese hier habe ich beim Metzger und Traiteur im Nachbardorf gefunden, sie waren super frisch (Achtung! Sie halten sich nicht lang und bei der Hitze werden sie schnell sauer!). Meistens werden sie in Stäbchen geschnitten und in heißem Öl frittiert; sie sehen dann ähnlich aus wie Pommes frites, und haben eine ähnliche Konsistenz, außen knusprig und innen weich, der Geschmack ist allerdings ein anderer; Monsieur mag sie aber lieber, wenn ich die panisse am Stück frittiere.

Und zum Nachtisch gabs frischen Joghurt aus Schafsmilch mit (von einer Freundin) selbst gemachter Aprikosenmarmelade.

Gehts uns nicht gut?

Und schon ist es Abend!

Bonne nuit!

Man könnte meinen, ich würde Foodbloggerin … ;-) und eigentlich wollte ich etwas ganz anderes schreiben heute, also vielleicht gibt es doch nochmal eine Fortsetzung aus den Bergen.

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4 Responses to Ratatouille und Der Geruch von Regen auf warmem Asphalt

  1. Marion sagt:

    Land & Lecker à la française 😀. Haha, sagt der französische Macho in dem Video doch glatt, nur sein Ratatouille sei besser 😂.
    Zu der “Vorspeise” von gestern: die Menüs fallen normalerweise üppiger aus, war eine Ausnahme, aber doch trotzdem sehr kreativ und liebevoll 😍 – und ja, es gibt hier auch viel Schönes zu entdecken, wenn man denn will. Bei der Französin war ich leider immer noch nicht 🤔.
    Boah, Deine Corona-Texte haben gestrotzt vor Ideen, trotzdem gut, dass die ganz harten Zeiten vorbei sind.

    • dreher sagt:

      Ja, Corona hat mich erstaunlicherweise anfangs ziemlich geboostet – mich hat das wenig Aktivsein ja nicht so gestört, aber gestern Abend habe ich mit vielen älteren Herrschaften gesprochen, die fanden, dass man ihnen zwei wertvolle Jahre in ihrem Leben gestohlen hat.

  2. Manuela sagt:

    Vielen Dank für deine schönen Berichte aus dem Bergdorf!
    Ich war eine ganze Weile nicht mehr auf deiner Seite und durfte jetzt einiges nachlesen. Was du alles erlebt hast, in Berlin! Ich musste ein paar Mal sehr lachen, auch wenn ich bei dem ganzen Pech mit den Flügen wahrscheinlich durchgedreht wäre.
    Unglaublich, was du für eine formidabel Köchin geworden bist. Ich erinnere mich an deine Anfänge mit dem Kochen in Frankreich, von denen du in deinem Buch geschrieben hast. Was für eine Entwicklung! Mir als Deutsche wird ganz schwindlig, wenn ich sehe, war für ein Menü du wieder an einem ganz normalen Tag zauberst…

    Bist du mal wieder in Deutschland auf Leseterminen? Ich wollte letztes Mal kommen, war dann aber den ganzen Monat in Norddeutschland unterwegs.

    Alles Gute und ich freue mich über weitere Berichte aus dem Bergdorf.
    Manuela

    • dreher sagt:

      Danke dir Manuela! Schön, dass du alles nachliest, das freut mich, so treue LeserInnen zu haben!
      Ja, ich bin manchmal auch ganz erstaunt, was ich alles gelernt habe und jetzt kann – auf dem Hof habe ich damals den Geschmack der sommerreifen Toamten nicht schätzen können *schäm*.

      Nein, derzeit keine Lesetermine, es gibt ja auch kein neues Buch!
      Liebe Grüße!