Berge im Nebel

Seit fünf Tagen regnet es fast ununterbrochen. So sieht es hier aus. Man sieht nichts. Heute war im Nachbardorf La fête de la noix, das Walnussfest, ehrlich gesagt hat es mich bei dem miesen Wetter nicht so richtig hingezogen, aber dann war ich doch froh, da gewesen zu sein, alle haben sich gefreut, uns zu sehen, es waren so wenige BesucherInnen gekommen, dass wirklich jede(r) Einzelne gezählt hat. Ich kenne das von unserem Weihnachtsmarkt, wenn wegen des schlechten Wetters niemand von außerhalb kommt.

südfranzösische Alpendörfer, nur echt mit Stromleitung

Auf dem Bücherflohmarkt haben wir zwei Bücher gekauft (Simenon, Brétécher), bei einem anderen Stand kauften wir eine Kräuterteemischung (Verveine-Minze), dann einen riesigen länglichen Kürbis, der ein bisschen aussieht wie eine zu große Zucchini, und das, meine Damen und Herren, ist der einzige Kürbis, den ich wirklich mag, er (sie) heißt Courge Longue de Nice, wörtlich “Lange(r) von Nizza”, ein Muskatkürbis mit wenigen Kernen und festem Fruchtfleisch und wirklich tollem Geschmack, auf deutsch heißt er “Langer von Neapel”, na gut, Nizza gehörte bis vor nicht allzu langer Zeit zum Großherzogtum Savoyen und war quasi italienisch. Ich kann ihn den mitlesenden Gartenbesitzern nur empfehlen! Wenn er in diesem Klima hier gedeiht, dann gedeiht er auch gut in Deutschland, darauf können Sie sich verlassen!

Hotel des étrangers

Und beim jungen Sohn des örtlichen Käserproduzenten, der den Hof vor kurzem von seinem Vater übernommen hat, kaufen wir Käse und Joghurt. Walnüsse kaufen wir nicht, denn wir haben gerade selbst einen Sack Nüsse geschenkt bekommen, die ich leider aus Versehen auf dem Kaminofen gekocht habe (ich wollte sie nur trocknen), aber die müssen ja auch gegessen werden!

Danach haben wir uns in der kleinen Auberge aufgewärmt und das Festmenü gegessen,

und da die Auberge mit ca. 80 Leuten gerechnet hatte, aber bei dem Wetter nicht einmal 40 Gäste kamen, gab es üppige Portionen: Zuerst eine mit Speck, Nüssen und Roquefort gefüllte Quiche als Vorspeise (gute Mischung, wird nachgebacken), Schweinefilet mit Nusssauce, Zucchinigratin und Süßkartoffelpüree (gut und sättigend) und zum Nachtisch Nusshonigkuchen auf Vanillesahne mit einer Kugel Ahorn-Walnusseis. Sehr lecker! Die Auberge, in der wir im großen alten Saal mit viel altmodischer Dekoration saßen, ist ein wenig in der Zeit stehen geblieben,

das Schönste ist die kleine, versteckte Terrasse, auf der man im Sommer richtig schön sitzen kann.

Schon auf dem Hinweg hatte Monsieur auf einer großen Lichtung Pilze gesehen, also hielten wir auf dem Rückweg an und fanden im Nu unsere Klassiker die Sanguins und die Petits gris. Es wuchsen noch vielerlei andere Pilze, von denen Monsieur meinte, es seien ausgezeichnete Speisepilze, aber er wusste nichtmal ihren Namen, ich bestand darauf, dass wir sie in diesem Fall stehen ließen.

Sanguins zwischen Schafskötteln

Von der Stelle, wo das Auto stand, kann man normalerweise unser Dorf sehen, aber heute war es nur Nebel.

Weil es so schön passt, teile ich diesen Film über die Reise zweier junger Frauen, die in einem alten R4 Kastenwagen vom Mont Blanc bis nach Menton fahren, das war ein Tipp von Marion, merci, sie fahren zwar nicht explizit durch unser Tal, aber nebenan sieht es so ähnlich aus. Ich mochte vor allem den Beitrag über die junge Frau, die versucht, die heimische Wollproduktion wieder zu beleben. Das versuchen hier in der Gegend auch ein paar junge Frauen, sie nennen sich lainerebelle und haben auch eine schöne Instagramseite @lainerebelle. Dort sieht man manchmal eine junge Frau, Adeline, die die Schäferei ihres Vaters übernommen hat (in einem Weiler des Dorfes, wo ich mein erstes Jahr in den Bergen verbracht habe); sie hat besondere Schafe Mourérous mit einer besonderen Wolle.

Eine besondere Wolle haben auch die Pommerschen Schafe auf der Insel Rügen, mit denen Marco und sein Team in Deutschland unter dem Label nordwolle hochwertige Kleidung zu fairen Bedingungen herstellen. Vielleicht kennen Sie Marco auch von Instagram @nordwolle, wo er sich gerne über die Verwaltung aufregt, die ihm immer wieder Steine in den Weg legt.

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6 Responses to Berge im Nebel

  1. Marion sagt:

    Hach…

  2. Ulrike sagt:

    Ich sitze mit am Tisch, gehe durchs Dorf, schwimme im Meer. Vielen Dank fürs Mitnehmen.

  3. sunni sagt:

    Ach, einfach nur ach….So viele Erinnerungen, soviel Schönes, das wir gemeinsam in den französischen Alpen, auch um den Mont Blanc und das Jura sahen. Und Ihre wundervollen Fotos aus dem Bergdorf und die Beschreibungen, die mich sofort dorthin mitnehmen…Was würde ich geben, das alles noch einmal zu sehen…Rien ne va plus…Bises! Sunni