Chandeleur oder heut’ gibts Crêpes!

Meine Instragram-Timeline ist schon am frühen Morgen voller Crêpes-Rezepte, denn heute ist Chandeleur, Mariä Lichtmess, da werden in Frankreich traditionell Crêpes gegessen. Alle Frenchies weltweit teilen ihr Crêpes-Rezept. Traditionen wollen hier eingehalten werden, so mache ich also auch Crêpes, das Rezept nehme ich von typischfranzösisch, es ist weniger gourmand als (Achtung, hier kommen Sie zu Youtube –>) die Variante meines Koch-Helden Philippe Etchebest, von dem man immer denkt, da hat sich ein Rugbyman in die Küche verirrt, und dessen Rezepte seines Anfängerkochbuchs ich peu à peu nachkoche, und mit dem ich sogar, Achtung, das mögen Sie vielleicht nicht hören oder lesen, an Weihnachten eine terrine de Foie Gras mit Erfolg gemacht habe. Ich war ganz unsicher, ob es meiner verwöhnten französischen Familie schmecken würde und fragte dreimal nach “schmeckt es euch wirklich?”, und “ist es wirklich gut und so wie es sein soll?”, aber sie bestätigten mir mit vollem Mund, dass es köstlich sei und es blieb auch kein fettiges Entenleberstückchen übrig. Merci Monsieur Etchebest, mein Held, allerdings halbiere ich immer seine normannische Üppigkeit bei Sahne und Butter, und heute also mache ich Crêpes nicht nach seinem Rezept.

Mein größtes Problem ist nicht etwa der Teig, sondern die Form der auszubackenden Crêpes – wir besitzen drei verschiedene Crêpe-Pfannen, zwei aus Monsieurs Uralt-Beständen, die dritte habe ich mir selbst gekauft, aber irgendwie komme ich mit keiner zurecht. Nein, ich rede nichtmal davon, die Crêpe in die Luft zu werfen, die sich dabei drehen und wieder in der Pfanne landen soll, ich rede auch nicht davon, zusätzlich ein Geldstück in der Hand zu halten, was man tun soll, damit einem das Geld nicht ausgeht, ich rede nur davon, eine runde und gleichmäßig dünne Crêpe hinzukriegen. Bislang sahen meine Crêpes immer ein bisschen aus wie Kunstobjekte oder erinnerten an Quallen. Geschmeckt haben sie natürlich trotzdem. Aber ich habe nie, so wie in der Familie üblich, mal eben schnell fünfzig Crêpes gebacken und dazu eingeladen – hier isst man nämlich nicht eine Crêpe zum Nachtisch, sondern mindestens drei, man muss ja schon allein, um mehrere Geschmacksrichtungen zu probieren (Salzkaramell, Maronencreme, Zucker mit Zitronensaft, Orangenkonfitüre …) mehrere Crêpes essen; Monsieur, der Schwiegersohn und die Enkel schaffen locker fünf. Wenn wir zehn am Tisch sind, das ist man hier schnell, braucht es also mindestens fünfzig Crêpes. Ich bin froh und ausreichend erhitzt, wenn ich zehn irgendwie ausgebacken habe.

Aber auch hier gilt, Übung macht die Meisterin, und nach knapp zwanzig Jahren, habe ich heute halbwegs den Dreh raus und kann ich plötzlich auch runde Crêpes, hurrah!

Nicht unbedingt gleichmäßig dünn, das kleine Stöckchen, um den Crêpeteig schön zu verteilen, das es hier im Haushalt schon einmal gab, habe ich immer noch nicht wiedergefunden und auch nicht daran gedacht, es erneut zu kaufen, Chandeleur ist wie Weihnachten, es kommt immer ganz plötzlich.

Ich mag übrigens @clementinelatron, ein Frenchy in Amsterdam (auf Instagram) sehr gerne. Die Serie zu Crêpes ist sehr witzig!

Voilà, und wir essen jetzt! Bon appetit!

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5 Responses to Chandeleur oder heut’ gibts Crêpes!

  1. Marion sagt:

    Erinnert mich an den Film “Julie & Julia”, den ich vor kurzem nochmal gesehen habe. Habe sooo gelacht, M. Streep ist so gut:
    https://www.youtube.com/watch?v=hUl-Q5NTi94
    Die Bloggerin ist übrigens bereits verstorben, viel zu jung.

    • dreher sagt:

      Du bist so inspiring in diesen Tagen, Marion, thanks. Das oben verlinkte Video ist zwar nicht in meinem Land verfügbar, ich habe mir aber den offiziellen Trailer angesehen – den Film werde ich mir auch suchen. Man lacht viel zu selten!

      Es gibt übrigens auf Netflix noch einen Schachspielerinnen-Film – Damengambit heißt er auf Deutsch, habe gestern die beiden ersten Folgen gesehen. Nicht lustig, aber durchaus sehenswert!

  2. Ute sagt:

    Wie schön 🤩
    Bin übrigens sehr beeindruckt davon, wie Philippe Etchebest alles, was er nicht mehr braucht, immer direkt hinter sich in die Spüle stellt😁