Heiter bis wolkig

Einfach anfangen. Hier liegen ja immer noch ein paar halbfertige lange Texte auf Halde, mit seinerzeit aktuellem Bezug, die ich alle nur noch ein bisschen abhängen lassen wollte, um zu sehen, ob meine kritisch-flapsigen Töne mich am Folgetag noch überzeugen würden, und dann war am Folgetag schon wieder alles anders oder keine Zeit oder was weiß ich. Jetzt sind diese Texte irgendwie hinfällig.

Und jetzt ist es schon da, das neues Jahr. Was tun, um nicht von Schwermut und Verzweiflung erdrückt zu werden? Ich suche mir ein Jahresmotto, das “Wort des Jahres”. Keine Vorsätze, sondern eine Haltung. Wie möchte ich sein in diesem Jahr? Was brauche ich in diesem Jahr? Wie soll dieses Jahr für mich werden? Das expandiert in den einschlägigen Kreisen, ich bin immer noch treuer Fan des zweiwöchigen Workshops bei Stasia. Und hier noch einmal Stasia über die Art, wie man das Wort des Jahres sichtbar (durchs Jahr) “trägt”. Das erste “Wort des Jahres”, das ich je gewählt habe, war Liebe, es war auch mal Ease, nachzulesen hier. Ich habe seit etwa sieben Jahren jedes Jahr ein “Wort des Jahres”, auch wenn ich nicht immer und schon gar nicht immer amüsant darüber schreibe. Letztes Jahr war es Vertrauen. Vertrauen als Bollwerk gegen die Ängste. Dieses Jahr wird es vermutlich Heiterkeit. Klingt, als ich anfangs darauf herumkaue, etwas nunuche (sprich: nühnüsch), wie man hier für einfältig oder dümmlich sagt.

Aber wussten Sie, dass Heiterkeit im Buddhismus ein Merkmal der Erleuchtung ist? Da kommt einem dieses harmlose Wort plötzlich sehr gewichtig vor. Lesen Sie mal hier, wenn Sie mögen. Dass als Antonym, also als Gegenteil von Heiterkeit, die Schwermut aufgeführt wird, ein Gefühl, das mich schnell befällt, hat mich dann doch sehr auf die Seite der Heiterkeit gezogen. Ich tue aktiv etwas gegen die Schwermut, ich suche und lasse die Heiterkeit in mein Leben.

Ich wollte am ersten Tag im neuen Jahr wenigstens einmal laut lachen und bin ins Kino gegangen. Iris et les hommes wird vermutlich nicht vom deutschen Filmverleih erworben werden, dafür ist der Film, nach einem sehr amüsanten Beginn, ein wenig zu leer und hat außerdem ein banales Ende. Aber ich habe dennoch gelacht. Zweck erfüllt.

Worüber ich mich auch amüsiere, eine Weile schon, ist das Magierduo Siegfried und Joy. Ihre Art, Menschen auftauchen oder verschwinden zu lassen, ist so wenig magisch wie clownesk und die vielen kleinen und großen NachahmerInnen, die bei Instagram verlinkt werden, sind auch herzallerliebst.

Kann das helfen, die Weltlage zu ertragen? Das werden wir sehen.

Es hilft mir heute auf jeden Fall schonmal, dass ich bei den diversen Abos, die ich kündigen will, und die mich in ihrer Absurdität des Prozederes, eigentlich schreien lassen wollen, nur kurz schnaufe, alles wegklicke, den PC neu starte und hoffe, dass es später vielleicht doch geht: Um den Streamingdienst Canal+ Serien, über den Internetanbieter free für ein Jahr kostenlos erworben (vollkommen sinnlos, nicht eine einzige Serie gesehen), zu kündigen, muss man sich zunächst bei free einwählen (ich hoffe, Sie haben ihr Login und das Passwort gespeichert), dort auf “Fernsehen” klicken, die Serien von Canal+ anklicken und dann werden Sie gebeten, zwecks Änderung des Abonnements sich nun bei Canal+ im “espace privée” einzuklicken. Das hätte man auch direkt machen können, aber dafür brauchen wir das Passwort von Canal+, das wir leider nicht eingespeichert haben und an das wir uns ums Verrecken auch nicht erinnern können. Ich dachte via free könnte man das umgehen. Nix is. Ich teste mal alle Variationen der möglichen für “banale-Seiten-gewählten-Passwörter” durch. Keines funktioniert. Passwort vergessen also, neues Passwort anfordern. Ich bekomme zwar einen Link geschickt, der führt aber ins Leere. Ich versuche es mehrfach, in der Zwischenzeit ist die Seite bei Canal+, wo ich versuche ein Passwort einzugeben, erloschen. WTF. Warum muss man das 2024 immer noch erleben? Wieviel Lebenszeit geht mit diesem Mist verloren? Kein Mensch will mehr solche Szenarien lesen, sehen oder erleben. Nie wieder ein kostenloses Probeabo, schwöre ich mir. Einatmen, ausatmen, ich werde erstmal einen heiteren Text darüber schreiben und es später noch einmal versuchen.

Ich will auch versuchen, häufiger zu schreiben, kürzere Texte über kleinere Begebenheiten aus dem französischen Alltag. Heitere Grundstimmung. Was man sich eben so vornimmt am Anfang des Jahres. Wird das reichen? Auch das werden wir sehen.

Ein gutes, friedliches (zumindest im privaten Bereich, auf die Weltlage haben wir vermutlich alle keinen Einfluss), möglichst gesundes und heiteres Jahr 2024 wünsche ich Ihnen und uns allen!

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18 Responses to Heiter bis wolkig

  1. roswitha sagt:

    ein gutes jahr 2024 wünsche ich, mit stabiler gesundheit und vielen freudigen momenten. herzlichen gruß aus baden von roswitha

    • dreher sagt:

      Vielen lieben Dank! Das wünsche ich Ihnen und uns allen auch!

    • Marion sagt:

      Bonne année 2024, chère Christiane! Gesundheit und Inspiration! Glück, Liebe und (mehr) Heiterkeit! ☘ Deine Texte werden von vielen weiterhin sehr geschätzt 🥰! War auch gestern im Kino, eine schöne Parabel auf Sinn und Sinnlichkeit zum Jahreswechsel: https://www.youtube.com/watch?v=t2L8CP31-14

      • dreher sagt:

        Danke dir, liebe Marion!
        Wünsche ich dir alles auch 🤗
        Danke für den Film-Tipp, ist mir völlig unbekannt! Ich “kenne” Bill Nighy nur aus “Love actually”.

  2. Gabriele sagt:

    Ein wunderbares Neues Jahr, liebe Christiane, Heiteres, wo immer es nötig und möglich ist, und vor allem Gesundheit für Dich und Deine Familie 🎊 Halten wir es mit dem neuen Jahr und unseren Erwartungen daran mit Erich Kästner: „Wird’s besser? Wird’s schlimmer?, fragt man alljährlich. Aber seien wir ehrlich, Leben ist immer lebensgefährlich.“ Bisous Gabi

    • dreher sagt:

      Danke liebe Gabi,
      ein wunderbares, gesundes und heiteres Jahr auch für dich und deine Familie!
      Liebe Grüße!

  3. Ute sagt:

    Haha, beschäftige mich auch gerade mit Aufräumen im www und dem Löschen zahlreicher sinnfreier Newsletter, da sieht man zum Glück schnell Erfolge🤣
    Mein Yogalehrer spricht immer vom “grundlosen Lächeln”, auch eine gute Übung und Form, mehr Heiterkeit ins Leben zu holen.
    Ich wünsche Dir ein gutes Jahr, in dem Du Dich immer wieder an Dein Wort erinnerst.
    Liebe Grüße aus dem Rheinland
    Ute

    • dreher sagt:

      Danke liebe Ute, dir auch ein gutes und heiteres Jahr! Und weiterhin viel Erfolg beim Aufräumen im Web!

  4. Ursula Weber sagt:

    Liebe Christiane, vielen Dank für deine guten Wünsche an uns alle zum neuen Jahr ❣️, das wünsche ich auch dir und deiner Familie 🍀🍀🍀
    Mit herzlichen Grüßen Uschi 💕

  5. Daniela sagt:

    Gib du dem Himmel
    dein Glück in die Hände.
    Alles geht weiter.
    Sei heiter!
    Sei heiter!

    – Mascha Kaléko

    Möge das neue Jahr Ihnen freundlich entgegen kommen!
    Liebe Grüße * Daniela

    • dreher sagt:

      Oh wie schön und so passend! 💗🤗🙏 Lieben Dank Daniela!
      Möge das Jahr Ihnen auch freundlich entgegen kommen!

  6. Martina sagt:

    Das mit dem grundlosen Lächeln ist richtig gut!
    Ich versuche das manchmal, wenn ich zum Supermarkt latsche. Das fällt anderen auf und plötzlich werde ich von wildfremden Leuten angelächelt. Vielleicht werde ich deshalb so oft nach dem Weg gefragt.
    In diesem Sinne ein freundliches Neues Jahr
    Martina

    • dreher sagt:

      Genau! Freundlichkeit kommt in der Regel zurück ☺️ was schön ist!
      Ebenfalls ein freundliches Jahr für Sie! Liebe Grüße!

      • Marion sagt:

        Ich erinnere mich dabei an eine frühere Therapeutin, die mir das “grundlose Lächeln” geradezu “verboten” hat, im Sinne der Authentizität sozusagen 🙁. Aber ich konnte es mir nicht abgewöhnen 😀. Ein Rest Positivität und Humor müssen schon sein 😁, auch wenn ich mich innerlich vielleicht anders fühle.

        • dreher sagt:

          Ich habe bei und mit einer Therapeutin auch das Lächeln abgelegt – aber es war so ein “Schutzlächeln”, so ein “ich bin ganz lieb, tu mir nix”-Lächeln oder auch ein falsches “es ist alles in Ordnung”-Lächeln, obwohl es in mir brodelte. Das tue ich nicht mehr. Aber “grundlos” jemanden anlächeln, das tue ich hin und wieder. Oder bewusst lächeln statt muffig gucken. :D

  7. Marion sagt:

    Danke für die Differenzierung. So meinte ich bzw. die Therapeutin das eigentlich.

  8. Martina sagt:

    Was heißt schon ‘grundlos’? Wenn es einem gut geht und man zufrieden oder sogar glücklich ist (nicht mit der Welt, aber mit der eigenen Situation), ist das immer ein Grund zu lächeln. Außerdem kriegt man dann schönere Falten!