
Dieses Mal waren wir wieder im Kino, ich finde das immer ziemlich genial, das Spektakel auf dem roten Teppich ist so laut, Musik wummert, die Fans, die Journalisten, die Fotografen, alle rufen und sprechen aufgeregt durcheinander, und man ist im Kino so nah dran, dass man wirklich glaubt, Robert de Niro, Quentin Tarantino und Juliette Binoche live gesehen zu haben. Aber natürlich bin ich hier schon wieder zu spät, Katja Nicodemus hat ihren amüsanten Text über die ersten Eindrücke in Cannes (es gibt deutsche Filme im Wettbewerb, außerdem Kakerlaken, frau darf erstmals auch in flachen Schuhen auf den roten Teppich, Luxusjachten sind dieses Jahr billiger zu mieten) wie sich das gehört, gestern Nacht schon geschrieben.




Die Eröffnunsgzeremonie, dieses Mal geleitet vom Schauspieler Laurent Lafitte (ihn kennt man vielleicht, weil er in einer Netflix Serie ziemlich genial Bernard Tapie darstellt), die letztes Jahr noch als “Wort- und Tränenreich” kritisiert wurde (Katja Nicodemus), schien mir dieses Jahr ziemlich rasant durchgetaktet zu sein. Die Jury, deren Vorsitz Juliette Binoche hat, wurde vorgestellt, Mylene Farmer sang ein Liedchen zu Ehren von David Lynch, dann kam schon Leonardo di Caprio auf die Bühne und überreichte dem sehr gerührten Robert de Niro die Ehrenpalme. Quentin Tarantino eröffnete danach ohne Umschweife das Filmfestival 2025 und warf das Mikro dramatisch auf den Teppich. Lafitte, Binoche und vor allem Robert de Niro hatten ernste Themen in ihren Reden, Kriege, Terrorismus, Faschismus, sie machten sich für die Kunst stark, für Freiheit und für die Demokratie.

Der Eröffnungsfilm “Partir un jour”, wie ich in einem Kommentar zum gestrigen Beitrag schon schrieb, ist vielleicht kein großer Kinofilm, ich mochte ihn aber dennoch gerne und zitiere erneut Katja Nicodemus:
Er handelt von einer aufstrebenden Pariser Köchin, die wegen ihres kranken Vaters zurück in das Fernfahrerrestaurant ihrer Eltern kommt. Außerdem sind da: eine ungewollte Schwangerschaft, die ehemalige große Liebe und das Leben überhaupt. Zwischen Tanz- und Gesangseinlagen und einer Küche, der man ansieht, dass dort wirklich gekocht wird, gelingt es dem Film, von Frankreich zu erzählen, von seiner Kulinarik, dem Verhältnis von Provinz und Hauptstadt, von denen, die dableiben, und denen, die eines Tages weggehen.
Es ist der erste Spielfilm der Filmemacherin Amélie Bonnin, außerdem eine Comédie Musicale, das heißt, es wird mal wieder gesungen. Das ist vielleicht nicht neu, ich kann mir auch vorher nie vorstellen, wie das passen soll, aber es passt. Ich habe begeistert mitgesungen (bekannte französische Chansons), war mittendrin und manchmal gerührt (etwa wenn der herzkranke Vater beim Kartoffelschälen in der Küche “Je veux mourir sur scène” von Dalida singt). Wir sehen eine neue und frische Schauspielergeneration, das Publikum im ausverkauften großen Saal des Cineum ist jedoch alles andere als neu und frisch und eher schwer zu begeistern für das Witzige im Film. Der Film bekam nur freundlichen Applaus, und das, obwohl hier und da heimlich Champagner gesüppelt wurde. Man schafft sich sein glamouröses Ambiente selbst, nicht wahr.

Heute lief ich dann kurz durch die Stadt und machte die üblichen Fotos. Doppelte Absperrgitter, lange Schlangen. Sehr großer Sicherheitsaufwand. Ich habe noch nie so viel Polizei gesehen.


Die Leitern der Fans in der ersten Reihe.
Glamour.
Und Realität.
So viel für heute!
Ah, Laurent Lafitte, der bad boy aus “Les beaux jours”! Und Amélie Bonnin (nie zuvor von ihr gehört) steht zu ihren grauen Haaren (gerade ein bisschen rumrecherchiert), das ist in F bestimmt immer noch viel seltener als hier. Schön, dass du eine gute Zeit im Kino hattest, auch als “alter Festivalhase” 😉.
Liebe Christiane, endlich möchte ich mich für deine interessanten interessanten Berichte bedanken.
Alles Gute für Euch und herzliche Grüße 🍀🍀🍀U.
Danke liebe Uschi! Alles Gute auch zu dir!
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