Eigentlich ist es umgekehrt, erst kommt etwas anderes, dann die Fotos von Monaco, aber es hörte sich überschriftsmäßig nicht sehr rund an und ich wollte das inflationär genutzte “dies und das” heute mal vermeiden.
Kurzer Besuch in Deutschland also, am Flughafen in Nizza entging man dem Festival aber auch nicht. Ich vermute stark, es handelt sich nur um Deko und es wird kein ausgelagertes Festival-Event in der Flughalle des Terminal 1 geben.
Ausnahmsweise hatte ich beim Hinflug einen Fensterplatz, die Umbuchung des Sitzplatzes ist jetzt (bei den Economy-Flügen) kostenpflichtig, also lasse ich mir den Fensterplatz gefallen und auf dem Rückflug zähneknirschend den mittigen Platz, den ich wirklich nicht mag. Der Blick aus dem Fenster aber bringt mir das Foto zum vorletzten Artikel, in dem ich berichtete, dass sich der vom Regen aufgewühlte und verschlammte Fluss Var bei St. Laurent ins Meer “wirft”. Hier sehen Sie, wie das aussieht. Ganz rechts im Bild sieht man den sich dahin schlängelnden Fluss, die Mündung aufzunehmen habe ich leider knapp verpasst, aber das Ergebnis ist eben Schlammgrau in Türkis.
Auf dem Rückflug erlebe ich zum ersten Mal, dass die Business Class die Hälfte des Flugzeugs einnimmt, viele mittelalte und ältere Herren sitzen dort, der Sprache nach amerikanisch, mit edlem Sporthemd und Baseballkappe. Die Formel 1 lässt schön grüßen. Und damit sind wir auch schon beim Thema. Ich war bisher nur ein paar Mal in Monaco und noch nie während oder gar wegen der Formel 1. Schnelle und zudem viel zu laute Autos im Kreis fahren zu sehen, ist überhaupt nicht mein Ding. Monsieur war als junger Mann mehrmals als Zuschauer dabei, heute schaut er sich das Spektakel lieber gemütlich vom Sofa aus an, wo es allerdings oft so langweilig ist, dass er dabei einnickt. Früher, ja früher, als noch nicht alle Autos gleich schnell fuhren und es noch weniger Sicherheit gab, dafür aber spektakuläre Überholmanöver und leider auch immer wieder Unfälle, brennende Autos und verletzte Fahrer, da war die Formel 1 noch spannend. Der letzte Tote in der Formel 1 war Ayrton Senna (1994 beim Grand Prix von San Marino/Imola). Das habe ich aus dieser makabren Liste. Es gibt ja Listen für alles. Aber der Tod von Jules Bianchi, einem sehr jungen Rennfahrer aus Nizza, der aus einer südfranzösischen Rennfahrerfamilie stammte und 2014 in Japan verunglückte und an den Spätfolgen starb, ist der, an den man sich hier am meisten erinnert. Ich persönlich erinnere mich nur an den Unfall von Niki Lauda. Dazu gibt es übrigens Videos im Internet, die man sich ohne die heute so übliche Vorwarnung für “sensible Menschen” anschauen kann. Aber das verlinke ich Ihnen nicht.
Als wir kürzlich von Beausoleil, das ja an Monaco grenzt, zum monegassischen Hafen wollten, um die in der Zeitung erwähnte historische Ferrari-Sammlung im Auto-Museum des Fürsten anzusehen, stießen wir auf Absperrungen und Umleitungen und sahen von Ferne Tribünen. Aah! Hier denken Sie sich ein “Mit-der-Hand-auf-die-Stirn-klatsch-Geräusch”. Die Formel 1! Wie konnten wir das nur vergessen? Erstaunlicherweise finden wir doch noch einen Parkplatz in einer kleinen Seitenstraße unweit des Hafens und erkundigen uns bei einem Mitarbeiter der Stadt (in erkennbarer Warnweste), der gerade einer Dame beim Aufladen ihres Elektroautos hilft, nach dem Weg zur Ausstellung. Er erklärt uns den Weg, sagt aber auch, dass wir wahrscheinlich nicht hinkommen, weil alles abgesperrt ist, oder wir möglicherweise lange Umwege machen müssen oder vielleicht über die “passerelle” auf die andere Seite kommen. Ich werde etwas aufgeregt, als wir uns in den Strom der Menschen einreihen, die sich an den Absperrgittern vorbeischieben.
Aber es ist natürlich kein richtiger Formel-1-Tag, letztes Wochenende fand hier der “Historische Grand Prix von Monaco” statt, aber heute ist ein ganz normaler Montag, die Autos, die auf der Rennstrecke an uns vorbeifahren, sind “normale” Porsche, Mercedes oder Nullachtfünfzehn, dazwischen auch ein paar Motorräder.
Die passerelle, eine Behelfsbrücke, ist gesperrt, aber es gibt überraschend eine kleine Öffnung in der Absperrung.
Überqueren auf eigene Gefahr, Blick nach links (eigentlich überflüssig), Blick nach rechts (von dort kommen heute alle) und los.
Wir hoppeln über die Rennstrecke, ich gebe zu, dass ich das aufregend finde,
dann unter Tribünen und über Behelfstreppen zickzack zum Hafen hinab, vorbei am Automobilclub (der andere Prestigeträchtige Verein Monacos neben dem Yachtclub),
Blick aufs Schwimmbad, Monte Carlo und Monaco. Und überall Tribünen.
Die Ausstellung aber hat bereits geschlossen, man kann sich noch so sehr die Nase am gläsernen Eingang platt drücken, man sieht absolut nichts von den Ferraris. Dann also auf dem gleichen Weg wieder zurück.
Monsieur bestaunt wenigstens den neuen Lotus und einen neuen Ferrari in einem Autohaus,
Wir kommen am Polizeirevier vorbei, dort eine Büste von Fürst Rainier, mit rot-weißem Blumenschmuck (rot-weiß sind die monegassischen Nationalfarben)
ich mache noch ein paar Bilder und dann fahren wir schon wieder davon.
Nach zwei Umleitungen sind wir plötzlich auf der Rennstrecke! Und das mit unserem kleinen Fiat, ich kann es nicht glauben, und ich kann kein Foto machen, weil ich fahren muss, herrjeh!
Wer sich für alte Ferraris interessiert, hier ein kleiner Einblick: Die Erfolgsgeschichte von Ferrari begann 1950 in Monaco! In der Ausstellung sind alle Ferraris zu sehen, die von berühmten Rennfahrern (Niki Lauda! Michael Schuhmacher!) gefahren wurden und heute privaten Sammlern gehören! Nebenbei gibt es einige Filmschnipsel von den fast gemütlich anmutenden Autorennen der 50er Jahre, als die kleinen runden Autos noch ohne Sicherheitsvorkehrungen an den Geschäften und Cafés der Innenstadt vorbeifuhren, und von heute.
Und falls Sie sich jetzt für den Grand Prix de Monaco interessieren, der findet jetzt am Wochenende statt. Gut sehen könnten Sie das Spektakel etwa von einer Hochhausterrasse oder von einer Jacht, wenn Sie dafür vielleicht schnell noch ein VIP-Paket erstehen wollen. Buffet, Champagner und Anti-Lärm Kopfhörer inklusive. Preis für die Hochhausterrasse am morgigen Samstag etwa ab 4950€. Schnäppchen.
Man setzt hier übrigens große Hoffnungen in den jungen Monegassen Charles Leclerc, ein enger Freund von Jules Bianchi.
Guten Morgen Christine ,
Wir waren 1 Woche vor dem historischen Grand Prix in Monaco , da steckten wir so im Stau fest, das wir nur noch versuchten aus diesem Ort heraus zu kommen. Ich habe mich gefragt, wie die Einwohner von Monaco dort leben bei diesem unglaublichen Verkehrsgedränge ? Herzliche Grüße Heidi
Liebe Heidi, ich frage mich das auch jedes Mal, zumal es immer auch noch riesige Baustellen gibt, Umleitungen, Sperrungen, und alles ist außerdem untertunnelt. Ich bekomme dort wirklich Raumnot. Die echten Monegassen sind aber ausnahmslos stolz auf ihr kleines und besonderes Land, scheint mir, und nehmen all das hin. Der Umgang mit dem Grand Prix ist dann so ähnlich wie mit dem Kölner Karneval – entweder man ist begeistert dabei, vermietet seinen Fensterplatz oder Balkon, oder man sucht für ein paar Tage das Weite.
Liebe Grüße!