Dies und das am Donnerstag

In den Bergen bei Nachbars. Schön da!

Es ist schon wieder gefühlt Wochen her, dass wir in den Bergen waren, dabei war es erst letztes Wochenende. Diese Woche, vier Tage erst, ist schon wieder vollgefüllt mit ohne Wasser bei einem Mieter, mit ohne Warmwasser bei uns, manchmal auch mit ohne Strom. Die Telefonate und Kostenvoranschläge und nicht eingehaltenen Termine mit Heizungs- und Wasser-Installateuren, le plombier auf Französisch, falls Sie das Wort mal benötigen sollten, das zehrt alles ein bisschen an den Nerven. Mit ohne Warmwasser das hatten wir etwa zehn Tage lang. Da wurde sich dann wieder, wie früher, mit auf dem Herd gekochtem heißen Wasser in der Küche am Spülbecken rasiert und gewaschen (Monsieur).

Oder im Schwimmbad geduscht und Haare gewaschen (ich). Zwischenzeitlich waren wir in den Bergen, da war es zwar ziemlich kalt, aber dafür gabs warmes Wasser und einen ordentlichen Wasserdruck, den wir hier in Cannes auch nicht haben. Da dümpelt oder rinnt das Wasser nur so ein bisschen aus dem Duschkopf, und nein, kommen Sie mir nicht mit Entkalken, das hat damit nichts zu tun.

Gestern Abend also hat ein beherzter Installateur uns den Warmwasserboiler wieder repariert, nach zwei Stunden hätte er es fast aufgegeben, wenn Monsieur ihn nicht ermutigt hätte, weiterzumachen, heute morgen habe ich warm geduscht, eine Wonne, sogar der Wasserdruck ist stärker geworden. Heute Mittag dann plötzlich kein Strom mehr, die Sicherung springt wiederholt und anhaltend raus. Ich entstöpsele alles, aber nichts zu machen. No Strom. Die Wohnung wird kalt, der Kühlschrank samt den Tiefkühlfächern wird vermutlich warm, ich öffne ihn vorsichtshalber nicht. Monsieur ist beim komplett wasserlosen Mieter und versucht dort sein Glück mit einem anderen, kurzfristig disponiblen plombier. Ich rufe also wieder den freundlichen Heizungstechniker von gestern an. Der ist jetzt wieder auf dem Weg hierher. Mit ohne Strom ist nicht lustig.

in der Mitte auf dem Hügel: Châteauneuf d’Entraunes

In den Bergen gab es auch ein bisschen Ärger, also zumindest habe ich mich geärgert, aber hier gilt ja “praktisch geht vor schön”, und eine Treppe ist eine Treppe, nicht wahr, warum stelle ich mich so an. In den südfranzösischen Bergen hat man auch wenig Verständnis für meine Anstellerei, dabei will ich es nur schön haben. Schön. Was ist schon schön. Ça ne me choque pas befindet der Gatte. Da haben Sie’s.

Die kleine Auberge in unserem Dorf war wegen Krankheit geschlossen, so sind wir zum Essen in das Nachbardorf gefahren, dort, wo ich mein südfranzösisches Leben begonnen habe. Die damaligen Besitzer der dortigen Auberge haben sich zur Ruhe gesetzt und ein junges Paar, Karen und Julien, haben die Auberge letztes Jahr übernommen, ich wollte schon eine Weile mal hin. Sie haben sie vom orangebraunen achtziger Jahre-Charme befreit und entstaubt, und hell und freundlich hergerichtet, und auch das Menü war frisch und kreativ und originell. Es gab nicht zum hundertsten Mal Rindfleischeintopf (la Daube), der einem hier schon aus den Ohren kommt, auch kein Kalbsragout (Blanquette de veau) oder die immerwährenden Ravioli mit Kürbis- oder sonstiger Füllung, sondern als amuse bouche selbstgemachtes Curry-Hummus mit Bauernbrot, zur Vorspeise ein raffiniertes Süppchen und ein Pilzcrostini,

danach einen einfachen, aber geschmacklich überraschenden Eintopf, in dem man jedes einzelne Gemüse herausschmeckte, und ein leckeres Dessert – gedünsteter Apfel an Mandel-Kokos-Crumble und darüber eine blumige-Salbei-Honig-Mischung, ich kann es leider nicht so poetisch wiedergeben, wie es die junge Aubergistin vorstellte. Die Schlagsahne hatte zusätzlich noch ein zitroniges Aroma. Es war ganz köstlich! Zum (guten!) Kaffee gabs selbstgebackene und noch lauwarme Madeleines, die man auch erwerben kann.

Ich war begeistert und fand es perfekt und hatte nach dem kompletten Menü nicht das Gefühl überfüllt zu sein, wie sonst so oft. Für Monsieur hätte es ein klein bisschen mehr Fleisch im Eintopf sein dürfen, um das auch zu sagen. Aber wir werden auf jeden Fall wiederkommen! Es ist das derzeit (für mich) beste Restaurant im Umkreis von Valberg, in dem man frisch und kreativ zubereitetes Essen, mit Zutaten von regionalen Erzeugern und überwiegend in bio-Qualität, zu einem angemessenen Preis genießen kann, ein Geheimtipp! Sie haben auch eine gute Weinauswahl, so weit ich das sehen konnte, aber ich trinke ja keinen Akohol mehr, ich kann also nicht ins Detail gehen. Der Käse aber kommt von den Erzeugern aus den umliegenden Dörfern und natürlich ist der Käse von “meinem” Hof dabei! (Da hat sich seither viel verändert, aber Käse wird noch produziert.)

Es gibt allerdings nur ein Menü auf der Karte, es wechselt selbstverständlich, im Sommer täglich – und es ist immer besser, wenn Sie reservieren! Dienstag und Mittwoch sind Ruhetage.

So, der Installateur war da, und es ist schon wieder vorbei mit dem warmen Wasser. Laienhaft und sehr verkürzt erklärt: Die Anlage überhitzte sich und hat das Thermostat zerbröselt und all das führte zum Stromausfall. Es werden neue Teile bestellt, und nächste Woche Freitag, vermutlich, sehen wir den Installateur wieder. Bis dahin rasiert Monsieur sich abermals in der Küche und ich dusche erneut im Schwimmbad. Immerhin haben wir aufs Neue durchgängig Strom, und der ebenfalls seit Tagen komplett wasserlose Mieter, bei dem Monsieur mit einem anderen plombier intervenierte, hat auch wieder Wasser. Immer positiv bleiben.

Und ich koche jetzt Orangenkonfitüre. Vor dem Bergaufenthalt durfte ich bei einer Freundin Orangen ernten und mache nun nach dem bewährten Rezept Orangenkonfitüre. Seit drei Tagen duftet das ganze Haus schon nach Orangen, es ist eine optische und olfaktorische Freude! Das ist dann bei allem Ärger und bei allem Düsteren (kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns noch eine Hiobsbotschaft. Die Einschläge kommen näher.) das Heitere, das wir dieses Jahr nicht aus den Augen verlieren wollen!

Und noch ein paar nachgereichte Fotos. Die Konfitüre ist gut geworden!

miammiam
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7 Responses to Dies und das am Donnerstag

  1. Gundula Mehlfeld sagt:

    Oh, ihr Armen!
    Gut, daß ihr euch nicht alles verderben lasst und auch erfinderisch seid! Wobei Monsieur ja diese Art Rasur noch kennen müßte. Als wir mal – einen Tag – ohne Wasser und Strom waren, allerdings plötzlich und ohne Vorwarnung – sind wir zu den Kindern “gezogen”. Da beide im gleichen Ort wohnen, ging das gut – wir konnten uns auch abwechselnd um die Handwerker kümmern. LG Gundula

    • dreher sagt:

      Danke für Ihr Mitgefühl! Monsieur ist in der Tat auch schon ein paar Mal ins Badezimmer seiner Tochter ausgewichen 😅 aber wir sind vom Aufenthalt im Sommerhaus in den Bergen mit minimalem Standard in jeder Hinsicht erprobt und abgehärtet 😂

  2. Heidi sagt:

    Marmelade aus Bitterorangen ist einfach nicht zu toppen. Die Gläser sollten aber nicht umgedreht werden, die Plastikbeschichtung wird bröckelig und man bekommt Mikroplastik im Essen. Ein Fachmann sagte mir, die Deckel sind eigentlich nur für einmalige Benutzung konzipiert. Das Vakuum entsteht durch das Abkühlen.

  3. Karin Penteker sagt:

    Als ich Kind war kannte ich das gar nicht anders. Wir wohnten in einer Wohnung ohne Bad, Toilette war ausserhalb der Wohnung (aber Gott sei Dank mussten wir sie mit niemandem teilen!). Wir wuschen uns in der Küche und am Samstag wurde der Waschkessel in der Waschküche im Keller angeheizt und eine Familie nach der anderen pilgerte in den Keller und badete (jeder im eigenen Wasser, versteht sich). Ich war glaube ich schon 10 oder 11 als der Toilettenraum (ziemlich gross) in ein Bad umgebaut und der Wohnungseingang entsprechend “nach vorne” verlegt wurde. Gleichzeitig erhielten meine Eltern ein Zimmer mehr, hurra, endlich hatten sie ein eigenes Schlafzimmer, denn bis dahin schliefen sie auf einer Schlafcouch im Wohnzimmer! Ich habe an all das schöne Erinnerungen, die Beschwerlichkeiten von Anheizen etc. waren mir nicht bewusst. Wie sagt man so schön, ich kannte es nicht anders. Ich liebte das Baden in der Waschküche, man konnte soviel mit dem Wasser herumspritzen wie man wollte und keiner schimpfte … haha.

  4. Marianne Quénéhervé sagt:

    Und das ist die beste Orangen Marmelade ever. Das kann ich Allen hier versichern.
    Das mit dem kalten Wasser kenne ich auch noch aus meinen Kinder – und Jugendtagen. Wir haben uns immer fast gestritten, wer als erstes am Samstag in der Wohnküche in die Zink-Wanne durfte.
    Und morgens, wenn der Herd noch nicht genügend heißes Wasser hergab, waschen mit kaltem Wasser ins Gesicht. Na da ging’s auch Mal schneller als sonst.
    Kann Dich gut verstehen, dass man da irgendwann gut genervt ist. Dennoch bleibt ihr heiter, was soll’s auch sonst? Wünsche Euch nun baldige rasche Beseitigung dieses Zustands.